Einst beherbergte das Rotklinkerhaus an der Schenefelder Hauptstraße bedeutende Personen. Nämlich die Lehrer der Schule Altgemeinde. Das ist Jahrzehnte her. Heute ist eine Wohnung an eine ältere Dame vermietet. Andere Räume werden als Stadtarchiv und Erziehungsberatungsstelle genutzt, das Obergeschoß steht leer – noch.
Wenn heute abend im Bauausschuß (19 Uhr, Rathaus) der Antrag der CDU auf Verkauf der stadteigenen Immobilie eine Mehrheit findet, könnte dem Gebäude die Abrißbirne drohen. Dagegen machen insbesondere die Grünen mobil. Sie sehen in dem alten Lehrerhaus ein Stück Ortsgeschichte, ein Bestandteil des erhaltenswerten dörflichen Milieus Alt-Schenefeld.
Die CDU hält das Gebäude für einen Verlustbringer, einen Klotz am Bein. Es sei ein Kostenmoloch, so Karl-Heinz Müller (CDU), Chef des Bauausschusses. Der Dachstuhl sei vom Holzwurm befallen, er müsse inklusive der Pfannen komplett ausgetauscht werden. Die Mängel in dem Haus seien so groß, daß die finanzielle Schmerzgrenze der Stadt überschritten ist.
60 000 Euro sind für die Sanierung im Haushalt 2005 eingestellt. Die Summe reiche nicht für eine dauerhafte Reparatur aus, bestätigt Rathausmitarbeiter Hartwig Hüllen. Er habe verschiedene Szenarien durchgespielt, das Gebäude in einen einwandfreien Zustand zu versetzen. Die Kosten lägen um ein Vielfaches höher. Ob ein Käufer das Gebäude saniert, vermag CDU-Mann Müller nicht zu sagen. "Wenn ja, ist das gut. Wenn nicht, dann soll der abreißen und neu bauen." Er halte das Haus nicht für ortsbildprägend. Seine Parteikollegin Heike Mittelberger, Bürgervorsteherin der Stadt, tut das schon. Sie ist in dem Gebäude aufgewachsen. Ihr Herz sage, nicht verkaufen, ihr Verstand verkaufen.
Historisch gesehen sei das Gebäude "unbedingt erhaltenswert", betont Gerhard Manthei, SPD-Mitglied im Bauausschuß. Mängel seien zwar sichtbar, jedoch nicht so gravierend. Das Lehrerhaus sei jahrelang dem Verfall überlassen worden, rügt Martin Hoppe (Grüne). Nun wolle die CDU erreichen, daß sich die Stadt durch Verkauf ihrer Pflichten entledigt. Er könne nicht nachvollziehen, daß einerseits das dörfliche Milieu per Erhaltungssatzung geschützt und den privaten Eigentümern Pflichten auferlegt werden, aber andererseits sich die Stadt aus der Verantwortung stehle, wenn dieselben Pflichten für sie gelten.
Hoppe moniert, daß der letzten Mieterin in ihrem Alter ein Umzug zugemutet werden soll und daß keine neuen Räumen für Erziehungsberatungsstelle und Archiv zur Verfügung stehen. Er vermutet, daß der Kreis die Gunst der Stunde nutzen und die Beratungsstelle schließen könnte. Sollte ein Verkauf beschlossen werden, wollen die Grünen ihn notfalls per Bürgerbegehren stoppen.
Quelle: Hamburger Abendblatt (Pinneberg), 17.2.2005