In der Zeit des Nationalsozialismus entzog die Göttinger Universität rund 80 politisch oder rassisch verfolgten Wissenschaftlern den Doktortitel und zerstörte so oftmals deren berufliche Existenz. Zu den bekanntesten Opfern zählte der Physiker und Nobelpreisträger Max Born. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde er 1933 zunächst vom Universitätsdienst beurlaubt. Als Born nach seiner Emigration die deutsche Staatsangehörigkeit verlor, entzog ihm die Hochschule auch den Doktortitel.
Im letzten Monat bekannte sich die Hochschule mit einer Ausstellung über die Entziehung von Doktortiteln zu ihren Unrechtshandlungen während der NS-Diktatur. Die vom Seminar für Mittlere und Neue Geschichte zusammengestellte Ausstellung zeigt die Beispiele von elf Betroffenen. Entziehungsakten aus dem Universitätsarchiv dokumentieren, wie die Titelaberkennungen begründet wurden und wie die bürokratischen Prozesse abliefen.
Mit der Aufarbeitung ihrer NS-Geschichte tat sich die Universität Göttingen lange Zeit schwer. Noch in den 1950er und 1960er Jahren gab es in Göttingen Fakultätsordnungen, die vorsahen, "dass Juden mit deutscher Staatsbürgerschaft nicht promovieren können". 1965 stieß eine Studentenzeitung mit einem Bericht die Auseinandersetzung mit dem Thema an.
Info:
„… eines deutschen akademischen Grades unwürdig”. Die Entziehung von Doktortiteln an der Georg-August-Universität Göttingen im „Dritten Reich”
Ausstellung vom 29.10. 2004 – 22.11. 2004, im Foyer der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Kontakt:
Dr. Silke Glitsch
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Platz der Göttinger Sieben 1
37073 Göttingen
Tel.: 0551 / 39-2456
glitsch@sub.uni-goettingen.de
Quelle: epd-Wochenspiegel 46/2004, 14