Der Arbeitskreis Stadtgeschichte Schöningen beabsichtigt noch in diesem Jahr einen Alternativen Stadtführer herauszugeben. Dieser soll als Wegweiser zu den Orten des Erinnerns und Gedenkens nationalsozialistischer Untaten und Verbrechen im Ort fungieren. Da die NS-Zeit in Schöningen bislang nur fragmentarisch dokumentiert worden ist, will der aus rund zehn Personen bestehende Arbeitskreis hier eine Lücke schließen. Die Idee dazu hatte Burkhard Jäger aus Schöningen, seit geraumer Zeit an einer Gesamtdarstellung „Schöningen im Nationalsozialismus“ arbeitet.
Der Arbeitskreis will für den Alternativen Stadtführer nicht nur ereignisgeschichtlich relevante Daten aneinander reihen, sondern das Thema Nationalsozialismus im Ort auch mit Hilfe von Zeitzeugenaussagen dokumentieren. Zu diesem Zweck ist bereits eine Bibliothek von Zeitzeugenaussagen angelegt worden.
Weitere Recherchen der Gruppe finden im Schöninger Stadtarchiv, im Staatsarchiv Wolfenbüttel und später auch im Hauptstaatsarchiv Hannover statt.
Kontakt:
Stadt Schöningen
Markt 1
38364 Schöningen
Telefon 0 53 52 / 51 20 (Zentrale)
Telefax 0 53 52 / 51 21 99
stadt@schoeningen.de
Quelle: Reinhard Wagner, newsclick.de (Braunschweig), 25.5.2004
Weisenauer Grundbücher ehrenamtlich ausgewertet
Sieben Jahre lang verbrachten fünf ehrenamtliche Heimatforscher einen Großteil ihrer Zeit damit, die im Stadtarchiv Mainz aufbewahrten Grundbücher von Weisenau auszuwerten. Nun liegt das Ergebnis dieses Engagements in Form von 5.000 Listen vor, in denen sämtliche Angaben zu den Eigentümern der Weisenauer Grundstücke und Häuser seit Beginn des 19. Jahrhunderts enthalten sind. Die Listen sind künftig zur Benutzung im Mainzer Stadtarchiv zugänglich. Dessen Leiter Dr. Guido Dobras war dankbar für die Unterstützung des Heimatforscher-Teams.
Kontakt:
Stadtarchiv Mainz
Rheinallee 3 B
55116 Mainz
Telefon (0 61 31) 12 21 78
Telefax (0 61 31) 12 35 69
stadtarchiv@stadt.mainz.de
Quelle: Allgemeine Zeitung, 25.5.2004
Erfolgreiche Zwangsarbeit-Ausstellung in Greven
Greven. Sehr zufrieden mit der Resonanz auf die in der letzten Woche beendete Ausstellung „Zwangsarbeit in Münster und Umgebung 1939 bis 1945“ ist das Stadtarchiv Greven. „Allein den Eröffnungsabend und die drei Vortragsveranstaltungen haben über 200 Interessierte besucht und Schulklassen waren regelmäßig im Rathaus zu Gast“, freuen sich die Organisatoren Angelika Haves und Stefan Schröder: „Wir schätzen, dass insgesamt mehr als Tausend Personen die von der Stadt Münster bereit gestellte Ausstellung gesehen haben.“
Als Service ist der Vortrag von Schröder über die Zwangsarbeiter nach der Befreiung 1945 und die DP-Lager in Greven und Reckenfeld nun auf den Internetseiten zur Geschichte Grevens als pdf-Datei unter www.greven.net/service/stenogramm/bindata/Vortrag_Schroeder.pdf abrufbar. Demnächst wird auch die Studie über Zwangsarbeit in Greven von Christoph Leclaire erscheinen.
Kontakt:
Stadt Greven
Fachdienst Allgemeiner Service/Stadtarchiv
Stefan Schröder
Rathausstr. 6
48268 Greven
Tel.: 02571/920-358
Fax: 02571/920-320
stefan.schroeder@stadt-greven.de
www.greven.net
Öffnung des KGB-Archivs vorerst gestoppt
Der heftige politische Streit in Lettland über das Gesetz zur erleichterten Veröffentlichung der lettischen KGB-Akten beherrscht Riga nach wie vor. Vergangene Woche noch verabschiedete das lettische Parlament ein Gesetz, das tausende von KGB-Akten aus sowjetischer Besatzungszeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hätte (siehe BBC-Bericht). Lettlands Präsidentin Vaira Vike-Freiberga legte allerdings jetzt ihr Veto ein, berichtet die taz.
Bei den Akten handelt es sich um die Mitarbeiterkartei des sowjetischen Geheimdienstes, der zwischen 1953 und 1991 rund 25.000 Zuträger in der baltischen Sowjetrepublik angeworben hatte. Das KGB brachte auf dem Rückzug 1991 noch rechtzeitig 20.000 Akten in Sicherheit. Bislang können Bürger nur Einsicht in die eigene Mappe nehmen. Das Archiv wird demnächst vom Dokumentationszentrum für Folgen des Totalitarismus in Riga verwaltet. Dessen Leiter, Indulis Zalite, befürwortet die Öffnung des Archivs, warnt aber, mit den Daten nicht leichtfertig Politik zu machen. Die großen Täterakten, die sich in den 40er- und 50er-Jahren die Hände blutig gemacht hätten, seien rechtzeitig nach Moskau ausgelagert worden. 85 Prozent der Mitarbeiter in der Restkartei waren nicht in politische Aktivitäten verstrickt.
Quelle: Klaus-Helge Donath, taz Nr. 7366, 25.5.2004, 11
Gedächtnis der Stadt Kevelaer
Seit zwölf Jahren ist Dorothee Flemming-Lühr die Stadtarchivarin von Kevelaer. Im zweiten Stock des Alten Rathauses ruht die Geschichte der Marienstadt: alte Bauaufsichtsakten, Karten, Nachlässe, Kaufverträge, Akten von den diversen Ämtern.
Fast täglich werde das Stadtarchiv von Benutzern aufgesucht. Vor allem Bauakten werden nachgefragt, in die Häuslekäufer oder -besitzer Einblick nehmen wollten, um etwas über die Geschichte ihres Domizils zu erfahren. Regelmäßige Besucher in ihrem Archiv seien aber auch Schüler, Studenten und Ahnenforscher. Für die Besucher steht ein Arbeitsraum zur Verfügung.
Zum 700-jährigen Stadtjubiläum Kevelaers hat Dorothee Flemming-Lühr ein kompaktes Büchlein zur Geschichte der Marienstadt herausgegeben, derzeit arbeitet sie mit an einer Dokumentation der Wettener Geschichte. Besonders stolz sei die Archivarin nach einem Bericht der NRZ auf die reichhaltige Sammlung von Karten, besonders aus dem 17. und 18. Jahrhundert seien wahre Schätze archiviert.
Kontakt:
Stadtarchiv Kevelaer
Peter-Plümpe-Platz 12
Postfach 75
D-47623 Kevelaer
Telefon: 02832-122-0
Quelle: Jan Jessen, NRZ Kleve, 24.5.2004
Zentralfilmarchiv in Laxenburg
Das Filmarchiv Austria eröffnet am 25. Mai auf seinem Gelände das neue Zentralfilmarchiv Österreichs. Hier befanden sich bisher schon die technische Abteilung und Teile der umfangreichen Sammlung (etwa das Nitrofilmdepot). Nun ermöglicht „modernste Filmlageranlage Österreichs“, so Filmarchiv-Direktor Ernst Kieninger, die Zusammenführung des bisher auf verschiedene Standorte verteilten, nationalen Filmerbes. Die Errichtungskosten von 1,1 Millionen Euro haben Bund und Land Niederösterreich gemeinsam getragen.
Die Temperatur im neuen Filmlager muss konstant bei maximal plus sechs Grad Celsius gehalten werden, im Tiefkühldepot für Negativ- und Farbfilmlagerung beträgt sie sogar minus acht Grad Celsius. Die wertvollen Negative und die Archivkopien werden nur zu wissenschaftlichen Zwecken zugänglich gemacht.
Das Filmarchiv versteht sich, so Nikolaus Wostry, Leiter des Zentralfilmarchivs Laxenburg, als „Quellenarchiv“. Restaurierung und Sicherung orientieren sich möglichst an den Eigenarten der jeweiligen Archivalien. Stummfilme etwa werden möglichst in der bestehenden Fassung erhalten und nicht „vereinheitlicht“. Nitrofilme – jenes leicht brennbare Trägermaterial, das bis etwa 1950 in Verwendung war – werden zwar zwecks Sicherung umkopiert. Aber auch die Originale bleiben erhalten. Rund 13.000 Rollen bilden derzeit das historische Kernstück der Sammlung.
Link: www.filmarchiv.at
Kontakt:
Filmsammlungen Laxenburg
Forsthaus
Parkweg 89
A-2361 Laxenburg
Tel +43-2236-71440
FAX +43-2236-71440-4
Audiovisuelles Zentrum Wien
Obere Augartenstraße 1e
A-1020 Wien
Tel +43-1-2161300
FAX +43-1-2161300-100
e-mail augarten@filmarchiv.at
Quelle: Isabella Reicher, Der Standard, 25.5.2004
Bibliothekstag in Dinslaken
Im letzten Jahr suchte die Stadtbibliothek Dinslaken angesichts leerer Kassen ehrenamtliche Helfer, da frei gewordene Stellen in der Bücherei nicht mehr nachbesetzt werden konnten. Literaturbegeisterte Menschen waren gebeten worden, stundenweise beim Ein- und Aussortieren, bei der Buchpflege und bei Veranstaltungen zu helfen. Andernfalls hätte der gewohnte Service nicht mehr gewährleistet werden können.
Nun veranstaltet der Freundeskreis Stadtbibliothek und Stadtarchiv Dinslaken e.V. zusammen mit der Stadtbibliothek am Freitag, 4. Juni, einen „großen Bibliothekstag“. In erster Linie geht es wohl um das Verramschen überflüssig gewordener Bücher, die gleich kilogrammweise verkauft werden.
Das Stadtarchiv veranstaltet zudem an diesem Tag einen Gespenstergeschichten-Schreibwettbewerb. Kinder von 12 bis 14 Jahren sollen die Juroren zum Gruseln bringen und ihnen eine Gänsehaut verschaffen. Dafür winken Preise und Gruseldiplome.
Kontakt:
Stadt Dinslaken – Bibliothek
Hauptstelle und Kinder- und Jugendbibliothek:
Friedrich-Ebert-Straße 84
46535 Dinslaken
Tel.: 0 20 64/66-231
Fax: 0 20 64/66-288
Quelle: NRZ online, 21.5.2004
Rothschild-Archiv aus Moskau zurück
Im Geschäftsbuch von Mayer Amschel Rothschild, dem Ahnherrn des berühmten Bankhauses, sind alle Frankfurter Geldgeber vermerkt, die mit ihren häufig zu fünf Prozent verzinsten Einlagen vermutlich kein schlechtes Geschäft gemacht haben. Man kann ihre Namen und die eingezahlten Summen jetzt in der Ausstellung „Zurück aus Moskau. Das erste Familienarchiv der Rothschilds“ nachlesen.
Die Rothschilds waren äußerst gute Geschäftsleute, und sie scheinen es heute noch zu sein, mutmaßt die FAZ. Denn es ist den Nachfahren des Urvaters Mayer Amschel gelungen, von den Russen das 1945 als Beutegut nach Moskau verfrachtete erste Rothschild-Archiv wiederzuerlangen. Als Anerkennung für die Leistungen der russischen Archivare, welche die Familien-Dokumente fünf Jahrzehnte lang gehütet haben, haben die Rothschilds dem Staatsarchiv in Moskau ein auf dem Kunstmarkt erstandenes Konvolut von Liebesbriefen des Zaren Alexander II. geschenkt.
In der Frankfurter Ausstellung können somit erstmals ausgewählte Dokumente aus der zurückgegebenen Sammlung gezeigt werden. Die in Zusammenarbeit mit dem „Rothschild Archive London“ entstandene kleine Schau konzentriert sich vornehmlich auf jene Stücke, die einen Bezug zu Frankfurt haben wie das erwähnte Geschäftsbuch, das Mayer Amschel anlegen ließ, nachdem ein Angestellter des Hauses der mehrfachen Veruntreuung überführt worden war.
Das erste Familienarchiv der Rothschilds ist bis 1924 in Frankfurt aufbewahrt worden, kam dann nach Wien, wo es 1938 einem SS-Sonderkommando zum Raub fiel. 1945 fand sich das Archiv in Schloß Wölfersdorf in Schlesien wieder, von wo es die Rote Armee nach Moskau verfrachtete. Der Leiter des Jüdischen Museums Frankfurt, Georg Heuberger, brachte die Rothschilds vor zehn Jahren auf die Spur des Archivs. Die jetzige Ausstellung im Museum Judengasse ist daher sozusagen ein Dankeschön der Rothschilds an ihn und sein Haus.
Info:
„Zurück aus Moskau. Das erste Familienarchiv der Rothschilds“:
Börnegalerie im Museum Judengasse,
Kurt-Schumacher-Straße 10.
Bis 25. Juli, Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr.
Quelle: Hans Riebsamen, FAZ, 24.5.2004
Stadt muss Archivarin abfinden
Nach der zum 1. Februar gegen ihre langjährige Archivarin Monika Sadler ausgesprochenen fristlosen Kündigung wegen hartnäckigen Verstoßes gegen die Kernarbeitszeit (siehe Bericht) hat sich die Stadt Fürstenfeldbruck nun Mitte Mai via Vergleich vor dem Münchner Arbeitsgericht von der Archivarin getrennt, berichtet der Merkur. Die 49-jährige bekommt eine Abfindung in Höhe eines Bruttojahresgehalts (28.400 Euro).
Die seit 1980 als Stadtarchivarin beschäftigte Frau Sadler hatte gegen die Entlassung geklagt, weil sie sich von ihrem Arbeitgeber bei der Pflege ihrer Mutter im Stich gelassen fühlte. Um sie zu versorgen, habe sie regelmäßig erst zwischen neun und halb zehn Uhr mit der Arbeit beginnen können, was selbst nach zugestandener Verschiebung des Beginns der Kernarbeitszeit von 8 auf 9 Uhr zu spät gewesen sei. Ein Gesuch um Teilzeitarbeit im Sommer 2003 habe die Stadt hingegen abgelehnt. Antwort auf die Bitte um Sonderurlaub gegen Weihnachten 2003 sei die fristlose Kündigung gewesen.
Kontakt:
Stadtarchiv Fürstenfeldbruck
Hauptstr. 31
82256 Fürstenfeldbruck
Fon 08141 / 61 13 12
Fax 08141 / 61 13 33
info@fuerstenfeldbruck.de
Quelle: Max Freisleder, Merkur Online, 13.5.2004
Das kulturelle Erbe der Schweiz auf Mikrofilm
In einem kleinen Schutzraum in einer großen Armee-Kaverne in der Nähe eines bernischen Bauerndorfes liegt das Gedächtnis der Schweiz: Auf fast 54.000 Mikrofilmen wird das kulturelle Erbe der Eidgenossenschaft bombensicher für die kommenden Generationen aufbewahrt.
Hans Schüpbach von der Abteilung Kulturgüterschutz im Bundesamt für Bevölkerungsschutz erläutert das Gelände des ehemaligen Sandsteinbruches, der von der Armee zu Zeiten des Kalten Krieges mit Tonnen von Beton zu einer gut 10 Meter hohen und 2.100 qm großen Kaverne umgestaltet worden ist. Darin befindet sich, ein wenig verloren, ein Schutzraum mit äußerst wertvollem Inhalt: das Gedächtnis der Schweiz – ein 1979 eingerichtetes Mikrofilmarchiv.
Die optimalen Lagerbedingungen liegen bei zehn Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 35 Prozent. Auf langen Regalen stapeln sich vom Boden bis zur Decke nummerierte silberne Kisten aus Stahlblech, in denen systematisch angeordnet je 24 Mikrofilmrollen liegen, die selber wiederum eine Nummer tragen. Zu den bisherigen 54.000 Filmen kommen jährlich 4.000 neu hinzu. Mithilfe eines klassischen Karteikartensystems werden in Zeiten der Computer im Mikrofilmarchiv die Ordnung und Übersicht gewahrt.
Auf den Filmen befinden sich Aufnahmen von Dokumenten von kulturhistorischer Bedeutung: spätmittelalterliche Freiheits- und Bundesbriefe zum Beispiel, neuzeitliche Ratsprotokolle, Kopien ganzer Staatsarchive, Tauf- und Eherödel, Zeitungen und Pläne oder Fotografien wertvoller Bauten – damit sie bei Bedarf rekonstruiert werden könnten. 500 Jahre lang sollen sich die Mikrofilme unter diesen Bedingungen schadlos halten. Zehn Prozent des Archivs, dessen Kapazität 2008 erschöpft sein wird, werden jährlich überprüft. Und was der Aufbewahrung im Archiv würdig ist, das entscheiden die Kulturgüterschutzverantwortlichen auf Hinweis der Kantone und Gemeinden.
Quelle: Christine Brand, ZT online / Mittelland Zeitung, 22.5.2004