Streit um Dietz-Gutachten entbrannt

Der politische Streit um den Namenspatron der Nauroder Rudolf-Dietz-Schule ging doch noch vor Weihnachten in eine nächste Runde. Während Oberbürgermeister Hildebrand Diehl (CDU) nach der Vorstellung des Gutachtens von Professor Peter Steinbach (Karlsruhe) zur weiteren Versachlichung der Debatte mahnte, wurde er vom Grünen-Fraktionschef sowie vom SPD-Ortsparteivorsitzenden scharf angegriffen. Steinbach hatte kritisiert, dass sich die städtischen Gutachten mehr wie "staatsanwaltschaftliche Plädoyers" lesen, bei denen er Komplexität, Ambivalenzen und zeitliche Einordnungen vermisse.

Diehl nahm die Kritik des Gutachters an den bisherigen Dietz-Stellungnahmen des Stadtarchivs zum Anlass, verwaltungsintern zu prüfen, wie künftig im Archiv mit historischen Fragen umzugehen ist. Nun wird dem OB dies als "Einschüchterungsversuch" ausgelegt, um "gegen unliebsam gewordene städtische Mitarbeiter vorzugehen". Der Oberbürgermeister bleibt aber dabei, aus der Steinbach-Kritik an der Wissenschaftlichkeit des städtischen Gutachtens Konsequenzen zu ziehen. Anfang des neuen Jahres werde man zunächst mit den Mitarbeitern des Stadtarchivs das Gespräch suchen, um dann dem Magistrat Vorschläge für Veränderungen zu unterbreiten.

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65197 Wiesbaden 
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Quelle: Wiesbadener Kurier, 24.12.2004

Geschichte der "Büttel"-Dörfer

Der Landkreis Gifhorn und der Museums- und Heimatverein Gifhorn sind die Herausgeber der Schriftenreihe des von Stefan Felleckner betreuten Kreisarchivs Gifhorn. Jetzt erschien als 22. Band der Reihe ein Werk des Braunschweigers Professor Wolfgang Meibeyer, der sich unter dem Titel „Siedlungskundliches über den Papenteich und die Frage seiner ,Büttel’-Orte" mit der Entstehung der "Büttel"-Dörfer auseinandersetzt.

Das Buch, das viele Abbildungen von Ortsgemarkungen enthält, präsentiert neue Erkenntnisse auch auf dem Feld der Wüstungen. Meibeyer veranschaulicht die Besiedlung des alten Nordwaldes zwischen Gifhorn und Braunschweig während des frühen Mittelalters. Der Autor betont dabei auch die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen wie Boden-, Namens-, Siedlungskunde und Archäologie zur Erforschung des Alters der Dörfer. Meibeyer bezeichnet die urkundliche Ersterwähnung eines Ortes als Grundlage für die Altersbestimmung als recht zufällig: „Das ist eher eine Konfirmationsurkunde als ein Taufschein.“

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Quelle: Marita Schaal, newsclick.de, 22.12.2004

In Bruck fehlt nur eine Urkunde

1988 war bei einer routinemäßigen Durchsicht durch das österreichische Bundesdenkmalamt aufgefallen, dass im Bestand der Stadt Bruck a. d. Leitha offenbar sieben historische Urkunden fehlten. Jetzt konnte die Stadtarchivarin Dr. Petra Weiß im Zuge einer Archivinventur erfreulicherweise mit einer Ausnahme alle 315 Urkunden auffinden, darunter auch ein Prunkstück aus dem Jahr 1276. Weiß vermutet auch die letzte fehlende Urkunde irgendwo in den Archivkästen. Neben den bisher katalogisierten und magazinierten 315 Urkunden existieren noch 27 Urkundenbücher über das Zunftwesen.

Kontakt:
Stadtgemeinde Bruck an der Leitha
Hauptplatz 16
A-2460 Bruck an der Leitha
stadt@bruckleitha.at
Tel. 02162/62354-0
Fax 02162/62354-25

Quelle: Niederösterreichische Nachrichten, 29.12.2004

Wallenhorster Regionalarchiv nimmt Gestalt an

Seit knapp einem Jahr sichert eine Gruppe von Senioren im Wallenhorster Archiv für Heimat-, Regional- und Zeitgeschichte Quellen jeglicher Art von der schriftlichen Aufzeichnung bis zum Fotodokument. Neu angelegt ist ein Findbuch, das Archivaren und Nutzern die Suche nach Archivalien erleichtert. Initiator des Archivs resp. der siebenköpfigen ehrenamtlichen Arbeitsgruppe ist Alfons Overberg, der Verfasser der Chronik „Mein Neulehe“ zur 200-Jahr-Feier des Ortes im Jahr 1988. Ihm liegt dem die Professionalität der Aufgabendurchführung am Herzen.

Gemeinsam habe man sich im Staatsarchiv in Osnabrück, im Diözesanarchiv und im Stadtmuseum Quakenbrück über die Methodik und Systematik der Archivierung informiert. Im Medienzentrum Osnabrück erhielten sie einen Einblick in die sachgerechte Ordnung für Bild- und Fotodokumente.

Die im Aufbau befindliche Dokumentationsstätte möchte die Geschichte der vier Wallenhorster Ortsteile und der näheren Umgebung mit Hilfe von Materialien aus Vereinen, Verbänden oder Privatpersonen dauerhaft überliefern. Sammlungsgüter, die auch weiterhin gesucht werden, können dabei Vereinschroniken, Heimatbücher oder auch Aufzeichnungen aus den Kirchengemeinden und aus privater Hand sein. Das Archiv steht allen Interessierten zur Verfügung und kann von Heimat- und Familienforschern, Schülern und Studierenden genutzt werden.

Telefonkontakte:
05407/9623, 9554 und 2737

Quelle: Neue OZ, 29.12.2004

Stasi-Unterlagen ins Bundesarchiv?

Nach der überraschenden Entscheidung Otto Schilys, die Stasi-Unterlagen-Behörde zum 1. Januar 2005 der Kulturstaatsministerin zu übertragen, war die Empörung bei DDR-Bürgerrechtlern, die das Mielcke-Erbe 1990 vor weiterer Spurenbeseitigung schützten, groß. Die Bundesbeauftragte Marianne Birthler nahm Anstoß am selbstherrlichen Stil des Ministers, konnte der Ankündigung aber auch Positives abgewinnen. Gleichwohl ist auch nach ihrer Auffassung zunächst eine Änderung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes für die Übertragung der BStU nötig.

Gleichzeitig begann eine Debatte über die zukünftige archivische Zuständigkeit für die Stasiunterlagen. Zwar gibt es Stimmen, die besagen, dass eine Übertragung der Stasiunterlagen in die Obhut des Bundesarchivs aus archivfachlicher Perspektive so begründet wäre, wie die Einlagerung von Akten aus Frankfurt/Main im Stadtarchiv von Frankfurt/Oder, doch mehrt sich auch die Riege der Befürworter einer solchen langfristigen Perspektive, da im Jahr 2006 mit den Überprüfungen für den öffentlichen Dienst eine zentrale Aufgabe der BStU wegfallen wird.

In seinem Kommentar für die FAZ postuliert auch Rainer Blasius, dass das Mielcke-Erbe als staatliche Überlieferung früher oder später in die Obhut des Bundesarchivs resp. Unterlagen der Bezirksverwaltungen in die der Landesarchive gehöre – auch wenn die Akten großenteils rechtsstaatswidrig zustande gekommen sind. „Für die nächsten sechs Jahre ist anzunehmen“, so Blasius, „daß die Behörde ihre gegenwärtige Struktur behalten wird, zumal mit einer zweiten und letzten Amtszeit von Frau Birthler zu rechnen ist. Um für die Zeit danach gerüstet zu sein, sollte sich die Behörde allerdings 2010 von ihren Unterlagen trennen, zumal die Nutzungsbedingungen nach Bundes- und Landesarchivgesetzen schon jetzt forschungsfreundlicher sind.“

Quelle: Rainer Blasius, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.12.2004, Nr. 302 / S. 1

Digitale Daten für die Ewigkeit

Die neueste Ausgabe (Heft 1/2005) der Technology Review beinhaltet u.a. einen Schwerpunkt zum Thema „Daten für die Ewigkeit“ ( portokostenfreie Bestellung online). In einem Interview mit dem Technologiemagazin erläutert Hartmut Weber, der Präsident des Bundesarchivs, die Folgen des zunehmenden E-Mail- und Datenbankeneinzugs in Regierungsbehörden für die Dokumentierung von Regierungsaktivität. Selbst das Löschen von Daten nach Erledigung der Sache komme vor, wenngleich es der Geschäftsordnung der Bundesministerien widerspreche.

Die neue Art von Archivgut erfordere neue Methoden bei der Sicherung und Erhaltung. So seien 3.000 Datenbankdateien aus der früheren DDR – in fremden Formaten und auf teils obsoleter Hardware – zunächst in reine ASCII-Dateien umgewandelt und dann in XML-Strukturen umgesetzt worden. Grundsätzlich müssten digitale Informationen alle fünf bis sieben Jahre umkopiert werden. Diskutiert werde auch eine Emulation älterer Programmumgebungen durch Software oder die Speicherung auf analogen Formaten wie etwa Mikrofilm.

Quelle: heise online, 23.12.2004

Hitlerjunge Quex im Cinema Münster

Mehr als 1.100 Spielfilme wurden zwischen 1933 und 1945 in Deutschland gedreht. Rein quantitativ lässt sich das sogenannte „Dritte Reich“ damit als absolute Boomzeit der Kinokultur in Deutschland klassifizieren.

Eine cineastische Rarität präsentiert das Westfälische Landesmedienzentrum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe gemeinsam mit dem münsterischen Programmkino Cinema am 6. Januar 2005: den NS-Propagandafilm „Hitlerjunge Quex„. Er beschreibt, wie der Druckerlehrling Heini Völker aus Berlin sich vom Kommunisten zum mutigen Hitlerjungen wandelt, für den die braune Jugend zum Familienersatz wird. Als er eines Tages von Kommunisten erstochen wird, stirbt er mit dem Hitlerjugend-Lied auf den Lippen einen dramatisch inszenierten Märtyrertod. In der „melodramatischen Schlussapotheose“ (Hilmar Hoffmann) tritt aus dem Körper des sterbenden Hitlerjungen Quex ein Heer aus Braunhemden und Fahnen ins Blickfeld, bis das Hakenkreuz einer Fahne als Erlösung signalisierendes Emblem das Film füllt.“

Szenenfoto

Die 1933 von Hans Steinhoff inszenierte Produktion mit dem Untertitel „Ein Film vom Opfergang der Jugend“ griff auf mehrere populäre Leinwandidole der Weimarer Zeit (Heinrich George, Berta Drews, Hermann Speelmans) zurück, um die „Kampfzeit der Bewegung“ zur Legende zu stilisieren.

Das Westfälische Landesmedienzentrum zeigt den Film, der normalerweise nicht öffentlich aufgeführt werden darf, mit Unterstützung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung am Donnerstag, 6. Januar 2005 um 19.00 im Programmkino Cinema (Warendorfer Str.45-47, Münster). Als Referent wird mit Dr. Gerd Albrecht einer der profiliertesten Fachleute zum Thema „Spielfilme im Dritten Reich“ zur Verfügung stehen.

„‚Hitlerjunge Quex‘ macht beispielhaft deutlich, dass sich die Filmproduktion des ‚Dritten Reiches‘ zum Transport ihrer ideologischen Inhalte aller verfügbaren psychologischen und suggestiven Manipulationsmethoden bediente“, erläutert Dr. Markus Köster die Gründe, warum das LWL-Landesmedienzentrum den Film präsentiert.

Info:
Der Eintritt beträgt für Studierende 5 Euro, für sonstige Interessierte 6,50 Euro.
Vorbestellungen unter info@cinema-muenster.de; Tel. 0251/30300.

Urkunde von 1907 zur Turngeschichte in Worms

Turngeschichte lebt aus der Erinnerung. Umso glücklicher schätzt man sich, wenn Unterlagen und Exponate gefunden werden. Der Turngau Worms erhielt jetzt aus privater Hand eine prächtige Urkunde vom 33. Rheinhessischen Gauturnfest, das am 1. und 2. Juni 1907 in Eich stattfand.

Die Ehrenurkunde ist als Lithografie von Georg Frey (Mainz) ein Kunstwerk. Mit allen Attributen der Turnerwelt (Vier-F-Symbol, Fahnen, Eichenbaum und Wappen) ist jede Urkunde ein Unikat. Die Eintragung des Siegers mit seinen Leistungen ist handgeschrieben und kunstvoll. Die Urkunde werde nun in das Archiv des Nibelungen-Turngaues Worms aufgenommen, sagte die Vorsitzende Margot Ihrig.

Kontakt:
Nibelungen-Turngau Worms
Margot Ihrig
Kriegsheimer Str. 29
67590 Monsheim
Tel. 06243-8601, 
Fax 06243-908428

Quelle: Wormser Zeitung, 22.12.2004

Kirchengeschichte Brockels

Im niedersächsischen Brockel (Kirchenkreis Rotenburg) kümmert sich Pfarramtssekretärin Doris Wesseloh auch um die Vergangenheit der Heilig-Kreuz-Kirchengemeinde. Pünktlich zum 200-jährigen Jubiläum der Kirche hat sie eine 68-seitige Broschüre über die Entstehung des Gotteshauses zusammengestellt, gespickt mit Geschichte und Geschichtchen aus der Gemeinde sowie einer Pfarrerliste von 1560 bis heute. 

Für ihre kleine Publikation (Auflage: 500) griff sie auf Unterlagen des Brockeler Kirchenarchivs zurück. Bei den bis ins 17. Jahrhundert zurückreichenden Quellen handelt es sich um Protokolle von Vorstandssitzungen, Verzeichnisse von Hochzeiten, Taufen und Todesfällen, Inventarlisten etc. Die erarbeitete Chronik wirft Streiflichter auf die wichtigsten historischen Ereignisse der Gemeinde und des Kirchbaus seit der urkundlichen Ersterwähnung 1190: Entworfen wurde Heilig-Kreuz in seiner heutigen Form von Moorkommissar Diedrich Kohlmann aus Bremervörde, dem Nachfolger des berühmten Jürgen Christian Findorff (1720- 1792), der eine wichtige Rolle bei der Besiedlung des Elbe-Weser-Dreiecks spielte. Dieser Kohlmann hat ein unkonventionelles Gotteshaus geschaffen: So steht der Turm nicht, wie üblich, im Westen der Kirche, sondern er wurde in den Osten verlegt. Neuartig war auch der Versuch, den Kanzelaltar vor der Mitte der südlichen Längswand aufzustellen.

Die jetzige Kirche ist die dritte in Brockel. Nach dem im 12. Jahrhundert erwähnten Gotteshaus erfolgte 1437 der erste Neubau als "Eigenkirche" des Klosters. Nachdem gegen Ende des 18. Jahrhunderts die alte Kirche baufällig wurde, konnte 1804 der Neubau eingeweiht werden.

Kontakt:
Ev.-luth. Pfarramt
Pastor W. Merz
Dorfstraße 4
27386 Brockel
Tel.: 04266/2216

Quelle: Rotenburger Rundschau, 22.12.2004

DEFA-Stiftung erwarb Zeitzeugen TV-Archiv

Bereits im Juni dieses Jahres hat die DEFA-Stiftung das umfangreiche private Zeitzeugenarchiv des Filmemachers und Publizisten Thomas Grimm übernommen. Grimm porträtierte mehrere hundert Persönlichkeiten für Zeitzeugen TV. Die zum Teil durchaus streitbaren Dokumentationen sind auf mehr als 3.500 Videokassetten festgehalten. Die Reportagen zeichnen ein eindrucksvolles Bild erlebter Geschichte des 20. Jahrhunderts. 

Link: www.defa-stiftung.de 

Quelle: Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur: Newsletter Aktuelles aus der DDR-Forschung. Berlin, 22.12.2004