Geplante Errichtung eines »Josef-Ponten-Archivs«

Am 3. April jährt sich zum 65. Mal der Todestag des Schriftstellers Josef Ponten. Dieser Name ist im Rheinland, vor allem in Aachen und auch Richterich nicht unbekannt, war Ponten doch in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts ein vielgelesener Autor.

Die Bürgerinnen und Bürger von Richterich und Laurensberg und vor allem die literaturbeflissenen Anwohner von Raeren, seinem Geburtsort, wissen, dass Josef Ponten lange Zeit auf Schloss Schönau in Richterich verbracht und Julia von Broich, die Tochter des Schlossherren Baron von Broich geheiratet hat.

Die Heimatfreunde des Heydener Ländchens haben sich seit ihrer Gründung im Jahre 1989 der Erforschung und dem Erhalt der geschichtlichen und kulturellen Zeugnisse ihrer Heimat gewidmet. Sie wollen zur Erinnerung an den einst so erfolgreichen, heute aber sehr in Vergessenheit geratenen Dichter und Schriftsteller Dr. Josef Ponten an der Stätte seines Wirkens, dem Schloss Schönau in Aachen-Richterich ein »Josef-Ponten-Archiv« einrichten. Diese Absicht möchten wir Ihnen, verehrte Mitglieder und Freunde unseres Vereins, in einer speziellen Veranstaltung vorstellen und erläutern.

Diese findet statt am Samstag, dem 19. Februar. Beginn 19.30 Uhr im Schloss Schönau, Aachen-Richterich. Das Programm sieht wie folgt aus:
– Vortrag zu: Josef Ponten – Leben und Werk (Referent Franz Lohmeyer).
– Vorstellung des geplanten Archivs anhand der Originalausgaben des schriftstellerischen Werkes von Josef Ponten sowie zahlreicher Bilder und Dokumente zu ihm. Erläuterung einer »Josef-Ponten-Stiftung«, die den Heimatfreunden des Heydener Ländchens in Form einer Werksammlung zugegangen ist.
– Besichtigung der ausgestellten Werke Pontens und der Dokumentensammlung. Aussprache mit dem Leihgeber.

Gäste sind zu dieser Veranstaltung recht herzlich eingeladen. Der Eintritt ist für alle Besucher frei.

Quelle: netecho, 15.2.2005

Publikation des Johannes-Lepsius-Archivs

Am 24. April jedes Jahres gedenken Armenier gemeinsam mit Angehörigen des deutschen Volkes und anderer Nationen der Opfer des Völkermords an den Armeniern in der Osmanischen Türkei im Jahre 1915. Diesem Völkermord fielen – je nach Schätzungen – 500.000 bis 1,5 Millionen Menschen zum Opfer. Das Jahr 1915 markiert dabei nur die Spitze des Genozids, erstreckten sich die Gräueltaten gegenüber den Armeniern doch letztlich über den Zeitraum von 1894 bis 1923. Sogar später kam es immer wieder vereinzelt zu Ausschreitungen gegenüber der Volksgruppe. Das Dr. Johannes-Lepsius-Archiv an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg dokumentiert mit seinen vielfältigen Beständen in umfangreicher Weise die Tragödie des armenischen Volkes, die Beziehungen zwischen Deutschland, Armenien und der Türkei sowie die internationale Armenienhilfe. In der jetzt vollendeten Edition \“Deutschland, Armenien und die Türkei 1895 – 1925\“ sind die Materialien des Dr. Johannes-Lepsius-Archivs umfassend dargestellt. Die Publikation trägt erstmals viele bis heute unbekannte Dokumente zu Fakten und Hintergründen des Schicksals des armenischen Volkes zusammen und informiert über die internationalen Hilfsaktionen, die dessen Überleben sichern sollten. Die Stiftung hat die Edition im Rahmen ihrer Förderinitiative \“Archive als Fundus der Forschung\“ gefördert.

Goltz, Hermann (Hrsg.). Deutschland, Armenien und die Türkei 1895 – 1925. Dokumente und Zeitschriften aus dem Dr. Johannes-Lepsius-Archiv an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. München: Saur Verlag, 2004.
Teil 1: Katalog. Dokumente und Zeitschriften aus dem Dr. Johannes- Lepsius-Archiv 622 S., ISBN 3-598-34407-4
Teil 2: Mikrofiche-Edition. 317 Fiches., ISBN 3-598-34408-2
Teil 3: Thematisches Lexikon zu Personen, Institutionen, Orten, Ereignissen. 605 S., ISBN 3-598-34409-0

Der Herausgeber Dr. Hermann Goltz ist Professor an der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Quelle: informationsdienst wissenschaft, 15.2.2005

Stadtarchiv Wiesbaden unterstützt Gunter Demnigs \“Stolpersteine\“

Dass aus Gunter Demnig kein Maler werden würde, zeigte sich früh: Den in viele Stücke zerschlagenen Ziegelstein, den er als Fingerübung an der Kunstakademie von Kassel zu Papier zu bringen versuchte, sah jedes Mal aus "wie ein Pfannkuchen". Statt dessen baute der 1947 in Berlin Geborene erst ein paar merkwürdige Möbel, um dann als Aktionskünstler von sich reden zu machen. Die politische Motivation seiner Arbeit äußerte sich anfangs noch sehr plakativ, etwa als er 1971 die Sterne der amerikanischen Flagge durch Totenköpfe ersetzte. Mit der Zeit aber wurden seine Ideen konzeptueller. Wichtige Themen waren Spurensuche und -sicherung.

Aus Demnig wurde so etwas wie der Forrest Gump der deutschen Kunstszene, der eine Kreidelinie von Kassel, wo er inzwischen selbst lehrte, bis nach Paris zog, einen Ariadne-Faden zwischen der documenta-Stadt Kassel und der Biennale-Stadt Venedig knüpfte oder von einem polnischen Container-Schiff auf dem Weg nach New York im sechs-Stunden-Rhythmus eine Flaschenpost dem Atlantik übergab. Ernster wurde er, als er bis in vorchristliche Zeit zurück weisende Daten von Friedensverträgen in Blei schlug oder an den Übergängen zwischen Berlin West und Ost Bleiteppiche auslegte.

Heute ist Demnig in Köln zu Hause. Von dort aus erinnert er seit 2000 in ganz Europa an Holocaust-Opfer, indem er vor deren früheren Wohnungen "Stolpersteine" verlegt. Ein Stein steht für ein Schicksal. Messingplatten, auf denen jeweils ein Name eingeschlagen ist und die die obere Stein-Seiten abschließen, machen dies greifbar. 5 000 dieser zehn mal zehn mal zehn Zentimeter großen Betonquader liegen inzwischen in insgesamt 70 Städten. Öffentliche Etats werden dadurch nicht belastet. Paten übernehmen die anfallenden Kosten von 95 Euro pro Stein.

Auch in Wiesbaden will Gunter Demnig bekanntlich und womöglich schon Mitte April aktiv werden. Eine entsprechende, von Magistrat und auch Stadtparlament bereits abgesegnete Initiative geht auf die Fraktionen von SPD und Grünen zurück. Dass er sich und sein Projekt in Wiesbaden selbst vorstellt, ließ Gunter Demnigs, von Projektkoordinatorin Uta Franke straff geführter Terminkalender nun erstmals zu. So berichtete er in den vollen Räumen des Presseclubs von seinem Werdegang und erzählte von so erfreuten wie empörten Reaktionen auf seine Arbeit. Ärger mit den Behörden bekam er regelmäßig. Das begann bei bürokratischen Hindernissen und endete nicht selten mit Polizei-Einsatz.

Bei seinem Stolperstein-Projekt ist Demnig angewiesen auf archivarische Mithilfe an Ort und Stelle. Positive Erfahrungen hat er dabei mit Schulklassen gemacht. In Wiesbaden unterstützt ihn bereits das Stadtarchiv. Dessen Leiterin Brigitte Streich und ihr Team werten Gedenk- und Adressbücher, Akten und Register aus. So versuchen sie, die eklatante Lücke zu schließen, die seit 1945 in ihrem Datenfundus klafft, als ein Brand die Einwohnermeldedatei zerstörte. Dennoch: Nicht alles werd sich aufhellen lassen, sagte Streich. Das liegt aber auch gar nicht in der Absicht des Künstlers, der symbolisch an ausgewählten Stellen und nicht dokumentarisch arbeitet. Auch darauf, dass er jeden einzelnen Stein selbst herstellt und verlegt, besteht er. "Fabrikarbeit" verletze die Würde des Themas.

Quelle: Katinka Fischer, Wiesbadener Kurier, 15.2.2005

CD-ROM zum 60. Jahrestag der Zerstörung Pforzheims

Es ist eine Zusammenarbeit, die schon viele, viele Jahre bestens funktioniert: Stadt Pforzheim und Enzkreis haben ein gemeinsames Medienzentrum (früher Kreisbildstelle), das im Landratsamt untergebracht ist. Das hat zu den vielen Aktivitäten, die im Zusammenhang mit dem 60. Jahrestag der Zerstörung Pforzheims am 23. Februar stattfinden, einen ganz besonderen Beitrag geleistet: gestern präsentierten Bürgermeister Gert Hager, Wolfgang Antritter und Ulrich Kube (beide Medienzentrum) sowie Christian Groh (kommissarischer Leiter des Stadtarchiv Pforzheim) eine CD-ROM mit fast 1000 Fotos, die das Pforzheim vor der Zerstörung, nach dem Bombardement und von heute zeigen.

Und nicht nur das. Da vor allem die Schulen als Zielgruppe angesehen werden, um damit Unterrichstmaterial zur Geschichte Pforzheims zu besitzen, kann mehr als Fotos abgerufen werden. Es können virtuelle Stadtrundgänge unternommen werden. Es wird dargestellt, wie sich Altes und Neues verzahnen. Straßenkarten zeigen Veränderungen beim Wiederaufbau der Stadt. Mit auf die CD gebrannt ist ein Ausschnitt aus dem Film \“Code Yellowfin\“, zudem ein Interview mit einem 84-jährigen Augenzeugen des Luftangriffs und Texte, gelesen von Jens Peter (Stadttheater Pforzheim).

Die fünfte CD-ROM des Medienzentrums ist, wie deren pädagogischer Leiter Wolfgang Antritter erläutert, nach der Schloßkirche, den Wehrkirchen, den Eppinger Linien und einer Kreisrundfahrt nun Pforzheim vor und nach dem 23. Februar 1945 gewidmet. Christian Groh hat dazu eine Einführung verfasst, Gerhard Heinzmann, der evangelische Schuldekan, einen Beitrag \“Den Lebenden zur Mahnung – Erinnern heißt Versöhnen\“ geliefert.

Das Fotomaterial stammt zum großen Teil aus dem Stadtarchiv sowie aus der privaten Sammlung von Ulrich Kube, dem früheren stellvertretenden Leiter des Medienzentrums Pforzheim-Enzkreis. Als Ruheständler fand er die notwendige Zeit, sich diesem Projekt zu widmen. Da Sammlungen wie die des Tübinger Ansichtskartenherstellers Metz oder die Brugger-Luftbilder inzwischen im Landesmedienzentrum beziehungswiese im Haus der Geschichte öffentlich zugänglich sind, wurde ihm das zu einer zusätzlichen Hilfe.

An jede Pforzheimer Schule wird ein Exemplar der CD-ROM \“Pforzheim: Gestern – Zerstört – Heute\“ geliefert. Sie kann für den Unterricht kopiert werden. Interessenten können ein Exemplar gegen einen Unkostenbetrag von zehn Euro beim Medienzentrum Pforzheim-Enzkreis, Kronprinzenstraße 9 in Pforzheim erhalten.

Quelle: Pforzheimer Zeitung, 15.2.2005

Ausbau des Schiller-Nationalmuseums / Deutschen Literaturarchivs

Für Kenner der deutschen Literatur ist Marbach ein Mekka, ein Sehnsuchtsort, an den sie regelmäßig pilgern. All jene aber, die nicht so viel mit Büchern im Sinn haben, kennen Marbach allenfalls als verschlafenes Städtchen am Rande Stuttgarts. Doch in Marbach residieren sowohl das Schiller-Nationalmuseum als auch das Deutsche Literaturarchiv, in dem viele der kostbarsten Handschriften unserer Geistesgeschichte ruhen und in dem Manuskripte, Arbeitsunterlagen, biographische Zeugnisse unserer wichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller gesammelt werden. Marbach kann sich folglich, recht besehen, als eines der intellektuellen Gravitationszentren des Landes betrachten.

Seit rund 100 Tagen haben beide Marbacher Häuser einen neuen Direktor: den als Historiker und Journalisten gleichermaßen profilierten Ulrich Raulff. In Jahresfrist wird noch eine dritte Institution für ihn hinzukommen. Dann nämlich soll das Museum der Moderne bezugsfertig sein – neben dem Schiller Nationalmuseum ein zweites Ausstellungsgebäude, das der Literatur gewidmet ist. Mit diesen beiden Häusern will Raulff die Arbeit der Marbacher Institutionen stärker ins Bewußtsein des kulturinteressierten Publikums rücken. Auch wenn Präsentationen zu literarischen Themen wohl nie die Attraktivität großer Kunstausstellungen erzielen, läßt sich die Anziehungskraft Marbachs sicher noch steigern.

Was dann sicher auch dem Literaturarchiv zu Gute kommt. Denn in den letzten Jahren haben sich mehr und mehr andere Interessenten mit beträchtlichem Erfolg um die Archivbestände des literarischen Lebens bemüht. Die Akademie der Künste in Berlin etwa, wo jetzt große Teile des Walter Benjamin-Nachlasses zu finden sind. Oder die Universität Frankfurt/M., die nach und nach das Archiv des Suhrkamp Verlages übernimmt.

Sicher, Konkurrenz belebt das Geschäft, es ist kein Fehler, wenn Marbach sich im Wettstreit befindet mit anderen Sammlern um die materiellen Zeugnisse unseres Geisteslebens. Doch um konkurrenzfähig zu sein, muß das Literaturarchiv nicht nur Seriosität, sondern auch Glanz verbreiten. Raulff hat dies erkannt und schickt sich an, dafür zu sorgen, daß Marbach nicht nur für Kenner, sondern ebenso im Bewußtsein des großen Publikums mehr ist als nur ein Vorort Stuttgarts.

Quelle: Uwe Wittstock, Die WELT, 15.2.2005

Ausstellung des Deutschen Kabarettarchivs

\“Die Welt als Cabaret – Wie Kabarett in Deutschland begann\“, so lautet der Titel der Ausstellung, die jetzt im Hofheimer Kreishaus zu sehen ist. Der erste Teil der Wanderausstellung \“100 Jahre deutsches Kabarett\“ dokumentiert die Anfänge des Kabaretts in Deutschland von 1901 bis 1916. Sie ist Teil des Projekts \“KabarettKleinKunst\“, das vom Arbeitskreis \“Kulturvernetzung im Kreis\“ ins Leben gerufen wurde.

Dieses Forum, in dem sich die Kulturbeauftragten der Städte und Gemeinden regelmäßig treffen, besteht seit 2003. Ziel ist es, die Kultur und die Entwicklung einer regionalen Identität zu entwickeln. Die ausgestellten Bilder und Zitate sind Reproduktionen, die von der Mainzer Stiftung \“Deutsches Kabarettarchiv\“ zur Verfügung gestellt wurden. Die Originale sind in Mainz, im so genannten \“Proviant- Magazin\“ zu sehen, wo es neben dem umfassenden Kabarett- Archiv auch ein Fastnachtsarchiv gibt.

Walter Schuhmacher, Vorsitzender der Stiftung Deutsches Kabarettarchiv, beschrieb zur Ausstellungseröffnung im Kreishaus in einem kurzen Vortrag, welchen Wandel Kabarett im Laufe der Jahre durchlebt hat. Der Begriff Kabarett kam in Deutschland zum ersten Mal um 1900 auf – das direkte Vorbild lieferten die im Pariser Künstlerviertel Montmartre entstandenen \“Cabarets artistiques\“. Dort präsentierten Bohémiens in als Bühne genutzten Kneipen einem meist bürgerlichen Publikum Malerei, Dichtung und Musik. Ziel war es damals, Kunst zum Bestandteil des Alltags zu machen und Kabarett schien dafür ein hervorragendes Forum zu sein.

1901 galt das Kabarett als Experimentiertheater – es wurde viel improvisiert. In dieser Zeit entstanden rund 40 Kabaretts allein in Berlin. Die Erotik stand ab 1904 im Vordergrund – hier zeigte sich \“Sex sells\“ (Sex fördert den Verkauf), auch schon zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Erst 1910 fand das Kabarett seinen Weg zurück zur literarischen Unterhaltung: Poesie, Tanz und moderne Musik standen im Vordergrund.

\“Heute ist Kabarett alles, was Aktualität hat und einen Hauch von Improvisation. Es gibt Künstler, die Leben vom Wort, Humoristen aber auch Grimassenschneider. Kabarett darf alles, nur nicht langweilen\“, so Schuhmacher.

\“KabarettKleinKunst\“ startet mit der Ausstellung und präsentiert bis zum 15. Juli zwölf Kabarett- und Comedyveranstaltungen sowie einen Chansonabend in neun Städten und Gemeinden des Kreises. Unter anderem sind auch \“Mundstuhl\“ sowie die Stand-up Comedians von \“Nightwash\“ mit von der Partie. \“Die Kabarettwochen bieten ein unterhaltsames Programm, das mit bekannten Größen aus Kabarett-, Comedy- und Chansonszene aufwarten kann. Uns steht eine heitere Kultursaison bevor\“, so Kulturdezernent und Landrat Berthold Gall. Eine Veranstaltungsübersicht von \“KleinKunstKultur\“ gibt es auf der Internetseite des Kreises unter \“Kultur und Freizeit\“.

Quelle: Wiesbadener Kurier, 14.2.2005

Bildarchiv der Gemeinde Dahlem

In 2000 Fotografien wird die wechselvolle Geschichte der heutigen sechs Dorfgemeinschaften der Gemeinde Dahlem und das Entstehen ihrer sozialen und wirtschaftlichen Strukturen dokumentieren. Aufgebaut wurde das Gemeindebildarchiv vom früheren Gemeindedirektor Hubert Büth in Zusammenarbeit mit dem Schmidtheimer Realschullehrer Bodo Bölkow. Die beiden sammelten und reproduzierten nicht nur viele Bilder. Sie recherchierten auf Altentagen auch den Hintergrund der Bilder und versahen diese mit einem detaillierten Kommentar. Erst in dieser Kommentierung besteht der eigentliche Wert des Bildarchivs. Denn ohne detaillierte Beschreibung wären viele der Fotos spätestens für nachfolgende Generationen völlig wertlos.

Die Idee für das kommunale Bildarchiv geht auf den Gemeinderat zurück, der sich 1989 für einen Bildband aussprach. Viele Bürger folgten daraufhin dem Aufruf, historische Bilder für dieses Buch zur Verfügung zu stellen. Die "Altertümchen" wurden sorgfältig im Kaller Medienzentrum des Kreises Euskirchen auf Postkartengröße reproduziert. Die Originale gingen selbstverständlich unversehrt an die Besitzer retour.

Bis in das Jahr 1870 reicht die Bildersammlung zurück. Weit über 15 prall gefüllte Bände stehen in den Stahlregalen. Gegliedert ist das Archiv in Themenbereiche wie Ortsansichten, Hausansichten, Vereinsleben, Kirchen und kirchliche Feste, Berufsleben, Land- und Forstwirtschaft sowie Persönlichkeiten und besondere Ereignisse. Die Sammlung ist noch immer nicht abgeschlossen. Nach wie vor fänden Bürger bei Aufräumarbeiten oder Umzügen historische Fotografien auf ihrem Dachboden oder im Keller, die dann ins Rathaus gebracht würden.

Das gut sortierte Archiv ist denn auch die ideale Voraussetzung für diverse Bildbände und Broschüren, die vom Arbeitskreis "Kultur und Geschichte" herausgegeben werden. Vom großformatigen Gemeindebildband, der ersten Veröffentlichung aus dem kommunalen Bilderschatz, sind nur noch wenige Exemplare zu haben. In einem Ergänzungsband wurde Ende letzten Jahres die Identität sämtlicher Personen, die im Bildband auftauchen, recherchiert. Zwei weitere Broschüren beschreiben die Geschichte der Wegkreuze in der Gemeinde sowie die Historie des Klosters Maria Frieden.

Nach wie vor ist der Arbeitskreis dankbar dafür, wenn er mit alten Dokumenten versorgt wird.

Neben dem Bildarchiv hat die Gemeinde Dahlem selbstverständlich auch ein "normales" Archiv, das aus über 2000 Akten besteht, sortiert in Hunderten von Archivkartons. Das älteste Dokument stammt aus dem Jahre 1806 und hat die Vermessung der Heide- und Ödlandländereien in Schmidtheim zum Gegenstand.

Herrscherin über beide großen Archive ist Melanie Meyer. Die junge Dame arbeitet seit sechs Jahren im Schmidtheimer Rathaus und hat den Aufbau des Bildarchivs quasi mitbegleitet. Frau Meyer hilft nicht nur aus, wenn beispielsweise Bürger eine Vereinschronik erstellen wollen und Bildmaterial benötigen. Sie hält auch für Interessierte die Veröffentlichungen des Arbeitskreises bereit.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 14.2.2005

Wegfall von 40 Stellen im Springer-Archiv

Schwerer Schlag für den Medienstandort Hamburg: Fast 200 Stellen fallen in der Branche wegen Blattverlagerungen und verstärkter Zusammenarbeit weg. Nach der Übernahme der Verlagsgruppe Milchstraße hat der Münchner Burda-Konzern den Abbau von rund 150 Jobs vor allem in Verwaltung und im kaufmännischen Bereich angekündigt. Die angekündigte Zusammenarbeit von «Spiegel» und Axel Springer AG im Archivbereich kostet 40 Stellen.

Die Großverlage «Spiegel» und Axel Springer wollen in Zukunft große Teile ihrer Archive gemeinsam nutzen und so hohe Summen einsparen. Als Basis soll das bisherige elektronische Pressearchiv des «Spiegels» dienen, in das Teile der «Springer»-Bestände übertragen werden, wie beide Häuser am Montag mitteilten. Dadurch falle Doppelarbeit weg, weil beispielsweise nicht mehr ein und derselbe Text in zwei Archiven gespeichert werden müsse. Durch die Zusammenarbeit werden 40 Arbeitsplätze im Springer-Archiv wegfallen, wie es in Verlagskreisen hieß. Die Mitarbeiter würden in Redaktionen versetzt oder der Abbau sozialverträglich geregelt.

Nach Angaben der Journalistengewerkschaft DJU sind seit 2001 in der Hansestadt tausende Jobs im Medienbereich weggefallen.

Quelle: AP / Yahoo Nachrichten, Pressemitteilung Axel Springer, 14.2.2005

Berlinale-Film \“Sophie Scholl\“ nach Original-Verhörprotokollen

Der deutsche Film "Sophie Scholl – Die letzten Tage" war am Sonntag der künstlerische und emotionale Höhepunkt im bisherigen Wettbewerb der 55. Berlinale. Regisseur Marc Rothemund und Drehbuchautor Fred Breinersdorfer schildern in der zweistündigen Kinotragödie das Ende der Widerstandskämpferin gegen das Nazi-Regime im Februar 1943. Der kammerspielartige Film öffnet eine neue Sicht auf die damals erst 21-jährige Münchner Studentin, die in herausragender Weise von der jungen Hauptdarstellerin Julia Jentsch verkörpert wird.

Ermöglich wurde diese neue Sicht durch die Entdeckung der Verhörprotokolle, die bis zum Zusammenbruch der DDR im zentralen SED-Parteiarchiv gelagert waren. Offenbar hatte die SED-Machthaber keinerlei Interesse daran, Sophie Scholl als Persönlichkeit zu zeigen, die der NS-Herrschaft mit großem Mut die Stirn bot und in tiefbegründeter christlicher und patriotischer Überzeugung ihren Opfergang zum Schafott antrat. Rothemund und Breinersdorfer haben sich in ihrem Film sehr genau an diese nun im Berliner Bundesarchiv deponierten historischen Protokolle gehalten.

Im Gegensatz zu früheren Filmen um die Widerstandsgruppe der "Weißen Rose", der auch Sophie Scholl und ihr ebenfalls hingerichteter Bruder Hans angehörten, konzentriert sich die jetzige Kinoversion fast ausschließlich auf die Studentin. Das Psychoduell zwischen ihr und dem sie mehrere Tage verhörenden Gestapo-Mann Robert Mohr, den Alexander Held mit düsterer Brillanz darstellt, gehört in seiner Intensität und atmosphärischen Dichte zum Faszinierendsten, was der deutsche Film in den letzten Jahrzehnten zu bieten hatte. Ergreifend emotional sind die Schlussszenen nach der Aburteilung Sophie Scholls bis zur Hinrichtung am Nachmittag des 22. Februar 1943 unterm Fallbeil im Gefängnis Stadelheim.

"Sophie Scholl – Die letzten Tage" zeigt unter Berufung auf die Verhörprotokolle, dass der von Sophies Idealismus und Mut sichtlich beeindruckte Gestapo-Beamte Mohr der Studentin einen Weg gewiesen hatte, ihr eigenes Leben zu retten. Doch diesen Weg wollte die Tochter eines württembergischen Bürgermeisters, der seine Kinder zu Toleranz und Eigenständigkeit erzogen hatte, nicht gehen. Schon seit Jahrzehnten gilt Sophie Scholl, ebenso ihr Bruder Hans wie auch die anderen ermordeten Mitglieder der studentischen Gruppe "Weiße Rose", als Heldin und Märtyrerin des bürgerlichen Widerstands gegen Hitler.

Julia Jentsch, mit ihren 26 Jahren nur wenig älter als die von ihr dargestellte Sophia Scholl, findet in jeder Szene den richtigen Ton, agiert ohne große Gesten und erschüttert gerade deshalb in dem kurzen Ausbruch tiefer Verzweiflung nach der Verurteilung. Jentsch ist mit diesem Film zum Gesicht des deutschen Films der Gegenwart geworden. Aber was noch wichtiger ist: Sie verwandelt eine Heldin des zivilen Widerstands gegen die Nazi-Unrechtsherrschaft zu einer deutschen Heiligen. Über deren schreckliches Ende weinte am Sonntag das Publikum auf der Berlinale.

Quelle: APA/AP, dieStandard.at, 14.2.2005

Schmimmelpilze im Archiv des Bezirksgerichts Oberwart / Steiermark

Schutzbekleidung ist derzeit im Archiv des Bezirksgerichts Oberwart notwendig. Im Keller wurde massiver Schimmelpilzbefall festgestellt. Tausende Kilo Akten mussten bereits ausgelagert und spezialbehandelt werden, so Gerichtsleiter Theodor Moor.

Auf den Pilzbefall stieß man bei der Überstellung von Akten ins Landesarchiv. Im vor etwa zwölf Jahren eingerichten Keller wurden vor allem Grundbücher und Grundbuchakten gelagert. Wie die Feuchtigkeit in dem Übermaß hineingekommen ist, wisse man nicht, so Moor.

Da Pilze bei angeschlagenem Immunsystem gesundheitsgefährlich sein können, habe man Maßnahmen ergreifen müssen. Zum Betreten des Kellers sind Schutzoverall, -maske und -handschuhe erforderlich. Das Ausheben alter Akten erfolgt über eine Sammelbestellung: Ein Bediensteter geht zwei bis drei Mal in der Woche in den Keller, sucht alles zusammen und reinigt die Akten, bevor er sie nach oben bringt.

In einer angemieteten Halle werden die bereits ausgelagerten 15 Tonnen Akten "entpilzt": Die Ordner müssen Seite für Seite behandelt werden, um die Sporen abzutöten. In einem anderen Keller liegen weitere "zigtausende Akten", berichtet Moor. Sie müssen nun ebenfalls durchgesehen werden.

Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) bemühe sich nun um Expertisen zur Sanierung des Gebäudes. Ob die behandelten Grundbücher wieder im Keller untergebracht werden, sei eine Frage der Bauphysiker.

Quelle: Kleine Zeitung, 12.2.2005