Osnabrücker Urkundenkrieg

Begleitend zur Ausstellung \“Karl der Große und Osnabrück\“ im Osnabrücker Diözesanmuseum verfolgt die Neue OZ im Rahmen einer Artikelserie diese ebenso facettenreiche wie spannende Geschichte. Besonders nachhaltig dürfte sich der \“Osnabrücker Urkundenkrieg\“ um die Echtheit der Karlsurkunde vom 19. Dezember 804 auf die regionale Karlstradition ausgewirkt haben. 

Dieser wissenschaftliche Streit hatte einen konfessionellen Hintergrund, weil der evangelische Fürstbischof Ernst August II. Argumente gegen den Verbleib der Jesuiten in Osnabrück suchte. Ernst Augusts Bruder, Kurfürst Georg von Hannover, sandte ihm dazu seinen Historiker Johann Georg Eckhart, der die Urkunde von 804 prüfte und 25 Argumente gegen ihre Echtheit benannte. 1717 publizierte er diese Ergebnisse und forderte damit erbitterten Widerspruch auf katholischer Seite heraus.

Die spätere Forschung des ausgehenden 19. und 20. Jahrhunderts hat Eckharts Überlegungen weitgehend bestätigt, und die Karlsurkunde von 804 ist inzwischen als Fälschung erwiesen. Dieser Umstand wird im 19. Jahrhundert dazu beigetragen haben, dass Kaiser Karl der Großen als heiliger Bistumsgründer zusehends aus der allgemeinen Erinnerung verabschiedet worden ist.

Infos und Rückfragen zur Ausstellung, zu Führungen und dem museumspädagogischen Begleitprogramm für Kinder unter Telefon 0541/318-481 oder unter www.bistum-osnabrueck.de/s41.html

Kontakt:
Domschatzkammer und Diözesanmuseum
Im Kreuzgang des Domes,
Kleine Domsfreiheit 24, 
49074 Osnabrück,
Telefon: 0541-318-486
Fax: 0541-318-482
MUSEUM@kg.bistum-os.de

Quelle: Hermann Queckenstedt, Neue Osnabrücker Zeitung, 6.10.2004

US-Bundesstaat eröffnet digitales Archiv

Der US-amerikanische Bundesstaat Washington hat am Montag das vermutlich erste staatliche digitale Archiv eröffnet. Das digitale Archiv beinhaltet eine breite Palette an Digitalisaten von Geburtsurkunden bis hin zu den ersten Wahlergebnissen im Staate Washington aus dem Jahr 1854. Die 14,5 Mio. US-Dollar teuren und in einem neuen Gebäude der Eastern Washington Universität untergebrachten "Washington State Digital Archives" ermöglichen den Zugriff auf Archivalien und elektronische Dokumente, ohne dass Beschädigungen gefürchtet werden müssten.

Diese Gebrauchsform der Unterlagen sei speziell für die Nutzung hergestellt worden und könne durch diese keinen Schaden nehmen, erklärte eine Bezirks-Auditorin. Sofern man technisch in der Lage sei, der Öffentlichkeit jene Informationen anzubieten, die ihr naturgemäß zustehen, sei dies ein großer Fortschritt.

Über einen Zeitraum von zwei Jahren hätten Freiwillige für das Projekt rund eine Million Scans von historischen Unterlagen transkribiert, erklärte der Washingtoner Staatsarchivar Jerry Handfield. So beinhalteten beispielsweise die Steuerunterlagen demographisches Datenmaterial für das Land aus den Jahren 1847 bis 1892, und die Heiratsunterlagen reichten zurück bis 1900.

Beglaubigte Urkunden können nunmehr über einen sicheren Kanal im Internet ausgestellt werden, ohne dass der Gang in die Bezirksverwaltungen noch notwendig wäre, sagte der digitale Archivar Adam Jansen. Zukünftig würden auch e-Mails und andere elektronische Dokumente staatlicher Behörden auf digitalem Wege vorgehalten werden. Das Washingtoner Pilotprojekt stößt bereits auf Interesse in anderen Bundesstaaten; so plant auch Vermont ein vergleichbares Unternehmen.

Das digitale Datenarchiv, das auf eine Größe von 800 Terabyte erweitert werden kann (was 200 Mrd. Seiten Text entspricht), wurde von Microsoft und EDS entwickelt. Die elektronischen Unterlagen werden durch einen digitalen Schlüssel gegen Fälschungen, Beschädigungen und Verlust gesichert, sollen damit einen Vorteil zum herkömmlichen papiernen Dokument besitzen. 

\“Authentische Akten stärken das Vertrauen in die Regierung\“, mutmaßt Staatssekretär Sam Reed, unter dessen Ägide das Projekt entstanden ist, und ergänzt mit typisch amerikanischem Pathos: \“Unsere Mission lautet, unsere alltäglichen Erfolge und Misserfolge für jene Menschen zu dokumentieren, die in 100 Jahren und später in diesem Staat leben werden.\“ 

Link: www.digitalarchives.wa.gov  

Quelle: John K. Wiley, Associated Press, 6.10.2004

Editionsprobleme im 20. Jahrhundert

Über den eintägigen Workshop, der am 27.9.2004 im Bundesarchiv, Koblenz, zusammen mit dem Jahrestreffen des Arbeitskreises \“Editionsprobleme im 20. Jahrhundert\“ der AHF durchgeführt wurde, berichtet Jörg Filthaut (Bundesarchiv) in H-Soz-u-Kult. Der Fokus der Tagung lag auf der Präsentation von Projektergebnisse und der Demonstration des durch die Digitalisierung erzeugten Mehrwertes.

In der ersten Sektion zur digitalen Erschließung referierte Dr. Matthias Meusch (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf) über das DFG-Projekt \“Entwicklung von Werkzeugen zur Retrokonversion archivischer Findmittel\“, das Ende Juni 2004 erfolgreich angeschlossen wurde. Im Zentrum des Vorhabens stand die automatisierte Konvertierung analoger oder in Textdateien vorliegender Findmittel in ein Datenbankformat und eine anschließende Online-Präsentation [http://www.archive.nrw.de/dok/tagung-retro].

Petra Rauschenbach (SAPMO, Berlin) informierte über die Retrokonversion von Findkarteien des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes mit dem Ziel, Online-Findbücher bereitzustellen [http://www.bundesarchiv.de/aktuelles/projekte/00018/index.html]. Dr. Oliver Sander (Bundesarchiv, Koblenz) referierte über \“Elektronisches Erschließen – Online-Findmittel des Bundesarchivs mit BASYS-Fox\“ und zeigte zum ersten Mal vor einem größeren Fachpublikum, wie die Ergebnisse des DFG-Projektes \“Präsentation von Online-Findbüchern unter Berücksichtigung des EAD-Systems\“ im Bundesarchiv umgesetzt wurden. EAD wird als Austauschformat verwendet, während nach den Erschließungsrichtlinien des Bundesarchivs in dessen Erschließungsdatenbank BASYS (BundesArchiv-IT-SYStem) gearbeitet wird. BASYS-Fox (Akronym für Findmittel Online in XML) ist dabei ein Redaktions- und Transformationswerkzeug, das aus der Datenbank onlinefähige Findmittel generiert, die sowohl auf den Webseiten des Bundesarchivs bestandsübergreifende Recherchen ermöglichen als auch in EAD ausgelesen auf dem Server der Research Libraries Group (RLG) eingestellt und dort archivübergreifend bei Suchabfragen gefunden werden [http://www.bundesarchiv.de/aktuelles/projekte/00005/index.html].

Dr. Dirk Alvermann (Universitätsarchiv Greifswald) präsentierte \“ARIADNE (Archive Information & Administration Network)\“, ein DFG-Projekt des Archivverbundes Mecklenburg-Vorpommern, in dem mit Open-Source-Software gearbeitet wird [http://ariadne.uni-greifswald.de].

Die zweite Sektion eröffnete ein Vortrag von Dr. Gerald Maier (Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Stuttgart) zum Thema \“Digitalisiertes Archivgut im Internet als Dienstleistung der Archive\“, in dem er die Ergebnisse des 2002 beendeten DFG-Projekts \“Workflow und Werkzeuge zur digitalen Bereitstellung größerer Mengen von Archivgut\“ vorstellte und abschließend Verbindungslinien zu Nachfolgeprojekten, wie dem BAM-Portal und dem InnoNet-Projekt ARCHE aufzeigte [http://www.lad-bw.de/workflow].

Dr. Andreas Pilger (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf) referierte den \“Stand und Perspektiven einer digitalen Edition der Kabinettsprotokolle der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen (Legislaturperiode 1966-1970)\“ und hob dabei zum einen auf die Möglichkeit ab, durch eine Verknüpfung der Texte und den Einbau erweiterter Recherchefunktionen die Zugänglichkeit der Edition für den Benutzer zu erleichtern, und zum anderen darauf, durch eine netzförmige Einbindung von Verweisen auf bereits vorhandene Informationsressourcen auch das inhaltliche Profil der Edition zu verbessern.

Jörg Filthaut (Bundesarchiv, Koblenz) demonstrierte die \“Die Edition ,Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung\‘ online\“ und erläuterte insbesondere den Mehrwert der Online-Edition, die durch vielfältige Navigations- und Recherchefunktionen einen multidimensionalen Zugriff auf den digitalen Volltext ermöglicht [http://www.bundesarchiv.de/kabinettsprotokolle].

Dr. Rüdiger Zimmermann (Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn) beschrieb in seinem Vortrag Erfahrungen und Kosten zweier Retrodigitalisierungsprojekte und erläuterte an Beispielrecherchen den Mehrwert an zusätzlichen Erschließungsinformationen und der Verfügbarkeit von Texten [http://www.fes.de/library/index_gr.html].

Schließlich berichtete Dr. Margarete Wittke (Bayerische Staatsbibliothek, München) über \“Reichstagsprotokolle digital\“. Insbesondere die interne Vernetzung zu anderen bestehenden Angeboten der Bayerischen Staatsbibliothek stand im Mittelpunkt ihrer Ausführungen [http://mdz2.bib-bvb.de/%7Emdz/sammlungen.html].

Wolf Buchmann (Bundesarchiv, Koblenz) wies in seinem Resümee auf ein weiteres, bislang nicht erwähntes Online-Angebot des Bundesarchivs hin, die Datenbank aller in deutschen Archiven verwahrter Nachlässe. Mit Hilfe eines Content-Mangement-Systems könnten die beteiligten Archive dezentral und aktuell ihre Einträge pflegen [http://www.bundesarchiv.de/findbuecher/stab/db_nachlass/index.php].

Die Beiträge des Workshops werden im November auf den Webseiten des Bundesarchivs unter der Rubrik \“Fachinformationen\“ zugänglich gemacht.

Quelle: Bericht in H-Soz-u-Kult von Jörg Filthaut (Bundesarchiv)

URL zur Zitation dieses Beitrages: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=585

Umgang mit Archiven der Geheimpolizei nach 1989

Der Sammelband "Die Überlieferung der Diktaturen" von Agnés Bensussan, Dorota Dakowska und Nicolas Beaupré, den Katarzyna Stoklosa für H-Soz-u-Kult rezensiert hat, bietet nach den Worten der Verfasser einen Vergleich \“der deutschen und polnischen Erfahrungen in ihrem jeweiligen Umgang mit den Polizeiarchiven des Kommunismus\“. Die meisten Buchbeiträge betreffen die Öffnung der Archive der Geheimpolizeien und deren Auswirkungen auf politische und wissenschaftliche Debatten in Deutschland und Polen, wodurch mögliche Analogien bzw. Konvergenzen festgestellt werden sollen. Der Sammelband gliedert sich in zwei Teile: \“Geheimpolizeiarchive: Archive wie andere?\“ (I.) und \“Geschichte schreiben\“ (II.).

\"Überlieferung

Die Autoren des ersten Teiles, die überwiegend Mitarbeiter der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) und des polnischen Instituts für Nationales Gedenken (IPN) sind, beschreiben die beiden Institutionen, ihre Funktionsweisen, die Gründungsgeschichten sowie Möglichkeiten und Probleme, die sich aus dem Zugang zu den Archivquellen ergeben. Bei der Analyse der rechtlichen Voraussetzungen kommt der Historiker Krzysztof Persak zu dem Schluss, Wissenschaftler hätten leichteren Zugang zu den Akten als die \“Geschädigten\“ selbst.

Günter Bormann schildert aus der internen Perspektive die Arbeit der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen mit dem Ziel, die für die Wissenschaftler relevanten Probleme und Chancen erkennbar zu machen. Das BStU-Archiv sei \“ein besonders schwieriges, anspruchsvolles und in der Erschließung befindliches Archiv\“, das den Wissenschaftlern mit Einschränkungen zur Verfügung stehe. Johannes Beleites übt dabei in seinem Beitrag deutliche Kritik an den Eingriffen in die Wissenschaftsfreiheit durch die Vorauswahl der vorzulegenden Unterlagen seitens der BStU und den begrenzten Zugang zu Findmitteln. Er plädiert für uneingeschränkten Aktenzugang und die Anonymisierungspflicht nicht schon vor der Auswertung der Unterlagen, sondern erst vor deren Veröffentlichung.

Im Teil II des Sammelbandes beschäftigen sich deutsche und polnische Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologen mit Themen, die dank der Nutzung der Akten der Geheimdienste der DDR und der VR Polen wissenschaftlich bearbeitet werden konnten. Im abschließenden Artikel plädiert Konrad H. Jarausch "für eine differenzierte DDR-Geschichte\“. Wenn die Welt zu stark aus der Sicht des Geheimdienstes betrachtet werde, drohe eine \“dichotomische Perspektive\“, \“die überall Feinde sieht, wo nur Andersdenkende vorhanden sind, und Verschwörungen auch dort wittert, wo es nur um unabhängige Aktivitäten geht\“, so Jarausch. 

Für diejenigen, die mit Unterlagen der Geheimdienstarchive arbeiten, wird sich der Band, so die Rezensentin, mit Sicherheit als nützliches Nachschlagewerk erweisen. 

Info:
Dakowska, Dorota; Bensussan, Agnés; Beaupré, Nicolas (Hrsg.): 
Die Überlieferung der Diktaturen. Beiträge zum Umgang mit Archiven der Geheimpolizei in Polen und Deutschland nach 1989. 
Essen: Klartext Verlag 2004. ISBN 3-89861-164-7; 247 S.; EUR 39,90.

Quelle: Rezension für H-Soz-u-Kult von Katarzyna Stoklosa, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, TU Dresden
Katarzyna.Stoklosa [at]mailbox.tu-dresden.de

URL zur Zitation dieses Beitrages: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2004-4-012 

\“Timberwölfe\“ landen im Stadtarchiv Halle

Im April 1945 befreite die 104. US-Infanteriedivision, die sog. \“Timberwölfe\“, die Stadt Halle an der Saale, bewahrten die Stadt damit angeblich vor der weiteren Zerstörung durch ein Bombardement. Im Alter von 13 Jahren war Wilfried Krause damals Zeitzeuge des Einmarsches der Amerikaner. Fortan ließ ihn das Geschehen nicht mehr los.

Jetzt übergab Krause, der 1953 in den Westen ging, seine akribisch zusammengetragene Dokumentation mit Namenslisten, Zeitungsartikeln und Fotos über die legendäre US-Division dem Stadtarchiv Halle. Matthias J. Maurer, Vorstandsvorsitzender des Monetarium-Vereins, Gesellschaft zur Förderung von Kultur und Heimat, sagte in seinen Dankesworten, dass die Dokumentation nicht in einem Schrank verschwinden, sondern den Hallensern zugänglich gemacht werde. \“Sie trägt dazu bei, Geschichtsbewusstsein zu erzeugen\“.

Kontakt:
Stadtarchiv Halle an der Saale
Rathausstraße 1
06108 Halle (Saale)
Tel: (0345) 221 33 00 /01
Telefax: (0345) 221 33 30
stadtarchiv@halle.de

Quelle: Kornelia Privenau, Mitteldeutsche Zeitung, 5.10.2004

Reger Zuspruch am TAG DER ARCHIVE in Warendorf

Mehr als 180 Gäste nutzten am TAG DER ARCHIVE die Gelegenheit, das Kreisarchiv Warendorf, seine Inhalte und Aufgaben kennen zu lernen (Info). Um in das Kreisarchiv zu gelangen, durchschritt das Publikum einen labyrinthisch angelegten Blätterwald aus Zeitungskopien mit Schlagzeilen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Sport.

\"Kreisarchivbesucher\"

Im Magazin erläuterte Kreisarchivar Dr. Jochen Rath anhand von Dokumenten und Datenträgern die Aufgaben der Archive, die Informationen auf ihre Wichtigkeit prüfen, aufbewahren, aufbereiten und zugänglich machen. Die ältesten Pergamente aus dem 12. Jahrhundert fanden ebenso eine historische Einordnung wie mittelalterliche Urkunden und Siegel, Dokumente zur (Wieder-)Täuferherrschaft, repräsentative Bauzeichnungen, zerfallendes Papier und Materialien zur NS-Zeit im Kreis Warendorf.

\"Plakat

Auf Wunsch erhielt jeder Besucher eine Kopie seiner Geburtstagszeitung – mehr als 100 Exemplare zieren jetzt die Wohnzimmer. Regen Zuspruch fanden die zum Verkauf ausgelegten Publikationen der Kreisverwaltung, des Kreisheimatvereins und des Kreisgeschichtsvereins. Ein kleines Quiz mit Fragen rund um das Kreisarchiv lockte mit interessanten Buchpreisen, darunter die neue \“Kreisgeschichte 1803-1918\“ aus der Feder von Prof. Dr. Peter Burg (Münster), die ab dem 5. Oktober ausgeliefert wird.

Die Wanderausstellung \“Zwangsarbeit in Münster und Umgebung 1939-1945. Wahrnehmungen – Begegnungen – Verhaltensweisen\“ fand regen Zuspruch. Interessiert und betroffen erlebten die Besucher die sehenswerte Ausstellung. Führungen in der Bibliothek und Buchbinderei sowie die Erläuterung der Deutschen Schrift rundeten ein vielseitiges Programm ab.

Kreisarchivar Dr. Jochen Rath bilanzierte: \“Erwartet habe ich vorsichtig 50 Besucher und hoffte gleichzeitig auf 80. Der tatsächliche Zuspruch von etwa 180 Bürgerinnen und Bürgern hat uns überrascht, und die Reaktionen wiederum bestärken uns, zukünftig ähnliche Veranstaltungen anzubieten.\“

Kontakt:
Kreisarchiv Warendorf
Dr. Jochen Rath
Waldenburger Str. 2
D-48231 Warendorf
Tel. 0 25 81/53 21 87
kreisarchiv@kreis-warendorf.de

Foto: Dagmar Kolb, Westfälische Nachrichten
Quelle: Pressemitteilung Kreis Warendorf

Das Matsov-Archiv braucht ein Zuhause

Dem Matsov-Archiv in Tallin droht die Obdachlosigkeit, berichtet die FAZ. Der estnische Dirigent Roman Matsov (1917-2001), der in den 1930er Jahren in Berlin studiert hatte, hat während der sowjetischen Besatzung Estlands \“unter großem persönlichem Risiko\“ Musik aufführen lassen, \“die für die Sowjetmacht kein Existenzrecht besaß\“.

Heute lagern in der Talliner Wohnung Matsovs, die der Dirigent zum Archiv für den Nachlass staatlich drangsalierter Musiker gemacht hatte, \“die vollständigsten autorisierten Notenausgaben von Schostakowitsch, die auch Hinweise des Komponisten über ihren autobiografischen Sinn enthalten\“, außerdem Schostakowitschs Werkbearbeitungen anderer Komponisten, Partituren und Briefe, 1.500 unpublizierte Konzertaufzeichnungen von hohem Seltenheitswert.

Estland hat jedoch soeben die gesetzliche Mietpreisbindung abgeschafft, Matsovs Sohn versucht daher die Überführung des kostbaren Bestands in ein professionelles Archiv, das die Sicherung des Materials sowie dessen schrittweise Publikation gewährleistet. \“Das, was künstlerischer Heldenmut in schwerer Zeit zusammentrug, droht nun im freien Spiel der Marktkräfte unterzugehen\“, warnt FAZ-Redakteurin Holm. Ein Appell an Mäzene …!

Quelle: Kerstin Holm, FAZ, 4.10.2004.

Kritik an Fastnachtsmuseum

Das Fastnachtsmuseum, das aus dem seit 1972 bestehenden Fastnachtsarchiv mit seinen über 20.000 Einzelobjekten gespeist wird, bildet Mainzer Fastnacht durch die Jahrzehnte ab (Info). Friedrich Schütz, der frühere Direktor des Mainzer Stadtarchivs, ist heute Leiter des im Proviant-Magazin beheimateten Fastnachtsarchivs. Derzeit muss er sich mit Kritik aus den Reihen kleinerer Fastnachtsvereine beschäftigen, die sich in der Präsentation des Fastnachtsmuseums benachteiligt fühlen. 

So müssten nach Auffassung des Präsidenten der Mainzer Carneval-Gesellschaft, der bis vor kurzem noch gar nicht im Museum vertreten gewesen sei, noch mehr Kappen und Orden in die Ausstellung aufgenommen werden. Andere Vereine fehlten zudem immer noch in der Vitrinenschau; die Identität der Vereine bleibe auf der Strecke. 

Archiv- und Museumsleiter Friedrich Schütz kann den Ärger der kleineren Vereine durchaus nachvollziehen, sieht sich jedoch nicht in der Lage, auf 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche alles zu zeigen. Fest geplant seien deshalb häufiger wechselnde Sonderausstellungen im Vorraum des Museums. Auch Ordensausstellungen seien ab sofort möglich, da endlich die nötigen Tischvitrinen aufgetrieben werden konnten. 

Kontakt:
Fastnachtsarchiv Mainz
Proviant-Magazin
Neue Universitätsstr. 2
55116 Mainz
Tel: 06131/1444071
helau@mainzer-fastnachtsmuseum.de
www.mainzer-fastnachtsmuseum.de 

Quelle: Torsten Lauer, Allgemeine Zeitung, 4.10.2004; Main-Rheiner, 27.9.2004

\“Archiv und Wirtschaft\“ 3/2004 erschienen

Die Zeitschrift Archiv und Wirtschaft, 37. Jg., 2004, Heft 3, enthält folgende Beiträge:

Aufsätze

  • Ute Schiedermeier: Herausforderung angenommen – zehn Jahre elektronische Archivierung im Siemens-Archiv
  • Manfred Witt: Am Anfang steht der Archivar! Die elektronische Kundenakte der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen in Münster
  • Wolfgang Richter: Standards für Archivformate. Archivische Anforderungen an Dateiformate vor dem Hintergrund der Migrationsstrategie
  • Antje Scheiding: Archiving Websites – Archivierung des Intranets der Dresdner Bank
  • Leopold Kammerhofer: Neue Aufgaben, neue Archive – neue Archivare?
  • Jürgen Hertel: Kundenservice durch Dokumenten-Management-System (DMS) bei der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar in Mannheim

Berichte \"Medienarchiv\"

  • Peter Blum: Asia and Pacific Conference on Archival Education (APCAE) vom 17. bis 19. April 2004
  • Helen Müller: Jahrestagung der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW) vom 2. bis 5. Mai 2004 in Iserlohn
  • Horst A. Wessel: Projekt \“Nachweisbeschaffung für ehemalige NS-Zwangsarbeiter\“ kurz vor dem erfolgreichen Abschluss
  • Veronique Töpel: Gemeinsame Tagung des Regionalen Erfahrungsaustauschs der sächsischen Wirtschaftsarchivare und der GeWiS GmbH Radebeul

Rezensionen

  • Manuela Fellner u. a. (Hrsg.): Die Schärfung des Blicks. Joseph Petzval: Das Licht, die Stadt und die Fotografie (Martin Krauß)
  • Ulrich S. Soénius (Hrsg.): Bewegen – Verbinden – Gestalten. Unternehmer vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Festschrift für Klara van Eyll zum 28. September 2003 (Alexander Schug)
  • Olaf Schmidt-Rutsch: William Thomas Mulvany – Ein irischer Pragmatiker und Visionär im Ruhrgebiet 1806-1885 (Stefan Goch)
  • Manfred Rasch u. Gerald D. Feldman (Hrsg.): August Thyssen und Hugo Stinnes. Ein Briefwechsel 1898-1922 (Horst A. Wessel)
  • Otto K. Deutelmoser: Kilian Steiner und die Württembergische Vereinsbank (Heidi Maier)
  • Sandra Markus: Bilanzieren und Sinn stiften. Erinnerungen von Unternehmern im 20. Jahrhundert (Alexander Schug)
  • Harold James: Die Deutsche Bank im Dritten Reich (Kurt Schilde)

Sonstiges

  • Personalnachrichten/Verschiedenes
  • Impressum

ISSN 0342-6270 (Jahresabonnement: € 26; Einzelpreis: € 8)

Kontakt:
Dr. Detlef Krause
COMMERZBANK AG
ZKV-Historische Dokumentation
Kaiserplatz
60261 Frankfurt am Main
Tel.: 069/136-23616
Fax: 069/136-23422
detlef.krause@commerzbank.com
www.commerzbank.de

Problem der Archivierung von elektronischen Daten

Die elektronische Erfassung der Bestände im Thurgauer Staatsarchiv ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass die meisten Akten mitsamt einer kurzen Inhaltsangabe über eine Datenbank gefunden werden können. Langfristig soll der Zugriff auch über das Internet möglich sein. Die größte archivfachliche Herausforderung für das Thurgauer Staatsarchiv in Frauenfeld besteht derzeit allerdings in der Archivierung elektronischer Daten. Eine Lösung dieses Problems liege noch in ferner Zukunft, erklärt der dortige Staatsarchivar André Salathé gegenüber der Thurgauer Zeitung. Als besonders kompliziert erweise sich die Ordnung und archivische Aufbereitung der Daten, beispielsweise einer komplex vernetzten Datenbank.

Die Umwandlung der Datensätze in eine unvernetzte Form (als pdf-Datei) kommt für Archivleiter Salathé nicht in Frage, weil dies nicht den vollen Funktionsumfang der Datenbanken erhalten würde. Dieses zu gewährleisten stellte hingegen hohe Anforderungen an die Kompatibilität der Software, denn schließlich müsse der Zugriff auf die Daten auch noch in Jahrzehnten möglich sein. Da Lösungen nicht im Alleingang gefunden und getragen werden können, sei es notwendig, dass in der Schweiz alle Kantone gemeinsam verschiedene Lösungsmodelle ausprobieren. Auf diese Art könne dann eventuell ein Standard entwickelt werden, nach dem alle Archive vorgehen könnten.

Kontakt:
Staatsarchiv des Kantons Thurgau
Regierungsgebäude
8510 Frauenfeld
Tel. 052 724 24 30
Fax 052 724 28 97
archiv.benutzung-arc@arc.tg.ch

Quelle: Kristof Eickstädt, Thurgauer Zeitung, 2.10.2004