Neue alte Bilder für das Stadtarchiv Peine

Vergessene Straßen, verschwundene Fassaden, verschollene Ansichten: Wie Peine in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg aussah, belegen neue alte Bilder, die dem Stadtarchiv jetzt aus Aktenbeständen des Planungsamtes zugänglich wurden. Auch in den Kellern von Schulen lagerten historische Schätze: Listen, Protokolle und Rechnungen, die bis 1749 zurückreichen.

Wenn Beamte im Dienst fotografieren, richten sie den Fokus meist auf öffentliche Gebäude, in Peine dürfte etwa die wechselhafte Baugeschichte des „Weißen Schwans” bilderreich dokumentiert sein. Ihre Kollegen aus der Adenauer-Ära fühlten sich auch den Schattenseiten der Stadt verpflichtet. So entdeckte Archivar Michael Utecht unter alten Akten des Planungsamtes ein rot eingebundenes Album mit Fotos altersschwacher Gebäude. In Schnörkelschrift notierte der Autor beginnenden Verfall, drohenden Abriss, nötigen Neubeginn.

Noch penibler agierte sein Kollege, der am 3. November 1971 eine rare Momentaufnahme der Innenstadt herstellte: Vom Marktplatz bis zum Bahnhof fotografierte er jedes Gebäude. „Das ist ein kleiner Schatz”, freut sich Stadtarchivar Michael Utecht, der das üppige Fotomaterial samt „laufendem Meter Akten” im vergangenen Jahr von der Abteilung Stadtplanung übernahm, archivierte und damit dauerhaft sicherte.

Doch auch Ortschronisten dürfen sich freuen: Im Nachlass des früheren Schwicheldter Bürgermeisters und Gemeindedirektors Wilhelm Brendecke fanden sich stapelweise amtliche Unterlagen, Protokollbücher des Schulvorstandes, Archivalien des Schulzweckverbandes, Akten zu Flüchtlingsfragen und Feuerwehrbedarf, Einwohner- und Häuserlisten. Dietrich Rogner, Enkel des früheren Vöhrumer Lehrers Willy Tuschy, übereignete dem Archiv Dorfansichten des Onkels aus den 50-er Jahren, als am Ortseingang noch per Holzschild auf Vöhrum verwiesen wurde.

Noch weiter in die Vergangenheit reist, wer in den Amts- und Schulbüchern blättert, die sich in der Wall- und der Wilhelmsschule fanden. Stockfleckig und verquollen, aber gut lesbar zeigt sich das älteste Zeitzeugnis im Aktenberg: Aus der Zeit von 1749 bis 1810 datieren die Chorrechnungen der Wallschule, in denen sich penibel verzeichnet findet, wie viel die Stadtkasse ausgewählten Sängern für Auftritte etwa bei Beerdigungen oder Gottesdiensten zahlte. Die Auswertung der von den Rektoren verwahrten Notizen steht noch aus. Utecht aber ist sicher: „Da entdecken wir noch einige bekannte Namen”.

Kontakt:
Stadtarchiv Peine
Windmühlenwall 26
31224 Peine
Tel.: 05171/49538
eMail: stadtarchiv@peine.de

Quelle: Peiner Allgemeine Zeitung, 6.3.2004

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.