Forschungsbilanz zum Thema Zwangsarbeit und die Kirchen

Vier Jahre nach der Debatte um die Zwangsarbeiter in der NS-Zeit und die Einrichtung des Entschädigungsfonds der deutschen Wirtschaft hat sich das Thema zu einem der größten Projekte der deutschen Zeitgeschichte gemausert. Das wurde bei einer ökumenischen Tagung in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart deutlich. Dort wurde der Versuch einer Bilanz unternommen. Dabei konzentrierten sich die Referenten auf den Bereich der Zwangsarbeit in der Kirche.
Mittlerweile liegen zahlreiche Einzeluntersuchungen für Landeskirchen und Diözesen sowie kirchliche und diakonische Einrichtungen vor.

In seinem Überblick für den evangelischen Bereich konstatierte der Marburger Kirchenhistoriker Jochen-Christoph Kaiser eine Konkurrenz zwischen der Aufklärung des Sachverhaltes und der „kirchenpolitischen Verwertbarkeit“ der Ergebnisse. Die kirchlichen Auftraggeber machten die Erfahrung, dass in der öffentlichen Wahrnehmung die Erregung über die vermeintlich ungenügende Aufarbeitung häufig größer sei als über die Zwangsarbeit selbst.

Trotz teilweise schwieriger Quellenlage – es gibt überhaupt nur Untersuchungen aus dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik – sollen mindestens 15.000 ausländische Zwangsarbeiter bei der evangelischen Kirche und der Diakonie eingesetzt worden sein, was einem Anteil von fünf Prozent aller Beschäftigten entspricht. Angesichts des Arbeitskräftemangels im Krieg bemühten sich viele Einrichtungen um die Zuteilung von Kriegsgefangenen und anderen Zwangsarbeitern.

Das konnte so weit gehen, dass kirchliche Mitarbeiter bereits am Bahnhof geeignete Gefangene aussuchten und mitnahmen. Selbst etliche evangelische Pfarrhaushalte beantragten beim Arbeitsamt die Zuteilung von „hauswirtschaftlichen Ostarbeiterinnen“, die sie bei politischer Zuverlässigkeit auch erhielten. So wie jetzt die Rolle der Kirchen im Krieg systematisch erforscht wird, entwickelten beide christlichen Konfessionen erst durch die Diskussion der vergangenen Jahre ein Unrechtsbewusstsein für die Lage der Zwangsarbeiter.

Dabei entschied sich die katholische Bischofskonferenz für einen Sonderweg, indem sie nicht der für die Entschädigungszahlungen gegründeten Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ beitrat, sondern in Eigenregie 2,5 Millionen Euro für Ausgleichsleistungen und 2,5 Millionen Euro für Versöhnungsarbeit bereitstellte. Evangelische Kirche und Diakonie beteiligten sich mit der gleichen Summe an der Entschädigung innerhalb der Stiftung.

Bisher konnten 4.519 Zwangsarbeiter in katholischen Diensten namhaft gemacht werden, von denen 533 Personen Entschädigungen in Höhe von durchschnittlich 2.500 Euro bewilligt wurden. Da zum Stichtag 30. Juni 2004 die Entschädigungszahlungen eingestellt werden sollen, wurde der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, aufgefordert, bei der Bischofskonferenz eine Verlängerung der Frist zu beantragen. Es wird mit der Ermittlung weiterer Zwangsarbeiter gerechnet, hieß es zur Begründung.

Der Alltag der Zwangsarbeiter, die überwiegend aus Polen und Frankreich, aber auch aus Russland oder der Ukraine kamen, war im Krieg sehr unterschiedlich. Weil die vornehmlich jungen Menschen der Jahrgänge 1920 und jünger bei den Kirchen und diakonischen Einrichtungen nicht in der Industrie, sondern hauptsächlich in der Landwirtschaft, in Haus- und Gartenwirtschaft oder Krankenhäusern arbeiteten, waren die Lebensbedingungen besser.

Gleichwohl fielen auch die kirchlichen Zwangsarbeiter unter die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen, die etwa für Ostarbeiter Lager vorsahen. Und so wie die deutschen Kirchenbeschäftigten dieselben Vorurteile gegenüber den Fremden hatten wie ihre Landsleute, waren auch die kirchlichen Entscheidungsträger in das Netzwerk der örtlichen nationalsozialistischen Amtsträger eingebunden.

Links:

Quelle: Evangelische Pressedienst (epd), Südwest, 21.4.2004

Besuch beim Gedächtnis von Glienicke

In einem Kellerraum der Grundschule befindet sich das Gedächtnis von Glienicke: das Gemeindearchiv. Seit zwei Jahren werden hier wichtige Schriftstücke aus den Fachbereichen sowie Dokumente des Parlaments und seiner Ausschüsse aufbewahrt, erfasst und – wenn notwendig – bearbeitet und somit vor dem Verfall gerettet. Bis dahin waren die Akten an verschiedenen Stellen gelagert gewesen, im Rathauskeller, auf dem Boden oder im Bauhof. Nunmehr stehen sie wohl temperiert in Reih und Glied in einer Sicherheitsregalanlage.

Das Gemeindearchiv ist der Gemeindebibliothek unter Leitung von Brita Unger angegliedert. Sie und Archiv-Mitarbeiterin Heide-Maria Lepsien hatten in ihren „heiligen Hallen“ am Montagabend den Haupt- und Finanzausschuss zu Gast. Für gewöhnlich hat aus Sicherheitsgründen sonst niemand hier etwas zu suchen. Bürger müssen sich bei Archivanfragen an die Fachabteilung der Verwaltung wenden. Beim Gemeindearchiv handelt es sich um ein so genanntes Zwischenarchiv. Erst wenn die Dokumente an das Kreisarchiv gegangen sind, stehen sie der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Beim Aufbau ihres modernen Archivbereichs konnte die Gemeinde drei Jahre lang auf die Unterstützung durch ABM zurückgreifen. Heide-Maria Lepsien, von Beruf Bürofachkraft, hatte als ABM-Mitarbeiterin das Glück, nach Auslaufen ihre Maßnahme eine Halbtagsanstellung im Rathaus Glienicke zu bekommen. Seit einem Jahr ist sie mittlerweile fest angestellt.

Wie die Aktenberge zu behandeln sind, das regelt das Archivgesetz des Landes Brandenburg. Nach Aussage von Brita Unger beherbergt das Glienicker Gemeindearchiv 1.200 Akteneinheiten in übersichtlichen Aktenkartons. Oder anders ausgedrückt: 360 laufende Meter Schriftguterfassung, wie es im Amtsdeutsch heißt. Jährlich werden die Fachbereiche aufgefordert, bestimmte Unterlagen dem Archiv zuzuführen. Neben aktuellen Dokumenten muss Heide-Maria Lepsien auch noch einen Teil sehr vergilbter alter Schriftstücke aufarbeiten, wobei sie teilweise eingescannt werden müssen, damit sie die Nachwelt auch später noch lesen kann.

Kontakt:
Gemeindebibliothek Glienicke/Nordbahn
Hauptstraße 20
16548 Glienicke 
033056/69230
bibliothek@glienicke-nordbahn.de

Quelle: Märkische Allgemeine, 21.4.2004

Kreisarchiv Calw hilft beim Tag des offenen Denkmals

Am 12. September 2004 findet der Tag des offenen Denkmals unter dem bundesweiten Thema: „Wie läuft’s? – Schwerpunktthema Wasser“ statt. Ob als Trinkwasser, zur Körperpflege, für Gewerbezwecke oder auch zum Löschen von Bränden – Wasser bedeutet Leben. Das diesjährige Thema ist sehr weit gefasst, so dass beispielsweise die Öffnung sehr vieler verschiedener Bauwerke in Frage kommt. Gleichzeitig bietet sich die Möglichkeit, die eigene Geschichte zu präsentieren sowie Werbung für die eigene Sache zu machen.

Da die Teilnahme an diesem Tag für die beteiligten Teilnehmer, Vereine und Gemeinden mit Organisation sowie Vorbereitung verbunden ist und bis jetzt so manchen vor einer Beteiligung an diesem Tag abgehalten hat, bietet daher das Kreisarchiv Calw seine Unterstützung den Interessierten und Unentschlossenen an, steht hilfreich zur Seite und übernimmt die kreisweite Koordination, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. Interessierte können sich bis zum 14. Mai 2004 mit dem Kreisarchivar Swierczyna in Verbindung setzen.

Kontakt:
Kreiarchiv Calw
Gregor Swierczyna
Vogteistraße 44-46
75365 Calw
Telefon 07051/160-314
52.Swierczyna@kreis-calw.de 

Quelle: Pforzheimer Zeitung, 20.04.2004

Staatsarchiv für Straßenbenennungen zuständig

Im Zuge der Auflösung des Hamburger Senatsamtes für Bezirksangelegenheiten ist die Benennung von Straßen, Wegen und Plätzen jetzt dem Staatsarchiv Hamburg übertragen worden. Die gängige Praxis, dass die Bezirke Vorschläge zur Benennung machen, bevor der Senat entscheidet, wird beibehalten. Das Staatsarchiv prüft alle Vorschläge, bereitet die Entscheidung der Senatskommission für die Benennung vor und setzt sie anschließend um. Pro Jahr gibt es in Hamburg rund 35 Benennungen von Verkehrsflächen.

Kurzübersicht: Wie werden Verkehrsflächen in Hamburg benannt?

  • Die Bezirke planen die Straßenneu- oder -umbaumaßnahmen.
  • Bezirksversammlungen und Ortsausschüsse beraten über Namenvorschläge und reichen diese beim Staatsarchiv ein.
  • Das Staatsarchiv prüft Schreibweise, Verwechslungsgefahren und die Vereinbarkeit mit Benennungsmotivgruppen (z.B. keinen Schriftsteller im „Musikerviertel“). Es prüft Flur- und Personendaten (Lebensdaten, richtiger Name, benennungswürdig), prüft und berichtigt Pläne und fertigt anschließend eine Entscheidungsvorlage für die zuständige Senatskommission für die Benennung von Verkehrsflächen.
  • Die Senatskommission beschließt die ihr vorgelegten Vorschläge (jährlich drei bis vier Sammelvorlagen im Umlaufwege). In Fällen von grundsätzlicher oder politischer Bedeutung (z.B. Ehrenbürger Hamburgs) beschließt das Plenum des Senats.
  • Das Staatsarchiv veröffentlicht die neuen Namen im Amtlichen Anzeiger, benachrichtigt wichtige Stellen (z.B. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, Polizei, Feuerwehr, Post, Verlage) sowie die jeweils betroffenen Bezirke.
  • Die Straßenbaureviere der Bezirke beschildern die Straßen.
  • Bei politisch wichtigen Benennungen – insbesondere Personennamen – lädt die Senatskanzlei Ehrengäste ein und organisiert eine feierliche Einweihung (Reden, Flaggen, Musik).

Kontakt:
Staatsarchiv Hamburg
Kattunbleiche 19
22041 Hamburg
Tel.: (040) 42831 – 3200
Fax: (040) 42831 – 3201

Quelle: Hamburger Abendblatt, 20.4.2004; Mitteilungsarchiv STA HH, 19.4.2004

VdW-Jahrestagung im Mai in Iserlohn

Die Studiensammlung der deutschen Entsorgungswirtschaft SASE sammelt – als bundesweit erste Einrichtung dieser Art – Literatur, Dokumente, Fotos, Filme, Fahrzeuge und Geräte der Städtereinigungs- und Entsorgungswirtschaft, sichert und präsentiert sie als Lehr- und Lernobjekte in Form einer Dauerausstellung. Vom 2. bis 5. Mai 2004 ist die SASE gGmbH in Iserlohn Gastgeber der Jahrestagung der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW). Die Tagung hat das Thema „'Mit einem Bein im Knast?' – Rechtsfragen im Wirtschaftsarchiv“. Nähere Informationen zum Programm (pdf-Download) und zur Teilnahme sind zu finden unter: www.wirtschaftsarchive.de

Aus dem Programm:

Montag, 3. Mai 2004

Eröffnung

  • Preisverleihung „Wirtschaftsarchiv des Jahres“
  • Dr. Jochen Hecht (Stv. Leiter des Archivs der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Berlin): Im Spannungsverhältnis zwischen Gesetzeslage und öffentlicher Erwartung
  • Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf): Die Privatarchive im deutschen Archivwesen
  • Prof. em. Dr. Dieter Strauch (Universität zu Köln): Rechtsfragen bei der Einrichtung eines Wirtschaftsarchivs
  • Dr. Lothar Ulsamer (DaimlerChrysler AG, Stuttgart): Auskunftspflicht von Unternehmen unter Berücksichtigung internationaler Rechtssysteme. Erfahrungen aus der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“

Dienstag, 4. Mai 2004

  • Dr. Ulrich S. Soénius (Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln): „Gratwanderungen“ – Aufbewahrungsfristen, Sperrfristen und Benutzungsordnung
  • RA Christoph Klug (Stv. Geschäftsführer der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherung e. V., Bonn): Unternehmen und Datenschutz – was der Unternehmensarchivar wissen muss
  • Dr. Gabriele Beger (Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e. V.  Frankfurt/Main): Urheberrecht und Wirtschaftsarchive – Grundlinien und neueste Entwicklungen

Infos:
Dr. des. Detlef Krause
COMMERZBANK AG
ZKV-Historische Dokumentation
Kaiserplatz
60261 Frankfurt am Main
Tel.: 069/136-23616
Fax: 069/136-23422
detlef.krause@commerzbank.com

Umzug des Stadtarchivs Pirna verbessert Bedingungen

Nach dem Auspacken der Umzugskartons warten neue Aufgaben auf die Mitarbeiter des Stadtarchivs Pirna. Die Bestände sollen elektronisch erfasst werden. Auch gibt es immer noch flutgeschädigte Archivalien, die restauriert werden müssen. Achtzehn Monate nach dem notgedrungenen Umzug des Pirnaer Stadtarchivs aus dem überfluteten Klosterhof in die ehemalige Gagarinschule in Copitz haben die Mitarbeiter sich mit ihrem neuen Domizil angefreundet (Link: Geschichte des Archivs).

Für Christoph Brühl überwiegen die Vorteile des derzeitigen Standortes. „Wir haben hier viel mehr Platz, nicht nur für das Archivgut, sondern auch als Arbeitsfläche für die Benutzer.“ Der Hauptamtsleiter ist zufrieden. Der einzige Nachteil sei die Entfernung zur Altstadt. „Es wäre schön, wenn wir auch räumlich wieder näher an der Historie dran wären. Aber bis 2007 bleiben wir definitiv noch hier.“

Die gesamte Schule wird jetzt als Archiv genutzt. Dessen Fläche hat sich im Vergleich zum alten Standort auf 1.200 Quadratmeter verdreifacht. Erstmals konnten die wesentlichen Archivalien an einem Ort untergebracht werden. Sogar das Bauarchiv ist mit integriert. Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Urkunden, Akten und Fotografien füllen fünfzehn Klassenräume. Die beide Archivarinnen Angela Geyer und Carola Petzold geben an zwei Tagen in der Woche interessierten Bürgern Einsicht in die Zeugnisse der Geschichte. Auch schriftliche Anfragen, seien sie privater oder wissenschaftlicher Natur, werden von ihnen beantwortet. Da verbleibt nur noch wenig Zeit für die elektronische Erfassung der Archivalien. Denn noch läuft die Recherche nach Dokumenten und Büchern ganz altmodisch über Kataloge. Das soll sich wie gesagt ändern. Ein Großteil der Akten ist schon in den Computer eingegeben, ebenso etwa ein Drittel der Bücher. Doch es wird noch geraume Zeit dauern, bis der gesamte Bestand des Stadtarchivs elektronisch erfasst und per Mausclick zugänglich ist.

Das Stadtarchiv Pirna gehört zu den reichsten kommunalen Archiven Sachsens. Neben Akten und Amtsbüchern umfasst es folgende Sammlungen: etwa 840 Bände Zeitungen und Zeitschriften, etwa 8.500 Bücher der Präsenzbibliothek, etwa 900 Urkunden und Handschriften (davon 220 Pergamente), etwa 2.200 Fotos, etwa 1.500 Plakate, ungefähr 400 Karten und Pläne, dazu Postkarten, Historische Kalender und Klischees.

Infolge der Hochwasserkatastrophe wurde das Stadtarchiv stark geschädigt. Der Wasserstand erreichte in den Magazinen etwa 1,15 Meter. Das Archivgebäude im Klosterhof ist nicht mehr nutzbar, Inventar und technische Geräte wurden unbrauchbar. Den Pirnaer Bürgern ist es zu verdanken, dass wesentliche Bestände der 1.500 laufenden Meter Archivgut in Sicherheit gebracht werden konnten. Bis zu 40 Helfer waren am Vortag der Flut bis Mitternacht mit der Bergung beschäftigt. Dennoch standen historisch wertvolle Archivalien unter Wasser, die rasch gefriergetrocknet werden mussten.

Leider konnten bis heute nicht alle Schäden, die das Hochwasser an Akten und Büchern angerichtet hat, behoben werden. Trotz der Gefriertrocknung betroffener Dokumente fehlt doch teilweise das Geld für die notwendige Restaurierung. So müsse die Wiederherstellung der Bücher über Spenden finanziert werden. Erste Hilfe kam von neun Mitgliedern der Buchbinderinnung des Regierungsbezirkes Dresden. Sie erklärten sich bereit, 30 beschädigte Bücher kostenlos zu restaurieren. Am 8. März wurden diese dem Stadtarchiv zurückgegeben.

Für die Restaurierung der Akten hat der Freistaat Sachsen Fördermittel bereitgestellt. Die Pirnaer Archivarinnen haben sich mit Kollegen aus Weimar und Detmold in Verbindung gesetzt. Dort sollen die beschädigten Dokumente wieder auf Hochglanz gebracht werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Pirna
Juri-Gagarin-Straße 17
01796 Pirna-Copitz
03501/46 87 98/99

Quelle: Sonja Senkpiel, Sächsische Zeitung (Pirna), 20.4.2004

Handwerkerunterlagen ins Stadtarchiv Iserlohn

Das „Herz der Wirtschaftsgeschichte“ von rund 40 heimischen Innungen liegt seit gestern im Iserlohner Stadtarchiv. Dieses „Herz“, so erläuterte Dr. Hanswerner Hildenbrand, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, sind Protokollbücher der Innungen aus den 1860er Jahren bis weit in das 20. Jahrhundert hinein.

Ins Rampelmannsche Haus, so betonte die Führung der Kreishandwerkerschaft, hätte man die wertvollen Dokumente, die sieben Umzugskisten füllen, nicht gegeben, weil dort die konservatorische Sicherheit nicht hätte gewährleistet werden können. Das moderne Magazin des Stadtarchivs im ersten Obergeschoss der Alten Post erfüllt hingegen alle Anforderungen, die an eine angemessene und sichere Aufbewahrung von Archivgut gestellt werden.

Die jetzt übergebenen Protokollbücher ergänzen jene etwa 1.700 alten Handwerker-Akten, die sich das Team des Stadtarchivs bereits vor fast acht Jahren aus dem Keller des früher von der Kreishandwerkerschaft genutzten Hans-Sachs-Hauses sichern konnte. Dank dieser Unterlagen können geschichtlich Interessierte einen umfassenden Einblick in einen wichtigen Bereich der Iserlohner Wirtschaftshistorie gewinnen.

Bei der gestrigen Übergabe appellierte Stadtarchivar Götz Bettge an Besitzer alter und nicht mehr benötigter Unterlagen, sei es aus Betrieben oder Vereinen, dieses Material dem Stadtarchiv zu überlassen. Natürlich seien auch Leihgaben erwünscht. Und Nutzungsbeschränkungen würden selbstverständlich beachtet.

Kontakt:
Stadtarchiv Iserlohn
Theodor-Heuss-Ring 5
58636 Iserlohn
Telefon: 02371 / 217-1920 / -1921 / -1922
Telefax: 02371 / 217-2982
archiv@iserlohn.de

Quelle: Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung, 19.4.2004

Das Mekka der Ahnenforscher in Brühl

Tausende von Ahnen- und Familienforscher sowie professionelle Genealogen zieht es in das Personenstandsarchiv nach Brühl – das Mekka nicht nur für Familienforscher, sondern auch für Historiker und Nachlassverwalter, die für Erbschaftsangelegenheiten Verwandtschaftsverhältnisse klären müssen. 2.435 Benutzer zählte das Archiv 2003 – Tendenz steigend.

In über neun Kilometer langen Regalen liegen in den Nebengebäuden von Schloss Augustusburg tausende Kirchenbücher mit Tauf-, Heirats- und Sterbeeintragungen sowie Akten aus Standesämtern, so genannte Zivilstandsregister (1798-1875) und Personenstandsunterlagen (ab 1876), die Geburten, Eheschließungen und Todesfälle verzeichnen. Ein Datenbestand, der bundesweit einmalig ist. „Nirgendwo sonst findet man Kirchenbücher und zivile Personenstandsakten in dieser Fülle in einem Archiv“, erklärt Archivleiter Dr. Christian Reinicke.

Überhaupt gibt es mit Brühl und Detmold bundesweit nur zwei Archive, die über einen systematischen Bestand von kirchlichen und weltlichen Personenstandsquellen verfügen. Der Vorteil: Wer beispielsweise die Lebensdaten und Abstammung seiner Vorfahren ausfindig machen will, braucht nicht mehr etliche Pfarrarchive und Standesämter abklappern, sondern bekommt fast alle notwendigen Unterlagen an einem Ort. Und damit die Akten schnell beim Benutzer sind, schicken die Magazinmitarbeitern sie per vollautomatischer Schienenbahn zur Lesesaalaufsicht.

Bis um 1800 helfen bei der historischen Spurensuche die Standesamtsregister, die seit der Einführung des staatlichen Personenstandswesens durch die Franzosen im Jahr 1798 angelegt werden. Wer weiter zurück möchte, muss auf die über 6.000 Kirchenbücher zurückgreifen, die ebenfalls im Brühler Archiv schlummern.

Seine Entstehung verdankt das größte Personenstandsarchiv der Bundesrepublik ursprünglich dem politisch-weltanschaulich begründeten Interesse der nationalsozialistischen Machthaber an Quellen, die man als Belege für Sippen-, Abstammung- und Vererbungsverhältnissen brauchte. Aus diesem Grund brachte das damalige Landessippenamt der Rheinprovinz im Kriegsjahr 1942 den größten Teil der vor 1900 entstandenen Personenstandszweitbücher aus den Standesämtern sowie die Kirchenbücher aus den Pfarreien seines Gebiets vor allem auf der Festung Ehrenbreitstein in Sicherheit.

Nach Kriegsende übernahm die Landesarchivverwaltung NRW den nordrhein-westfälischen Teil der Bestände. Im rheinland-pfälzischen Teil der vormaligen Rheinprovinz wurden die Akten größtenteils an Standesämter und Kirchenarchive zurückgegeben. Das Personenstandsarchiv in Brühl dagegen wurde zum Vorbild für das 1965 gegründete westfälisch-lippische Pendant in Detmold.

Um auch die alten Teile unter den bis zum Jahr 1938 reichenden Archivbeständen zu erhalten (das älteste Kirchenbuch in Brühl ist das 1571 einsetzende „Buch der Taufen und Trauungen der niederländischen reformierten Gemeinde in Köln“), werden die Dokumente seit einiger Zeit eingescannt. Bislang sind bereits 800 von 4.060 Kirchenbüchern digitalisiert.

Kontakt:
Landesarchiv NRW Personenstandsarchiv Brühl
Schloßstr. 10-12
D-50321 Brühl
Telefon: 02232/ 94538-0
Telefax: 02232/ 94538-38
psa@lav.nrw.de

Öffnungszeiten:
montags von 8 bis 18 Uhr sowie dienstags bis freitags von 8 bis 15 Uhr.

Quelle: Guido Wagner, Kölnische Rundschau, 19.4.2004

Dokumente aus dem Ersten Weltkrieg in Friedrichsfeld

Die Männer auf den Fotos könnten ganz normale Landarbeiter sein. Sie tragen Landarbeiterkleidung, halten Spaten, graben Erde. Doch die Männer auf den Fotos sind nicht allein, sondern stehen unter Beobachtung von Soldaten. Es handelt sich um Gefangene des Ersten Weltkriegs, französische Gefangene in einem deutschen Repressionslager, das in Neuenkirchen bei Rheine im Emsland liegt und vom Niederrhein, von Friedrichsfeld aus, kommandiert wurde.

Der Vorsitzende des Fördervereins Bürgerhaus Friedrichsfeld, Karl Göllmann, hat das Geschehen dokumentiert. Er widmet sich seit Jahrzehnten der Heimatforschung. Die Dokumente aus dem Kriegsgefangenenlager hat er bereits im vergangenen Herbst in einer Ausstellung gezeigt, jetzt wandern sie nach Frankreich.

Im September 2003 hatte Göllmann bei der Ausstellung im Bürgerhaus Besuch aus den USA. Jeremy Popkin, Professor am Lehrstuhl für französische Geschichte der Universität Lexington, interessierte sich für die Exponate und bat um einige Fotos. Einige Monate später, im Januar diesen Jahres, meldete sich Popkin wieder und berichtete von einem Kontakt zum Museum Historial de la Grande Guerre im französischen Peronne. Die dortige Konservatorin Marie-Pascale Prevost-Bault habe Interesse an den Ausstellungsstücken und überlege, eine eigene Ausstellung über die Gefangenschaft französischer Soldaten mit den Friedrichsfelder Dokumenten vorzubereiten.

Göllmanns Eifer war geweckt: Der Friedrichsfelder stellte Kopien der Ausstellungsexponate mit reproduzierten Fotos, Fotonegativen und Kopien von Bildpostkarten zusammen und machte sich auf den Weg nach Frankreich. Die Fotos stammen aus dem Nachlass des Generals Cederholm, der im Ersten Weltkrieg die Gefangenenlager von Friedrichsfeld, Detmold und Minden sowie Neuenkirchen kommandierte. Cederholm wohnte mit seiner Familie in der „Generalsbaracke“ an der Poststraße, seine Töchste besuchten zusammen mit den Friedrichsfelder Mädchen das Weseler Lyzeum.

Der frühere Voerder CDU-Fraktionsvorsitzende nahm auch Kontakt mit Bürgermeister Leonhard Spitzer auf. „Für eine Ausstellung in Peronne werden die Originalexponate aus dem Kriegsgefangenenlager Friedrichsfeld zur Verfügung gestellt“, freut sich Göllmann. Die 23 Fotografien aus dem Stadtarchiv Voerde hat er auf einer CD-Rom zusammengefasst und dem Museum in Peronne geschickt. Dazu will Karl Göllmann drei Originalgrabsteine von aufgehobenen Gräbern des Kriegsgefangenenfriedhofs in Friedrichsfeld abgeben: Die 30 Kilo schweren Steine der Franzosen Delgorgue, Cappentier und Delannoy waren nach der Exhumierung und Überführung der Leichen als Grenzmarkierungen eingesetzt worden.

Die Unterlagen sind unterwegs, jetzt wartet Göllmann auf die Fortsetzung: Einen Termin für die Ausstellung.

Quelle: Gerard Dombrowski, NRZ (Dinslaken), 19.4.2004

20 Jahre öffentliche Stadtführung Sursee

Vor zwanzig Jahren wurden die in der Zwischenzeit zur Tradition gewordenen «Öffentlichen Stadtführungen» erstmals vom Stadtarchiv Sursee angeboten. Sie erfreuen sich bis heute grosser Beliebtheit. An jedem ersten Samstag im Monat von Mai bis Ende September wird dieses Jahr eine thematische Führung angeboten, die einlädt, die Geschichte der Stadt vertieft zu entdecken.

Mit ihren neu gepflästerten Hauptgassen und den kleinen Nebengässchen bildet die Altstadt Sursee ein ganzes Netz von Spazierwegen. Dabei ist das Surseer Rathaus das Wahrzeichen der Stadt. Es bietet im Innern die Möglichkeit zur Entdeckungsreise durch Geschichte und Kultur der Stadt.

Die «wakkere Stadt am See» bietet in der historischen Altstadt und rundherum eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten. In den vergangenen Jahren wurden die meisten historischen und weltlichen Bauten sorgsam restauriert oder renoviert. Am Rande der alten Stadt haben sich spektakuläre moderne Bauten angesiedelt.

Info:
Die öffentlichen Stadtführungen (ohne Anmeldung) für Einzelpersonen, Familien und Kleingruppen finden dieses Jahr wieder jeden Samstag vom 1. Mai bis 25. September statt. Treffpunkt und Beginn um 10 Uhr vor dem Rathaus. Der Rundgang dauert knapp zwei Stunden. Pro erwachsene Person wird ein Betrag von Fr. 5.- eingezogen, Kinder, Schüler und Jugendliche in Ausbildung sind gratis.

Kontakt:
Stadtarchiv Sursee
Rathaus
CH-6210 Sursee
Telefon 041 926 31 84 (Zentrale Stadtverwaltung: 041 926 31 11) 
Telefax 041 920 31 10
stefan.roellin@stadtsursee.ch

Quelle: Stefan Röllin (Stadtarchivar), Zofinger Tagblatt (CH), 17.4.2004