Ein internationales Buch über einen Mann von Welt wurde dieser Tage in Blickweite der Neideck-Ruine vorgestellt. Der Mann, dem die 776 Seiten mit ihren historischen Dokumenten gewidmet sind, hat das Schloss einst gebaut – Graf Günther XLI., genannt auch der Streitbare.
Wer war Günther XLI. von Schwarzburg? Mehr, als man bisher glaubte zu wissen, lautete die Summe aller Eindrücke nach fast zwei Stunden Buchpräsentation im Arnstädter Landratsamt. Die Wahl des Ortes besaß insofern eine gewisse Symbolik, als sich das heutige Landratsamt an der Stelle des von Günther XLI. 1556/60 errichteten Renaissance-Schlosses Neideck befindet.
In den Diensten von Kaiser Karl V. und dem spanischen König Philipp II. stand Graf Günther, er bereiste nahezu ganz Europa in diplomatischen Missionen, war somit weit mehr als ein Feldherr und weit mehr als die meisten Grafen und Fürsten seiner Zeit. Projekt-Koordinator Jochen Lengemann (Historischer Verein für Schwarzburg, Gleichen und Hohenlohe) erzählte anschaulich aus dem Leben des Grafen, berichtete über die Entstehung des Buches und würdigte die Mitwirkenden, ob nun als Bearbeiter wie Dr. Jose Luis Rodriguez de Diego (Direktor des Archivo General de Simancas, Spanien), Dr. Eduardo Pedruelo Martin (Direktor des Archivo de la Real Chancilleria de Valladolid, Spanien), Jens Beger (Thüringisches Staatsarchiv Greiz) und Dr. Joachim Einig (Thüringisches Staatsarchiv Altenburg), oder als Förderer und Finanziers des ehrgeizigen Projektes. Fast fünfeinhalb Jahre haben die Arbeiten gedauert, recherchiert wurde in Belgien, Österreich, Spanien, England, Italien und Deutschland.
Das Buch, dessen in Leinen gebundene Endfassung noch nicht fertig ist, erscheint als Veröffentlichung des Thüringischen Staatsarchivs Rudolstadt und des Historischen Vereins für Schwarzburg, Gleichen und Hohenlohe in Thüringen e. V. im Hain-Verlag Weimar und Jena und ist in erster Linie der wissenschaftlichen Kooperation zwischen spanischen und deutschen Archivaren und Historikern zu verdanken. Am 3. März wurde das Buch bereits einem breiten Fachpublikum in der Universität von Valladolid (Spanien) vorgestellt.
Quelle: Thomas Becker, Thüringer Allgemeine, 12.3.2004