Im Streit zwischen der PDS und dem Magazin «Focus» um die Entsendung des Wahlmannes Hans Lauter haben beide Seiten ihre Juristen in Stellung gebracht. Der «Focus» forderte am Montag von der Partei einen Widerruf des Vorwurfs der Geschichtsfälschung. Die PDS drohte im Gegenzug damit, von einem Gericht feststellen zu lassen, dass sie den Begriff «elende Geschichtsfälschung» weiter im Zusammenhang mit der Berichterstattung des Magazins über Lauter und dessen Rolle bei der Sprengung der Leipziger Paulinerkirche 1968 verwenden darf. Der 89-jähriger Hans Lauter, der für die PDS am 23. Mai in der Bundesversammlung den Bundespräsidenten mitwählen soll, erklärte, er sei niemals Urheber der Sprengung der Kirche gewesen.
Der «Focus» hatte der PDS vorgeworfen, mit Lauter entsende sie einen «Altkommunisten» in die Bundesversammlung, der Ende der 60er Jahre großen Anteil an der Sprengung der Kirche gehabt habe. PDS-Bundeschef Lothar Bisky und der Vorsitzende der PDS-Fraktion im sächsischen Landtag, Peter Porsch, sprachen daraufhin von einer «elenden Geschichtsfälschung», da Lauter aufgrund seiner reservierten Haltung zur Kirchensprengung später aus der Bezirksleitung der SED abberufen worden sei. In der jüngsten Ausgabe veröffentlicht das Magazin indes ein von Lauter unterzeichnetes Dokument von 1964 aus dem Sächsischen Staatsarchiv, in dem dieser in einem so genannten Maßnahmenplan die Vorbereitung und die Pressebegleitung der Sprengung aufzeichnet.
Erstmals meldete sich Montag offiziell die Hauptperson des Streits, Hans Lauter, zu Wort. In einer zweiseitigen Erklärung gab er an, mehrfach gegen den Plan der SED zur Sprengung der Kirche Einwände erhoben zu haben. Zu dem vom «Focus» veröffentlichten und von ihm unterzeichneten Dokument erklärte der 89-Jährige, es gebe möglicherweise keine anderen Dokumente mehr, die seine Ablehnung belegten und so könnte der Anschein entstehen, er sei Urheber des Kirchenabrisses. «Das war ich nie», erklärte Lauter.
Quelle: Freie Presse Online, 8.3.2004