Umzug des Stadtarchivs Hamm

Nach dem Umzug des Stadtarchivs Hamm ins Technische Rathaus sind noch nicht alle Kisten ausgepackt. Mit 1 100 Quadratmetern ist die Nutzfläche doppelt so groß wie im Alten Amtshaus Pelkum. Ein Umzug zu Gunsten der Zentralität und Vernunft, aber er kostete den Charme des alten und gemütlichen Amtshauses, wie die Leiterin des Stadtarchivs ihre Gefühlen beschreibt. Dr. Elke Hilscher ist seit 1987 Leiterin des Hammer Stadtarchivs und war in ihrer \“alten Herberge\“ im Pelkumer Amtshaus ans Umziehen gewöhnt. Doch der jetzige Schritt ins Technische Rathaus ist sowohl der größte als auch der letzte in der Geschichte des Stadtarchivs, glaubt Hilscher.

Ab sofort sind die Raritäten der Stadt – unzählige Verwaltungsordner und Berge voller geschichtlicher Aufzeichnungen – im untersten Stock des Technischen Rathauses beheimatet. Trotz des eher reizarmen und trocken-funktionalen Charakters der neuen Räumlichkeiten sind die vier Mitarbeiter des Stadtarchivs in organisatorischer Hinsicht zufrieden mit dem Standortwechsel.

Der Besucherbereich wurde erhebliche erweitert, auch das Präsenzarchiv, der Ausstellungsraum, die Bibliothek und vor allem das Magazin sind nun enorm vergrößert. Doch nicht nur der Platzmangel machte den Standort in Pelkum auf Dauer untragbar. Nach Aussage von Dr. Hilscher gab es im alten Amtshaus nicht zuletzt durch die Bergsenkung erhebliche Statikprobleme. Zudem führte die Wärmebelastung unter dem Dach teilweise zu Schäden an den Schriftstücken.

Ein unschlagbarer Vorteil der neuen Lage ist die Zentralität für die Bürger, insbesondere durch gute Bus- und Bahnverbindung. Nach der offiziellen Übergabe am 6. Dezember stehen zwar immer noch jede Menge Kisten ungeöffnet vor raumhohen Regalen, der Arbeits- und Betriebsablauf pendele sich aber langsam immer besser ein. So sei gerade das Zwischenarchiv, in dem die städtischen Akten vor ihrer endgültigen Archivierung gelagert werden, im Technischen Rathaus bestens aufgehoben.

Die Wege zwischen Verwaltung und Stadtarchiv seien erfreulich kurz geworden. Hilscher scheint sich langsam mit dem modernen Bau in der fremden Umgebung anzufreunden, während sie einen zuversichtlichen Blick aus dem Fenster wirft – direkt auf einen kleinen, grünen Rasenfleck zwischen riesigen Häuserwänden.

Quelle: mic, Westfälischer Anzeiger, 19.1.2005

Broschüre über »erlebte Geschichte aus den Archiven Nordwestmecklenburgs«

Der Landkreis Nordwestmecklenburghat mit dem zehnten Band der Reihe \“Einblicke\“ eine aufwändig hergestellte Publikation vorgestellt, die von \“Wappen, Notgeld, Konsumverein und Lenins Vorfahren\“ handelt. Diese etwas geheimnisvolle Aufzählung wird schon im Untertext aufgelöst, es geht nämlich um ,erlebte Geschichte aus den Archiven Nordwestmecklenburgs‘, die mehr als lesbar aufbereitet dargeboten wird. Wolfgang Böttcher, Sachgebietsleiter Kultur und zugleich auch Erfinder und Vater der \“Einblicke-Reihe\“ hatte dann auch gestern die Autoren um sich versammelt. Mit Gabriele Arndt, Leiterin des Kreisarchives, Hannelore John vom Stadtarchiv Grevesmühlen, Kornelia Neuhaus-Kühne vom Stadtarchiv Gadebusch und Olaf Weissmantel für das Amtsarchiv Rehna stürzten sich engagierte Fachleute in die unvergleichliche Fleißarbeit. Herausgekommen ist weit mehr als ein Beweis für die Reichhaltigkeit der Schätze, die in den öffentlich zugänglichen Archiven im Kreisgebiet zu finden sind. Texte und Bilder, sachliche Informationen und Geschichten halten sich auf den 96 Seiten die Waage, die Broschüre ist unterhaltsam und zugleich auch ein Nachschlagewerk. Schließlich wird auf den letzten Seiten eine Zeittafel für Westmecklenburg ab 1549 geboten, sind alle beteiligten und abgefragten Archive im Norden mit Telefonnummern und e-mails zu finden. Doch über die von Archivaren zu erwartenden Fleißarbeit hinaus ist es gelungen, Geschichte der Region mit ausgewählten Geschichten erlebbar zu gestalten.

Alle Autoren bekannten gestern, bei aller Arbeit viel Spaß und Freude an der ganz besonderen und vom Alltag abweichenden Suche in ihren Archiven gehabt zu haben. Alle zusammen sind überzeugt, dass auch die zehnte Folge der Broschüre mit den Einblicken zwischen Schaalsee und Salzhaff ein Erfolg wird. Denn bisher hat sich die Reihe, die in den vergangenen Jahren in einer Startauflage von 2000 Exemplaren gedruckt wurde, sich durch den Verkauf selbst getragen.

Zu bekommen ist die Broschüre entweder bei den örtlichen Buchhändlern im Kreisgebiet oder ist direkt beim Landkreis Nordwestmecklenburg unter der Internetadresse \“http://www.nordwestmecklenburg.de\“ (Rubrik Landkreis) unkompliziert zu bestellen.

Quelle: Mayk Pohle, Gadebusch-Rehnaer-Zeitung, 19.1.2005

s.a. Artikel zum Gadebuscher Archivstandort, http://www.augias.net/art_archiv_net_4107.html

Neuer Leiter des Görlitzer Bistumsarchivs

Görlitz. Winfried Töpler (42) ist neuer Leiter des Görlitzer Bistumsarchivs mit Sitz in der Neißestadt. Er löst damit Dompropst Peter C. Birkner ab, der das Amt zum 31. Dezember abgegeben hat. Der aus dem brandenburgischen Neuzelle stammende Töpler studierte Theologie, Geschichte und Kunstgeschichte in Erfurt und Berlin und promovierte 2001 bei dem Berliner Historiker Kaspar Elm mit einer Arbeit über das frühere Zisterzienserkloster Neuzelle. Zudem absolvierte er eine Archivarausbildung an der Fachhochschule Potsdam. Bereits am 22. Dezember 2004 wurde Töpler, der vorher als Mitarbeiter im Bistumsarchiv tätig war, von Bischof Rudolf Müller zum Ordinariatsassessor ernannt. Dompropst Peter C.Birkner bleibt Kunstbeauftragter des Bistums Görlitz.

Pressemitteilung des Bistums Görlitz , 14.01.2005

Schutz im Schwarzwaldstollen

Das deutsche Kulturerbe ist sicher: In einem alten Bergwerksstollen im Schwarzwald werden Zeugnisse der deutschen Geschichte und Kunst für künftige Generationen bombensicher konserviert. Doch die Erinnerung ist sehr selektiv: Populärkultur blieb bisher außen vor.

Was mag das Bundesverwaltungsamt für Zivilschutz mit einem aufgelassenen Bergwerk tief im Schwarzwald anfangen wollen? Diese Frage stellten sich 1972 die örtlichen Kommunalbeamten in Oberried südöstlich von Freiburg im Breisgau, als die Bundesbehörde in großer Heimlichkeit eine ausgebeutete Silbermine kaufte und sogleich begann, die Stollen mit Beton auszuschalen. Und sie rätselten immer noch, als knapp drei Jahre später die ersten Lastwagentransporte über den geschotterten Holzweg zum Barbarastollen rumpelten. Ein geheimer Kommandobunker? Augenzeugenberichte von meterhohen Stahlfässern machten die Runde. Giftmüll? Gar Atomwaffen?

Es dauerte viele Jahre, bis die Nation erfahren durfte, dass dort, ganz im Südwesten des Landes, ihr Langzeitgedächtnis liegt. Die wuchtigen Edelstahlfässer bergen das wohl umfassendste Archiv deutscher Kulturgeschichte – und zweifellos das dauerhafteste: Die garantierte Mindesthaltbarkeitszeit der Fässer beträgt 500 Jahre.

Behütet wie Gold
In jedem der luftdicht verschraubten Fässer ruhen bei konstant 10 Grad Celsius und 35 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit 15 oder 16 Mikrofilmspulen, belichtet mit ausgewählten Dokumenten aus den unterschiedlichsten deutschen Archiven. Ferne Generationen können dort den Vertragstext des Westfälischen Friedens nachlesen, die Handschrift Helmut Kohls studieren und sich in den Bauplan des Kölner Doms vertiefen. An die 22 Millionen Meter dichtester Lesestoff warten auf künftige Besucher, vorausgesetzt, sie bringen Lupe und Taschenlampe mit – und genügend Geduld: Ein Register ist den inzwischen mehr als 600 Millionen Dokumenten nicht beigefügt.

Die Sicherheitsmaßnahmen für den \“Zentralen Bergungsort\“ könnten auch für die Goldreserven der Bundesbank kaum größer sein: halbmeterdicke Stahltüren, Zahlenschlösser, Bewegungsmelder und Wachkameras. Flugzeuge müssen einen Bogen um das Gebiet machen. Nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 wurde die Bewachung verschärft. Immerhin macht das jüngst umgetaufte Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe heute kein Geheimnis mehr aus der Existenz des Barbarastollens. Aber Deutschlands kulturträchtigster Ort bleibt eine Tabuzone: Nähere Auskünfte und Zutrittserlaubnis gibt es nur mit ministerieller Genehmigung.

Safe mit Seltenheitswert
Wozu eigentlich all der Aufwand? Schließlich haben Inkunabeln und Krönungsurkunden auch ohne Stahlverpackung die Kriege, Brände und Seuchen bis in unsere Zeit überstanden – oft länger als 500 Jahre. Seit 50 Jahren schützt noch dazu die Haager Konvention Kulturgut vor der Zerstörung in bewaffneten Konflikten. Doch in Zeiten des Kalten Krieges wollten sich die Zivilschützer nicht auf die Zielgenauigkeit potenzieller Feinde verlassen, und so begannen sie, das kulturelle Vermächtnis der Nation möglichst weit weg von der Bedrohung aus dem Osten atombombensicher unter 200 Metern Gneis und Granit zu bunkern. Zur Ermahnung völkerrechtlich kundiger Angreifer wurde zudem der Stolleneingang mit drei blauweißen Rautenemblemen markiert. Das bedeutet Sonderschutz nach den Regeln von Den Haag. Gerade mal eine Hand voll Objekte weltweit genießen ihn.

In der Tat ist der Zentrale Bergungsort eine weltweite Rarität. Nur wenige andere Staaten unterhalten ähnliche Kulturkavernen: Die Schweizer lagern ihre Mikrofilmschätze in einem Sandsteinbruch bei Bern ein. Die norwegische Nationalbibliothek hortet sämtliche im Land erscheinenden Bücher, Zeitungen, Magazine, Bild- und Tonträger in einer riesigen Höhle im Mofjellet-Gebirge, teils im Original, teils digitalisiert oder auf Mikrofilm. Dass ein nationaler Kultursafe auch nach dem Ost- West-Konflikt noch seinen Sinn hat, zeigte sich in den letzten Jahren, als die Fluten von Elbe und Oder dutzende von Archiven und Bibliotheken durchnässten – und als diesen Sommer die einst von Goethe frequentierte Bibliothek der Herzogin Anna Amalia in Weimar brannte. Erst kurz zuvor hatte die großmaßstäbliche Sicherheitsverfilmung historischer Buchbestände zwecks Einlagerung im Barbarastollen begonnen. Auch die Anna-Amalia-Bibliothek stand auf der Liste.

Honorige Hinterlassenschaft
Nun soll der Schoß des Schwarzwalds also die wichtigsten deutschen Schriftwerke vor Naturkatastrophen, Tintenfraß und Papierzerfall statt vor der nuklearen Apokalypse bewahren. Die Frage ist nur: Welche sind die wichtigsten? Nach jetzigem Stand werden Historiker der Zukunft im Barbarastollen viel Staatstragendes finden, doch ihr mögliches Interesse etwa für Populärkultur würde enttäuscht. Die Entscheidung darüber, was als Bild unserer Epoche bleibt, überlässt die Gesellschaft den Archivverwaltungen. Die betreffenden Richtlinien sind bewusst so allgemein gehalten, dass bei der Auswahl große Ermessensspielräume bleiben: Nur \“Archivgut mit besonderer Aussagekraft zur deutschen Geschichte und Kultur\“ wird auf Polyester gebannt, und zwar möglichst in einem \“repräsentativen Querschnitt in zeitlicher, regionaler und sachlicher Hinsicht\“. Darunter fällt nach Ansicht der Archivare das Programm der Bayreuther Festspiele, aber nicht der aktuelle Wies\’nhit.

Diesen Sommer immerhin bewiesen die Archivare Mut zur Neuerung, als sie Werke von 50 Künstlern der Gegenwart miniaturisierten, eindosten und im Barbarastollen verstauten – darunter der Schriftsteller Durs Grünbein und der Maler Jörg Immendorf. Die Verewigten bemühten sich, in unser aller Namen einen guten Eindruck zu hinterlassen: \“Die Nachwelt soll nicht mit Blödsinn belastet werden\“, sagte die Hamburger Künstlerin Nana Petzet. Nun wird ihr mikroverfilmtes Tagebuch sie um viele Jahrhunderte überdauern, in einem Stahlfass unter dem Schwarzwald.

Quelle: Der Spiegel, 17.1.2005 (Tobias Hürter), © Technology Review, Heise Zeitschriften Verlag, Hannover

Ein letzter Besuch in Mielkes Büro

Tag der offenen Tür: Aus der \“verbotenen Stadt\“ ist ein einzigartiges Archiv geworden.

Berlin – \“Ich komme an diesen Ort mit ganz besonderen Gefühlen. Die Erstürmung der Stasi-Zentrale war eine Sensation in der Geschichte. Ich verbeuge mich vor dem mutigen Schritt derjenigen, die damit den Untergang der DDR besiegelt haben.\“ Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) besuchte die Gebäude der ehemaligen Stasi-Zentrale an der Normannenstraße am Samstag zum ersten Mal und zeigte sich tief beeindruckt von den riesigen Aktenbeständen aus Erich Mielkes Hinterlassenschaft. Sie werde Sorge tragen, dass die Akten in \“dem weltweit einzigartigen Archiv\“ bewahrt bleiben, sagte sie.

Worte wie Balsam für Marianne Birthler, die Leiterin der Stasi-Unterlagen-Behörde, die dafür sorgt, dass sich die Ministerin in dem gigantischen ehemaligen Geheimlabyrinth nicht verläuft. Noch vor einigen Wochen, als sich Otto Schily entschloss, die Zuständigkeit vom Innenministerium ins Kulturressort zu verlagern, gab es Rätselraten um die Zukunft der Behörde. Am \“Tag der Offenen Tür\“, an dem sich mehr als 4000 Menschen in der einstmals \“verbotenen Stadt\“ zum Gedenken an die Erstürmung der Akten-Festung vor genau 15 Jahren drängen, scheinen die Ängste der Mitarbeiter zumindest für einen Tag verdrängt zu sein.

Gelöste Stimmung auch als die Behördenchefin der Ministerin vorführt, wie dank eines Computers selbst winzige zerrissene Aktenschnipsel als elektronisches Puzzle zu Originalseiten zusammengefügt werden können. \“Per Hand dauert die Schnitzel-Jagd aus den 16 000 Säcken noch 300 Jahre\“, versprüht Marianne Birthler ihren trockenen Humor. \“Per Computer wäre das in fünf Jahren zu schaffen – allerdings bei Kosten von rund 50 Millionen Euro\“. Der diskrete Hinweis trifft – aber Christina Weiss kontert sofort: \“Das Geld habe ich jetzt nicht.\“

Dichtes Gedränge erfüllt derweil Haus eins, die Besucher pilgern gezielt in das zweite Stockwerk: Das holzgetäfelte Büro Erich Mielkes, der damals die Behörde mit 91 000 hauptamtlichen Mitarbeitern befehligte, ist mit seinen drei Telefonen und dem Stahlschrank Anziehungspunkt Nummer eins. \“Mensch, ist das piefig\“, staunt eine knapp 50-jährige Frau. \“Da ist ja ein Arbeitsamt besser ausgestattet.\“

Beim Gedenken an das Ende der DDR- Staatssicherheit wird viel vom \“mutigen Schritt\“ und der \“historischen und einmaligen Leistung der Bürgerrechtler\“ gesprochen. – Die Besetzung der Stasi-Zentrale eine Heldengeschichte? Wohl kaum. Denn eigentlich lief Berlin vor 15 Jahren seiner Zeit hinterher. Bürger hatten in anderen DDR-Städten bereits in das Räderwerk der Übergangsregierung eingegriffen, einer Regierung, die aus der Stasi eine Nasi (Amt für Nationale Sicherheit) machte – eine Einrichtung, die, wie man heute weiß, Akten und Gelder verschwinden ließ. Beim Treffen des Neuen Forums Anfang Januar 1990 in Leipzig bekamen deshalb auch die Berliner Delegierten ihr Fett weg: \“Was ist eigentlich los in Berlin? In der Hauptstadt läuft alles wie bisher, die Stasi arbeitet weiter und ihr haltet still.\“

Dann kam der 15. Januar: An diesem Tag wollte der \“Runde Tisch\“ über die Auflösung der Nasi diskutieren – ein ideales Datum für die Protestaktion im Stasi-Hauptquartier. \“Kommt gewaltfrei und mit viel Fantasie zur Normannenstraße\“, hieß es im Aufruf. Gegen 17 Uhr drängen sich Tausende vor verschlossenen Eisentoren. Plötzlich zieht jemand von innen einen Riegel auf – die Menge strömt herein. Vermutlich von getarnten Stasi-Leuten werden die Demonstranten in den \“Versorgungskomplex\“ abgedrängt. Statt ihrer Akten sehen die meist jungen Leute mit Haifischflossensuppe in Dosen gefüllte Lagerräume. Ein Lebensmittellager wird aufgebrochen, Fensterscheiben gehen zu Bruch, Akten wirbeln durch die Luft, Waschbecken werden herausgerissen, Honecker-Bilder aus den Fenstern geworfen.

In dramatischen Appellen bittet die Regierung in Funk- und Fernsehen : \“Keine Gewalt!\“ Auch Ministerpräsident Hans Modrow eilt in die Normannenstraße. Spontan bildet sich ein Bürgerkomitee. Wachen werden eingerichtet. Doch die Stasi – gut vorbereitet – hatte die wichtigsten Aktenschränke bereits geräumt.

Quelle: Günter Werz, Kölner Stadtanzeiger,17.01.2005

Fundgrube für Heimatforscher

Am Samstag öffnete das Stadtarchiv Angermünde seine Türen im neuen Domizil der ehemaligen Grundschule I und weihte seine Besucher in die Geheimnisse jahrhundertealter Archivarien, Urkunden und Stadtpläne ein. Stadtarchivarin Margret Sperling hatte eine Ausstellung für diesen Tag vorbereitet und führte die Interessenten durch die neuen Räume, die eine Fundgrube und Forschungsstätte für Historiker und Heimatkundler sind. Das gesamte Archivs zog aus der Schwedter Straße in das neue Domizil in der Fischerstraße um.

Kuriositäten hat das Stadtarchiv ebenso zu bieten wie historisch wertvolle Zeugnisse Angermünder Stadtgeschichte. Dazu gehört beispielsweise das Angermünder Kataster samt Stadtplan aus dem Jahre 1724, das akribisch jedes Haus in der Stadt samt Besitzer und Vermessungsdaten auflistet. Eine Fundgrube für Heimatforscher wie Bauherren gleichermaßen, geben die Akten doch Aufschluss über historische Stadtstrukturen, Baujahr der Gebäude und vieles mehr.

Allein 90 laufende Meter Bauakten werden in den Räumen des Archivs aufbewahrt, das vor allem Chronistenpflichten hat. Allein der historische Aktenbestand aus dem 19. Jahrhundert reiht sich über 155 Meter lang in den Regalen, darunter die originalen Zeugnisse des Baus der Berlin-Settiner Eisenbahn von 1843, der Errichtung des Krankenhauses 1896 oder des Baus der städtischen Werke mit Gaswerk, Wasserwerk und Schlachthof. Die Installation der Angermünder Straßenbeleuchtung wird ebenso dokumentiert, wie die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 1866 oder die Unterstützung der Armen, die in Sozialakten festgehalten ist.

Zu den Raritäten im Archiv gehören die so genannten \“Seelenlisten\“, die Geburten, Tod, Berufe und Namen aller ehemaligen jüdischen Bürger in Angermünde dokumentieren und einmalig für die jüdische Familienforschung sind. Zeitungen werden vom ersten Angermünder Anzeiger 1848 bis zur Märkischen Oderzeitung von heute hier archiviert, über 1200 Bände relevanter Literatur gesammelt, Rats- und Verwaltungsakten aufbewahrt, kiloweise Gesetzestexte, Klassenbücher bis hin zu einmaligen privaten Fotosammlungen von historischem Wert gehortet. Wer suchet, der findet. So mancher Besucher am Tag der offenen Tür, der nur mal kurz vorbeischauen wollte, hatte sich festgelesen. Nicht nur genügend Platz bieten die neuen Räume im Keller der ehemaligen Grundschule I , sondern auch optimalere klimatische Bedingungen.

Neben den historischen Zeugnissen haben auch aktuelle Protokolle und Verwaltungsakten der verschiedenen Ämter im Stadtarchiv erst einmal Endstation und werden hier bis zur jeweils vorgeschriebenen Frist aufbewahrt. Was von geschichtlichem Interesse sein könnte, bekommt hier dann einen Dauerplatz. Und so wächst das Archiv, und wächst und wächst. Ziel ist es, in den kommenden Jahren den Archivbestand wie Zeitungen und Ratsprotokolle auf Mikrofilme zu bringen, um sie der Nachwelt zu erhalten.

Quelle: Daniela Windolff, Märkische Oderzeitung, 16.1.2005

Stadtarchiv Angermünde
Schwedter Strasse 14
D – 16278 Angermünde
Telefon: (03331) 33191

Älteste Urkunde Dänemarks in Stralsund

Die älteste Papierurkunde Dänemarks ist im Stadtarchiv Stralsund entdeckt worden. Forschungen finnischer Wissenschaftler zur Ausweitung der Papierherstellung in Europa von Süden nach Norden förderten im Dezember 2004 die Besonderheit zutage. Das aus dem Jahr 1359 stammende Schreiben des dänischen Königs Waldemar IV. an die Vertreter der Hansestädte im damaligen Schonen wurde am Donnerstag erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Darin fordert er die Kaufleute der Seestädte auf, wegen eines bevorstehenden Krieges mit dem König von Schweden und Norwegen das Land zu verlassen, da er für keine Schäden aufkommen wollte.

Bernhard von Bremen, der damalige Vertreter Stralsunds, hatte nach Angaben des Stadtarchivs das Dokument 1360 an den Rat der Hansestadt geschickt. Der 29 mal 10,5 Zentimeter große Brief weist nach Aussage von Stadtarchivdirektor Hans-Joachim Hacker eine erstaunlich gute Qualität auf. Es soll an seinem Fundort im Stralsunder Stadtarchiv verbleiben.

Kontakt:
Hansestadt Stralsund
Stadtarchiv
Am Johanniskloster 35
18439 Stralsund
Tel.: (0 38 31) 66 64 66
Fax: (0 38 31) 66 64 64
stadtarchiv@stralsund.de

Quellen: ngo-online, 14.1.2005; Die WELT, 14.1.2004

Ein-Euro-Job im Stadtarchiv Raunheim

Im Vorgriff auf Hartz IV hat sich die Stadt Raunheim bereits ab dem 1. Oktober 2004 in einem Pilotprojekt an der \“Ein-Euro-Job-Initiative\“ der Arbeitsagentur beteiligt. Angesprochen waren zunächst lediglich Bezieher von Arbeitslosenhilfe, seit Jahresbeginn sind nun auch die Empfänger von Arbeitlosengeld II, also arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger, einbezogen.

Unter den derzeit neun Personen in den so genannten Ein-Euro-Jobs, für die sie mit 1,50 Uhr pro Stunde entlohnt werden, befindet sich auch ein Hilfeempfänger, der wöchentlich 20 Stunden mit Zuhilfsarbeiten für das Stadtarchiv verbringt. Bevor ein Antrag bewilligt wird, gibt die Arbeitsagentur Stellungnahmen ab. Förderungsvoraussetzung ist unter anderem, dass mit den Maßnahmen keine bestehenden Arbeitsplätze gefährdet werden, dass sie gemeinnützig sind, zusätzlich geschaffen wurden und ein gesamtgesellschaftliches Interesse verfolgen.

Kontakt:
Stadtarchiv Raunheim, Rathaus
Schulstr. 2
65479 Raunheim
Tel: 06142- 173 816 
Fax: 06142 -402 228

Quelle: Main-Spitze, 15.1.2005

Gerettete Fotosammlung der sächsischen Landeskirche

Als Beilage zum Amtsblatt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (Nr. 24/2004) erschienen zum Jahresende 2004 die vom Landeskirchenarchiv in Dresden verantworteten \“Informationen zum Archivwesen in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens\“ (Nr. 7, 1/2004).

Die 12-seitige Beilage, die prinzipiell \“Informationen zum Archivwesen in der gesamten Landeskirche\“ mitteilen will, beinhaltet vor allem einen längeren Bericht über die Jahrestagung zur Archivpflege (Zittau, 5.5.2004) sowie einen Artikel von K. Schubert über die für Nutzer offenbar zunehmend attraktiver werdende Fotosammlung des Landeskirchenarchivs Dresden (Bestand 20).

Da die organisch erwachsenen Bestände des sächsischen Landeskirchenarchivs beim Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945 größtenteils vernichtet worden sind, entstand die Fotosammlung erst in der Nachkriegszeit, als man insb. die Pfarrer um Hilfe beim Aufbau eines Landeskirchlichen Bildarchivs bat.

Das daraufhin im Landeskirchenarchiv eingegangene Bildmaterial wurde in den 1950er Jahren alphabetisch nach Kirchgemeinden oder Personen geordnet und nach Formaten abgelegt. Über eine gleichzeitig angelegte Findkartei, die später ebenso wie die Ordnung im Bestand verloren ging, war der Zugriff auf die Bilddokumente gewährleistet. 

Im Zuge von Umbauarbeiten führte im Jahr 1999 ein Wassereinbruch zum Schimmelbefall von großen Teilen der Bildsammlung. Als bestandserhaltende Maßnahme wurde der sichtbare Schimmel mit 70%igem Isopropanol auf einem Wattebausch abgewischt und außerdem die gesamte Fotosammlung einer Gammabestrahlung unterzogen, um die Pilzsporen abzutöten. Seitdem wird die bildliche Überlieferung in einem klimatisierten Magazin bei einer Temperatur von 17°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40 % aufbewahrt.

Die Fotosammlung, die seit dem Jahr 2000 neu verzeichnet wird, umfasst derzeit neben rund 1,5 lfm bisher noch unerschlossener Papierabzüge auch 1.966 Einzelfotos, 158 Alben, Mappen, Kassetten, 142 Dias und 69 Glasplatten. 

Informationen zum Archivwesen in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens Nr. 7, 1/2004, 7. Jahrgang
hg. v. Landeskirchenarchiv, Lukasstraße 6, 01069; verantwortl.: Dr. Carlies Maria Raddatz

Inhalt:

  • Jahrestagung zur Archivpflege am 5. Mai in Zittau (1)
  • Die Fotosammlung des Landeskirchenarchivs Dresden (6)
  • \“Praktische Archivkunde\“ (8)
  • \“Sammlungsgut in Sicherheit\“ (9)
  • Veröffentlichungen des Zentralarchivs der Ev. Kirche A.B. in Rumänien (10)
  • Personalia (12)
  • Bitte um Mitarbeit (12)

Info
Die nächste Archivpflegetagung der Sächsischen Landeskirche wird am 13. April 2005 in Leipzig-Plagwitz stattfinden.

Kontakt:
Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsens 
Landeskirchenarchiv 
Postfach 120552, D-01006 Dresden 
Lukasstraße 6, D-01069 Dresden 
Tel. +49-351-4692353 
Fax: +49-351-4692109 
www.evlks.de

Ahnenforscher in der Familienforschungs-Stelle Köthen

Familienforscher beginnen mit ihrer Suche nach verstorbenen Vorfahren am besten bei den Eintragungen der Standesämter. Dort lassen sich die genealogisch bedeutsamen Eintragungen bis zum In-Kraft-Treten des Personenstandsgesetzes im Jahr 1876 zurückverfolgen. Für die Zeit davor helfen dann vor allem die alten Kirchenbücher weiter. Diese könnte man natürlich an den Orten des Geschehens einsehen; einfacher ist allerdings die Forschung in der Genealogie-Forschungsstelle der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen). Hiervon gibt es u.a. eine in der Gemeinde Köthen.

Betreut wird die Forschungsstelle von Hans Bartko, der erläutert, dass eigentlich das Zentralarchiv, das sich in Salt Lake City (Utah / USA) befindet, Anlaufstelle für die Mitglieder sei. Die Mormonen betreiben aus theologischer Motivation heraus weltweit eine aufwändige Ahnenforschung, stellen ihr umfangreiches Archiv aber auch externen Interessenten zur Verfügung. – In Köthen herrscht rege Nachfrage nach genealogischer Auskunft: seit dem Jahr 2000 wurden hier bereits rund 450 Mikrofiches ausgeliehen.

Kontakt:
Familienforschungs-Stelle Köthen
Wattrelosring 27 (Gewerbegebiet)
06366 Köthen
Tel. 03496-510223

Quelle: Ute Hartling-Lieblang, Mitteldeutsche Zeitung, 12.1.2005