Potsdamer Leibniz-Editionsarbeiten

Auf das Konto des "Universalgenies" Gottfried Wilhelm Leibniz (geboren 1646 in Leipzig, verstorben 1716 in Hannover) gehen rund 80.000 handschriftliche Zeugnisse, die zu einem Gutteil im Leibniz-Archiv der Landesbibliothek in Hannover liegen. Bis 1901 waren sie unter Verschluss, wahrscheinlich weil der hohe Staatsbedienstete Leibniz, der zwischen 1676 und 1716 in den Diensten des Hauses Hannover gestanden hatte, als potenzieller Geheimnisträger galt. 

Seit mittlerweile 100 Jahren aber wird der Nachlass Leibniz` fleißig ediert, seit 1996 unter anderem auch in Potsdam: Die Leibniz-Editionsstelle zählt zu den fünf am Neuen Markt beheimateten Akademienvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Insgesamt ist die Bearbeitung des Nachlasses ein deutschlandweites Akademien-\“Verbundprogramm\“, das auch zu Ost-Zeiten reibungslos funktionierte. 

Kontakt:
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Am Neuen Markt 8
14467 Potsdam
Tel: (0331) 2796 123
Fax: (0331) 2796 130

Quelle: Ildiko Röd, Märkische Allgemeine, 9.12.2004

Das Langzeitgedächtnis der Sparkasse Herford

Einmal in der Woche pflegt die Bielefelder Geschichtspromovendin Gunda Gaus das Historische Archiv der Sparkasse Herford. Das Archiv gliedert sich in Satzungs- und Gründungsprotokolle ab 1846, Gremienunterlagen aus Ausschüssen und Korrespondenz mit Kommunen, sowie den kundenbezogenen Unterlagen. Dazu zählen alte Sparkassenbücher und Kreditunterlagen. In einer Ausstellung des Archivs wird zudem der technische Fortschritt von der Gillardon-Zinstabelle über mechanische Rechen- und Buchungsmaschinen bis hin zum PC-Netzwerk dargestellt.

Gemeinsam mit einem Kollegen hat Gunda Gaus in den Kellerräumen der Sparkasse Herford bereits mehr als 2.000 historische Akten archiviert. Das Material, sie verwaltet, stammt aus den elf vormals eigenständigen Sparkassen im Kreis Herford, die später zusammen gewachsen sind. Dabei seien je weniger Akten überliefert, je früher eine Sparkasse in eine andere aufging. Eine große Lücke bilden, bedingt durch Nationalsozialismus und Krieg, die 1930er und 1940er Jahre.

Zu den Lieblingsstücken der Historikerin Gaus zählen die alten Sparkassenbücher, in denen die Einträge noch mit Feder und Tusche vorgenommen wurden. Der Laie staunt allerdings, wenn er sich ein Exemplar aus den 1920er Jahren betrachtet. Abgesehen von schmückenden Seitenrändern mit Blumenaufdruck sind diese durch die maschinellen Eintragungen den Sparbüchern von heute sehr ähnlich. Besonders bei Sparkassen in großen Städten sei diese Technik recht früh eingeführt worden. – Manchmal komme es vor, dass jemand in die Unterlagen eines Vorfahren Einsicht nehmen will, was nach einem Antrag beim Sparkassenvorstand grundsätzlich sei.

Quelle: Gerald Dunkel, Neue Westfälische, 9.12.2004

Irritation um Umzug der Rostocker Geschichtswerkstatt

Im Verein Geschichtswerkstatt Rostock, der zum 1. März 2005 von der Budapester Straße ins Kröpeliner Tor als neuem Dauersitz umziehen wollte, herrscht derzeit Ungewissheit. Dr. Peter Köppen von der agilen Geschichtswerkstatt erklärt, dass nach zwei Befürwortungen des Konzepts "Geschichte im Stadttor" in Fachausschüssen der Bürgerschaft nun eine Stimmenmehrheit im Finanzausschuss die schnelle Umsetzung verweigere. Solange noch die finanziellen Auswirkungen im Detail zu prüfen seien, wurde die Vorlage zum Kröpeliner Tor von der Tagesordnung der Bürgerschaft gestrichen und vertagt.

Dabei gehe es nicht um "utopische Summen\“, die beispielsweise für Brandschutzbelange im Stadttor notwendig werden. Das aber sei der Part, den die Hansestadt zu leisten habe, der Verein Geschichtswerkstatt und Bürgerhaus arbeiteten auf hohem ehrenamtlichen Niveau. Zudem dürfte es in beiderseitigem Interesse – Stadt und Geschichtswerkstatt – liegen, dass das Wahrzeichen sinnvoll genutzt und in öffentlicher Hand bleibt.

Kontakt:
Geschichtswerkstatt Rostock
Bürgerhaus 
Budapester Straße 16
18057 Rostock
http://www.buergerhaus-rostock.de

Quelle: NNN online (SVZ), 8.12.2004

Renner-Preis für Exilbibliothek

Unter den drei diesjährigen Preisträgerinnen des Dr. Karl-Renner-Preises befindet sich auch Dr. Ursula Seeber, die Leiterin der Österreichischen Exilbibliothek. Dr. Ursula Seeber leitet seit der Gründung im Jahr 1993 die Österreichische Exilbibliothek im Literaturhaus. Die Exilbibliothek ist als Archiv und Forschungseinrichtung ein Ort der Erinnerung: Die Bestände sind mittlerweile auf 7.000 Titel gewachsen, u. a. Bücher, Sammlungen, Fotos, Tonbänder und Videos; auch durch Ausstellungen soll die Erinnerung an ein wichtiges Kapitel der österreichischen Geschichte erhalten werden.

Der Karl-Renner-Preis wurde anlässlich der 80. Wiederkehr des Geburtstages des 1. österreichischen Bundespräsidenten der zweiten Republik, Dr. Karl Renner (1870-1950), von der Stadt Wien gestiftet. Die Vergabe dieser Auszeichnung erfolgt im Abstand von 3 Jahren an Personen oder Personengemeinschaften, die sich hervorragende Verdienste um Wien und Österreich in kulturellen, sozialen sowie wirtschaftlichen Belangen erworben haben und damit auf nationaler bzw. internationaler Ebene anerkannt sind. Die im Wiener Rathaus vergebenen Dr. Karl-Renner-Preise sind mit insgesamt 45.000 Euro dotiert und werden alle drei Jahre von einer Jury vergeben. Die diesjährigen Renner-Preise seien eine Anerkennung für das Engagement von Vereinen, die sich mit Emigration und Integration auseinandersetzen.

Kontakt:
Österreichische Exilbibliothek im Literaturhaus
Seidengasse 13
A-1070 Wien
Dr. Ursula Seeber (Leiterin)
Tel.: 0043/1/526 20 44-20
us@literaturhaus.at 

Quelle: Stadt Wien, 7.12.2004

Schily gibt Birthler-Behörde ab

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hat überraschend erklärt, die Dienstaufsicht über die Birthler-Behörde abzugeben. Die Zuständigkeit für die werde künftig von Kultur-Staatsministerin Christina Weiss wahrgenommen. Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler wurde von der Entscheidung erst nachträglich informiert. Schily und Weiss rechtfertigten den Wechsel als Teil eines neuen Konzeptes zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die einer zunehmenden Verklärung der DDR-Vergangenheit entgegenwirken soll. Gleichzeitig mit der Birthler-Behörde wurde am Freitag auch die regierungsnahe Stiftung zur Aufarbeitung der DDR-Diktatur aus dem Geschäftsbereich Schilys ins Kulturressort gegeben. 

Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, soll nach einem \“Spiegel"-Bericht die Zusage für eine zweite Amtszeit erhalten. Damit werde ihr offenbar der innenpolitisch auf Kritik gestoßene Wechsel der Zuständigkeit für die Stasi-Aktenbehörde \“versüßt\“, berichtet das Nachrichtenmagazin. Nach Ablauf der Amtszeit der Behördenchefin im kommenden Jahr werde das Kabinett dem Parlament einen Vorschlag für die Besetzung des Postens machen. Birthler ist seit Herbst 2000 im Amt, gewählt ist sie bis Oktober 2005. 

Kontakt:
BStU Zentralstelle Berlin
Otto-Braun-Straße 70/72
10178 Berlin
(0 18 88) 6 65 – 0
(0 18 88) 6 65 77 99 
post@bstu.bund.de

Quelle: Renate Oschlies, Berliner Zeitung, 4.12.2004; Märkische Oderzeitung, 4.12.2004

Kempowskis Archiv nach Berlin

Die Berliner Akademie der Künste übernimmt das Archiv des Schriftstellers Walter Kempowski (75). Es handelt sich um das literarische und biographische Archiv Kempowskis, Biographien anderer Persönlichkeiten sowie um ein Bildarchiv. Bei der Kempowski-Sammlung handelt es sich, wie die Kulturstiftung der Länder betonte, \“um eines der bedeutendsten und materialreichsten Schriftsteller-Archive überhaupt\“. Das literarische Archiv im engeren Sinn, das Foto- und Zeitdokumentenarchiv seien integrale Bestandteile der Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts. An dem Erwerb ist neben Sponsoren und der Kulturstiftung der Länder auch Kulturstaatsministerin Christina Weiss beteiligt, die die Berliner Akademie vor einem Jahr übernommen hatte.

Kontakt:
Das Kempowski Archiv 
Haus Kreienhoop 
Zum Röhrberg 24 
27404 Nartum 
Tel.: 04288/438 
Fax: 04288/600 
info@kempowski.de

Akademie der Künste
Archivabteilung Literatur
Robert-Koch-Platz 10 
D-10115 Berlin 
030/308 84-100 
literaturarchive@adk.de

Quelle: Hamburger Abendblatt, 6.12.2004; Rundfunk Berlin-Brandenburg, 3.12.2004

Feldpost der Wuppertaler

Wenn im April nächsten Jahres im Rahmen der Aktion \“Wuppertal liest ein Buch\“ mit Lesungen und Aktionen, Ausstellungen und Diskussionen in Wuppertal an das 60-jährige Kriegsende erinnert werden wird, dann wird es im Speziellen um das Thema Feldpostbriefe gehen. Dabei sind zum einen die Wuppertaler aufgefordert, sich mit eigenen Veranstaltungen zu beteiligen. Zum anderen bereiten Stadt und Stadtbibliothek eine Ausstellung mit Feldpostbriefen vor.

Ungezählte Briefe gab es, häufig zensiert, ohne Angabe des Ortes an der Front, an dem sie verfasst wurden. Geschrieben meist mit Bleistiftstummeln, der Kugelschreiber war noch nicht verbreitet, können diese Briefe die ganze Bandbreite von Emotionen aufzeigen: von Euphorie bis zur manchmal wegen der Zensur verschleierten Hoffnungslosigkeit. Manchmal ist es gerade die Inhaltsleere, die den Leser heute schaudern lässt. Oft genug waren die Feldpostbriefe das einzige, was den Hinterbliebenen gefallener Soldaten erhalten blieb. – Wer noch Feldpostbriefe von Angehörigen, die während des 2. Weltkriegs von der Front nach Hause geschrieben haben, besitzt, ist eingeladen, diese dem Stadtarchiv Wuppertal für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen.

Link: www.wuppertalliesteinbuch.de

Kontakt:
Stadtarchiv Wuppertal
Dr. Uwe Eckardt
Friedrich-Engels-Allee 89-91
42285 Wuppertal
stadtarchiv@stadt.wuppertal.de

Quelle: Ulla Dahmen, Westdeutsche Zeitung, 7.12.2004

Fuldas ältestes Einwohnerbuch publiziert

Die Steuereinnehmer der Fürstabtei Fulda trieben vor genau 400 Jahren von den Untertanen ein halbes Prozent ihres Vermögens für den Krieg gegen die Türken ein. In jedem Ort und Gehöft wurden die Namen des Steuerzahlers samt dem abgelieferten Betrag notiert. Die Abrechnung umfasst über 900 Seiten mit fast 12.000 Namen in etwa 300 Siedlungen.

Unter der Bezeichnung "Türkensteuerregister von 1605" befindet sich diese bedeutendste bevölkerungsgeschichtliche Quelle des Fuldaer Landes vor Einführung der amtlichen Statistik im 19. Jahrhundert heute im Marburger Staatsarchiv. Nun hat der Fuldaer Geschichtsverein eine bequem zugängliche Transkription des Werkes in Buchform publiziert. Der von Dr. Thomas Heiler, dem Leiter des Fuldaer Stadtarchivs herausgegebene Band enthält auf 569 Druckseiten neben einer Einführung nicht nur den vollständigen Text des Originals, sondern auch umfangreiche Orts- und Personenregister sowie eine Karte zur Lokalisierung der teils nicht mehr bestehenden Siedlungen.

Info:
Thomas Heiler (Hg.): Das Türkensteuerregister der Fürstabtei Fulda von 1605, Verlag Parzeller, Fulda 2004 (64. Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins). Preis 17,50 Euro.

Kontakt:
Stadtarchiv Fulda
Bonifatiusplatz 1-3
36037 Fulda 
Tel.: 0661/102-1450
Fax: 0661/102-2451
stadtarchiv@fulda.de

Quelle: Fulda Online, 6.12.2004

Bistum Magdeburg erhält historische Akten aus Paderborn

Das 1994 gegründete Bistum Magdeburg blickt auf eine Geschichte zurück, die bis ins 8. Jahrhundert reicht. Christliche Missionare stießen damals vor bis in die Gebiete um Naumburg und Halberstadt. Im Jahr 968 erreichte Kaiser Otto, dass Papst Johannes XII. das Erzbistum Magdeburg errichtete. In Folge der Reformation ging das Erzbistum Magdeburg im 16. Jahrhundert jedoch unter. Im 18. Jahrhundert wurde das Kirchengebiet dem Bischof von Paderborn unterstellt. Zu DDR-Zeiten war die Magdeburger Kirche zwar noch Teil von Paderborn, wurde jedoch 1973 als Bischöfliches Amt dem Papst direkt unterstellt. 

Das Bistum Magdeburg erhält heute zahlreiche historische Akten und Urkunden aus Paderborn. Das dortige Erzbistum, dem das Magdeburger Kirchengebiet bis 1994 angehörte, hatte die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichende Sammlung kürzlich freigeben. Diese enthält unter anderem rund 800 Akten, die sich auf einzelne Pfarreien beziehen. 

Außerdem werden weitere 215 Aktenbände abgegeben, die im 19. Jahrhundert bei dem bischöflichen Kommissar auf der Huysburg bei Halberstadt entstanden. Unter den Stücken sind einige historisch interessante Urkunden über die Pfarrei Köthen und ein Urkundenbestand des im Jahr 1810 enteigneten Klosters Hedersleben. Dabei handelt es sich um 65 Pergamenturkunden aus der Zeit von 1253 bis 1565. Alle Akten- und Urkundenbestände sind geordnet und erschlossen; Findbücher stehen für die Forschung zur Verfügung. 

Kontakt:
Bistum Magdeburg
Zentralarchiv des Bischöflichen Ordinariates Magdeburg (ZBOM)
Max-Josef-Metzger-Strasse 1
39104 Magdeburg
Fon: (0391) 596150
Fax: (0391) 5961150

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, 6.12.2004

Die Querfurter Dingebank

Querfurt besaß bereits Stadtrecht, als im Jahr 1198 die innere Stadtmauer in einer Urkunde erwähnt wird. Aufgrund des Bevölkerungswachstums und des Siedelns vor der Stadtmauer erfolgte um 1357 der Bau einer zweiten, äußeren Stadtmauer. 1455 wurde ein neues Rathaus gebaut. 1655 und 1678 wurden große Teile der Stadt durch schwere Brände zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte nun immer mehr mit Häusern aus Stein im barocken Stil. 1663 wurde das Fürstentum Querfurt, bestehend aus den Ämtern Querfurt, Dahme und Jüterbog, gegründet. Querfurt wurde Hauptstadt des reichsunmittelbaren Fürstentums Sachsen-Querfurt. 

Das Archiv der Stadt Querfurt befindet sich auf dem Dachboden des Rathausturms, der nach dem verheerenden Stadtbrand von 1678 um 1698/99 an das Rathaus angebaut wurde. Hier sollten die wichtigsten Akten, die den Brand überstanden hatten, wieder ordentlich untergebracht werden. Das Rathaus sei im Mittelalter auch "Dingebank" genannt worden, erklärt Stadtarchivarin Ingrid Semmling. Dies deute wohl darauf hin, dass man hier wichtige Dinge aufbewahrt habe.

Heute werden rund 150 laufende Meter Akten in der "Dingebank" verwalt, schätzt die Archivarin. Dünn sei der Aktenbestand aus der Zeit des Dritten Reiches und der DDR. Heute aber landen alle Vorgänge aus der Stadtverwaltung im Archiv, das natürlich auch Benutzern offen steht. Bei Ahnenforschern schaut Archivarin Semmling allerdings wegen des Alters und der eingeschränkten Stabilität der Dokumente lieber selber nach …

Kontakt:
Stadtarchiv Querfurt
Stadtverwaltung
Markt 1
06268 Querfurt
Tel.: (034771) 60142

Quelle: Regina Retzlaff, Mitteldeutsche Zeitung, 6.12.2004