Begleitend zur Ausstellung \“Karl der Große und Osnabrück\“ im Osnabrücker Diözesanmuseum verfolgt die Neue OZ im Rahmen einer Artikelserie diese ebenso facettenreiche wie spannende Geschichte. Besonders nachhaltig dürfte sich der \“Osnabrücker Urkundenkrieg\“ um die Echtheit der Karlsurkunde vom 19. Dezember 804 auf die regionale Karlstradition ausgewirkt haben.
Dieser wissenschaftliche Streit hatte einen konfessionellen Hintergrund, weil der evangelische Fürstbischof Ernst August II. Argumente gegen den Verbleib der Jesuiten in Osnabrück suchte. Ernst Augusts Bruder, Kurfürst Georg von Hannover, sandte ihm dazu seinen Historiker Johann Georg Eckhart, der die Urkunde von 804 prüfte und 25 Argumente gegen ihre Echtheit benannte. 1717 publizierte er diese Ergebnisse und forderte damit erbitterten Widerspruch auf katholischer Seite heraus.
Die spätere Forschung des ausgehenden 19. und 20. Jahrhunderts hat Eckharts Überlegungen weitgehend bestätigt, und die Karlsurkunde von 804 ist inzwischen als Fälschung erwiesen. Dieser Umstand wird im 19. Jahrhundert dazu beigetragen haben, dass Kaiser Karl der Großen als heiliger Bistumsgründer zusehends aus der allgemeinen Erinnerung verabschiedet worden ist.
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Quelle: Hermann Queckenstedt, Neue Osnabrücker Zeitung, 6.10.2004