Umzug des Stadtarchivs Pirna verbessert Bedingungen

Nach dem Auspacken der Umzugskartons warten neue Aufgaben auf die Mitarbeiter des Stadtarchivs Pirna. Die Bestände sollen elektronisch erfasst werden. Auch gibt es immer noch flutgeschädigte Archivalien, die restauriert werden müssen. Achtzehn Monate nach dem notgedrungenen Umzug des Pirnaer Stadtarchivs aus dem überfluteten Klosterhof in die ehemalige Gagarinschule in Copitz haben die Mitarbeiter sich mit ihrem neuen Domizil angefreundet (Link: Geschichte des Archivs).

Für Christoph Brühl überwiegen die Vorteile des derzeitigen Standortes. „Wir haben hier viel mehr Platz, nicht nur für das Archivgut, sondern auch als Arbeitsfläche für die Benutzer.“ Der Hauptamtsleiter ist zufrieden. Der einzige Nachteil sei die Entfernung zur Altstadt. „Es wäre schön, wenn wir auch räumlich wieder näher an der Historie dran wären. Aber bis 2007 bleiben wir definitiv noch hier.“

Die gesamte Schule wird jetzt als Archiv genutzt. Dessen Fläche hat sich im Vergleich zum alten Standort auf 1.200 Quadratmeter verdreifacht. Erstmals konnten die wesentlichen Archivalien an einem Ort untergebracht werden. Sogar das Bauarchiv ist mit integriert. Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Urkunden, Akten und Fotografien füllen fünfzehn Klassenräume. Die beide Archivarinnen Angela Geyer und Carola Petzold geben an zwei Tagen in der Woche interessierten Bürgern Einsicht in die Zeugnisse der Geschichte. Auch schriftliche Anfragen, seien sie privater oder wissenschaftlicher Natur, werden von ihnen beantwortet. Da verbleibt nur noch wenig Zeit für die elektronische Erfassung der Archivalien. Denn noch läuft die Recherche nach Dokumenten und Büchern ganz altmodisch über Kataloge. Das soll sich wie gesagt ändern. Ein Großteil der Akten ist schon in den Computer eingegeben, ebenso etwa ein Drittel der Bücher. Doch es wird noch geraume Zeit dauern, bis der gesamte Bestand des Stadtarchivs elektronisch erfasst und per Mausclick zugänglich ist.

Das Stadtarchiv Pirna gehört zu den reichsten kommunalen Archiven Sachsens. Neben Akten und Amtsbüchern umfasst es folgende Sammlungen: etwa 840 Bände Zeitungen und Zeitschriften, etwa 8.500 Bücher der Präsenzbibliothek, etwa 900 Urkunden und Handschriften (davon 220 Pergamente), etwa 2.200 Fotos, etwa 1.500 Plakate, ungefähr 400 Karten und Pläne, dazu Postkarten, Historische Kalender und Klischees.

Infolge der Hochwasserkatastrophe wurde das Stadtarchiv stark geschädigt. Der Wasserstand erreichte in den Magazinen etwa 1,15 Meter. Das Archivgebäude im Klosterhof ist nicht mehr nutzbar, Inventar und technische Geräte wurden unbrauchbar. Den Pirnaer Bürgern ist es zu verdanken, dass wesentliche Bestände der 1.500 laufenden Meter Archivgut in Sicherheit gebracht werden konnten. Bis zu 40 Helfer waren am Vortag der Flut bis Mitternacht mit der Bergung beschäftigt. Dennoch standen historisch wertvolle Archivalien unter Wasser, die rasch gefriergetrocknet werden mussten.

Leider konnten bis heute nicht alle Schäden, die das Hochwasser an Akten und Büchern angerichtet hat, behoben werden. Trotz der Gefriertrocknung betroffener Dokumente fehlt doch teilweise das Geld für die notwendige Restaurierung. So müsse die Wiederherstellung der Bücher über Spenden finanziert werden. Erste Hilfe kam von neun Mitgliedern der Buchbinderinnung des Regierungsbezirkes Dresden. Sie erklärten sich bereit, 30 beschädigte Bücher kostenlos zu restaurieren. Am 8. März wurden diese dem Stadtarchiv zurückgegeben.

Für die Restaurierung der Akten hat der Freistaat Sachsen Fördermittel bereitgestellt. Die Pirnaer Archivarinnen haben sich mit Kollegen aus Weimar und Detmold in Verbindung gesetzt. Dort sollen die beschädigten Dokumente wieder auf Hochglanz gebracht werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Pirna
Juri-Gagarin-Straße 17
01796 Pirna-Copitz
03501/46 87 98/99

Quelle: Sonja Senkpiel, Sächsische Zeitung (Pirna), 20.4.2004

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