Notfallplanung für heimische Archive

Sechzehn südwestfälische Archivarinnen und Archivare befassten sich jetzt intensiv mit dem Katastrophenfall in Archiven. Das Thema einer Fortbildung lautete „Praktische Maßnahmen zur Notfallvorsorge“; für die Veranstaltung hatte das Westfälische Archivamt (Münster) in Siegen bereit gestanden. Die Fortbildung war nötig geworden, nachdem im Siegen-Wittgensteiner Kreisgebiet kürzlich in den Archiven in Siegen und Freudenberg Wasserschäden zu beklagen waren.

Zum einen war durch den sintflutartigen Regen im August 2002 Wasser auch in das Siegener Stadtarchiv eingedrungen. Damals waren glücklicherweise die Mitarbeiter alle noch zugegen und konnten die meisten Schäden abwenden. Es hatte sich aber bereits um den vierten Wasservorfall im Stadtarchiv innerhalb von zehn Jahren gehandelt. Zum anderen stellte ein Jahr später ein Wasserrohrbruch in Freudenberg eine ernsthafte Gefahr für das dortige Archiv dar.

Die Westfälische Rundschau interviewte Thomas Wolf, seit zwei Jahren Archivar des Kreises Siegen-Wittgenstein, zur Fortbildung „Notfallvorsorge“.

WR: Worum konkret ging es bei dem Seminar?

Wolf: Wir haben unter anderem die Erstellung von Musterplänen beraten, um die richtige Vorgehensweise im Notfall zu gewährleisten, also Fragen der Bergung, Verpackung und Zwischenlagerung von Dokumenten. Aber auch Kenntnisse über den sachgerechten Umgang mit bereits wassergeschädigtem Material spielte eine wichtige Rolle.

WR: Was machen Sie in dem Fall?

Wolf: Solches Material muss vor Ort tiefgefroren werden und dann ins Westfälische Archivamt nach Münster geschickt werden, wo die durchnässten Bestände mittels einer Vakuum-Gefrierbehandlung schonend getrocknet werden können.

WR: Haben Sie für den Fall der Fälle einen Tiefkühlpartner vor Ort?

Wolf: Noch nicht, aber genau um solche Sachen wollen wir uns jetzt kümmern.

WR: Wer ist „wir“?

Wolf: Der Arbeitskreis der Archivare im Kreisgebiet. Wir bilden übrigens auch eine Telefonkette, um uns gegenseitig sofort zu unterstützen, falls es irgendwo zu einem Schaden kommt.

Auf Anregung von Detlev Köppen vom Stadtarchiv Freudenberg erklärten sich alle Teilnehmer bereit, für qualifizierte Rettungsarbeiten zur Verfügung zu stehen.

Quelle: Westfälische Rundschau Siegen, 12.2.2004

Programm der Frühjahrstagung der FG 8 im VdA

Das Frankfurter Universitätsarchiv lädt zur Frühjahrstagung der Fachgruppe 8 (Hochschularchivare und Archivare wissenschaftlicher Einrichtungen) des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) ein: Die Tagung am 18./19. März 2004 steht unter dem Thema „Stadt, Universität, Archiv“ und findet in der
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main,
Campus Westend, Grüneburgplatz 1,
60323 Frankfurt am Main,
Eisenhower-Raum (Raum IG 1.314) statt.

Programm:
Donnerstag, 18. März 2004
9.00 Uhr

Eröffnung der Tagung durch den Leiter des Frankfurter Universitätsarchivs, Dr. Michael Maaser

Begrüßung durch den Kanzler der Universität Frankfurt, Dr. Wolfgang Busch
Grußwort des VdA-Vorsitzenden, Professor Dr. Volker Wahl (Weimar)
Begrüßung durch den Vorsitzenden der Fachgruppe 8, Dr. Dieter Speck (Freiburg i.Br.)


9.30 Uhr
Eröffnungsvortrag: 90 Jahre Universität Frankfurt am Main, Professor Dr. Notker Hammerstein (Frankfurt am Main)

10.15 Uhr Kaffeepause (bis 10.45 Uhr)

10.45 Uhr
Vortrag: Universität und Stadt Wien. Szenen einer „konfliktreichen Harmonie“. Hofrat Dr. Kurt Mühlberger (Wien)

11.30 Uhr
Vortrag: Universitätskuratel zwischen Staat, Stadt und Universität. Das Beispiel Jena. Dr. des. Stefan Gerber (Jena)

12.15 Uhr Mittagessen in Mensa Casino

14.00 Uhr
Vortrag: Universität und Stadt Rostock im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, Dr. Matthias Asche (Tübingen)

14.45 Uhr
Vortrag: Die Universität des Saarlandes im politischen Umbruch (1955-1957), Dr. Wolfgang Müller (Saarbrücken)

15.30 Uhr Kaffeepause (bis 16 Uhr)

16.00 Uhr
Organisatorisches: Fachgruppe 8, Dr. Dieter Speck

17.00 Uhr
Besichtigungen: Campus Westend (Poelzig-Bau, BzG) oder Campus Bockenheim (Altes Hauptgebäude, Universitätsarchiv)

19.30 Uhr
Geselliger Abend mit Abendessen


Freitag, 19. März 2004
9.00 Uhr

Begrüßung, Dr. Michael Maaser

9.30 Uhr
Vortrag: Die Justus-Möser-Dokumentationsstelle an der Universität Osnabrück, Dr. Dr. Karl H. L. Welker (Osnabrück)

10.15 Uhr Kaffeepause (bis 10.45 Uhr)

10.45 Uhr
Vortrag: Das Hofmannsthal-Archiv des Freien Deutschen Hochstifts, Dr. Joachim Seng (Frankfurt am Main)

11.30 Uhr
Vortrag: Das Archivzentrum der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Jochen Stollberg (Frankfurt am Main)

12.15 Uhr Mittagessen in Mensa Casino

14.30 Uhr
Führung durch Innenstadt Frankfurt

Kontakt:
Dr. Michael Maaser
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Leiter des Universitätsarchivs
Senckenberganlage 33 (Campus Bockenheim)
D-60325 Frankfurt/Main

Tel. (069) 798-23172
Fax (069) 798-23173
E-Mail: Maaser@uni-frankfurt.de

Homepage des Frankfurter Universitätsarchivs
http://www.uni-frankfurt.de/uniarchiv/

Geheimnis um mittelalterlichen Ring von Paußnitz gelüftet

Experten haben erstmals eine verschlüsselte religiöse Inschrift auf einem Ring aus dem Mittelalter entziffert. Der 5,1 Gramm schwere Silberring wurde vor mehr als 100 Jahren in Paußnitz (Sachsen) gefunden. Die Zeichen des mittelalterlichen Silberstückes bedeuten in mittelhochdeutscher Schrift «NAINE MI XPS», was so viel heißt wie «Verneine mich, Christus», sagte der Münchner Anthropologe Olav Röhrer-Ertl am Mittwoch in Halle.

Er interpretierte den Satz im Sinn einer religiösen Bittformel auch als «Vernichte mich, Christus», als Ausdruck innigster religiöser Hingabe zur Erlangung des Seelenheils. Der Ring habe wahrscheinlich einem Kreuzfahrer gehört.

Die Inschrift wurde in etwa einjähriger Arbeit von Experten aus Halle und München entschlüsselt. Nach Angaben von Röhrer-Ertl gibt es insgesamt 25 bis 30 Ringe mit solchen Inschriften, die aber alle noch nicht vollständig entziffert wurden. Jedes der zwölf Felder auf der Außenseite des Ringes ist mit einem Zeichen versehen. Als Vorbild für die Mehrzahl der Buchstaben, die mittels Verfremdung und Drehung verschlüsselt wurden, diente die bis ins 9. Jahrhundert verwendete eckige Auszeichnungsschrift irischer Handschriften.

Der Ring war im Februar 1898 von dem Gutsbesitzer Emil Schreiber in Paußnitz in einem kleinen Keramikgefäß mit zusammen rund 500 Silbermünzen gefunden worden. Der gesamte Schatz datiert aus der Zeit um 1150. Lange galt der Ring in der Fachwelt als verschollen. Erst im Jahr 2001 tauchte er im Rahmen einer wissenschaftlichen Sichtung der Münzbestände im Tresor des Museums Halle wieder auf.

Quelle: dpa, 11.02.2004

Umfangreiche Chronik über das Siebengebirge

„Es wird späterer Geschichtsschreibung überlassen bleiben müssen, die vaterländische Tat heimattreuer Einwohner der Siebengebirgsgegend ins rechte Licht zu setzen, und ich zweifle nicht daran, dass man auch in späterer Zeit die Akten des Siebengebirgsvereins ausgraben wird, um geschichtliches Material darin zu finden.“ Diese Zeilen eines unbekannten Zeitgenossen finden sich im umfangreichen Archiv des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS), das seit einigen Tagen im Bonner Stadtarchiv untergebracht ist.

Nicht zuletzt dadurch sind die Grundlagen geschaffen worden, nicht nur die „vaterländischen Taten“ der Siebengebirgsbewohner wissenschaftlich korrekt aufzuarbeiten. Die Ausführungen stammen aus dem Jahre 1923 und sind Teil eines fünfseitigen Augenzeugenberichts über die Separatistenkämpfe im Siebengebirge. Der Leiter des Bonner Stadtarchivs, Dr. Norbert Schloßmacher, ist froh, „dass die Überlieferung des Vereins jetzt bei uns liegt und den Bürgern die Möglichkeit gegeben wird, die Unterlagen einzusehen“.

Insgesamt 775 Aktenstücke mit einem Umfang von 36 Regalmetern hat Archivmitarbeiter Daniel Schütz in den vergangenen Monaten fachgerecht geordnet. Die „absolut mustergültige“ Aktenführung des 1869 gegründeten Vereins war dem Archivar dabei sehr dienlich. Trotzdem war es nach Ansicht von VVS-Geschäftsführer Herbert Losem und VVS-Vorsitzenden Herbert Krämer an der Zeit, die umfangreiche Dokumentensammlung des Vereins in die Hände von „Profis“ zu geben.

2001 entschied der Verein, den Bestand fachgerecht archivieren zu lassen. Der Grund dafür ist zum einen die aktenunverträgliche Feuchtigkeit im Forsthaus am Lohrberg, wo der Bestand bislang untergebracht war. Die Geschichte des VVS sei außerdem seit jeher eng mit der Stadt Bonn verbunden, berichtet Krämer. Zudem dokumentiert der Aktenbestand nicht nur die Vereinsgeschichte, sondern ist gleichzeitig eine Chronik des Zeitgeschehens im Siebengebirgsraum.

Kontakt:
VVS
Margarethenhof
Königswinterer Str. 409
Eingang Löwenburger Straße
53639 Königswinter
Tel.  02223 – 90 94 94
Fax: 02223 – 90 97 00
info@naturpark-siebengebirge.de
www.naturpark-siebengebirge.de

Quelle: Kölnische Rundschau, 11.2.2004

Gotha: Stiftung Schloss Friedenstein wird gegründet

Am 11. Februar wurde in der Residenzstadt Gotha mit einem Festakt die „Stiftung Schloss Friedenstein Gotha“ gegründet. Gleichzeitig wird das Schloss offiziell in die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übertragen.

Laut Satzung soll die neugegründete Stiftung die musealen und kulturellen Einrichtungen der historisch gewachsenen Schloss- und Schlossparkanlage betreiben. Dazu gehören neben den Kunst- und wissenschaftlichen Sammlungen des Schlossmuseums, des Museums für Regionalgeschichte und Volkskunde auch das Museum der Natur und das Ekhoftheater.

Außerdem soll die Stiftung in Kooperation mit der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, der Sammlung des Verlages Justus Perthes (der sogenannten Perthes-Bibliothek und Perthes Kartensammlung) sowie dem Verlagsarchiv Klett-Perthes, dem Staatsarchiv Gotha und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten diese historisch gewachsene Sammlung als einzigartiges Zeugnis der Kulturgeschichte erfahrbar machen.

Die Stiftung erhält jährliche Zuwendungen der Stadt Gotha und des Freistaates Thüringen. Die Stadt Gotha wird die Stiftung mit einem jährlichen Zuwendungsanteil von 75 Prozent, der Freistaat mit 25 Prozent finanzieren. Die Zuwendungen des Freistaats betragen derzeit rund 824.000 Euro. Für die Stadt Gotha reduzieren sich die bisherigen Aufwendungen für die Parkpflege (rund 400.000 Euro jährlich) um 80 Prozent, außerdem wird der bisher von der Stadt Gotha getragene jährliche Bauunterhalt des Schlosses in Höhe von rund 200.000 Euro künftig von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten getragen. Ein erster Teilabschnitt der Sanierung des Schlosses soll noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden.

Quelle: RegioWeb, 11.2.2004

Kindern den Zugang zur Geschichte ermöglichen

Auch im vergangenen Jahr hat der Wehrheimer Geschichts- und Heimatverein wieder Zeichen gesetzt – vor allem mit mehreren Ausstellungen im Stadttormuseum, Vorträgen, Führungen durch historische Stätten und nicht zuletzt mit der großen Jubiläumsveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen des Vereins.

Schon zu Beginn des letzten Jahres, so der Vereinsvorsitzende Helmut Michel, habe man sich auf die Spurensuche nach Wehrheimer Teilnehmern im Kampf um Stalingrad gemacht und sei fündig geworden. Viele Einzelschicksale seien hier zu Tage geführt worden. Zu drei Ausstellungen im Stadttormuseum habe man insgesamt beinahe 700 Besucher zählen können.

Das „Wohnen im Baudenkmal“, letztes Jahr Thema zum Tag des offenen Denkmals, habe Archivar Robert Velte auch diesmal wieder in verständlicher aber auch humorvoller Weise im Rahmen eines Rundgangs durch die Wehrheimer Altstadt veranschaulicht. Zu diesem Thema gehörten natürlich auch Geschichten über die Entwicklung des alten Ortskerns und das Leben der damals dort ansässigen Bewohner.

„Wir müssen den Jüngsten unter uns, den Kindern, den Zugang zur Geschichte ermöglichen“, sagte Michel. Der Altbürgermeister hat sich selbst darum gekümmert und im Zuge etlicher Veranstaltungen den Kindern das Leben auf einem römischen Kastellhof verdeutlicht, ihnen historische Stätten in Wehrheim gezeigt oder Spiele aus Großmutters Zeiten mit den Kindern gespielt. Michel wünscht sich die Mitarbeit der jüngeren Generationen im Geschichtsverein; „unser Verein besteht ja nicht nur aus älteren Leuten – die Jungend von heute wird später einmal unser Wissen an ihre Kinder weitergeben müssen“, bemerkte Michel.

Bei den Wahlen zum Vereinsvorstand wurden die Mitglieder einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Wiedergewählt wurden auch die beiden Archivare Dr. Johanna Koppenhöfer und Robert Velte. Für die arbeitsaufwändigen Archivarbeiten stellten sich Stefan Velte, Almut Gwiasda und Hartmut Bender zur Verfügung. 

Kontakt:
Geschichts- und Heimatverein Wehrheim
Helmut Michel
Usinger Straße 2
61273 Wehrheim

Quelle: Usinger Anzeiger, 11.2.2004

Königliche Kindheit in stürmischen Zeiten

Der Fernsehredakteur und Romanautor Gunter Haug nimmt mit seinem neuesten Werk „In stürmischen Zeiten“ ein spannendes Kapitel der Landesgeschichte unter die Lupe. Er schildert die Jugendjahre des späteren Königs Wilhelm I. von Württemberg, der sich immer wieder gerne im Lautertal, bei Marbach oder Wimsen aufhielt.

Der spätere König ist gerade einmal fünf Jahre alt, als er unter Anwendung von Gewalt mit seinem Vater Friedrich vom russischen Zarenhof abreisen und dort seine Mutter zurücklassen muss. Er wird sie nie wieder sehen. Seine Jugend ist geprägt von der rücksichtslosen Härte und den jähzornigen Anfällen seines Vaters, dem Thronanwärter unter Herzog Carl Eugen, späteren Kurfürsten und schließlich erstem König von Württemberg.

Vor dem realen Hintergrund der historischen Ereignisse entfaltet Haug ein faszinierendes Panorama einer Zeit, in der Württemberg vom Herzogtum zum Königreich aufsteigt und auf gut das Doppelte seiner Fläche anwächst. Großzügig entschädigt Napoleon das Herzogtum Württemberg für den Verlust linksrheinischer Gebiete, zwei Jahre später, nach dem Sieg über das österreichische Kaiserreich kommen die vorderösterreichischen Besitzungen hinzu und damit auch Teile des Lautertals.

Haug will historische Ereignisse in lebendiger Form vermitteln. Schließlich ist „In stürmischen Zeiten“ ein klassischer Roman, der sich aber entlang historischer Fakten bewegt. 
„Die geschichtlichen Ereignisse und Daten müssen stimmen“, erzählt Haug. Also hat er im Staatsarchiv, der Landesbibliothek oder in zahlreichen Biographien den historischen Stoff gesichtet und darauf die Handlung des Romans aufgebaut. Der Roman markiert zugleich den ersten Teil einer neuen Reihe unter dem Motto „Erzählte Landesgeschichte“. Historische Ereignisse und Zusammenhänge sollen dem Leser fernab einer wissenschaftlich sachlichen Aufbereitung, sondern vielmehr in einer spannenden Handlung verpackt, nahe gebracht werden. In dieser Reihe soll im kommenden Jahr auch ein Buch über die Gundelfinger erscheinen.

Info:
Gunter Haug: „In stürmischen Zeiten“ – Die Jugendjahre König Wilhelms I. von Württemberg, 272 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 3-87181-530-6.

Quelle: Alb Bote, 11.2.2004

Reise in die Hölle – Straflager Workuta

Nach Workuta, einem Teil des Archipel Gulag wurden Hunderttausende von Stalins Gegnern deportiert: NDR-Autorin Rita Knobel-Ulrich hat sich mit drei deutschen ehemaligen Häftlingen auf den gleichen Weg gemacht, den sie damals im Viehwaggon zurücklegen mussten, von Berlin über Moskau nach Workuta.

Sie war mit ihnen auf Spurensuche: Im KGB-Archiv durften die inzwischen Rehabilitierten ihre Häftlingsakte einsehen und im Butyrki-Gefängnis in Moskau ihre alte Zelle besuchen. Mit dem Zug ging es weiter nach Workuta – auf jener Eisenbahnstrecke, die von Gulag-Häftlingen im eisigen russischen Winter gebaut wurde.

Bis minus 46 Grad, mussten wir raus, sagt Anita Wille. Als 17-Jährige wurde sie zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Horst Schüler und Lothar Scholz schufteten im Kohleschacht. In Workuta überlebten nur die Jungen. Immer noch leben die Kinder und Enkel der ehemaligen Häftlinge in der Stadt am Eismeer, denn auch wer aus der Lagerhaft entlassen wurde, musste zur ewigen Verbannung in Workuta bleiben.

Sendetermin: Mo., 16.2.2004, 20.15 Uhr

Quelle: NDR Fernsehen

Archiv des chinesischen Außenministeriums geöffnet

Das chinesische Außenministerium hat sein Archiv der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, so eine Meldung auf der offiziösen Website China.org.cn. Bereits am 16. Januar wurde im Archiv eine Ausleihe und ein Lesesaal eröffnet. Wie die Abteilungsleiterin des Archivs, Zhang Sulin, mitteilte, habe die Öffentlichkeit positiv auf die Öffnung des Archivs reagiert.

Erstens biete sie Interessierten und Experten die Möglichkeit zur Forschung. Zweitens könne die Bevölkerung nun die Geschichte des Landes deutlicher nachvollziehen. Und drittens beseitige die Öffnung Vorstellungen von geheimen Archiven und schaffe neue Voraussetzungen zur Durchsetzung des Rechts der Gesellschaft auf Information, glaubt Wu Feng von der chinesischen Hochschule für Außenpolitik, einer der ersten Nutzer.

Der Beschluss zur Öffnung des Archivs durch das Außenministerium wurde gemäß den Bestimmungen des chinesischen Archivgesetzes und nach eingehender Begutachtung der Archivmaterialien gefällt, so Zhang. Die Archivmaterialien seien für chinesische Bürger und Organisationen, Landsleute aus Hong Kong, Macao und Taiwan, Chinesen aus dem Ausland, Chinesen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sowie ausländische Einzelpersonen und Organisationen zugänglich.

In den ersten 4 Tagen nach der Öffnung hätten sich nahezu 30 Menschen zur Nutzung der Archivmaterialien angemeldet. Wie der chinesische Außenminister Li Zhaoxing sagt, soll der Beschluss zur Archivöffnung sowohl den Interessen des Landes als auch der Bevölkerung dienen. Meldungen zufolge können Besucher des Archivs zunächst die rund 5.000 Archivmaterialien des Außenministeriums aus den Jahren 1949 bis 1955 einsehen. Diese Materialien dokumentieren den Aufbau und den Entwicklungsprozess der chinesischen Beziehungen nach Außen in den ersten Jahren nach der Staatsgründung. Rund 30 Prozent der gesamten Archivmaterialien aus dieser Periode können eingesehen werden.

Quelle: China.org.cn, 11.2.2004

Helgolands bewegte Geschichte

Auf diesen „Luxus“ konnte Barbara Thiel nicht verzichten. Eine Woche stöberte die Filmemacherin im Pinneberger Kreisarchiv, wälzte original Akten und kämpfte sich durch Zeitungsartikel. Der Insel Helgoland hat sich die 44-Jährige aus ganz unterschiedlichen Richtungen genähert. Gespräche mit Zeitzeugen – darunter der ehemalige Bürgermeister Henry P. Rickmers – mehrere Aufenthalte auf Deutschlands einziger Hochseeinsel und das Sichten von historischen Fotos und Filmaufnahmen. Das alles ist eingeflossen in ihren Film „Helgoland – 1807 bis 1967“. Entstanden ist eine einzigartige Filmchronik, die in bewegenden Bildern die bewegte Geschichte Helgolands nachzeichnet.

Auch die Trümmerräumung nach dem Zweiten Weltkrieg und die harte Zeit des Wiederaufbaus hat die Bremerin nicht ausgespart. Bei Günther Winkler, dem ehemaligen Baudirektor in der Pinneberger Kreisverwaltung, liefen zwischen 1952 und 1967 die logistischen Fäden dieses einzigartigen Projekts zusammen. Thiel hatte ihn in der Kreisstadt besucht und ließ Winkler über seine Erfahrungen beim beispiellosen Aufbau einer ganzen Gemeinde berichten. Dass das Eiland seit 1932 zum Kreis Pinneberg gehört, hat die Filmemacherin erst durch ihre Recherchen erfahren.

Ihr 60-minütiger Dokumentarfilm über Helgoland ist gleichzeitig ein kritischer Blick auf die deutsche Geschichte, allerdings immer unter dem Blickwinkel der „Lex Helgoland“. „Unter deutscher Herrschaft mussten die Bewohner und die Insel viel erdulden“, sagt Thiel. Das Bollwerk zur See, das Kaiser Wilhelm der II. 1890 postulierte, war der Beginn einer gigantischen militärischen Aufrüstung, die während der NS-Zeit ihren Höhepunkt fand. Zweimal war Adolf Hitler persönlich auf dem Eiland, das die Engländer nach der Besetzung noch bis 1952 als Bombenübungsziel für die Royal Airforce nutzten. Der Kampf um Helgolands Freiheit wurde auch vom Pinneberger Büro aus gelenkt. Appelle gingen an die UNO und sogar an den Papst.

1962 wurde die Insel offiziell als Nordseeheilbad anerkannt. Der Tourismus wurde wieder zum Rückgrat der Gemeinde. Die Idee eines Seebades ging bereits auf die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Mit der Helgoländer Vogelwarte und dem Meeresbiologischen Institut richtet Thiel ihren scharfen Blick auch auf die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt. Dabei darf der typische Hummerfang nicht fehlen. Helgoland, dass ist für die Filmemacherin „ein Ort, weit weg von dieser Welt, mit einem einzigartigen Erholungswert“.

Info:
Am Mittwoch, 18. Februar, stellt die Autorin ihren Film in der Pinneberger Landdrostei vor. Die Vorführung, die um 18.30 Uhr beginnt, ist kostenlos.

Die VHS-Videokassette kostet 25 Euro. Sie soll demnächst in den Buchhandlungen erhältlich sein.

Quelle: Pinneberger Tageblatt, 10.2.2004