Dem Großarchivar der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ in Berlin-Charlottenburg, Werner Schwartz, steht am Wochenende eine „Sternstunde“ bevor. Denn dann wird Hagen Rüster, Leiter des Thüringischen Staatsarchives Greiz, im Haus der Großloge das erste Protokollbuch der Berliner Gründungsloge „Aux trois Globes“, eines der ältesten Zeugnisse der deutschen Freimaurerei, an die Eigentümer übergeben, die es seit 59 Jahren verschollen glaubten.
Hagen Rüster aber waren beim Umzug des Greizer Staatsarchivs vom Oberen Schloss in den Neubau wieder einige Akten aus Freimaurerlogen aufgefallen, die, weil sie offensichtlich aus Berliner, Hamburger oder schlesischen Freimaurerlogen stammen, nicht in die Struktur des hiesigen Archivs passen und demzufolge nicht katalogisiert, sondern nur aufbewahrt worden sind. – Die historische Bedeutung des ersten Protokollbuches von 1740, das derzeit im Auftrag der Loge restauriert wird, war schnell zu erkennen gewesen.
Die Akten der Freimaurer sind vermutlich Mitte der dreißiger Jahre in Berlin von den Nazis beschlagnahmt worden und in Himmlers Archiv im Reichssicherheits-Hauptamt gelandet. In den Kriegs- und Nachkriegswirren sind ganze Bibliotheken und Aktenberge dann verlagert worden, auch vernichtet oder mit unbekanntem Ziel verschwunden. In diesem Zusammenhang ist besagtes erstes Protokollbuch offensichtlich nach Schloss Burgk gekommen und schließlich vom Greizer Archiv übernommen worden.
Nun gelangt das bedeutsame Protokollbuch nach diesen Irrwegen wieder in die Hände seiner Besitzer, setzt seinen Weg aber fort: Die Loge „Zu den drei Weltkugeln“ übergibt es dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz zur Verwahrung, um es für die Forschung zugänglich zu machen.
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Quelle: Kathrin Schulz, Ostthüringer Zeitung, 25.8.2004