Spätes Gedenken an russische Gefangene

Die seit Jahren kursierenden Vermutungen über Gräber von russischen Kriegsgefangenen im Gewann „Schüpferloch“ haben sich bewahrheitet. Aus Unterlagen des Staatsarchivs Ludwigsburg geht zweifelsfrei hervor, dass dort sechs russische Soldaten beerdigt sind, schreibt die Stadt Bad Mergentheim in einer Pressemitteilung. Die Grabstellen der Gefangenen liegen im Böschungsbereich einer ehemaligen Panzerstraße.

Die Vertreter der Stadtverwaltung mit dem Oberbürgermeister und Repräsentanten des Volksbundes für Kriegsgräberfürsorge sprachen sich im Hinblick auf das weitere Verfahren für die Errichtung einer kleinen Gedenkstätte mit Stein und Inschrift auf einer etwa 25 Quadratmeter großen, vom Unterholz befreiten Fläche aus. Damit will man das ehrende Gedenken an die russischen Kriegsgefangenen in würdiger Weise erhalten. Hermann Hettenbach als Vertreter der Familie, auf deren Grundstück vor rund 20 Jahren Suchgrabungen stattgefunden hatten, hat sich von sich aus bereit erklärt, die Pflege der Gräber zu übernehmen.

Zur Vorgeschichte gab Hauptamtsleiter Scheidel unter Zuhilfenahme von Planunterlagen detaillierte Informationen: Seit geraumer Zeit gab es immer wieder Spekulationen, dass im Bad Mergentheimer Gewann „Schüpferloch“ russische Kriegsgefangene beerdigt sein könnten, die sich 1942 in einem Gefangenenlager befanden. Entsprechende Suchgrabungen in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in den Jahren 1983 und 1984 verliefen allerdings ergebnislos.

Jetzt wurden Unterlagen im Staatsarchiv Ludwigsburg gefunden, die belegen, dass im „Schüpferloch“ tatsächlich sechs russische Kriegsgefangene bestattet sind. Während zwei davon namentlich bekannt sind, sind von den weiteren vier weder Namen noch Geburtstag oder Sterbeort verzeichnet. Auch die Lage der sechs Gräber ist aus dem im Staatsarchiv gefundenen Plan nicht erkennbar, da es sich um einen Handskizze handelt. Das städtische Tiefbauamt hat daraufhin unter Zuhilfenahme anderer Planungsunterlagen und Vermessungen die Lage der sechs Gräber ermittelt.

Der Schlüssel für die jetzt erfolgte Feststellung des Standortes der Gräber war die im Staatsarchiv gefundene Handskizze, die möglicherweise nicht maßstabsgetreu angefertigt wurde. Deshalb besteht durchaus die Möglichkeit, dass die tatsächliche Lage der gefundenen Gräber russischer Soldaten vom jüngst ermittelten Standort eventuell um einige Meter in jegliche Himmelsrichtung abweicht.

Quelle: Fränkische Nachrichten, 5.3.2004

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