10 Jahre Haus der Geschichte in Darmstadt

Das Haus der Geschichte in Darmstadt ist eine Geschichte des Erfolges. „Natürlich finden es viele Leute schade, dass hier nicht mehr Theater gespielt wird“, sagt Friedrich Battenberg, Leiter des Hessischen Staatsarchivs, „aber wenn sie dann erfahren, wie viele kulturelle Veranstaltungen sie hier besuchen können, hellen sich die Gesichter meist wieder auf.“

Täglich nutzen zahlreiche Besucher den Lesesaal und studieren Urkunden. Ihr Interesse ist wissenschaftlich, heimatkundlich oder familiengeschichtlich. „Innerhalb von zehn Jahren haben wir uns von Mikrofilmen vollständig auf eine Datenbank umgestellt“, erklärt Battenberg weiter. Auf der Internetseite des Instituts kann jeder im Hessischen Archiv-Dokumentations- und Informationssystem (HADIS) nach Schriftstücken suchen.

Seit 1725 befand sich das „Geheime Staatsarchiv“ im ehemaligen Residenzschloss. Als Eckart G. Franz 1971 die Leitung des nunmehr „Hessischen Staatsarchivs“ übernahm, war geplant, das ehemalige Hoftheater bis auf den Portikus abzureißen und für das Archiv einen Neubau an der Hofmeierei hinter der Rosenhöhe zu bauen.

Mit Helmut Böhme von der Technischen Universität entwickelte Franz ein Konzept, den Mollerbau zu erhalten, und 1980 wurde tatsächlich mit der Restaurierung begonnen. Heute befinden sich hier über 25 Kilometer Archivregale und jährlich kommen 180 Meter hinzu. 35 Mitarbeiter und viele ehrenamtliche Helfer ordnen die Akten aus landgräflicher und großherzöglicher Vergangenheit bis in die republikanische Gegenwart.

„Im Haus der Geschichte finden Sie heute das größte Landesarchiv der Bundesrepublik“, sagt Dr. Thomas Lux, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Hier befinden sich das Hessische Staatsarchiv, das Hessische Wirtschaftsarchiv, das Darmstädter Stadtarchiv und das Archiv der Technischen Universität.

„Jedes Jahr gehen über viertausend schriftliche Anfragen ein, die mittlerweile zum großen Teil per E-Mail kommen.“ Die meisten Besucher seien froh, dass sich die Räume nach wie vor mitten in der Stadt befinden, berichtet Lux weiter. Er ist dabei, die Ausstellung „Vom Hoftheater zum Haus der Geschichte“ zu vervollständigen, die sowohl im Internet als auch im Foyer zu sehen ist.

Im Februar 1994 hatte die damalige Ministerin Evelies Mayer das Haus eröffnet. Sie wird auch zum zehnjährigen Jubiläum am 29. Februar sprechen – neben Friedrich Battenberg und dem Staatssekretär Joachim Felix Leonhard vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Info:
Der Festakt „Zehn Jahre Haus der Geschichte“ findet am 29. Februar um elf Uhr statt. Die Plätze sind begrenzt. Interessenten sollten sich deshalb unter folgender Telefon-Nummer melden: 06151-165900 oder per E-Mail: poststelle@stad.hessen.de

Kontakt:
Staatsarchiv Darmstadt
Karolinenplatz 3
D-64289 Darmstadt
Telefon: 06151/165900
Telefax: 06151/165901
e-mail: poststelle@stad.hessen.de

Quelle: Echo Online, 19.2.2004

Zehn Jahre Ernst Barlach Stiftung

Der Bildhauer, Grafiker und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) lebte und arbeitete von 1910 bis zu seinem Tod in Güstrow. Danach verblieb der umfangreiche Nachlass des deutschen Expressionisten im Atelierhaus am Heidberg und war in der Folgezeit den Wechselfällen der jüngeren deutschen Geschichte unterworfen. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands gründete sich im Jahr 1994 die Ernst Barlach Stiftung, die die Hinterlassenschaft des Künstlers von dessen Erben erwarb. Damit konnte die Stiftung den größten zusammenhängenden Werkbestand Barlachs – rund 300 Plastiken, mehr als 1.000 Zeichnungen und Grafiken und ein Großteil seiner Manuskripte – der Öffentlichkeit zugänglich machen und wissenschaftlich auswerten.

Zum 10jährigen Jubiläum präsentiert die Stiftung nun eine Reihe von Sonderausstellungen. Den Anfang machte am vergangenen Sonntag die Schau „Im Anfang war das Wort…“. Sie erhellt die bisher nur in Umrissen bekannte Beziehung zwischen Barlach und dem Maler und Grafiker Hans Ralfs (1883-1945), dessen Holzschnittzyklus „Evangelium Johannis“ von 1925/26 bei Forschungsarbeiten im Archiv der Stiftung entdeckt wurde. Es ist das einzig bekannte Exemplar der Folge, die 31 großformatige schwarzweiße Holzschnitte umfasst. Vom 4. Juli zeigt die Stiftung die Erwerbungen der vergangenen zehn Jahre, darunter Plastiken, Zeichnungen, Druckgrafik, Autografen und Handschriften, und beschäftigt sich vom 7. November an unter dem Titel „Bauen für Barlach“ mit den baulichen Entwicklungen ihrer Häuser.

Info:
Geöffnet ist die Ausstellung „Am Anfang war das Wort…“ bis zum 1. Mai täglich außer montags von 11 bis 16 Uhr, und anschließend bis zum 2. Mai täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt beträgt 4 Euro, ermäßigt 3 Euro.

Kontakt:
Ernst Barlach Stiftung Güstrow
Heidberg 15
D-18273 Güstrow
Telefon: +49 (0)3843 – 822 99
Telefon: +49 (0)3843 – 824 87

Quelle: Kunstmarkt.com, 18.2.2004

Stadtarchiv Beeskow öffnet seine Türen

Zum Tag der offenen Tür wird am 21. Februar in das Stadtarchiv in der Kupferschmiede ein Beeskow eingeladen. Es besteht die Möglichkeit, sich einen Überblick über den Medienstand zu verschaffen, Recherchen zu ausgewählten Themen durchzuführen, Ausstellungen anzuschauen oder sich von den Ansprechpartnern Auskünfte einzuholen. Gern genutzt werden vor allem die Tageszeitungen, die bis zum Jahr 1837 zurückgehen.

„An diesem Tag bieten wir als zusätzliches Angebot kopierte Zeitungen als Geschenk zu bestimmten Anlässen an“, lädt Leiterin Ines Pöschke ein. „Besonders würden wir uns freuen, wenn Bürger Materialien der Heimatgeschichte, die sie noch zu Hause haben, mitbringen.“

Höhepunkte bilden die Vorträge von Hans-Jürgen Richter zu „Ergebnissen aus der Arbeit im Stadtarchiv“ bereits am 20. Februar um 19 Uhr und einen Tag später ab 16 Uhr mit Kurt Zahn zu „Die Biberstein. Herren von Beeskow und Storkow. Fluch oder Segen?“

Die Bibliothek ist 21. März bis 15 Uhr offen. 

Kontakt:
Stadtbibliothek / Stadtarchiv Beeskow
Mauerstraße 28
15848 Beeskow
 
Quelle: Märkische Oderzeitung, 18.2.2004

Keramische Werke-Archiv wieder in Hermsdorf

Das Archiv der Keramischen Werke Hermsdorf ist wieder in Hermsdorf, ausgenommen der Lohn-, Gehalts- und Personalunterlagen. Vor wenigen Tagen war das letzte Material aus dem Zentralarchiv der Jenoptik in die Holzlandstadt geholt worden (Bericht). In einem ehemaligen Kindergarten und teilweise im städtischen Bauhof lagern jetzt insgesamt 600 Kartons in Palettenabmaß. Sie seien zunächst vorsortiert worden, da sie lediglich mit Nummern versehen waren, berichtet Bürgermeister Gerd Pillau. Im Großteil der Kisten befindet sich das historische Archiv. Hinzu kommen kartonweise Fotoarchiv, die Patentsammlung, Material des Finanzwesens, das Verwaltungsarchiv und Konstruktionsunterlagen.

Im Amtsblatt war die Bildung einer Arbeitsgruppe angekündigt worden, die sich näher mit den Unterlagen beschäftigen soll. Dafür hatte man Interessenten gesucht. Neben dem Verein für Regional- und Technikgeschichte, der AGO und dem Hermsdorfer Institut für Technische Keramik (HITK) hätten sich sechs Privatpersonen gemeldet, die sich auch mit den Keramischen Werken auskennen. Mit ihnen gehe man nun an die Detailsichtung, sagt Pillau. Dabei sei auszuwählen, was ins Stadtarchiv komme, was der Verein für Regional- und Technikgeschichte übernehmen werde und was aussortiert werden solle. Das HITK wolle sich insbesondere um die Patentsammlung kümmern.

Am 8. Februar 1996 seien 592 laufende Meter Ordner an das Zentralarchiv der Jenoptik übergeben worden, erinnert der Bürgermeister. Dies sei im Zuge der Privatisierung der Tridelta geschehen. Archivierungsvorschriften hätten die damalige Übergabe vor allem der Personal- und Finanzunterlagen an den Rechtsnachfolger Jenoptik gefordert, erklärt Pillau.

Die Stadt wolle in Vorbereitung auf die 750-Jahr-Feier 2006 seine Geschichte damit auch die Industrieentwicklung in einer Chronik dokumentieren. Deshalb habe man um die Rückgabe des Archivs gebeten. So sei ein Vertrag mit der Jenoptik, deren Archivverwaltung und der Stadt abgeschlossen worden, schildert der Bürgermeister. Erste Unterlagen, darunter als ältestes Material Fotos aus den 20er Jahren und Sinterprotokolle, seien im November und Dezember des vergangenen Jahres transportiert worden.

Kontakt:
Stadtarchiv Hermsdorf
Eisenbergerstr. 56
07629 Hermsdorf
Tel.: (036601) 2701
Fax: (036601) 2703

Quelle: OTZ Stadtroda, 18.2.2004

Zentralarchiv der deutschen Fastnacht

Rechtzeitig zu den närrischen Tagen lohnt sich sicherlich einmal ein Blick zur ernsthaften Seite des bunten Treibens. Das am 1. (sic!) November 1984 eröffnete Zentralarchiv der deutschen Fastnacht hat seinen Sitz in Kitzingen und ist hier in dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Marktturm untergebracht:

Das Zentrale Fastnachtsarchiv in Kitzingen ist eine Einrichtung des Bundes Deutscher Karneval e.V. (BDK), der Dachorganisation von rd. 4.000 Karnevalsgesellschaften, Fastnachtszünften und Faschingsgilden in der Bundesrepublik Deutschland. Es hat die Aufgabe, alle schriftlichen, bildhaften und gegenständlichen Unterlagen und Zeugnisse über fastnachtliche Aktivitäten im deutschsprachigen Raum zu sammeln, zu sichten, zu ordnen, karteimäßig zu erfassen und zu verwahren.

Dem Zentralarchiv angegliedert ist eine Dokumentationszentrale für fasnächtliches Brauchtum in Europa, eine vom BDK im Auftrage der europäischen Nationalverbände unterhaltene Einrichtung.

Die Bestände beider Archive sind in elf Sammlungsgruppen geordnet:

  1. In der Fachbücherei werden buchmäßige Schriften und Verlagsproduktionen über fastnachtliche Braucherscheinungen zusammengetragen.
  2. In der Fachschriftensammlung sind kleinere Veröffentlichungen aus Presse, Fachliteratur und Untersuchungsvorhaben erfaßt.
  3. Im Festschriftenbestand werden alle erreichbaren Veröffentlichungen über örtliche fastnachtliche Traditionen zusammengefaßt.
  4. Im Zeitungsarchiv sind Presseberichte über bedeutsame Fastnachtsvorgänge abgelegt.
  5. In der Bilddokumentation werden Bilddarstellungen aller Art aufbewahrt.
  6. In der Plakatsammlung sind werbemäßige Drucksachen fastnachtlicher Veranstaltungsträger zusammengefaßt.
  7. Im Sachfundus werden fastnachtliche Requisiten und Produkte gegenständlicher Art gelagert, wie Plaketten, Mützen, Kostüme, Zeremoniengegenstände und dergleichen mehr.
  8. Im Musikarchiv sind Notenunterlagen und Tondokumente der Fastnacht verwahrt.
  9. Im Medienmagazin werden Filme, Tonaufnahmen und Videoaufzeichnungen gesammelt.
  10. Die Verbandsunterlagen umfassen die registraturmäßigen Ablagen aus der Arbeit der Verbände, Vereine und freien Brauchtumsträger.
  11. Im historischen Archiv werden alle Originaldokumente des Zentralarchives zusammengeführt, die aus der Zeit vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stammen. 

Älter noch als das Zentralarchiv ist das Museum des Bundes Deutscher Karneval. Es wurde 1963 begründet und 1966 eröffnet. Sein Sitz ist ebenfalls in Kitzingen.

Kontakt:
Zentralarchiv der Deutschen Fastnacht
Postfach 10
97302 Kitzingen
Geschäftsstelle: Marktstraße 32
Telefon 0 93 21 / 2 33 55
eMail: info@karnevaldeutschland.de

Stadtarchiv Waltershausen noch nicht ganz fertig

Nur knapp eine halbe Stunde brauchten am Montagabend die Waltershäuser Stadträte, um die Punkte auf der Tagesordnung abzuarbeiten. Wie hoch die Gesamtkosten für die Einrichtung des Stadtarchivs Waltershausen auf Schloss Tenneberg sind, wollte die SPD-Fraktion des Waltershäuser Stadtrates in der sich anschließenden Fragestunde wissen. Offensichtlich gab es dazu widersprüchliche Angaben.

Die Stadt hatte ihre bis dato im Kreisarchiv Gotha gelagerte Akten Ende vorigen Jahres zurückgenommen, nicht zuletzt um die Aufbewahrungskosten in Zukunft zu sparen. Die Gesamtkosten der Umbauarbeiten in den Archivräumen auf Schloss Tenneberg belaufen sich auf 45.000 Euro. Teilweise wurden die beiden ans Archiv angrenzenden Räume, um die das Heimatmuseum erweitert werden soll, mit einbezogen (Installation von Heizkörpern, Aufarbeitung der Fenster usw.), so die Auskunft des Bauamtes.

Drei städtische Handwerker hatten die Abbruch-, Trockenbau-, Putz- und Malerarbeiten übernommen; die Schlosser-, Zimmerer-, Estrich-, Tischlerarbeiten wurden ebenso von Fachfirmen aus der Region ausgeführt wie die Strecke Heizung/Sanitär, Elektro und der Einbau der Brandmeldeanlage. Die Kosten der Ausstattung des Archivs selbst mit Rollregalen belaufen sich auf 11.200 Euro.

Vereinzelte Haarrisse, die im Oberputz aufgetreten sind, werden nach dem Winterhalbjahr überarbeitet. Die restlichen Leistungen zur Fertigstellung des Archives werden in den nächsten sechs Wochen erbracht, bekamen die Abgeordneten zur Auskunft.

Kontakt:
Stadtverwaltung Waltershausen
Markt 1
99880 Waltershausen
Tel. (0 36 22) 6 30-0
Fax (0 36 22) 90 25 55
stadtinfo@stadt-waltershausen.de

Kreisarchiv Gotha
Landratsamt
18.-März-Straße 50
99867 Gotha
Tel. (0 36 21) 2 14-1 52

Quelle: Thüringer Allgemeine, 17.2.2004, TLZ Gotha, 17.2.2004

AKW-Archiv in Zürich

Die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich hat ein Archiv zur Geschichte der zivilen Nutzung der Kernenergie in der Schweiz eröffnet (s. ETH-Bericht). Eine einzigartige Sammlung von Akten – von der Atom-Euphorie bis zum AKW-Moratorium – wird damit öffentlich zugänglich (Datenbank Online).

Ermöglicht haben das Archiv die ETH Zürich, das Paul-Scherrer-Institut, die Schweizer Kernkraftindustrie und Private, wie die ETH mitteilte. Das Archiv belegt die Atomgeschichte der Schweiz mit 214 Laufmetern Briefen, Aktennotizen, Protokollen und Berichten sowie Plänen, Fotografien, Filmdokumenten, Mikrofichen und selbst Röntgenbildern von Schweissnähten.

Die Phase ab Mitte des 20. Jahrhunderts, als in der Schweiz wie auf der ganzen Welt die Atom-Euphorie einsetzte, sei geschichtsträchtig, heisst es in der Pressemitteilung. Nach dem Bau von ersten Atomkraftwerken griff bald auch Skepsis um sich, die in ebenso erbitterten wie vielgestaltigen Widerstand mündete und zu einem Imageverlust führte. Kaiseraugst wurde zum Synonym des Umdenkens.

Von der Kaiseraugst AG, die das AKW Kaiseraugst bauen wollte, stammt auch der umfangreichste Bestand des Archivs. Gemäss ETH-Professor David Gugerli ist es zum Verständnis von erfolgreichen und gescheiterten Innovationsprozessen nötig zu wissen, was in den Köpfen der Beteiligten vorgegangen ist, welche Probleme sie sahen, auf welche Zukunft sie sich einstellten und was ihnen ganz einfach und selbstverständlich erschien.

Kontakt:
ETH-Bibliothek
Archiv der ETH Zürich
ETH Zentrum
Rämistrasse 101
CH-8092 Zürich
Tel. +41 (01) 632 21 82
Fax +41 (01) 632 14 39
Email archiv@library.ethz.ch

Quelle: News.ch, 17.2.2004

Heimatforscher nehmen „Pompernal“ unter die Lupe

Vor gut drei Jahren war der Fund des „Pompernal“ Anlass zum Jubel für Direktor Dr. Gerold Bönnen und seine Mitarbeiter des Stadtarchivs Worms, aber auch für Kommunalpolitiker und Heimatforscher der Riedgemeinden Lampertheim, Hofheim und Nordheim. Das „Pompernal“, das älteste Salbuch der Kellereien Stein und Worms, galt jahrelang als verschollen und war durch Zufall bei einer Neubearbeitung des Stadtarchivs wieder aufgetaucht.

Von wesentlicher Bedeutung war, dass die „verschnörkelte“ Schrift einwandfrei erkennbar und mit viel Geduld auch für Laien lesbar war. Es handelte sich um eine 1570 vollzogene Abschrift des Salbuches von 1490, des Einkünfteverzeichnisses des Landesherrn, in diesem Falle des Wormser Bischofs Johann von Dalberg. Dieses diente dessen Finanzverwaltung zur Ermittlung der ihm zustehenden Einkünfte aus der Kellerei Stein mit den Orten Nordheim, Hofheim sowie Lampertheim und der Kellerei Worms.

Alle Beteiligten zeigten an der Aufarbeitung des Buches großes Interesse, erwarteten sie neben der Ermittlung der Abgaben auch Auskünfte über Rechtsverhältnisse, Familien- und Flurnamen, zur Währung anhand von Vergleichstabellen mit Münzwerten. Nach einem oberflächlichen Einblick trauten sich die Heimatforscher die Aufarbeitung des Buches zu.

Das freute Dr. Bönnen, und er skizzierte den möglichen Ablauf des Verfahrens. Danach sollte das „Pompernal“ im Stadtarchiv verfilmt und das Material den Heimatforschern zur Bearbeitung zur Verfügung gestellt werden. Nach dem Eintreffen der verfilmten Seiten übergab der Erste Vorsitzende des Vereins für Heimatgeschichte Nordheim, Günter Mössinger, beim ersten Archivabend des Vereins Material zur Bearbeitung an jene Personen, die sich zur Mitarbeit an dem Projekt bereit erklärten hatten.

Für diese begann eine mühselige und zeitraubende Phase der Transkption. Ein Riesenpensum absolvierte Hans Heim bei der Bearbeitung ehemaliger und noch existierender Flurnamen in den Gemarkungen Hofheim, Worms, Hamm und Ibersheim. Nun trafen sich bei Direktor Dr. Bönnen der Stadtarchivar von Lampertheim, Hubert Simon, die Heimatforscher Hans Heim (Hofheim) sowie Günter Mössinger, Alfred Emig und Alexander Dinges vom VfH Nordheim, um gemeinsam die Maxime für die Weiterarbeit am „Pompernal“ festzulegen.

Dr. Bönnen lobte die von den Heimatforschern bisher geleistete Vorarbeit, informierte, dass das zurückgereichte Material von Mitarbeitern des Stadtarchivs gesichtet und auf Disketten genommen worden sei. Diese sollten nun wieder in die Heimatvereine zurückgehen und dort ausgedruckt werden, um die Manuskripte von Mitarbeitern „aus Rohtexten zu Diamanten“ zu schleifen. Dazu müssten Schreibweisen, Schriftformen abgeklärt und wissenschaftliche Konditionen beachtet werden. Eine Riesenarbeit stehe den Mitarbeitern vor Ort bevor, die jedoch im Sinne der Heimatgeschichtsforschung lohne. Das „Pompernal“ soll vor dem Jahresende 2004 gedruckt als Beiheft zum „Wormsgau“ veröffentlicht werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Telefon: 0 62 41/8 53-47 00
Telefax: 0 62 41/8 53-47 10
stadtarchiv@worms.de
www.stadtarchiv-worms.de

Quelle: Lampertheimer Zeitung, 17.2.2004

Aus dem Magazin-Regal ans Licht eines Museums

Gar nicht häufig genug kann man von Wiesbadener Archiven lesen. Die lokale Presselandschaft ringt geradezu um die Berichterstattung aus dem städtischen Archivwesen, was diesem wohl nur recht sein dürfte. Vor wenigen Tagen berichtete das Tagblatt über die Bestände des Stadtarchivs, nun zieht der Kurier nach:

Wann in Wiesbaden ein Stadtmuseum stehen wird, bleibt einstweilen zwar offen. Deswegen ist es aber keineswegs zu früh für Überlegungen, wie man bei der Einrichtung des Hauses vorgehen könnte. Die Einbindung des Stadtarchivs drängt sich in diesem Zusammenhang auf. Nicht nur, weil es einige der dort lagernden Dokumente zweifellos verdient hätten, aus der Verborgenheit der Magazin-Regale ans Licht eines Ausstellungsraumes befördert zu werden: Zu je 2.000 Metern summieren sich erschlossene und noch unerschlossene Akten, Urkunden, Pläne, Plakate, Fotos und Bücher, die die letzten knapp 700 Jahre der Wiesbadener Vergangenheit illustrieren. Auch das lokalgeschichtliche und sammlungssystematische Know-how der Stadtarchiv-Mitarbeiter kann den Museumsleuten später nur nutzen. Gute Gründe für den jungen Förderverein Stadtmuseum, einen Rundgang durch das „Gedächtnis der Stadt“ zu unternehmen.

Die Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte an Sonnenberg aus dem 14. Jahrhundert ist das älteste im Stadtarchiv aufbewahrte Dokument, erklärte Archivleiterin Brigitte Streich. Exemplarisch stellte die promovierte Historikerin ihrem Publikum die gesamte Bandbreite dessen vor, was die nach vielen Umzügen heute ein wenig versteckt „Im Rad“ residierende Einrichtung beherbergt. Dazu gehören eine prachtvolle alte Handschrift, eine Speisekarte, auf der astronomische Menü-Preise die Entstehungszeit der Inflation verraten, ein Plakat von der „Interallierten Pferdesportwoche“ 1919 oder auch eine gut und gerne vier Zentimeter dicke Mappe mit den Vorgängen um Straßenbenennungen.

Im Stadtarchiv wachsen Sammlungen von Karten, Plänen, Zeitungsausschnitten und Fotos. Sorgsam gehütet wird eine Kartei mit den Namen von 1.500 Zwangsarbeitern. Neben Nachlässen von Vereinen und Persönlichkeiten von zeitgeschichtlicher Bedeutung lagern im Stadtarchiv viele nüchterne Aktenstapel aus der Stadtverwaltung, die gesetzlich verpflichtet ist, ihre Schriftstücke sämtlich dem Archiv zu überlassen. Den größten Ausstoß produziert das Sozialamt. Während im so genannten „guten“ Magazin ein Blick auf systematisch signierte Kisten, die unter anderem Protokolle sämtlicher Sitzungen von Magistrat und Stadtverordneten beinhalten, vorbildliche Ordnung offenbart, harrt der noch unerschlossene, unsortiert und unausgewählt, bisweilen in Umzugskartons verstaute Teil der Dokumente im „bösen“ Magazin „der Auswertung“, seufzt Streich im Gedanken an die chronische Personalknappheit in ihrem Haus.

Mindestens ebenso schmerzlich leidet die Arbeit der Stadtarchivare auch unter stellenweise großen Lücken in den Beständen. Weil historisches Bewusstsein sich nur langsam entwickelte, wurde der Besitz früher nicht eben sorgfältig gepflegt, diente bisweilen sogar als Heizmaterial und wurde buchstäblich verfeuert. Löcher rissen zudem Brände und die Vernichtung von Akten nach 1945 durch die Amerikaner.

Unterdessen treibt Streichs Kollege Thomas Weichel die Verwirklichung seiner Vision eines digitalen Multi-Media-Archivs voran, das um vieles benutzerfreundlicher wäre und nicht nur Museumsleuten, Wissenschaftlern, sondern auch Normalbürgern schnellere Antwort auf ihre Fragen liefern könnte. Grundsätzlich darf jeder die Dienste des Stadtarchivs nutzen, der berechtigtes Interesse nachweisen kann, solange die Bestimmungen des Datenschutzes nicht verletzt werden. Einige Filmschnipsel, darunter jene der von einer Wiesbadener Firma produzierten „Mainzelmännchen“, sind bereits erfasst. Auch den Spielmann-Atlas zur Wiesbadener Stadtentwicklung gibt es Dank Weichels Engagement komplett in digitalisierter Form.

Kontakt:
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 20
65197 Wiesbaden
Telefon:  0611 / 31-3329, 31-3747, 31-5429 
Fax:  0611 / 31-3977 
E-Mail:  stadtarchiv@wiesbaden.de

Quelle: Wiesbadener Kurier, 17.2.2004

Das Ende der DDR und die Archive

Die Referate einer Tagung zum „Ende der DDR“ sind in einem Sammelband veröffentlicht, den Dagmar Unverhau herausgegeben hat. Sie ist bei der Birthler-Behörde beschäftigt und leitet dort die Abteilung „Archivwissenschaftliche Aufarbeitung“. Die Tagung, die vom 27. bis 29. November 2002 in Berlin stattfand, wurde von der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (BStU) veranstaltet.

Beitragen möchte man zur „Vergangenheitsvergegenwärtigung“ und zur „Sicherung einer Zukunft der Vergangenheit“. Im Mittelpunkt stehe hierbei die Annäherung an die archivalischen Grundlagen der DDR-Forschung wie auch der Erinnerungspolitik. Die Autoren schreiben in 28 Texten zu vier Themenkreisen: die Überlieferung der DDR-Staatspartei SED und ihrer Machtinstrumente, besondere Probleme archivischer Vergangenheitsvergegenwärtigung, Formen der Erinnerung und wissenschaftliche DDR-Forschung. Die Dokumentation einer Podiumsdiskussion schließt den Band ab.

Info:
Dagmar Unverhau (Hg.): Hatte „Janus“ eine Chance? Das Ende der DDR und die Sicherung einer Zukunft der Vergangenheit. LIT Verlag, Münster 2003. 448 S., 19,90 €.

Quelle: Die Berliner Literaturkritik, 16.02.04