Datenbank jüdischer Periodika jüngstes Weltkulturerbe

„Compact Memory“ ist das jüngste Weltkulturerbe der UNESCO. Das Online-Archiv digitalisiert deutschsprachige jüdische Periodika. Das Gemeinschaftsprojekt „Retrospektive Digitalisierung jüdischer Periodika im deutschsprachigen Raum“ hat ein klares Ziel: Die wichtigsten Periodika von 1806 bis 1938 zusammen tragen. Auf der Online-Plattform „Compact Memory“ können Nutzer das Wissenschaftsarchiv kostenlos erreichen und recherchieren.

Die Bereitstellung der Periodika ist wichtig für die Erforschung des Judentums, den Jüdischen Studien. In den Zeitungen und Zeitschriften sind die sozialen, politischen und religiösen Strömungen der jeweiligen Epoche dokumentiert. Außerdem behandeln sie Themen wie Pädagogik, Beruf, Literatur und Wissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts.

Aufgenommen wurde das Gemeinschaftsprojekt von der UNESCO als digitales Weltkulturerbe. Damit ist die virtuelle Plattform ein Bestandteil von weltweit über 700 Kultur- und Naturstätten. Projektpartner des neuen Weltkulturerbes sitzen in Aachen, Köln und Frankfurt: Das Lehr- und Forschungsgebiet Deutsch-Jüdische Literaturgeschichte der RWTH Aachen, die Kölner Bibliothek Germania Judaica und das Sondersammelgebiet Judentum der Frankfurter Stadt- und Universitätsbibliothek. Die drei Partner stellen ihre Literatur zur Verfügung und widmen sich der Suche nach weiteren jüdischen Publikationen.

Finanziell unterstützt wird Compact Memory von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Das Projekt ist auf sechs Jahre angelegt. Noch bis 2006 läuft das Digitalisierungsprojekt. Zunächst sind nur deutschsprachige Publikationen online. Periodika in hebräischer und jiddischer Sprache sollen folgen.

Zur Zeit stehen auf der Internetplattform 25 Periodika mit insgesamt 300.000 Seiten zur Verfügung. Nach Anklicken der gewünschten Publikation kann der Nutzer den Jahrgang auswählen. Danach Heftnummer und schließlich die Seitenzahl. Bis 2006, dem Projektabschluss, möchten die Kooperationspartner eine Millionen Seiten für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Dann stünden insgesamt 125 Periodika bereit. Auch nach Ende des Projektes wird das Lesen und Abrufen der einzelnen Seiten kostenlos bleiben.

Verantwortlich für den Internetauftritt und der technischen Leitung der „Compact Memory“ ist der Kooperationspartner in Aachen. Alexander Wesendonk, technischer Leiter des Projekts, erklärt den Weg der Zeitung ins Internet: „Zunächst wird die Publikation von einem externen Dienstleister auf Mikrofilm kopiert. Vom Mikrofilm erfolgt dann die Digitalisierung.“ Auf CD-ROM erreichen die Daten das technische Leitzentrum. Nach Einpflegen der Daten ins interne System, stehen die Seiten zum Lesen bereit.

Die komplizierteste Aufgabe liegt nach wie vor in Menschenhand: Suchen und Finden alter deutschsprachiger jüdischer Periodika aus aller Welt. Bibliothekare der drei Kooperationspartner kümmern sich um die Findung der wichtigen Quellenzeugnisse, wenngleich nicht alle der rund 5.000 Periodika, die in den vergangenen Jahrhunderten publiziert wurden, in die virtuelle Bibliothek aufgenommen werden.

Kontakt:
Projekt „Compact Memory“
Till Schicketanz, M.A.
Lehr- und Forschungsgebiet Deutsch-jüdische Literaturgeschichte
RWTH Aachen
Templergraben 55, D-52056 Aachen
Fon ** 49 * 2 41-80 96 084
Fax ** 49 * 2 41-80 92 158
schicketanz@compactmemory.de

Quelle: Miriam Beiseler, Deutsche Welle, 8.4.2004

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.