Die drei Archive St. Gallens, in deren Sprengel die Gemeinde Gaiserwald liegt, hatten dieser Tage rund 40 interessierte Gaiserwalder zu Besuch. Im Stiftsarchiv, Staatsarchiv und Stadtarchiv St. Gallen hatten Leiter und Mitarbeiter vieles vorbereitet, informiert das Tagblatt. Wenngleich Gaiserwald in den ältesten Aufzeichnungen nicht erwähnt werde, konnte Peter Erhart, stellvertretender Stiftsarchivar, viel über die Besiedlung des Landes zur Zeit des Mönches Gallus (um 600) und der Jahrhunderte danach zeigen und erklären. Und aus dem Jahr 1476 stammt ein Dokument mit Familiennamen von Gaiserwaldern – Soldaten, die sich an der Schlacht bei Murten beteiligt haben. Stiftsarchivar Lorenz Hollenstein konnte u.a. das Lehensbuch von Gaiserwald für die Jahre von 1417 bis 1783 präsentieren. Aufgezeichnet sind rund 250 Flurnamen, wovon viele heute nicht mehr verwendet werden.
Im Stadtarchiv griff der Leiter Stefan Sonderegger eine Episode jüngeren Datums heraus: 1948 wurde eine Delegation aus Engelburg in St. Gallen vorstellig «zum Zwecke der Eingemeindung». Die ablehnende Begründung der St. Galler: Gesuchsteller mausarm, schlechtes Strassennetz, 80 Prozent katholisch-konservativ.
Abtwil wie Engelburg haben sich in den letzten Jahrzehnten zu grossen Wohngebieten entwickelt, St. Josefen, das einstige Zentrum der Gemeinde Gaiserwald, blieb klein. Staatsarchivar Markus Kaiser machte anhand von alten Landkarten und Fotos auf die Veränderungen aufmerksam. Aufzeichnungen der kantonalen Gebäudeversicherungsanstalt lassen ab 1807 im Staatsarchiv die Häusergeschichte lückenlos verfolgen, ab 1876 geben Zivilstandsregister über die Bevölkerungsentwicklung Auskunft, ab 1900 ermöglichen Steuerregister Rückschlüsse auf die wirtschaftlichen Verhältnisse.
Quelle: Notker Angehrn, St. Galler Tagblatt, 17.5.2004