Das landesweit wohl größte kommunale Fotoarchiv mit mindestens einer Million Bildern aus den vergangenen 150 Jahren lagert im Keller des Reutlinger Rathauses. Einzeln, in Stapeln, auf unzähligen Rollen von Kleinbildfilmen. Archivar Roland Brühl hat sich einen Überblick verschafft: 250.000 Glasplatten- und Plannegative, 90.000 Papierpositive, 30.000 Kleinbildnegativfilme, 20.000 Dias, an die hundert Fotoalben. Die Aufnahmen füllen 250 Regalmeter im Stadtarchiv Reutlingen. Erst zehn Prozent der Aufnahmen sind bisher gesichtet und aufbereitet worden.
Man habe leider, so informiert Heinz Alfred Gemeinhardt, der Leiter des Stadtarchivs, dafür keine kontinuierliche fachliche Betreuung. Eine befristete ABM-Kraft erschließt derzeit die Fotos, insb. die Kleinbildfilme aus den Beständen des früheren Reutlinger Fotohauses Dohm. Nach zwei Jahren Arbeit ist sie bis ins Jahr 1952 vorgedrungen, konnte aus der Sammlung bisher 70.000 Fotos sichten und bewerten.
Da manche Negative aus der Zeit zwischen 1930 und 1960 geradezu gefährlich sind, weil sie aus nitrozellulosehaltigem, selbstentzündlichem Material bestehen, werden sie in einem Bunker der Bundeswehr auf dem Heuberg bei Stetten am Kalten Markt aufbewahrt. Eine klimatisch optimale Lagerung kann das Stadtarchiv allerdings auch für die anderen Fotos nicht bieten.
Der Archivleiter Gemeinhardt hofft nun, dass der städtische Haushalt genügend Mittel bereitstellt, sodass man das Archiv Foto für Foto durchsehen kann. Ob die Öffentlichkeit die visuellen Schätze des Reutlinger Rathauskellers zu sehen bekommt, ist ungewiss, eine Ausstellung sei derzeit nicht geplant. Allerdings beteiligt sich das Stadtarchiv Reutlingen mit einem vielfältigen Programm am bevorstehenden bundesweiten TAG DER ARCHIVE (Programm).
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Quelle: Michael Petersen, Stuttgarter Zeitung, 26.8.2004