In Wien kommen vom 23. bis zum 28. August unter dem Motto \“Archive, Gedächtnis und Wissen\“ Archivarinnen und Archivare aus aller Welt zum 15. Internationalen Archivkongress zusammen. Das erste weltweite Treffen fand 1950 in Paris statt. Damals konnte man noch von Bergen verstaubter Akten sprechen, die der Archivar mühevoll unter Kontrolle bringen musste. Doch bereits damals begannen die ersten elektronischen Ordnungssysteme ihren Siegeszug in die Archive der Welt. Heute sind Archivarinnen und Archivare oft EDV-Experten für Datenbanken.
Bereits im Juni 2003 wurde im Internationalen Archivrat (ICA) eine neue Sektion Sportarchive begründet, die während des Internationalen Archivtags in Wien (23.-29.8.2004) und zeitgleich zu den Olympischen Spielen in Athen offiziell ins Leben gerufen wird (Gründungsdokument). Die neue Sektion Sportarchive (SPO) des ICA und des arabischen Regionalzweigs ARBICA hat sich zum Ziel gesetzt, alle Repräsentanten der Welt des Sports in der Förderung der Identität und Geschichte des Sports zu involvieren. Darüber hinaus sollen verstärkt die Bewahrung, Erforschung und Zugriff zu den Archiven sowie die Dokumentation von Sportereignissen in der Welt gefördert werden.
Um nicht ganz den Ereignissen in Athen nachzustehen, wird SPO eine aktive Präsenz auf dem Internationalen Archivtag in Wien besitzen: im wissenschaftlichen Teil mit \“Sports Archives: Reaching Out to Today’s World”, das am Donnerstag, 14:30-15:45 (in Halle E1) stattfinden wird, sowie Sektionssitzungen am Montag 23. und Freitag 27. August. Nicht zu vergessen die Ausstellung im Wiener Stadtarchiv.
Der Vorsitzende des Gründungskomitees für die neue ICA-Sektion der Sportarchive, Abdullah El Reyes aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, führte das olympische Team seines Landes in Athen an.
Kontakt:
Abdulla A. Kareem EL REYES
ARBICA President/Président, ICA/SPO Chair/Président
Centre for Documentation and Research
P.O. Box 5884,
Abu Dhabi,
United Arab Emirates
telephone: 971 2 444 4294
fax: 971 2 444 5811
dg@cdr.gov.ae
Neue Leiterin des Landeskirchlichen Archivs Nürnberg
Das Landeskirchliche Archiv Nürnberg (LKAN) der bayerischen Landeskirche wurde 1930 von der Landessynode gegründet und nahm ein Jahr später seine Arbeit auf. Die Archivbestände, insgesamt 12 Regalkilometer Material, gliedern sich in drei Gruppen: vor Gründung des Königreichs Bayern (bis 1806), bis zur Trennung von Kirche und Staat (1806-1920), selbständige evangelisch-lutherische Kirche in Bayern (ab 1920).
Das LKAN verwahrt Archivgut der kirchenleitenden Organe, kirchlicher Dienststellen und Nachlässe von Persönlichkeiten des kirchlichen Lebens sowie Sammlungen von Bildern, Filmen, Zeitungsausschnitten. Darüber hinaus pflegt es Archive und historische Buchbestände in den über 1300 bayerischen evangelischen Gemeinden.
Zum LKAN gehört eine 120.000 Bände starke Amts- und Spezialbibliothek für bayerische Kirchengeschichte, Landes- und Ortsgeschichte, Ökumene und Kirchenrecht und die Sondersammlungen »Deutschsprachige Gesangbücher« und »Kirchenkampfliteratur«.
Andrea Schwarz (48), bisher Archiv-Oberrätin am Staatsarchiv München und Vertrauensfrau in der Münchner Dekanskirche St. Markus, ist ab 1. September neue Direktorin des Landeskirchlichen Archivs in Nürnberg. – Im Sonntagsblatt wurde sie von Heinz Brockert befragt:
Nach welchen Kriterien werden heute Archive geführt?
Schwarz: Man muss ständig bewerten, was für die Zukunft interessant sein könnte. Es gibt das Schlagwort »Das Archiv ist das Gedächtnis eines Landes«. Und da hat der Archivar eine große Verantwortung. Den gesunden Menschenverstand und das historische Vorwissen muss man natürlich einfließen lassen, aber es gibt auch Kriterienkataloge dafür, was von Bedeutung sein könnte und was nicht.
Worüber sollen wir uns also unterhalten? Über die Vergangenheit oder die Gegenwart?
Schwarz: Der Archivar hat einen sehr modernen Beruf. Die Gegenwart ist die Vergangenheit der Zukunft, wenn man so will. Der Archivar muss seinen persönlichen Geschmack weit gehend aussperren. Bei meiner bisherigen Tätigkeit interessierten mich persönlich beispielsweise Dokumente über die Entwicklung des Kinos auf dem Lande mehr als Dokumente über heutige Altöl-Beseitigung, aber ich musste natürlich beides mit gleichem Ernst archivieren.
Geht das überhaupt, eine so komplexe Sache wie unsere Gegenwart in einem Archiv zu bewahren?
Schwarz: Man kann sie natürlich nicht eins zu eins abbilden. Trotzdem müssen wir eine große Breite archivieren, damit der Forscher von morgen der Wirklichkeit unserer Tage auf die Spur kommt.
Sammeln Sie privat gerne? Können Sie wegwerfen? Was heben Sie auf?
Schwarz: Ich hebe meine gesamte Korrespondenz auf. Jede Postkarte, jede Glückwunschkarte, die ich bekommen habe, besitze ich noch. Jedes Zettelchen von meinem Mann habe ich aufgehoben.
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Schwarz: Nach dem Geschichtsstudium und der Promotion habe ich den Referendarkurs auf der bayerischen Archivschule besucht. 1987 habe ich das zweite Staatsexamen gemacht und war dann 14 Jahre im Bayerischen Hauptstaatsarchiv tätig, zehn Jahre in der so genannten »Alten Abteilung«, Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert. Danach war ich in der Zeitgeschichtlichen Abteilung und habe viel Beratung gemacht, beispielsweise über Archivmaterialien aus der Weimarer Republik. Die letzten drei Jahre war ich im Staatsarchiv München mit Schwerpunkt Aktenaussonderung.
Kann eigentlich jeder ins Landeskirchliche Archiv kommen?
Schwarz: Ja, man muss dazu nicht Wissenschaft betreiben. Heimatforscher, Familienforscher, Journalisten sind willkommen, aber auch jeder evangelische Christ, der nach seinen Wurzeln sucht. Im Landeskirchlichen Archiv lagern Dokumente der Kirchengemeinden und Dekante, Bauakten, Papiere der Kirchenleitung. Man kann sich die Frage neu beantworten: Was war und ist eigentlich der Protestantismus in Bayern? Es gibt eine große Sammlung zur Geschichte der evangelischen Kirche im Nationalsozialismus, aber auch Bestände, die weit in die Vergangenheit zurückreichen.
Sie haben als Kirchenvorsteherin die bayerische Landeskirche hautnah erlebt. Produziert die Kirche derzeit genug, was aufhebenswert ist?
Schwarz: Als Archivarin muss ich natürlich auch Zeiten des Übergangs und der Verunsicherung gut dokumentieren. Ich hoffe aber, dass die Protestanten in späteren Zeiten rückblickend sagen werden: »Durch die Verunsicherung sind wir durch, wir sind jetzt wieder selbstbewusster.«
Kontakt:
Landeskirchliches Archiv Nürnberg
Postfach 25 04 29, 90129 Nürnberg
Besuchsadresse: Veilhofstraße 28, 90489 Nürnberg
Telefon: +49 911 58869-0
Telefax:: +49 911 588 69 69
LKANuernberg@t-online.de
Quelle: Sonntagsblatt (Fragen: Heinz Brockert), 22.8.2004
Wiesbaden sucht Erinnerungsstücke zum Luftangriff vor 60 Jahren
Der schwerste Luftangriff auf Wiesbaden im Zweiten Weltkrieg, am 2. Februar 1945, forderte über 500 Todesopfer und fast 400 Verletzte, 28.000 Menschen wurden obdachlos geworden, rund ein Drittel der Wiesbadener Innenstadt lag in Trümmern.
Die Zerstörungen wurden von einem Wiesbadener Bürger im Bild festgehalten: In hunderten von Fotos hat der Fotograf Willi Rudolph Wiesbadens Kriegsschäden dokumentiert. Von Mai 1941 an, als die erste Bombe detonierte, zeichnete Rudolph die Spuren der Verheerung nach, fotografierte Menschen im Luftschutzkeller, beobachtete die Wiesbadener mit seiner Kamera bei ihren Aufräumungsbemühungen und hielt am Ende die zurückgebliebenen freien Flächen und Trümmerwüsten im Bild fest. Auch der Wiener Maler und Dokumentarzeichner Hermann Ulrich hat die Folgen der Bombardements in zwölf Aquarellen aus dem Juli 1945 dokumentiert.
Eine Auswahl der Fotos von Willi Rudolph sowie die Aquarelle von Ulrich sollen, 60 Jahre nach dem Luftangriff vom Februar 1945, in einer Ausstellung des Stadtarchivs Wiesbaden unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters präsentiert werden. Diese Dokumentation, die durch Informationstafeln, Zeitungsberichte, Briefe und Tagebuchnotizen ergänzt wird, soll möglichst noch durch weitere zeitgenössische Exponate angereichert werden. Melden sich schon jetzt viele Bürger im Stadtarchiv, die das eine oder andere beizutragen haben, so bittet Oberbürgermeister Hildebrand Diehl die Bevölkerung um weitere Mithilfe. Gesucht werden Briefe oder schriftlich fixierte Eindrücke aus der Zeit des Bombenkriegs, aber auch Ausrüstungsgegenstände oder Hinweisschilder aus Luftschutzkellern, Erste-Hilfe-Koffer, Kleidungsstücke oder auch Möbel, die aus Munitionskisten gefertigt wurden.
Kontakt:
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 20
65197 Wiesbaden
Telefon: 0611 / 31-3219, 31-3747, 31-3420
Fax: 0611 / 31-3977
stadtarchiv@wiesbaden.de
Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 21.8.2004
Kreisarchiv Enzkreis ordnet Salmbachs Aufzeichnungen
Die heutige Gemeinde Engelsbrand im Landkreis Enzkreis entstand durch Zusammenschluss der bislang selbständigen Gemeinden Engelsbrand, Grunbach und Salmbach zum 1. Januar 1975. Auch in den Archiven dieser vergleichsweise kleinen Ortschaften sind Spuren großer Politik zu finden.
Das Salmbacher Archiv hatte allerdings einiges zu überstehen: 1989 war durch Blitzeinschlag Feuer im Dachstuhl ausgebrochen, die dort gelagerten Akten wurden teilweise angesengt. Der durch das Löschwasser in den nassen Akten entstandene Schimmelpilz musste 2003 durch Begasung mit Ethylenoxid sterilisiert werden. Derzeit sind besonders wertvolle Bände bei der Restaurierung.
Viele Meter historischer Akten und Bände im Archiv der Gemeinde Salmbach haben jetzt aber Mitarbeiter des Kreisarchivs Enzkreis sichten und verzeichnen können. Dabei sind die wesentlichen Inhalte beschrieben worden. Das detailliert erschlossene Archiv sucht nach Einschätzung von Kreisarchivar Konstantin Huber nur noch einen Autor, der die Erkenntnisse in einer Ortschronik aufarbeitet, die Salmbach noch fehlt.
Ein wichtiges Thema im Salmbacher Archivbestand sei Bildung, erläutert Konstantin Huber gegenüber der Pforzheimer Zeitung. Außer den auf dem Rathaus entstandenen Akten sei auch Schriftgut aus der örtlichen Schule enthalten. Beispielsweise sei überliefert, wie man dort nach dem Zweiten Weltkrieg politische Themen behandelte. So existieren Berichte des Lehrers Herbert Gengenbach von 1958/60 über die Ausgestaltung des Unterrichts zum Antisemitismus und Neonazismus sowie zum 17. Juni.
Einen großen Teil des Bestandes erschloss bereits vor Jahren Matthias Grotz im Rahmen seiner Ausbildung für den gehobenen Archivdienst. Ursula Reister, Mitarbeiterin im Kreisarchiv, ordnete in den vergangenen Monaten die bis dahin noch unbearbeiteten Rechnungen der Gemeindeverwaltung Salmbach. Derzeit laufen die Abschlussarbeiten für das Findbuch.
Kontakt:
Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon (07231) 308-423
Telefax (07231) 308-837
Kreisarchiv@enzkreis.de
Quelle: Pforzheimer Zeitung, 19.8.2004
Westfalenweite Datenbank für Museumsbestände
Die Besucher sehen immer nur die eine Seite des Museums: die Ausstellung. Doch damit die Museen überhaupt etwas zeigen können, müssen sie zuerst einmal sammeln. Dabei ist es nicht nur wichtig, möglichst viele hochkarätige Ausstellungsstücke zusammenzutragen und sie richtig aufzubewahren, sie müssen auch erfasst werden. Denn was nützen die schönsten Museumsschätze, wenn niemand weiß, wo sie liegen und welche Geschichte sie zu erzählen haben?
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unterstützt die Museen dabei, ihre Bestände systematisch zu inventarisieren und zu dokumentieren. Dafür stellt der LWL den Museen in diesem Jahr 62.000 Euro zur Verfügung. Außerdem baut das LWL-Museumsamt eine westfalenweite Datenbank auf, in der Interessierte in Zukunft recherchieren können. Bei der Inventarisierung geht es nicht nur darum, auf jedes Objekt einfach eine Inventarnummer zu kleben, sondern zukünftige Exponate müssen nach wissenschaftlichen Kriterien erfasst werden.
Deshalb hat das Westfälische Museumsamt ein Regelwerk entwickelt, das es als spiralgebundenes Handbuch „Inventarisierung, Dokumentation, Bestandswahrung“ herausgegeben hat. Größere Museen arbeiten bei der Dokumentation meist mit EDV-gestützten Datenbanken. Auch diese Museen fördert und unterstützt der LWL bei der Dokumentation. So haben die Museumsfachleute zum Beispiel bei der Entwicklung einer speziellen Erfassungssoftware mitgearbeitet, die die Museen bei der Dokumentation einsetzen. Derzeit unterstützt das Westfälische Museumsamt mehrere größere Museumsdokumentationen.
Dazu gehört mit dem Lippischen Landesmuseum Detmold das älteste Museum Ostwestfalen-Lippes, das vom LWL 33.250 Euro als Zuschuss erhält. Das 1933 von Josef Spiegel gegründete Ruhrtalmuseum in Schwerte (Kreis Unna) bekommt 6.600 Euro. Die Volkskundlerin Dr. Christine Schönebeck wird in zweieinhalb Jahren unter anderem die vielen Funde erfassen, die Spiegel an der Ruhr gemacht hat. Dazu gehören eine Maulwurffalle ebenso wie Feldpostbriefe. Das Töpfereimuseum in Ochtrup (Kreis Steinfurt) erhält 5.200 Euro.
Von der digitalen Dokumentation profitiert nicht nur das jeweilige Museum, das künftig per Tastendruck schnell herausfinden kann, wo sich ein Museumsstück im Magazin befindet, ob es ausgeliehen ist oder gerade in der eigenen Ausstellung zu sehen ist. „Westfalenweit arbeiten immer mehr Museen mit der elektronischen Dokumentation. Sobald sie ihre Bestände erfasst haben, schicken sie uns die Daten zu. Mittlerweile haben wir schon einen sehr guten Überblick über die Sammlungen in Westfalen. So können wir Museen schnell helfen, die für eine Ausstellung ein bestimmtes Ausstellungsstück suchen“, erklärt Manfred Hartmann, der im LWL-Museumsamt Ansprechpartner für die Museumsdokumentation ist. So kann man selbst die unscheinbare Maulwurfsfalle aus Schwerte schnell finden, wenn sie in das Konzept einer Ausstellung passt.
Kontakt:
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
Westfälisches Museumsamt
Schwelingstr. 5
48133 Münster
Tel. 0251 – 591/4690
Fax 0251 – 591/3335
wma.info@lwl.org
Hainburger Archive geordnet
Als Gemeinde existiert Hainburg seit 1977. Die ältesten Urkunden zur Geschichte der bis 1803 bestehenden Kurmainzer Stadt- und Amtsvogtei Seligenstadt mit dem Dorf Klein-Krotzenburg sowie der Stadt- und Amtsvogtei Steinheim mit dem Dorf Hainstadt befinden sich im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt; kirchliche Akten im Dom- und Diözesanarchiv Mainz; Bestände des ehemaligen Mainzer Regierungsarchivs im Bayerischen Staatsarchiv Würzburg; Klein-Krotzenburg betreffende Protokolle und Hospitalrechnungen im Stadtarchiv Seligenstadt.
Vorbei ist nun die Zeit, da wichtige Quellen zur Ortsgeschichte Hainburgs unsachgemäß gelagert, auf den Dachböden und in den Kellern der beiden Rathäuser verstaubten. Vor fast fünf Jahren hatte der Gemeindevorstand beschlossen, die kaum benutzbaren Akten und Urkunden vor dem Zerfall zu bewahren. Das vorläufige Ergebnis: In zwei neuen Ortsarchiven (in Klein-Krotzenburg und in Hainstadt) sind Räume eingerichtet, in denen sich die Bestände übersichtlich präsentieren.
In Zusammenarbeit mit dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt und nach wichtiger Vorarbeit des rührigen Klein-Krotzenburger Heimatforschers Edmund Daus hatte die Gemeinde die in Rodgau lebende Historikerin Ingrid Firner mit der Sichtung und Inventarisierung des Materials und mit der Erstellung eines Findbuchs – zuerst für die Klein-Krotzenburger, dann für die Hainstädter Archivalien – beauftragt. Die frühere Diplombibliothekarin schlug gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Schrieb sie doch an einer Dissertation über das historisch eng mit Klein-Krotzenburg verbundene Seligenstadt, die sie jetzt abgeschlossen hat. Ihr Doktorvater Professor Dr. Friedrich Battenberg, Leiter des Staatsarchivs in Darmstadt, hatte sie für die Mammut-Aufgabe vorgeschlagen.
Auf Honorarbasis ging Firner einmal die Woche acht Stunden lang ans Werk. Urkunden, Amtsbücher und Akten von 1621 bis zur Gemeindereform 1976/77 ordnete sie vor, packte sie in säurefreie Pappkartons und erfasste die Kurztitelaufnahmen der Konvolute gemäß der Systematik des Hessischen Aktenplans in einer Computerdatei. Bislang sind die Nummern nur mit Bleistift eingetragen, später sollen Klebe-Etiketten folgen. In der Summe sind 2 650 Verzeichnungseinheiten entstanden, darunter sehr alte, aus Klein-Krotzenburg sowie 2.150 Konvolute, meist jüngere, aus Hainstadt.
Zwischen 20.000 und 25.000 Euro steckte die Gemeinde nach Schätzung von Bürgermeister Bernhard Bessel in die Herrichtung der Räume und die Anschaffung der Regale für die Archivalien. Auf lange Sicht, wenn es ein neues Rathaus gibt, soll darin ein neues Archiv Platz finden!
Kontakt:
Ortsarchiv Klein-Krotzenburg
Europahaus
Krotzenburger Straße 7
63512 Hainburg
Ortsarchiv Hainstadt
Kinderhaus
Liebfrauenheidestraße 15
63512 Hainburg
Gemeinde Hainburg
Tel. 06182/7809-60
gemeinde@hainburg.de
Quelle: Offenbach-Post online, 19.8.2004
Schatzkammer Stadtarchiv Bochum
Über den Wandel im „Gedächtnis“ der Stadt Bochum liegt nun ein überaus informativer und umfangreicher Band vor. Darin wird das Stadtarchiv Bochum als Schatzkammer, Forschungsstätte und Erlebnisort gleichermaßen betrachtet.
Den äußeren Anlass für das voluminöse Buch bildete der Abschied von Johannes Volker Wagner nach 30-jähriger Tätigkeit als Stadtarchivar. Die Textanthologie indessen geht weit über die Würdigung einer Einzelperson hinaus, sie beleuchtet in immer neuen Ansätzen und Themenstellungen das Kaleidoskop, das aufgefächert werden muss, um die Geschichte einer Kommune hinreichend und auch anschaulich dokumentieren zu können.
Das Buch spiegelt die archivinterne Arbeit wider, die historische Quellen bewertet und sichert. Nicht nur ferne Jahrhunderte stehen im Fokus: Mit der „Filmerkundung im Stadtarchiv“ wird auch jüngere Historie beschrieben. Dem Theater gilt eine eigene Abteilung des Stadtarchivs. Die NS-Zeit in Bochum nimmt in den Aufsätzen prägnanten Raum ein: So wird an die beeindruckende Filmtrilogie „Nationalsozialismus im Alltag“ von J. V. Wagner erinnert. Großes Plus des Buches, so das Urteil von Werner Streletz in der WAZ: Jede Art von Fachchinesisch sei von den Autoren vermieden worden, neben Wagner selbst u.a. seine Nachfolgerin Ingrid Wölk und Kustos Enno Neumann.
Info:
Johannes Volker Wagner (Hg.): Das Stadtarchiv, Klartext Verlag, Essen 2004, 19,90 Euro.
Kontakt:
Stadtarchiv Bochum
Kronenstraße 47
44789 Bochum
Telefon: (0234) 9 36 47 10
Telefax: (0234) 9 36 47 77
stadtarchiv@bochum.de
Quelle: Werner Streletz, WAZ Bochum, 18.8.2004
TLZ-Rätsel (3): Kammerdiener ließen ihn nicht zu Liszt vor
Das dritte Rätsel der Thüringischen Landeszeitung (TLZ) „Das redende Blatt“ wird von Irina Lucke-Kaminiarz, der Leiterin des Hochschularchivs/Thüringischen Landesmusikarchivs an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar, gestellt:
Das heute weitestgehend unbekannte Lied „Sommernacht“ widmete der Komponist seiner Schwägerin im Jahre 1862 zum Geburtstag, er war zu dieser Zeit Kantor und Seminarlehrer in Eisenach.
Geboren wurde der Komponist vor 170 Jahren in Bad Sulza. Die Eltern widersetzten sich lange dem Wunsch des Sohnes, Musiker zu werden; er sollte Theologie studieren. Das Gymnasium besuchte er in Nordhausen. Da er dort schon bald den Gymnasialgesangverein leitete, kam er 1852 auf das Gymnasium nach Weimar, wo er nach Meinung des Vaters musikalisch keine Rolle spielen könnte.
In der Residenzstadt erlebte er die Aufführungen der Werke Liszts, Berlioz' und Wagners unter der Leitung Franz Liszts; an einigen wirkte er als Chorist mit. Seine Versuche, Liszt in der „Villa Altenburg“ seine Kompositionen vorzulegen, scheiterten an den Kammerdienern, die ihn abwiesen. 1854 legte er das Abitur mit Auszeichnung ab, dann durfte er endlich bei Friedrich Kühmstedt (1809-1858) in Eisenach seine Ausbildung in Harmonielehre/Kontrapunkt, Partiturspiel, Dirigieren, Klavier und Orgel antreten.
Über diese Zeit schrieb er in seiner Autobiographie: „Besonders schön wurde die Eisenacher Zeit durch den Umgang mit Moritz Schwind, der in den Jahren 1854 bis 1857 seine Fresken in der neurestaurierten Wartburg malte. Schwind war ein leidenschaftlicher Musikenthusiast, fast täglich spielten wir Streichquartett.“
In den folgenden Jahren war der junge Musiker u.a. Musikdirektor in Dresden, dann trat er die Nachfolge seines Lehrers Kühmstedt in Eisenach an, wo er 1863 zum Professor ernannt wurde. Zwei Jahre später berief ihn Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach nach Weimar, wo er neben seiner Tätigkeit an Stadtkirche, Seminar und Gymnasium schließlich auch als 3. Hofkapellmeister wirkte. Hier gründete er 1872 die erste Orchesterschule Deutschlands, deren Direktor er 30 Jahre lang war.
Sein Haus, die „Villa Agathe“, in der Belvederer Allee 20, wurde nach der „Altenburg“ zu einem musikalischen Mittelpunkt. Er verstarb 1908. Die Hochschule für Musik „Franz Liszt“ sieht in ihm ihren Gründervater.
Die heutige Frage: Wer war der Komponist des Liedes „Sommernacht“? Für das Lösungswort ist der erste Buchstabe seines Vornamens zu notieren.
Das komplette Lösungswort ist bis zum 30.9.2004 an die TLZ-Kulturredaktion, Marienstraße 14, in 99423 Weimar zu senden.
(Siehe Rätsel 1 und Rätsel 2 der Serie „Das redende Blatt“)
Quelle: TLZ, 14.8.2004, 4.
RTL Nord sucht FAMI-Azubi
Der Ausbildungspakt auf Bundesebene und der Ausbildungs-Konsens in Hamburg haben eine neue Dynamik in die Lehrstellen-Kampagne gebracht. Viele Betriebe haben in den letzten Wochen zusätzliche Ausbildungsplätze gemeldet.
Dank des Ausbildungspaktes kann auch RTL Nord in Hamburg noch kurzfristig einen Auszubildenden als Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Dokumentation in Hamburg einstellen.
In unserem Stellenmarkt findet sich das folgende Stellenangebot:
„Für RTL NORD, Hamburg, suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt befristet für drei Jahre ein/e Auszubildende/n zur/m Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste
Anforderungen:
- Abitur oder Fachhochschulreife
- Gute Allgemeinbildung
- Englischkenntnisse in Wort und Schrift
- Sicherer Umgang mit der EDV (Windows, Word, Excel, Outlook)
- Gutes sprachliches Ausdrucksvermögen
Aufgaben:
- Durchlaufen der vorgegebenen Ausbildungsstationen und Erreichen des Ausbildungszieles durch Erlernen der für den Ausbildungsberuf notwendigen Fertigkeiten und Kenntnisse
- Im Verlauf der Ausbildung immer weitergehende Übertragung betrieblicher Aufgaben in Selbständigkeit und eigene Verantwortung
- Informationsrecherche in den RTL-internen Datenbeständen
- Aufbau und Pflege des Informationsbestandes (Archiv für AV-Medien; etc.)
Ihre Bewerbung richten Sie bitte an die
Geschäftsleitung,
Julia Bahr,
RTL NORD GmbH,
Straßenbahnring 18,
20251 Hamburg“
Halle-Stammbuch von 1720 bei ebay ersteigert
Das Stammbuch des Studenten Immanuel Petrus Geier mit handschriftlichen Sprüchen von Thomasius, Christian Wolff, vom Erfinder der Hoffmanns-Tropfen und August Hermann Francke ist nun heimgekehrt in die Franckeschen Stiftungen. Es handelt sich dabei um eine Sammlung wertvoller Original-Handschriften aller wichtigen Protagonisten aus Halles Glanzzeit um 1720.
Jürgen Gröschl, der Archivar der Franckeschen Stiftungen in Halle/Saale, hat die Kostbarkeit im Internet bei ebay für ganze 1.320 Euro ersteigert. Sein ursprünglicher Besitzer, der sich 1718 an Halles theologischer Fakultät immatrikulierte, dokumentiert darin eine Studenten-Karriere, die als mustergültige Umsetzung des Universitäts-Ideals gelten könnte. Nach den Einträgen, Unterschriften und Kupferstich-Porträts der Professoren zu urteilen, hat er alle halleschen Gelehrten gehört, die damals europaweit Rang und Namen hatten. Doch natürlich – schränkt Gröschl ein – könne man auch nicht ausschließen, dass der Student Geier eine Art Autogramm-Jäger war. Schließlich seien die Stammbücher, die über 100 Jahre später von der aufkommenden Mode der Poesie-Alben weitgehend verdrängt wurden, damals fast so etwas wie Pflicht gewesen.
Im Gepäck einer französischen Jüdin, die auf der Flucht vor dem Holocaust war, ist das Stammbuch nach Amerika gelangt. Der Mann, der das Büchlein in Virginia gekauft und nun zur Auktion bei ebay angeboten hatte, ist pensionierter Beamter des US-Außenministeriums, der einst in Westberlin tätig und vorher als Soldat in Deutschland stationiert war. Er habe sich gefreut, dass das Buch nun dort sei, wo es hingehört.
Kontakt:
Franckesche Stiftungen zu Halle
Franckeplatz 1, Haus 37
Geschäftsstelle
06110 Halle
www.franckesche-stiftungen.uni-halle.de
Quelle: Detlef Färber, Mitteldeutsche Zeitung, 14.8.2004