„Wir befinden uns in der informationsreichsten Epoche aller Zeiten, aber wir müssen befürchten, dass aus keiner Zeit so wenig erhalten bleibt, wie aus unserer“, formulierte Norbert Reimann, Leiter des Westfälischen Archivamtes des Landschaftsverbandes in Münster, das Kernthema bei der Eröffnung des 56. Westfälischen Archivtags (16./17. März in Brakel).
200 Archivare aus dem westfälischen Raum – mehr als in allen Jahren zuvor – diskutieren dort wie das Wissen unserer Zeit bewahrt werden kann. Immer mehr Daten werden elektronisch übersendet und gespeichert. Was ist Datenmüll und was muss für die Nachwelt aufgehoben werden, sind Fragen, die Archivare heute beantworten müssen. 20 Jahre beträgt die Lebensdauer einer CD-Rom. „Wir denken in Zeiträumen von Jahrhunderten, da sind 20 Jahre ein Nichts“, sagte Reimann. Wer heute ein Archiv anlegt, muss es so führen, dass die Daten auch in hundert Jahren noch gelesen werden können. Und Lesbarkeit ist bis heute das entscheidende Argument bei der Archivierung. „Wir können schließlich nicht davon ausgehen, dass es in 50 Jahren überhaupt noch CD-Roms, geschweige denn entsprechende Lesegeräte gibt“, führte Archivleiter Reimann aus.
Für alle dauerhaften Archive gibt es trotz aller Datenbank-High-Tech keine Alternative zu Papierdrucken hinter Aktendeckeln in meterlangen Regalreihen. Nur so lasse sich Wissen dauerhaft aufbewahren, getreu dem Goethe-Zitat: „Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“
Quelle: Neue Westfälische, 17.3.2004