Zum Detmolder Sommergespräch am 7. Juli 2004 lädt das Staats- und Personenstandsarchiv Detmold in sein Haus ein. Die Leitfrage der eintägigen Tagung lautet: „Wo und wie wird Familiengeschichte abgebildet?“ oder: „In welchen Beständen finde ich etwas über meine Familie?“ Diese Frage steht am Anfang jeder familienhistorischen Recherche im Archiv. Um sie zu beantworten, ist zu klären: „Wo wird Familiengeschichte aktenkundig?“ Wird man fündig, muss das Material sortiert, die Fragestellung systematisiert werden: „Was heißt nun Familie und Familiengeschichte?“
Diese Fragen werden beim Detmolder Sommergespräch von verschiedenen Seiten beleuchtet. Dazu wurden unterschiedliche Referenten eingeladen: Archivarinnen und Archivare, Vertreter der genealogischen Forschung, Standesbeamte sowie Wissenschaftler der akademischen Demographieforschung. Die Veranstaltung versteht sich als ein round table zur Verständigung zwischen diesen Gruppen. Sie ist für Interessierte offen, für diejenigen, die mit uns ins Gespräch kommen wollen und diejenigen, die neue Wege der Familienforschung kennen lernen möchten. Das Detmolder Personenstandsarchiv möchte sich am 7. Juli mehr als sonst als Kommunikationszentrum zwischen Forschung und Verwaltung im Hinblick auf die westfälisch-lippische Personenstandsüberlieferung präsentieren.
Die historische Familienforschung erfreut sich einer immer größeren Beliebtheit. Viele Familienforscher wissen, dass sie etwas im Archiv finden, wenden sich an uns, sind aber nicht genau darüber informiert, was sie in welchen Archivalien ermitteln können. Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Benutzern fehlt ihnen häufig die Kenntnis über Quellenkunden und Sekundärliteratur. Eine kleinere Gruppe der Genealogen ist bestens informiert und recherchiert nicht nur in Kirchenbüchern, sondern weit darüber hinaus in der Überlieferung der staatlichen Behörden und in nichtstaatlichen Sammlungen sowie in kirchlichen und kommunalen Archiven. Sie erforschen dabei mitunter weit mehr als nur die eigene Familie und schreiben ganze Dorfgeschichten.
Bei der Recherche über die Kirchenbücher hinaus ermitteln die Forschenden auch wichtige Informationen über Lebenswege, -umstände, Berufe und öffentliches Engagement. Aber erst die Einbettung ihrer Ergebnisse in übergreifende demographische, sozialhistorische oder kulturgeschichtliche Geschichtsforschungen ermöglicht die Einordnung der gewonnenen Erkenntnisse, etwa Heirats- und Sterbealter, Mehrfach-Heiraten u.v.m. Insofern lohnt eine Begegnung – 'auf Augenhöhe' – zwischen der Familienforschung mit der systematischen und über die einzelne Familie hinaus gehenden Geschichtswissenschaft. Was die Familienforschung an Detailerkenntnissen gleichsam einer mikrohistorischen Alltagsgeschichte liefern kann, trägt die akademische Wissenschaft an Kontextinformationen und Methodik bei.
Gleichzeitig trifft hier Forschung auf Archiv und Verwaltung. Verwaltungsleute können erfahren, welchen Wert ihre Aufzeichnungen nach Abschluss der Akten für die Forschung haben können. Archivare lernen, welche Bestände besonders frequentiert und welche u. U. besser zugänglich gemacht werden müssten. Umgekehrt können beide den Forschenden vermitteln, in welchem Schriftgut und in welchen Beständen für ihre Fragestellung und auch für weiter führende Erkenntnisinteressen Informationen zu finden sind. Bei dem Detmolder Sommergespräch sollen diese verschiedenen Perspektiven einander erläutert und miteinander diskutiert werden.
Anmeldung unter (begrenzte Teilnehmerzahl!):
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold
T.: 05231 – 766-112
bettina.joergens@lav.nrw.de
Poststelle: stadt@lav.nrw.de
Programm:
Moderation Franz Meyer (Stadtarchiv Bad Salzuflen):
- 9. 30 Uhr
Begrüßung und Vorstellung des Programms (Dr. Jutta Prieur-Pohl, Staats- und Personenstandsarchiv Detmold) - 9. 45 Uhr
Wer oder was ist das Personenstandsarchiv: Einführung und Hausführung (evt. 2 Gruppen) (Dr. Bettina Joergens, Claudia Klinge, Staats- und Personenstandsarchiv Detmold) - 10. 30 Uhr
Kaffeepause - 10. 45 Uhr
Was macht das Standesamt? Typische und untypische Vorgänge im Standesamt und um das Standesamt. Wie Familien im Behördenschriftgut abgebildet werden. (Klaus Kaim, Fachverband der Standesbeamten in Westfalen-Lippe e.V., Standesamt Hamm) - 11. 15 Uhr
Kommentar: …und in welchen Beständen der Archive sie zu finden sind. Die staatliche Personenstandsüberlieferung und mehr (Dr. Joergens) - 11. 30 Uhr
Diskussion und Fragen - 12. 00 Uhr
Mittagspause
Moderation: Dr. Nicolas Rügge (Staatsarchiv Osnabrück):
- 13. 30 Uhr
Personenstandswesen vor Einführung der standesamtlichen Register: Kirchenbücher und kirchliche Überlieferungen in den Archiven (Maja Schneider, Archiv der Lippischen Landeskirche) - 14. 15 Uhr
Diskussion und Fragen - 14. 45 Uhr
Kaffeepause - 15. 15 Uhr
Wie und auf welcher Quellengrundlage forschen Familienforscher? – Podiumsdiskussion mit Vertreter des genealogischen Arbeitskreises und einer Historikerin mit qualitativen Ansatz - 15.15 Uhr
Einführung - 15.20 Uhr
Die Forschungsweise eines Hobby-Genealogen (Wolfgang Bechtel, Genealogischer Arbeitskreis im NHV, Lippe) - 15.40 Uhr
Die Forschungsweise eines Wissenschaftlers (Dr. Georg Fertig, Universität Münster) - 16 Uhr
Fragen und Diskussion - 16.30 Uhr
Schlussrunde: Kritik, Anregungen und Perspektiven (Dr. Joergens)