Wiener Staatsarchiv zeigt Schicksals-Papiere

Herzstück der aktuellen Ausstellung im Staatsarchiv Wien \“Schicksals-Papiere. Österreich seit 1945 im Staatsarchiv\“ sind die österreichische Kopie des Staatsvertrages sowie das Original des \“Moskauer Memorandums\“, mit dem im April 1955 der Grundstein für die österreichische Unabhängigkeit gelegt wurde. Andere Ausstellungsstücke geben Aufschluss über das Alltagsleben in der Nachkriegszeit – über die Marshallplan-Hilfe, den Wiederaufbau und die Heimkehr vertriebener Juden aus ihrem Exil in Shanghai.

\"Schicksal-Papiere\"

Das Österreichische Staatsarchiv hat aber auch amüsantes Material wieder ans Tageslicht geholt, so einige der Einsendungen zum Preisausschreiben für eine neue Nationalhymne 1946. Unterrichtsminister Felix Hurdes wollte damit im April 1946 den idealen Text für die Bundeshymne finden. Das Preisausschreiben erwies sich jedoch als Flop, obwohl 10.000 Schilling Preisgeld winkten. Keiner der 1.800 Text- und Melodievorschläge erschien der Jury geeignet, als \“Lied hymnischen Charakters\“ Österreich und seine Bevölkerung \“im In- und Ausland würdig zu repräsentieren\“.

Der Vorschlag eines unbekannten Scherzboldes lautete beispielsweise: \“O Österreich, O Heimatland wie bist du reich an Erbsen, Du weißt allein wie sie uns blähen mit Winden und mit Schmerzen.\“ Schließlich bat man 15 Dichter um ihre Vorschläge – durchsetzen konnte sich Paula von Preradovic mit ihrem \“Land der Berge\“. Wie einige der damaligen Alternativvorschläge geklungen hätten, können sich Interessierte nun in der Ausstellung anhören.

Das lebhafte Ausstellungs-Design von Architekt Eduard Neversal und Grafiker Wolfgang Stocker – große Schwarz-Weiß-Fotos auf den Konsolen, Einbeziehen des Hofes – trägt zu einer gelungenen Akzent-Setzung bei. Bewusst widersprüchlich ist etwa die Gestaltung des zweiten Raums: Den Kriegs-Heimkehrern wird hier der wieder erstarkenden Fremdenverkehr gegenübergestellt. Werbeplakate für das \“Ferienparadies Österreich\“, Lebensmittelkarten für Touristen, aber auch Visa für Shanghai (wohin viele Juden geflüchtet waren) finden sich hier.

Info:
Zu sehen sind die Zeitdokumente vom 2. März bis zum 31. Mai im Palais Porcia in der Herrengasse 23, A-1010 Wien (Download Ausstellungsflyer als pdf).

Kontakt:
Österreichisches Staatsarchiv
Archiv der Republik
Telefon: +43 (0)1 79540 251
adrpost@oesta.gv.at
www.oesterreich2005.at

Quelle: Der Standard, 5.3.2005; Daniela Tomasovsky, Die Presse, 2.3.2005

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