Nachdem der scheidende rumänische Präsident Ion Iliescu vor einem Jahr eine 30-köpfige internationale Expertenkommission unter dem Vorsitz des Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel zur Untersuchung des Holocaust in Rumänien während des Zweiten Weltkrieg eingesetzt hatte, stellte er nun in Bukarest den fast 1.000 Seiten starken Abschlussbericht der Kommission vor. Dem Bericht zufolge waren die rumänischen Machthaber des Militärdiktators Ion Antonescu die Haupttäter des Holocaust, bei dem ab 1941 in Rumänien und in den von Rumänien kontrollierten Gebieten bis zu 410.000 Juden und 25.000 Roma ermordet worden sind. Außer Deutschland sei kein Land in einem solchen Ausmaß in Massaker an Juden involviert gewesen.
Allerdings verbindet die internationale Expertenkommission auch Kritik an der aktuellen "Vergangenbewältigung" mit der Vorstellung ihres Bericht, verweist unter anderem auf den Umstand, dass es seit dem Ende des Kommunismus in Rumänien mehrere Fälle gegeben habe, wo Kriegsverbrecher rehabilitiert wurden. Des weiteren mahnt die Kommission an, vorhandene Gesetze anzuwenden oder zu verbessern, und fordert schließlich die rumänische Regierung auf, ein ständiges Gremium einzurichten, das über die Umsetzung des Berichtes wacht und die Forschung über den Holocaust weiter vorantreibt. Dazu, so die Kommission, sei der unbeschränkte Zugang zu den Archiven der rumänischen Regierung unbedingte Voraussetzung. Zwar war der Kommission dieser unbeschränkte Zugang zugesichert worden, die Archive der Verwaltungsbehörde der Securitate waren jedoch ebenso nur bedingt zugänglich, wie auch die Archive der katholischen Kirche in Temeswar.
Quelle: Barbara Oertel, taz Nr. 7511 vom 11.11.2004, 10