Wirtschaftsarchivare mit einem Bein im Knast?

Von der diesjährigen Jahrestagung der Vereinigung der deutschen Wirtschaftsarchivare (2.-5. Mai), die unter dem Leitthema „Mit einem Bein im Knast? – Rechtsfragen im Wirtschaftsarchiv“ stand, berichtet Helen Müller in H-Soz-u-Kult.

Dr. Jochen Hecht, Stellvertretender Leiter des Archivs der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU), referierte demnach über das „Spannungsverhältnis zwischen Gesetzeslage und öffentlicher Erwartung“, in dem sich insbesondere seine Behörde befindet. Die BStU bemühe sich gleichermaßen um die Aufarbeitung der Arbeit der Stasi wie um den Personen- und Datenschutz. In ihrer Funktion, staatliches Handeln zu dokumentieren und zu kontrollieren, sei auch die Rolle von Archiven der Wirtschaft zu überdenken.

Dr. Lothar Ulsamer (DaimlerChrysler AG) erläuterte in seinem Vortrag über die „Auskunftspflicht von Unternehmen unter Berücksichtigung internationaler Rechtssysteme – Erfahrungen aus der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft ,Erinnerung, Verantwortung und Zukunft'“ die veränderten Umstände, die zu Beginn der 1990er Jahre zu der verstärkten Auseinandersetzung mit der Fremd- und Zwangsarbeiterproblematik geführt hatten. Für deutsche Unternehmen bedeute die Auskunftspflicht ein großes Risiko, denn minimale Fehler bei der Offenlegung von Aktenmaterial können zu großen Problemen bei Prozessen führen. Hier sei auch die Rolle des Unternehmensarchivars neu zu überdenken.

Den vollständigen Tagungsbericht von Helen Müller (Gütersloh) findet man unter http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=429.

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