Das Archiv der 4. Armee der Deutschen Wehrmacht ist im polnisch-russischen Grenzgebiet gefunden worden. Die Dokumentensammlung war 1945 während des Rückzugs der Wehrmacht aus dem damaligen Ostpreußen versteckt worden. Russische Forscher fanden nun die Dokumente, unter ihnen auch persönliche Gegenstände der Offiziere, in einem Erdversteck in der Nähe des Grenzübergangs Mamonowo-Gronowo, berichtete der Rundfunksender „Radio Olsztyn„. Die Papiere sind offenbar in gutem Zustand und sollen nach ihrer Trocknung und Übersetzung ins Historische Museum von Kaliningrad kommen.
Zwei ehemalige Wehrmachts-Angehörige, die selbst auf der Suche nach dem Archiv waren, hatten die Russen den Angaben zufolge im vergangenen Jahr über die Lage des Verstecks informiert. Wahrscheinlich sei es nur der isolierten Lage im polnisch-russischen Grenzgebiet zu verdanken, dass die Dokumente nach so vielen Jahren unberührt gefunden wurden.
In den bisher bekannten Akten brechen das Kriegstagebuch der 4. Armee und das der Heeresgruppe Mitte Ende September 1944 ab. Die weiteren Papiere galten als verschollen. Von den schriftlich festgehaltenen Befehlen und Aufzeichnungen erhoffen sich Forscher neue Eindrücke aus der Endphase des Zweiten Weltkrieges. Allerdings sind keine sensationell neuen Erkenntnisse zu erwarten.
Die 4. Armee hat sowohl den Polen- als auch den Westfeldzug mitgemacht. An der Ostfront gehörte die 4. Armee zur Heeresgruppe Mitte. Bei der Kesselschlacht von Minsk (22. Juni bis 10. Juli 1944) ist die Armee weitgehend zerschlagen worden. Die Reste zogen sich nach der Panzerschlacht von Warschau Richtung Ostpreußen zurück. Dort verteidigte sich die 4. Armee, bis sie am 7. April 1945 aufgelöst wurde. Ihre Oberbefehlshaber waren unter anderem Günther von Kluge und Friedrich Hoßbach.
Quelle: Der Standard, 11.6.2004; Die WELT, 10.6.2004