Besatzerführer 1945: \“Hands up – henda hohk\“

Als die alliierten Westmächte Ende des Zweiten Weltkrieges die Grenzen Nazi-Deutschlands erreicht hatten, gab die britische Regierung im November 1944 eine Handreichung für die Besatzung heraus. \“Germany\“ steht in schwarzen Lettern auf dem Titelblatt des kleinen grauen Heftes, von dem auch das Darmstädter Stadtarchiv ein Exemplar besitzt. Die Broschüre verbindet auf rund 50 eng bedruckten Seiten ein Charakterbild der Deutschen mit einer Benimm-Fibel für Besatzer.

Neben einer umfangreichen Abhandlung über die Entwicklung Preußens bis zum Aufstieg Adolf Hitlers wird die Organisation und Ideologie der Nationalsozialisten skizziert, aber auch über ihre Gräueltaten informiert. \“Hitler ist ein größerer Despot als King John in England", heißt es in dem Heft. Die Deutschen seien zudem aber autoritätsgläubig, würden nur Befehlen gehorchen und fühlten sich sich nicht verantwortlich für den Krieg und die Untaten, die von ihnen ausgegangen seien.

Mit dem Heft bereitete die Regierung ihre Soldaten auch auf die Lage in Deutschland vor: eine ausgehungerte Bevölkerung in zerbombten Städten. Die Soldaten sollten sich jedoch keinen sentimentalen Gefühlen hingeben, sondern distanziert bleiben, zumal viele Deutsche versuchen würden, sich "auf die Gewinnerseite zu schlagen". Gelobt wird in dem Besatzerführer hingegen das deutsche Essen und das deutsche Bier, das unter normalen Umständen das \“wohlschmeckendste der Welt" sei. Die Broschüre endet mit Informationen über Währung und Straßenverkehr (unbedingt rechts fahren) sowie der Übersetzung wichtiger Phrasen \“hands up – henda hohk\“. Für faule Leser sind auf zwei Seiten die \“Do\’s\“ und \“Don\’ts\“ zusammengefasst wie: \“Don\’t go looking for trouble\“ (Such\‘ keinen Ärger), \“Trage die Uniform ordentlich", denn Deutsche achteten Uniformen. Und: \“Go easy on Schnaps\“ …

Quelle: STERN/Ingo Senft-Werner/DPA, 4.3.2005

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