Fünf-jähriges Bestehen des Amtsarchivs Nordstormarn

Im Kellergeschoss des Amtes Nordstormarn befindet sich eine "Schatzkammer": Dort bewahrt das Archiv für die zwölf Gemeinden und die Amtsverwaltung umfangreiche Unterlagen aus der Vergangenheit auf.

Reinfeld/Heidekamp – "Der Mensch ist ein geschichtliches und geschichtsbewusstes Wesen, das seinen Standpunkt sucht", weiß Archivar Neidhart Poedtke (73) aus Heidekamp, der zum 650-jährigen Bestehens seines Heimatortes im Jahre 2002 eine Chronik für die Gemeinde verfasste. Grundlage der Arbeit bildet der Beschluss des Amtsausschusses Nordstormarn aus dem Jahre 1999, mit welchem die damals 50 000 Mark zur Einrichtung eines Archivs bewilligt wurden. "Vorbildlich für Schleswig-Holstein", freut sich Sönke Hansen als Leitender Verwaltungsbeamter. Das Amt hat im Übrigen einen Beratungsvertrag mit dem Landesarchiv in Schleswig abgeschlossen.

Ein Kellerraum wurde mit einer Klimaanlage ausgestattet, um Luftfeuchtigkeit und Temperatur optimal zum Schutz der Akten regulieren zu können. Davor befindet sich der Arbeitsraum des Archivars und seiner Mitarbeiterin Gisela Gaede-Mohr aus Rehhorst. Beide sind jeweils donnerstags von 8 bis 12 Uhr anwesend und empfangen dann auch Besucher, die Einblick in die Unterlagen nehmen wollen.

Rund 1500 Akten liegen in Kartons im Regal. Das Archiv ist in drei Bestände unterteilt: Dokumentation der Verwaltungsarbeit des Amtes und der Gemeinden; schulische Angelegenheiten aus Gegenwart und Vergangenheit sowie geschichtliche Quellen von Kommunen, Verbänden, Parteien und Priavtpersonen. Insbesondere die Schulchroniken seien auch Spiegelbilder des Dorfgeschehens und der politischen Verhältnissen in den verschiedenen Zeitepochen, so der ehrenamtliche Archivar.

Quelle: Bernd Nursey, Kieler Nachrichten, 12.2.2005

Sprach-Archiv in Nijmegen

Ein Foto, das im Gedächtnis bleibt: Ein Europäer im T-Shirt, mit Bleistift und Notizbuch auf den Knien, sitzt neben einem bronzehäutigen Mann mit nacktem Oberkörper. Die interessierte nachfragende Haltung eines deutschen Wissenschaftlers, der über eine fremde Kultur und deren Sprache Nachforschungen anstellt, begegnet dem zurückgezogenen, in seiner Herkunftswelt verhafteten Blick eines Angehörigen des Aweti-Stammes.

Der namenlose Aweti-Mann lebt in Brasilien, in einem 130 Seelen-Dorf im Bundesstaat Mato Grosso. Sein Gegenüber, Sebastian Drude, arbeitet am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin. Drude gehört zum Forschungsteam eines von der Volkswagenstiftung mit 311.000 Euro geförderten Programms, das weltweit bedrohte Sprachen erforscht und dokumentiert. Zusammen mit seinen Kollegen Prof. Hans-Heinrich Lieb und Sabine Reiter ist er in das Gebiet der Quellflüsse des Xingu, eines der größten Zuflüsse des Amazonas, gereist, wo sich zwölf verschiede Indianerstämme mit vergleichbarer Kultur, aber unterschiedlichen Sprachen angesiedelt haben. Die Ergebnisse der Forschungsreisen werden eingespeist in ein zentrales elektronisches Archiv am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen.

Das Aweti gehört zu den Tupi-Sprachen, einer der größten Sprachfamilien in Südamerika, zu der rund 60 Sprachen zählen. Wie das Griechische in Europa, ist das Aweti isoliert, weil es zu keiner anderen Indianersprache in einem engen verwandtschaftlichen Verhältnis steht. Und gerade das macht sie für die Wissenschaftler so interessant. Es sei erstaunlich, dass diese Sprache noch existiert, da in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nur noch etwa zwei Dutzend Sprecher am Leben waren, sagt Drude. Inzwischen hat sich die Sprechergemeinschaft konsolidiert. Doch durch den wachsenden Kontakt mit der Außenwelt ist die kulturelle Identität der Aweti erneut gefährdet. Noch schicken Eltern ihr Kinder zwar nicht auf eine portugiesischsprachige Schule. Aber die Neugier auf die Welt draußen und das wachsende Bedürfnis nach westlichen Gütern und Medizin lassen die Zukunft des Volkes unsicher erscheinen. Schon jetzt, so das Fazit der Wissenschaftler, gehen Mythen und Rituale verloren. Städte rücken näher und Firmen der Holz- und Agrarindustrie etablieren sich immer mehr im näheren Umfeld der Indianerstämme.

Die Aweti sind kein Einzelfall. Von Nord- und Mittelamerika über Südamerika, Afrika, Asien bis nach Australien und in die ozeanische Inselwelt hinein leben Völker, deren kulturelles Erbe durch Kolonisation, politische Machtwechsel oder den zunehmenden Einfluß der Weltsprachen gefährdet ist. Darunter das von den kanadischen Ureinwohnern gesprochene Beaver und die in Oklahoma, USA, gesprochene Indianersprache Wichita. Ziel sei, möglichst viele in ihrer Existenz bedrohte Sprachen aufzuzeichnen. Denn mit jeder verlorenen Sprache, drohen auch lebendige Zeugnisse wie Mythen, Rituale und Traditionen zu verschwinden, so Vera Szöllösi-Brenig von der Förderinitiative "Dokumentation bedrohter Sprachen".

Quelle: Anke-Sophie Meyer, Berliner Morgenpost, 13.2.2005

Filmpremiere \“Kommando Himmelfahrt\“

Wie schon in Folge 1/2005 dieser Zeitung angekündigt, startet die diesjährige Veranstaltungsreihe der Kreisgruppe München am 17. Februar, 19.00 Uhr, im Mathildensaal in München. Der aus Siebenbürgen stammende Regisseur Günter Czernetzky präsentiert seinen Film "Kommando Himmelfahrt z. b.V. 800 ‚Die Brandenburger‘". Der Film "Kommando Himmelfahrt" widmet sich den wenig erforschten Kleinkriegformationen der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs. Die Einheiten waren dem Militärischen Abwehrdienst – geleitet von Admiral Canaris – unterstellt. Sie wurden für den subversiven Kampf hinter den feindlichen Linien ausgebildet und dementsprechend eingesetzt. Die Existenz dieser Trupps war "Geheime Kommandosache". Dementsprechen schwierig und aufwendig gestalteten sich die dokumentarischen Recherchen u. a. im Bundesarchiv, Atb. Militärarchiv Freiburg, in der Deutschen Dienststelle Berlin, im Archiv der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltung. Im Film berichten Mitglieder dieser Sondertruppe, darunter auch Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, über ihre Ausbildung und Einsätze. Im Anschluss an den Film beantwortet Günter Czernetzky gerne Fragen von Zuhörern.

Der Mathildensaal, Mathildenstraße 4, liegt zentral und verkehrgünstig und ist mit U- und S-Bahnen (Haltestellen Sendlinger Tor und Stachus) sowie Bus und Straßenbahn gut erreichbar.

Der Film wird auch am 17.2. im Rahmen der Berlinale gezeigt.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung, 13.2.2005

Änderung der Zuordnung des Staatsarchivs Aargau

Die Aargauer Staatskanzlei wird in diesem Jahr vollständig neu strukturiert. Wie Staatsschreiber Peter Grünenfelder in der Mitarbeiterzeitschrift des Kantons ausführt, beschreitet die Staatskanzlei dabei «schweizweit Neuland». Das Ziel der Reform ist klar: Der Gestaltungsspielraum des Regierungsrates soll erhöht, die Führungsunterstützung gezielt neu ausgestaltet werden. Das Projekt soll bis Ende 2005 abgeschlossen sein, wobei im Laufe des Jahres das Statistische Amt, das Staatsarchiv und das Grossratssekretariat ausgegliedert werden. Noch offen ist die Zukunft der Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern – in dieser Sache wird dem Parlament eine separate Botschaft unterbreitet.

Quelle: Zofinger Tageblatt, 13.2.2005

Belasten Bundesarchiv-Dokumente SPD-Politiker?

Der Regierungskoordinator für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit, Karsten Voigt, soll im Herbst 1987 vertrauliche Militärstudien der Nato an die damalige DDR-Regierung geliefert haben.

Die für Spionagedelikte zuständige Bundesanwaltschaft habe das Justizministerium über diesen Verdacht bereits im Dezember vergangenen Jahres in einem ausführlichen Dossier unterrichtet, berichtet FOCUS. Der bei Generalbundesanwalt Kay Nehm angelegte Beobachtungsvorgang zum Fall des SPD-Spitzenpolitikers Voigt basiere auf kopierten Parteiakten der SED, die Sicherheitsexperten des Bundesnachrichtendienstes (BND) bereits im Juni 1998 in einer Außenstelle des Bundesarchivs in Berlin entdeckt hätten.

Aus internen Mitteilungen eines Abteilungsleiters im Zentralkomitee der SED an Politbüro-Mitglied Egon Krenz gehe hervor, dass Voigt zwei Nato-Berichte bereits vor deren Beratung und Verabschiedung im Nato-Militärausschuss seinen Kontaktleuten in Ost-Berlin übergeben habe.

Wie FOCUS weiter berichtet, schildern die Nato-Analysen geheime Konzepte des Luft- und Bodenkriegs sowie Modernisierungsprogramme bei den chemischen Waffen. Auch sensible Verteidigungsanalysen sowie die Umstände eines möglichen Einsatzes von nuklearen Waffen seien in den von Voigt weitergegeben Papieren geschildert worden.

Ein früherer General aus dem Führungsstab der Streitkräfte im Verteidigungsministerium sagte FOCUS, dass die Herausgabe dieser Unterlagen die Sicherheit der Nato eindeutig beeinträchtigt habe. Auf eine FOCUS-Anfrage zum Fall Voigt sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft, dass ein privater Hinweis eingegangen sei, dem jetzt nachgegangen werde. Weiteres wollte sie nicht mitteilen. Das Justizministerium lehnte eine Stellungnahme strikt ab.

Der frühere SPD-Außenpolitiker Voigt, der in den 80er-Jahren mit der DDR Abrüstungsverhandlungen geführt hatte, sagte FOCUS, er habe kein Verschlussmaterial an Ost-Berlin weitergegeben. Diese Papiere und Berichte bezögen sich zwar auf interne Unterlagen, aber die Inhalte seiner Berichte an den Militärausschuss waren seinerzeit bereits öffentlich.

Nach FOCUS-Recherchen wurden die im Bundesarchiv entdeckten Voigt-Papiere bereits im Juni 1998 dem damaligen BND-Präsidenten und heutigen Justizstaatssekretär Hansjörg Geiger vorgelegt. Er habe damals, drei Monate vor der Bundestagswahl, eine interne Untersuchung abgelehnt. Die belastenden Originaldokumente seien mittlerweile aus den Beständen des Archivs verschwunden. Eine akribische Suche der Bundesanwaltschaft in Berlin sei ohne Erfolg geblieben, so FOCUS.

Quelle: Focus online, 12.2.2005

Schelllack-Schätzchen wieder hörbar

Der Zahn der Zeit macht auch vor historisch wertvollen Tonaufnahmen nicht halt. Reden von Kaiser Wilhelm II., Fonograf-Erfinder Thomas Edison oder Abraham Lincoln liegen in den Archiven zwar noch auf Schellacks und in Wachszylinder geprägt vor, doch die sind ­zerkratzt, verbeult und schmutzbedeckt, sodass ein Abspielen das Tonmaterial weiter zerstören würde.

Vitaliy Fadeyev und Carl Haber vom Lawrence Berkeley National Lab der Universität von Kalifornien haben eine Methode entwickelt, wie sich der Inhalt der alten Medien wieder abspielen lässt, ohne sie weiter zu beschädigen. Die beiden Physiker hatten die Idee, mit einem hochpräzisen Mikroskop, dem Smart Scope, das normalerweise in der Teilchenphysik zum Einsatz kommt, den Rillenverlauf auf der Plattenoberfläche zu ­scannen. Einzelbilder zerbrochener oder beschädigter Platten können genauso digital wieder ­zusammengesetzt werden.

Die hochauflösende Aufnahme wird von einer speziellen Software verarbeitet, die aus den vielen kleinen Wellen im Rillenverlauf den eigentlichen Ton rekonstruiert. Durch die hohe Auflösung beim Scannen erhalten die Forscher dabei mindestens zehnmal mehr Informationen, als die Nadel eines Plattenspielers ­abtasten kann. So stehen die ­Chancen für eine Rekonstruktion schadhafter Stellen gut. Ähnlich wie bei heute für den Heimbereich zur Überspielung von Langspielplatten auf CD-ROM verfügbarer Software rechnet das Programm dabei störende Kratzer heraus.

Die Datei, die eine digitale Kopie der Platte darstellt, kann auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Das erste Werk, das durch die neue Technik wieder hörbar gemacht wurde, ist die Cover-Version von \“Goodnight Irene\“ der Gruppe The Weavers aus dem Jahr 1950.

Interesse und Fördergelder für die Entwicklung hat die Konservierungsabteilung der Library of Congress in Washington angemeldet, die 128 Millionen Tonaufnahmen auf verschiedenen Medien in ihrem Archiv beherbergt, darunter auch Wachszylinder, auf denen Töne vor 1902 aufgezeichnet wurden. Die Hälfte dieser Zylinder ist zerbrochen. Erste Erfolge in der Rekonstruktion dieses Mediums verzeichneten John McBride und Christian Maul an der Southampton-Universität, die einen Wachszylinder einscannten und von den Kollegen in Berkeley in eine Sounddatei transformieren ließen.

Die Forscher sehen es als Anreiz, Stimmen von Queen Victoria, Florence Nightingale oder sogar von Abraham Lincoln wieder hörbar zu machen. Laut Fadeyev und Haber wird es aber noch mindestens ein Jahr dauern, bis sie ein schnelleres und kompakteres Gerät entwickeln, das problemlos in den Archiven und nicht nur im Labor eingesetzt werden kann.

Quelle: diepresse.com, 12.2.2005

Restaurierung von Sergei Eisensteins »Panzerkreuzer Potemkin«

Der Münchner Filmhistoriker Enno Patalas, der schon Fritz Langs „Metropolis“ und „M“ restaurierte, hat jetzt die vollständigste Fassung von Sergei Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ vorgelegt. Seine Arbeit beschreibt er in der WELT.

Ein Ruf wie Donnerhall: Es geht um ein Werk, das wie kein anderes die Vorstellungen geprägt hat, die das 20. Jahrhundert sich vom Film „als Kunst“ machte. Mit „Panzerkreuzer Potemkin“ fand er zu seiner Identität als technisches Medium: ein Konstrukt aus fotografierten und montierten Realitätspartikeln, Mensch (Masse) und Maschine – Triebkräfte ein und desselben dynamischen Prozesses.

Der „Potemkin“ war nie ein „verlorener“ Film. 1958 wählten hundert Filmhistoriker aus aller Welt ihn zum „besten Film aller Zeiten“. Zu sehen war er damals in einer Tonfassung von 1950, in der ein paar Dutzend Einstellungen fehlten oder umgesetzt waren, mit Lenin-Zitaten vorneweg und im Schlußkommentar. In der Bundesrepublik wurden wiederum die Titel ersetzt durch einen Text von Friedrich Luft, der die künstlerischen Meriten des Films pries und seine historischen Implikationen kleinredete.

Anfang 1926, kurz nach seiner Moskauer Premiere, wurde „Potemkin“ erstmals in Berlin gezeigt. Der Regisseur Piel Jutzi hatte aus Eisensteins fünf Akten sechs gemacht, das Drama so zur Chronik verflacht. Kein „Kettenglied der revolutionären Arbeiterbewegung Rußlands“, sondern „eine irgendwie zufällige, untypische Meuterei mit historisch neutralem Hintergrund“, fand Eisenstein.

Im März 1926 verbot die Filmprüfstelle den Film, im April gab sie ihn frei mit 14 Schnittauflagen. Die Änderungen wurden im Originalnegativ des Films vorgenommen, das Goskino dem linken Berliner Verleih Prometheus verkauft hatte. In diesem Zustand kam das Negativ nach Moskau zurück. Die russische Fassung von 1950, mit von Stumm- auf Tonfilmnorm gestreckter Bildfrequenz und einer neuen Musik, respektierte die deutsche Bearbeitung. Zwischentitel wurden neu aufgenommen. Die „Jubiläumsfassung“ von 1976, von Sergej Jutkewitsch, war der bislang bemühteste und gelungenste Versuch, dem Eisensteinschen Original nahezukommen. Dessen Einstellungsfolge wurde wiederhergestellt, Mängel des Gosfilmofond-Materials wurden behoben durch Rückgriffe auf das Duplikatnegativ des New Yorker Museum of Modern Art (MoMA), dem der Eisenstein-Schüler Jay Leyda in den Dreißigern eine Kopie verschafft hatte.

Für die Sicherung des Films in seiner ursprünglichen Form brachte das Jubiläum nichts. 1986 konfrontierte die Frankfurter Junge Deutsche Philharmonie uns im Münchner Filmmuseum mit dem Wunsch, für Aufführungen eine Kopie bereitzustellen. Wir schnitten eine Gosfilmofond-Kopie um, ergänzten sie in großer Eile mit Duplikaten aus dem Londoner National Film Archive und versahen sie mit deutschen Titeln. Das Ergebnis war ein Kompromiß zwischen Eisenstein- und Jutzi-Fassung. Unvergeßlich ist mir der Effekt, den bei der Aufführung in der Münchner Philharmonie das Finale des dritten Akts machte – wenn die von Hand rot gefärbte Fahne am Mast hochsteigt.

Mit der „Berliner Fassung“ bekommt jetzt die Geschichte des „Potemkin“ ein neues Kapitel. Zwar erwies sich die Hoffnung, auf das in Moskau verwahrte Kameranegativ zurückgreifen zu können, als illusorisch – Gosfilmofond befand es für nicht mehr kopierbar. Doch fielen Tests des Bundesarchivs, Abteilung Filmarchiv mit zunächst nur als Ergänzung gedachten Londoner Kopien positiv aus. Das waren vor allem die zwei Kopien der ersten Generation, also direkt vom Kameranegativ gezogen – eine Ende der zwanziger Jahre aus Deutschland importierte und die dem Londoner Archiv vom MoMA überlassene Kopie.

Insgesamt kommt die neue „Berliner Fassung“ auf 1335 Einstellungen, 15 mehr als die bisher vollständigste, die „Jubiläums-Fassung“, 45 mehr als die Gosfilmofond-Überlieferung. Dazu die 146 Vorspann- und Zwischentitel; die 13 in der MoMA-Kopie fehlenden ließen sich nach Moskauer Quellen rekonstruieren, darunter das legendäre Trotzki-Motto: „Der Geist der Revolution schwebte über dem russischen Lande. Irgendein gewaltiger und geheimnisvoller Prozeß vollzog sich in zahllosen Herzen: die Individualität, die eben erst sich selbst erkannt hatte, ging in der Masse und die Masse in dem großen Elan auf.“ Die Sätze könnten Eisenstein das Konzept für seinen Film eingegeben haben.

Quelle: Enno Patalas, WELT.de, 12.2.2005

Führten baskische Mönche ein ETA-Archiv?

Wegen mutmasslicher Kontakte zur baskischen Untergrundorganisation ETA sind Benediktinermönche in den Pyrenäen ins Visier der Justiz geraten. Zwei Mönche wurden vorübergehend verhaftet.

Sie hätten der ETA als Kuriere gedient, berichtete das spanische Fernsehen. Den Mönchen werde zudem vorgeworfen, dass sie Verbindungen zum mutmasslichen obersten ETA-Anführer Mikel Albizu Iriarte alias Antza hatten, der im Oktober in Frankreich gefasst worden war.

Fahnder bestätigten, dass die Razzien mit der Verhaftung Iriartes im Zusammenhang stünden. Festgenommen wurde der Klosterbibliothekar des nordspanischen Klosters Lazkao.

Er habe ein umfangreiches ETA-Archiv geführt, hiess es in Fernsehberichten. Mitglieder des Ordens wiesen die Anschuldigungen gegen den 75-Jährigen zurück. Der Bibliothekar wurde später wieder freigelassen.

Quelle: news.ch, 11.2.2005

Eröffnung des Archivs der Anti-Atomkraft-Bewegung in Weisweil

Am 25. Februar wird in Weisweil ein Archiv eröffnet, das die Geschichte der Anti-Atomkraft-Bewegung dokumentiert.

Vor 30 Jahren rückte der Ortsname "Wyhl" ins politische und mediale Rampenlicht Deutschlands. Ende Februar jährt sich ein Ereignis von großer Ausstrahlung: Die Platzbesetzung im Rheinauewald, die am 20. Februar 1975 begann, markierte seinerzeit einen Aufsehen erregenden Höhepunkt im Kampf gegen das dort vorgesehene Atomkraftwerk.

Seit ihren Erfolgen auf der politischen und juristischen Front ist es um die Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen ruhiger geworden. Herausgebildet haben sie sich – ebenso wie die legendäre "Volkshochschule Wyhler Wald" – als direkte Folge der Atomkraftwerkspläne im Rheinwald zwischen Wyhl und Weisweil. Nachdem der Standort Breisach nicht durchsetzbar war, wollte das damalige Badenwerk dort bauen. Die CDU-Landesregierung unter Hans Filbinger unterstützte dieses Projekt vehement. Die ganze Region geriet in Aufruhr. Die Bevölkerung am Rhein, im Breisgau und im Kaiserstuhl spaltete sich in der Frage der Atomkraft. Den Befürwortern standen entschiedene Gegner gegenüber, die immer mehr wurden und schließlich das zuerst Undenkbare schafften: die Landesregierung erklärte sich nach Jahren der Auseinandersetzung bereit, im Wyhler Wald kein Atomkraftwerk zu bauen. Die Erleichterung war groß – und "Cleverle" Lothar Späth, der sich in den "Offenburger Vereinbarungen" hervorgetan hatte, wurde Ministerpräsident.

Quelle: Badische Zeitung, 5.2. und 12.2.2005; Kontakt: Badisch-Elsässische Bürgerinitiativen, c/o Lore Haag, Hauptstr. 53, 79367 Weisweil, Tel.: 07646-286

Entwurf für das Stadtarchiv Essen (II)

Das \“Haus der Essener Geschichte\“ nimmt Form an: Das Essener Architekturbüro Ahlbrecht überzeugte mit Ideen für die Luisenschule. In das teilweise denkmalgeschützte Gebäude wird die Historie Essens einziehen: Das Stadtarchiv wird seinen Sitz von der Alten Synagoge an den Bismarckplatz verlegen. Zudem werden in dem Gebäude neben dem Schulbetrieb des Burggymnasiums stadtgeschichtliche Bücher der Bibliothek ihren Platz finden und Teile des Ernst Schmidt-Archivs des Ruhrlandmuseums.

Die historischen Akten des Stadtarchivs im Umfang von über 15 Regalkilometern, so Kulturdezernent Oliver Scheytt, werden derzeit an verschiedenen Stellen unzureichend gelagert. Ein neuer Anbau ohne Fenster und mit idealer Temperatur und Luftfeuchtigkeit soll als Archiv dienen.

Für dieses Magazin sowie für Büros oder Werkstätten schrieb die Stadt nach einem Ratsbeschluss Mitte 2004 einen Wettbewerb aus – mit über 800 Teilnehmern. Das Architekturbüro Frank Ahlbrecht an der Cäcilienstraße belegte den ersten Platz. Seine Vision von dem \“Haus der Essener Geschichte\“ sieht einen fünfstöckigen Bau mit Flachdach an der Bert-Brecht-Straße vor.

Die Architekten konnten mit einem Budget von 5,4 Millionen Euro planen. Nun wird die Empfehlung mehrere Gremien durchlaufen. Scheytt räumt diesem Projekt eine hohe Priorität ein. In drei bis vier Jahren soll das Haus fertiggestellt sein.

Das Archiv, die Bibliothek und der Lesesaal soll allen Bürgern zur Verfügung stehen. Zudem wird es eine neue Ausstellung geben: Die Dokumentation \“Widerstand und Verfolgung in Essen\“ in der Alten Synagoge wird erweitert. \“Essen im Nationalsozialismus\“ beleuchtet dann zusätzlich die Weimarer Republik, den Bombenkrieg oder die Zwangsarbeit. In dem alten Gebäude selbst arbeiteten im Zweiten Weltkrieg rund 350 Zwangsarbeiter, so Scheytt.

Den Besuchern wird empfohlen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Denn Pläne, wie das Parkplatzproblem vor Ort gelöst werden könnte, sieht das Konzept nicht vor. Die Vorschläge der Wettbewerbsteilnehmer werden in einer Schau im Forum für Kunst und Architektur am Kopstadtplatz gezeigt. Der Zeitpunkt dafür wird noch bekannt gegeben.

Quelle: WAZ, 11.2.2005; siehe auch www.augias.net/art_archiv_net_4310.html vom 3.2.2005