Das Stammbuch des Studenten Immanuel Petrus Geier mit handschriftlichen Sprüchen von Thomasius, Christian Wolff, vom Erfinder der Hoffmanns-Tropfen und August Hermann Francke ist nun heimgekehrt in die Franckeschen Stiftungen. Es handelt sich dabei um eine Sammlung wertvoller Original-Handschriften aller wichtigen Protagonisten aus Halles Glanzzeit um 1720.
Jürgen Gröschl, der Archivar der Franckeschen Stiftungen in Halle/Saale, hat die Kostbarkeit im Internet bei ebay für ganze 1.320 Euro ersteigert. Sein ursprünglicher Besitzer, der sich 1718 an Halles theologischer Fakultät immatrikulierte, dokumentiert darin eine Studenten-Karriere, die als mustergültige Umsetzung des Universitäts-Ideals gelten könnte. Nach den Einträgen, Unterschriften und Kupferstich-Porträts der Professoren zu urteilen, hat er alle halleschen Gelehrten gehört, die damals europaweit Rang und Namen hatten. Doch natürlich – schränkt Gröschl ein – könne man auch nicht ausschließen, dass der Student Geier eine Art Autogramm-Jäger war. Schließlich seien die Stammbücher, die über 100 Jahre später von der aufkommenden Mode der Poesie-Alben weitgehend verdrängt wurden, damals fast so etwas wie Pflicht gewesen.
Im Gepäck einer französischen Jüdin, die auf der Flucht vor dem Holocaust war, ist das Stammbuch nach Amerika gelangt. Der Mann, der das Büchlein in Virginia gekauft und nun zur Auktion bei ebay angeboten hatte, ist pensionierter Beamter des US-Außenministeriums, der einst in Westberlin tätig und vorher als Soldat in Deutschland stationiert war. Er habe sich gefreut, dass das Buch nun dort sei, wo es hingehört.
Kontakt:
Franckesche Stiftungen zu Halle
Franckeplatz 1, Haus 37
Geschäftsstelle
06110 Halle
www.franckesche-stiftungen.uni-halle.de
Quelle: Detlef Färber, Mitteldeutsche Zeitung, 14.8.2004