Auch der Kreis Borken legte jetzt eine Dokumentation über die dortigen Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg vor. Bruchstückhaft erhellt diese 378-seitige Bestandsaufnahme das Schicksal der über 10.000 Menschen vor allem aus Polen, Russland, Serbien, den Niederlanden, Belgien und Italien, die allein im Kreis Borken zur Arbeit für die Unterhaltung der Kriegswirtschaft des Dritten Reichs eingesetzt worden sind.
Im April 2000 hatte der Borkener Kreistag beschlossen, die Situation der Zwangsarbeiter im Westmünsterland zu erhellen. Ab August 2000 investierten die beauftragten Fachleute Höting und Grunewald zwei Jahre akribische Materialsammlung in Orts-, Stadt- und Landesarchiven im Gesamtumfang einer Vollzeitstelle in das Forschungsprojekt. Dabei wandte sich Ingeborg Höting dem Altkreis Ahaus zu, Winfried Grunewald beackerte im Wesentlichen den „Altkreis“ Borken, ergänzt durch hinzugekommene Städte und Gemeinden.
Die Materiallage stellte sich von Ort zu Ort als sehr unterschiedlich heraus. Dennoch markieren die Kommunal- und Gesamtergebnisse einen bedeutenden Fortschritt. So fanden die Autoren heraus, dass eine Großzahl der Zwangarbeiter noch sehr jung war, zwischen 15 und 25 Jahre alt, und die Anzahl der Männer die der Frauen weit stärker überwog als angenommen. Aus der Gesamtheit der geschätzten weit über 10.000 Betroffenen konnten 8.200 Personen mit Namen, Geburtsdaten, Einsatzorten, Arbeitgebern und Tätigkeiten erfasst werden. Die Namensliste, die sich im Kreisarchiv Borken befindet, stellt eine große Erleichterung bei Anfragen ehemaliger Zwangsarbeiter/-innen dar, die einen gesetzlichen Entschädigungsanspruch aus Mitteln der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ haben.
Info:
Interessierte können das Buch „Zwangsarbeit im Westmünsterland. Dokumente, Akten, Aussagen“ zum Preis von fünf Euro zuzüglich Versandkosten beim Kreis Borken, Fachbereich Schule, Kultur und Sport, Burloer Staße 93, 46325 Borken, telefonisch unter 02861/821350 oder per Email: t.wigger@kreis-borken.de bestellen.
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Quelle: Ursel Beier, WAZ, 22.8.2004