Bereits 1998 wies das Hessische Finanzministerium die Finanzbehörden des Landes an, in ihren Aktenbeständen nach Unterlagen zu suchen, die die Beteiligung des Fiskus an der Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung in der Nazizeit belegen. Die Übergabe der in Hessen aufgefundenen Dokumente an das Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden, das zu diesem Zeitpunkt bereits über einschlägiges Schriftgut der ehemaligen Reichsfinanzverwaltung und über Unterlagen jüdischer Rechtsanwälte sowie einen Bestand an Schriftgut aus dem Bereich der Wiedergutmachung in sehr erheblichem Umfang verfügte, gab Anlass zu einem Dokumentations- und Forschungsprojekt, das vom Fritz Bauer Institut durchgeführt wurde. Die gesichteten Devisenakten, Steuerakten, Vermögenskontrollakten und Handakten jüdischer Rechtsanwälte belegen eindrücklich die fiskalische Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung Hessens im Dritten Reich.
Das Forschungsprojekt des Fritz Bauer Instituts bildete die Grundlage für eine gemeinsam mit dem Hessischen Rundfunk (hr) konzipierte und realisierte Ausstellung sowie den Film „Der große Raub“ (hr, 2002). "Legalisierter Raub. Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen 1933-1945" lautet der Titel der Ausstellung des Fritz Bauer Instituts und des hr, die das Geschehen der fiskalischen Judenverfolgung auf regionalgeschichtlicher Ebene dokumentiert. Noch bis zum 4. Dezember kann die Ausstellung von Mittwoch bis Samstag in der Zeit von 11 bis 18 Uhr besichtigt werden. Zur Vor- und Nachbereitung eines Ausstellungsbesuches steht eine Mappe mit Arbeitsmaterialien und Bearbeitungsvorschlägen zur Verfügung. Zur Ausstellung ist außerdem in der Reihe s-selecta der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ein Katalog erschienen.
Begleitprogramm:
Mittwoch, 17. November, 19.30 Uhr
„Rückerstattung und Wiedergutmachung. Vermögensrestitution in der Amerikanischen Besatzungszone und ihre Folgewirkungen für die Rückerstattung in der BRD“
Vortrag von Peter Heuss
Ort: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Rheinstr. 23-25
Mittwoch, 24. November, 18 Uhr
Depotführung im Museum Wiesbaden mit Dr. Renate Petzinger und Dr. Volker Rattemeyer
Treffpunkt: Eingang Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert-Allee 2
Samstag, 27. November, 10 – 12 Uhr
\“Archivgut im Hessischen Hauptstaatsarchiv zur fiskalischen Ausplünderung der Juden unter der NS-Diktatur\“
Ort: Hessisches Hauptstaatsarchiv.
Es wird um Anmeldung gebeten unter der Telefonnummer 0611 / 8810 in der Zeit von Montag bis Freitag von 9 – 12 und 13 – 15 Uhr.
Samstag, 27. November, 15 Uhr
Erzählcafé mit Gertie Mayer-Jorgensen
Bistro „Durchblick“ in der vhs
Ecke Schiersteiner Straße/Willy-Brandt-Allee, 65197 Wiesbaden,
ESWE-Buslinien 5,8,15, Haltestelle Willy-Brandt-Allee/Volkshochschule
Dienstag, 30. November, 19.30 Uhr
Deutschland, ich komme wieder
Lesung mit Moritz Neumann
Thomas Richter (Flöte), Peter Bechtel (Fagott) und Karin Scholz (Gitarre) spielen Kompositionen von George Dreyfus
Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Rheinstr. 23-25
Eintritt: 5 €, erm. 2,50 €
Donnerstag, 2.12., 20 Uhr
Die Akte Joel
Caligari FilmBühne
Marktplatz 9, 65183 Wiesbaden
Eintritt: 5 €, erm. 4 €
Samstag, 4.12., 15 Uhr
Stadtführung zu den Stätten der Ausplünderung in Wiesbaden
mit Dorothee Lottmann-Kaeseler, Aktives Museum Spiegelgasse
Treffpunkt am Rathaus; Abschluss in der Spiegelgasse 11,
Anmeldung: Tel. 0611-305221
Rückfragen:
Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst,
Elisabeth Abendroth
Tel.: 0611/32-3471
e.abendroth@hmwk.hessen.de
Hessischer Rundfunk,
Dr. Bettina Leder-Hindemith
069 / 1554038
Fritz Bauer Institut,
Katharina Stengel
069 / 798322-40
Quelle: hr, 12.11.2004