29 Minuten Braunschweig vor der Zerstörung: 16 laufende Bilder pro Sekunde zeigen eine Stadt, die noch intakt ist. Doch die Menschen ahnen die Katastrophe und wappnen sich. Der Film \“Bau von Luftschutzbunkern in Braunschweig 1942/43\“ ist nur eines von zahlreichen historischen Dokumenten, die in bewegten Bildern die Geschichte der Stadt erzählen. Das Medienzentrum rettet sie für das Stadtarchiv Braunschweig vor dem Verfall.
Die beschädigten Filme restauratieren zu lassen hätte einen fünfstelligen Betrag gekostet. Um die Aufnahmen dennoch für die Nachwelt zu erhalten, haben Detlef Schulte und Norbert Maas vom Medienzentrum seit etwa einem halben Jahr in mühevoller und zeitraubender Arbeit digitale Kopien auf Band angefertigt: die Grundlage für eine weitere Bearbeitung am Computer.
Alle 95 vorliegenden Filme haben die beiden inzwischen digitalisiert. Manche sind nur minutenkurze Schnipsel, wie die Enthüllung des Professor-Freise-Gedenksteins von 1930. Den Neubau des Bahnhofs dokumentieren immerhin 55 Minuten aus den Jahren 1957 bis 1960. Das Stadtarchiv wird die Filme öffentlich zugänglich machen, sobald sie von den Digitalbändern auf DVD überspielt sind. Ein gefundenes Fressen auch für Historiker, Heimatpfleger und Zeitzeugen, die sicher manche Wissenslücke zu den bewegten Bildern schließen können.
Die Idee des Kulturausschussvorsitzenden Wolfgang Sehrt, aus dem alten Filmmaterial eine informative Kauf-DVD zu machen, finden die Mitarbeiter des Medienzentrums großartig. Wenn da nicht ein gewaltiges Problem wäre: die Urheberrechte. Doch es gibt bereits eine Chance für die Öffentlichkeit, das alte Braunschweig der 20er, 30er und 40er Jahre in bewegten Bildern zu sehen. Das Städtische Museum verfügt über einen kleinen digitalisierten Bestand, der auf Wunsch im Haupthaus am Löwenwall und im Altstadtrathaus gezeigt wird.
Auch wenn das Medienzentrum die alten Filme des Archivs rechtzeitig hat sichern können, bleibt die Archivierung ein Dauerthema, da sich die Technik rasant weiter entwickelt. So wie das Video längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist, wird auch die DVD bald nicht mehr das technische Maß aller Dinge sein. Und dann heißt es für die Mitarbeiter des Medienzentrums: Alles erneut kopieren!
Dr. Bettina Schmidt-Czaia, Leiterin des Stadtarchivs, setzt derweil für die kostbaren Originalfilme auf die Schloss-Arkaden. Dort könnte ein Raum mit optimalen Lagerbedingungen eingerichtet werden, die das Archiv zurzeit nicht hat. In einer Art Riesenkühlschrank könnten die Filme dem Zahn der Zeit trotzen.
Quelle: newsclick.de, 26.01.2005