Der Urkundenbestand des Badener Augustinerklosters liegt wegen der bewegten Geschichte der Niederlassung (sie war 1545-1583 stillgelegt und wurde 1811 endgültig aufgehoben) nirgends geschlossen vor. Ein Grundstock von etwa 60 Stück hat sich im Stadtarchiv von Baden erhalten, die übrigen mussten aus verschiedenen auswärtigen Archiven und aus kopialer Überlieferung zusammengetragen werden. Aus der ersten Phase des Klosters (1285-1545) fanden sich knapp 150 Urkunden.
Wie alle Klosterarchive bietet auch dieses einzigartige Einblicke in orts-, personen-, institutions- und sozialgeschichtliche Zusammenhänge ihres Einzugsbereichs, das ist in diesem Fall der Raum Baden-Wien. Bisher wurde z. B. die Rolle des Augustinerordens im Kampf Friedrichs des Schönen um die römische Königskrone kaum gewürdigt. Nun belegt eine Serie von Urkunden die Bedeutung des Ordens für die Finanzierung dieses Unternehmens – und die Turbulenzen, in die die ganze Ordensprovinz durch Friedrichs Scheitern geriet. Im Jahre 1357 erfahren wir technische und organisatorische Details über die Anlage eines künstlichen Gerinnes. 1393 können wir nachvollziehen, wie man es anstellte, wenn man ein neues Heilbad gründen wollte. Einige Belege des 15. Jahrhunderts lassen erkennen, wie sich ein Kloster, das mit geringem Grundbesitz ausgestattet war, durch eine Art Bankgeschäfte über Wasser halten konnte. Daß hier der Kunsthistoriker wertvolle Aufschlüsse über bauliche Gestaltung und Einrichtung des Klosters und seiner beiden Kirchen findet, versteht sich von selbst. Einzigartig und stellenweise geradezu atemberaubend ist die umfangreiche Dokumentation des Kampfes um die Aufhebung der Niederlassung in der Reformationszeit, die in der Beschuldigung gipfelte, daß der Prior mit dem Teufel im Bund stehe!
Diese wertvollen Geschichtsquellen werden demnächst im Rahmen des Projektes Monasterium.Net im Internet frei zugänglich sein. Die feierliche Präsentation der nun digital bereit gestellten Quellen wird am 11. Juni 2004 in der Badener Frauenkirche erfolgen. Neben dem Subprior des Wiener Augustinerklosters, der seinen Orden in Vergangenheit und Gegenwart vorstellen wird, wird der Direktor des Badener Rollettmuseums, Dr. Rudolf Maurer, besondere historische Kostbarkeiten aus dem Klosterarchiv der Badener Augustiner vorstellen.
Das Rollettmuseum der Stadt Baden, das Institut zur Erschliessung und Erforschung kirchlicher Quellen (IEEkQ) und das Diözesanarchiv St. Pölten laden herzlich zur Präsentation des virtuellen Klosterarchivs der Augustiner von Baden ein.
Programm
- Begrüssung (Bürgermeister Prof. August Breininger)
- Die Augustiner-Eremiten gestern und heute (P. Mag. Albin Scheuch OSA, Subprior des Augustinerklosters St. Augustin Wien)
- Das virtuelle Klosterarchiv der Badener Augustiner im Rahmen des mom-Projektes (Univ.-Prof. Dr. Karl Brunner, Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung)
- Die Stadt, das Bad und das Kloster – Historische Kostbarkeiten aus dem virtuellen Klosterarchiv (Dr. Rudolf Maurer, Direktor des Rollettmuseums der Stadt Baden)
- Moderation: Dr. Thomas Aigner
Musikalische Gestaltung:
- Werke von Schütz, Grünberger und DeMajo
- Franz Reithner, Orgel
- Martina Steffl-Holzbauer, Mezzosopran
Info:
11. Juni 2004, 19.00 Uhr
Frauenkirche (ehem. Augustinerkirche),
2500 Baden b. Wien, Frauengasse
U. A. w. g.
02742 324 / 321 oder 322 oder 326
archiv@kirche.at
Link: www.MONASTERIUM.NET
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Kontakt:
Dr. Rudolf Maurer, Rollettmuseum der Stadt Baden, A-2500 Baden, Weikersdorfer Platz 2
Tel.: 02252 482 55, oder
Dr. Thomas Aigner (Monasterium.Net), Diözesanarchiv St. Pölten, A-3100 St. Pölten, Domplatz 1
Tel.: 02742/324 321, 320; 0650/414 73 65
benedikt.hippolyt@monasterium.net