In einem kleinen Schutzraum in einer großen Armee-Kaverne in der Nähe eines bernischen Bauerndorfes liegt das Gedächtnis der Schweiz: Auf fast 54.000 Mikrofilmen wird das kulturelle Erbe der Eidgenossenschaft bombensicher für die kommenden Generationen aufbewahrt.
Hans Schüpbach von der Abteilung Kulturgüterschutz im Bundesamt für Bevölkerungsschutz erläutert das Gelände des ehemaligen Sandsteinbruches, der von der Armee zu Zeiten des Kalten Krieges mit Tonnen von Beton zu einer gut 10 Meter hohen und 2.100 qm großen Kaverne umgestaltet worden ist. Darin befindet sich, ein wenig verloren, ein Schutzraum mit äußerst wertvollem Inhalt: das Gedächtnis der Schweiz – ein 1979 eingerichtetes Mikrofilmarchiv.
Die optimalen Lagerbedingungen liegen bei zehn Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 35 Prozent. Auf langen Regalen stapeln sich vom Boden bis zur Decke nummerierte silberne Kisten aus Stahlblech, in denen systematisch angeordnet je 24 Mikrofilmrollen liegen, die selber wiederum eine Nummer tragen. Zu den bisherigen 54.000 Filmen kommen jährlich 4.000 neu hinzu. Mithilfe eines klassischen Karteikartensystems werden in Zeiten der Computer im Mikrofilmarchiv die Ordnung und Übersicht gewahrt.
Auf den Filmen befinden sich Aufnahmen von Dokumenten von kulturhistorischer Bedeutung: spätmittelalterliche Freiheits- und Bundesbriefe zum Beispiel, neuzeitliche Ratsprotokolle, Kopien ganzer Staatsarchive, Tauf- und Eherödel, Zeitungen und Pläne oder Fotografien wertvoller Bauten – damit sie bei Bedarf rekonstruiert werden könnten. 500 Jahre lang sollen sich die Mikrofilme unter diesen Bedingungen schadlos halten. Zehn Prozent des Archivs, dessen Kapazität 2008 erschöpft sein wird, werden jährlich überprüft. Und was der Aufbewahrung im Archiv würdig ist, das entscheiden die Kulturgüterschutzverantwortlichen auf Hinweis der Kantone und Gemeinden.
Quelle: Christine Brand, ZT online / Mittelland Zeitung, 22.5.2004