Das Bauhaus-Museum Weimar erhält nach dem Tod von Thyra Hamann-Hartmann in diesen Tagen, was ihm bereits gehört. Nach einer Ausstellung Ende der 90er Jahre hatte die Textilkünstlerin dem Museum bedeutende Teppicharbeiten gestiftet, wollte sie aber zu Lebzeiten noch bei sich behalten.
Damit verfüge das Bauhaus-Museum Weimar über einen repräsentativen Querschnitt ihres künstlerischen Schaffens, so Museumsleiter Michael Siebenbrodt. Doch nicht nur das. Um auch das pädagogische Wirken von Thyra Hamann-Hartmann zu würdigen, bewahrt das Bauhaus-Museum ein Konvolut von Arbeiten ihrer Schülerinnen – als Belegstücke für ihren Unterricht.
Thyra Hamann-Hartmann ist vergangene Woche im Alter von 94 Jahren in Berlin gestorben. Die in Posen geborene, in Hamburg aufgewachsene Künstlerin leitete von 1950 bis 1976 die Textilklasse der Werkkunstschule, anschließend die des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld. Eine prägende Ausbildung erhielt sie Ende der 30er Jahre an der Textilschule in Krefeld bei dem ehemaligen Bauhaus-Lehrer Georg Muche, dessen Assistentin sie von 1940 bis 1942 war.
Muche bereitete auch posthum den Weg seiner Schülerin nach Weimar. Das Bauhaus-Museum, das mittlerweile über 10.000 Stücke ehemaliger Bauhaus-Künstler – zu 90 Prozent aus Stiftungen von Nachlässen – besitzt, hatte aus zwei Quellen Werke und Dokumente Muches erhalten und damit einen Sammlungsschwerpunkt gewonnen. Für Siebenbrodt lag es daher nahe, auch das Werk von Thyra Hamann-Hartmann in die Museumssammlung aufzunehmen.
Ende der 90er Jahre wurde im "Haus am Horn", dem von Georg Muche entworfenen, 1923 gebauten Versuchshaus des Bauhauses in Weimar, eine umfangreiche Ausstellung mit Werken Hamann-Hartmanns gezeigt, woraus sich die Nachlass-Stiftung ergab.
Das Bauhaus-Museum Weimar ist eine besonders honorige Adresse; es gehört der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen, die das umfangreiche Weltkulturerbe Bauhaus verwaltet.
Zwei Mappen mit Dokumenten und einige Textilien von Thyra Hamann-Hartmann, vom Umfang bei weitem nicht mit dem Weimarer Bestand zu vergleichen, besitzt auch das Bauhaus-Archiv in Berlin.
Quelle: Manfred Strecker, Neue Westfälische, 18.2.2005