Gerade zu dieser Jahreszeit schwelgt mancher wohl gern in Erinnerungen an die schönste Zeit des Jahres: den Sommer. Natascha, Timo und Max aus der 2b der Grundschule Glehn sind stolz darauf, auch einen Beitrag zur Ausstellung „Sommer, Sonne, Sonnenschein“ geleistet zu haben. Die Klassengemeinschaft zeigt Urlaubsbilder, Aufsätze und Souvenirs, die an die schönste Zeit des Jahres erinnern.
Melina war in den Ferien in Bayern. „Ich habe eine Fahne mitgebracht, sie ist hier ausgestellt“, erklärt die Achtjährige. Der siebenjährige Moritz hat ein Bild von den Ferien am Meer gemalt. „Meine Muschel wurde von den Wellen ans Land gespült“ – ist darauf zu lesen. Jetzt, da Wände und Räume des Stadtarchivs Korschenbroich unzählige Urlaubserinnerungen schmücken, ist die Frage von Lisa Melißen „Wie macht man mit fast Nichts eine Ausstellung?“ kaum zu verstehen.
Aber die Diplom-Sozialwissenschaftlerin, die gemeinsam mit Professor Dieter Oelschlägel das Lehrforschungsprojekt der Universität Duisburg-Essen betreut hat, erinnert sich gut an die Startschwierigkeiten. „Ein Jahr intensivste Arbeit liegt hinter uns und es hat sich gelohnt“, ließ sie anlässlich der Ausstellungseröffnung wissen.
Allerdings betont sie auch, dass es ohne die große Unterstützung seitens der Lehrerinnen und Kinder der Gemeinschaftsgrundschule Glehn sowie der Zeitzeugen und Leihgeber aus Korschenbroich nicht möglich gewesen wäre, die Besucher auf diese Erinnerungsreise zu schicken. Michaele Messmann, Stadtarchivarin, ist von dem Ergebnis der Zusammenarbeit überzeugt: „Es ist gelungen, einen Bogen in die Vergangenheit zu schlagen“, und sie ist sicher, auch in Zukunft Veranstaltungen zum Thema „Geschichte vor Ort“ anbieten zu können.
Zufrieden zeigten sich auch Nadine Höhner, Vanessa Kühn, Ulrike Diecker, Maren Tuitje, Yvette Tempel, Tanja te Heesen und Wiebke Neumann, Studentinnen des Fachbereichs Sozialwissenschaften des Campus Duisburg. Ihnen ist es gelungen, aus den Erinnerungsstücken eine in zwei Teile gegliederte Ausstellung zu gestalten. Zum einen werden Fotos, Mitbringsel, Bilder und Berichte von Klassenfahrten und Sommeraktivitäten gezeigt, erstellt von den Kindern der Klassen 2b und 4c der Glehner Schule.
Das Thema „Mobilität früher – heute“ wird im zweiten Teil durch Leihgaben Korschenbroicher Bürgerinnen und Bürger anschaulich vervollständigt. Unter anderem sind an einer Litfaß-Säule Pressenotizen aus den 50er und 60er Jahren zu sehen. Hier wird an die Sturmflut in Hamburg 1962 erinnert, an die Fußball-Weltmeisterschaft 1954, einen Deutschland-Auftritt der Beatles im Jahr 1964 und anhand eines Wahlplakates an Konrad Adenauer.
Bowlepicker, eine Schwimmhilfe aus Kork und ein Zelt nebst Kochgeschirr erinnern, welches Freizeitvergnügung vor rund 50 Jahren im Trend lag. Mit Hilfe der Unterstützung der Sparkasse Neuss ist ein Stück Zeitgeschichte entstanden, das für mehrere Korschenbroicher Generationen gleichermaßen interessant sein dürfte.
Wer sich in Urlaubsstimmung versetzen lassen und sehen möchte, welches Bild der siebenjährige Justin unter der Überschrift „Ich war Henchen essen“ gemalt hat, kann das bis zum 2. April im Stadtarchiv tun. Öffnungszeiten und Infos gibt es unter 02161/ 613212 oder www.korschenbroich.de.
Kontakt:
Stadtarchiv Korschenbroich
Friedrich-Ebert-Str. 3
D-41352 Korschenbroich
Telefon: (02161) 613-211 / 613-212
Telefax: (02161) 613-240
stadtarchiv@korschenbroich.de
Quelle: NGZ-online, 6.2.2004
Historische Fotos über das Leben Norderstedts um 1900
Das Stadtarchiv Norderstedt ist kürzlich in einen 140 qm großen Keller auf dem Gelände der ehemaligen Stonsdorferei in Harksheide umgezogen. 146 laufende Meter Akten, Gesetzestexte und historische Amtsblätter haben dort ein neues Zuhause gefunden: „Damit stehen alle Akten und historischen Schriften der Stadt zum ersten Mal gesammelt in einem Raum. Das gibt uns eine bessere Übersicht“, sagt der Leiter des Stadtarchives, Manfred von Essen (51).
Zusammen mit zwei Kollegen und weiteren Hilfskräften ist von Essen derzeit mit dem Einordnen der Masse an Dokumenten beschäftigt. Akten, Protokolle und Schriftverkehre aus sämtlichen Amtsbereichen der Stadt. Dabei wird vieles aussortiert und manches wiederentdeckt. „Die Aufgabe des Archivars ist es, zwischen wichtig und unwichtig zu entscheiden. Dabei muss ich mich in einen Forscher hineindenken, der in 50 oder 100 Jahren etwas über Norderstedt herausfinden will und muss abwägen, was ihm dabei weiterhelfen könnte“, sagt von Essen.
Die Entwicklung und Aufgabenverteilung der Stadtverwaltung wird mit den Akten der einzelnen Behörden dokumentiert. Detailbereiche, etwa Akten über die Vergabe von Sozialhilfe über die Jahrzehnte hinweg, geben Aufschluss über die soziale Bevölkerungsstruktur und die Frage, wie die Verwaltung sich organisiert hat. Von Essen: „Die Baubehörde hat gerade angefragt: Da warten die nächsten 15 Meter Akten die ich übernehmen soll. Das Archiv ist so etwas wie der Blinddarm der Verwaltung.“
Die Archivierung ist immer ein Kampf gegen den Verfall. Die größten Feinde der Akten sind das Licht, der Staub, aber auch Büro- oder Heftklammern. „Alle Metallteile müssen wir aus den Akten feinsäuberlich entfernen. Die rosten sonst und fressen sich durch das Papier“, sagt von Essen. In licht- und luftdichten säurefreien Kartons werden die Akten abgelegt und beschriftet: „Friedrichsgabe, Abwasser, 1957-59“ steht auf einem der bereits eingeordneten Kartons.
Im November 2003 hatte der Umzug mit dem Verpacken der Unterlagen begonnen, bis Mai 2004 soll alles in den neuen Regalen stehen. Von Essen, der seit 1980 das Archiv leitet und maßgeblich aufgebaut hat: „Für die nächsten zehn Jahre ist jetzt Platz genug.“
Etwa 18.000 Fotos von Norderstedt und das Zeitungsarchiv bleiben in der Nebenstelle bei der Verbraucherzentrale in den Rathausarkaden. Nun hat Archivar Manfred von Essen 60 historische Fotos zusammengestellt, die das Leben um 1900 widerspiegeln.
„Es ist immer wieder zu hören, dass Norderstedt eine Stadt ohne Geschichte ist“, sagte Lutz Nahke (60), Manager des Herold-Centers. Mit einer Ausstellung will er das Gegenteil beweisen. Die historischen Fotos zeigen, wie es in den vier Ursprungsgemeinden Norderstedts zwischen 1900 und 1920 aussah. Die Dokumente sind im Obergeschoss des Norderstedter Einkaufszentrums zu sehen. Manfred von Essen hat kurze Texte zu den Bilden verfasst.
„Für uns ist das eine gute Möglichkeit, die Stadtgeschichte einem breiten Publikum bekannt zu machen“, sagt der Stadtarchivar. Zwar sei eine Auswahl der Fotos auch im Stadtmuseum am Friedrichsgaber Weg und immer mal wieder in einzelnen Ausstellungen zu sehen. Doch die Besucherzahlen des Herold-Centers lägen deutlich höher.
Bei der Auswahl der Fotos hat von Essen darauf geachtet, dass die vier Vorläufer Norderstedts – Garstedt, Glashütte, Harksheide und Friedrichsgabe – etwa gleich stark vertreten sind. Prägend für die Zeit vor rund 100 Jahren war das bäuerliche Leben. Die Landwirte hatten es allerdings nicht leicht. Der Sandboden der Harksheide war mager und wenig fruchtbar. Etwas mehr gaben die Böden in Garstedt her. Die Gemeinde war lange die wirtschaftlich stärkste unter den vier Ursprungsgemeinden.
Ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor war der Torfabbau. Viele Menschen verdienten ihr Geld mit dem Torfstechen in den Moorgebieten. Sie zogen die Torfstücke auf einem hochrädrigen Karren, dem so genannten Steertpogg, nach Hamburg. „Gerade für die unteren Schichten war der Torfabbau lebensnotwendig“, sagt von Essen. Mit dem Aufkommen von Kohle und Öl sank die Bedeutung des Torfs als Brennstoff in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Je mehr Menschen in den Orten lebten, desto stärker entwickelte sich die staatliche Infrastruktur. Die Landbriefträger legten jeden Tag 40 Kilometer zurück, fast die Strecke eines Marathonlaufes. 1902 startete der Wachtmannsche Pferdeomnibus, der zwischen Eppendorf und Ochsenzoll pendelte. Der berittene Gendarm Friedrich Jahn, der 1890 seinen Dienst aufnahm, war der erste Polizist im heutigen Norderstedt.
Zweites Standbein der Ausstellung im Herold-Center sind die historischen Fotoapparate des Norderstedter Sammlers Ernst Treimer (69). Der ehemalige Architektur- und Werbefotograf zeigt 170 Kameras aus seiner Sammlung. Das älteste Exponat stammt von 1860.
Die Ausstellung „Fotohistorie aus Norderstedt“ ist noch bis zum 14. Februar im Herold-Center zu sehen. Anschließend erhält das Stadtmuseum die Fotos, die das Center reproduziert und vergrößert hat, als Geschenk. „Wir hoffen zudem, dass die Präsentation Bürger dazu bewegt, alte Fotos oder Dokumente dem Stadtarchiv zu überlassen“, sagt von Essen.
Kontakt:
Stadtmuseum Norderstedt
Friedrichsgaber Weg 290
22846 Norderstedt
(beim Feuerwehrmuseum)
Dr. Manfred von Essen
Tel. 040 / 30 98 27 49
FAX: 040 / 94 36 53 44
Quelle: Hamburger Abendblatt, von 16.1. und 6.2.2004
Das Gedächtnis des Kantons Appenzell
Sowohl bei der Denkmalpflege, bei der Kantonsbibliothek wie beim Staatsarchiv mangelt es keineswegs an Arbeit. Es geht dabei um Auseinandersetzung mit der hiesigen Geschichte und um Dienstleistungen für die Öffentlichkeit. Zum fünften Mal gaben die drei Institutionen des Schweizer Kantons Appenzell einen gemeinsamen Jahresbericht heraus, der einen interessanten Einblick in ihre Tätigkeit ermöglicht. Neben den unerlässlichen Statistiken zur Dokumentation der Arbeit wird auf einzelne Aspekte der vielfältigen Aufgabenstellungen ausführlicher eingegangen.
Bei der Denkmalpflege unter der Leitung von Fredy Altherr fällt im Berichtsjahr 2002 (Download als pdf) die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Bauberatungen und Unterstützungsbeiträgen auf. Statt wie im Vorjahr 27 bewilligte Beiträge waren es deren 50. Trotzdem ist die Summe der gesetzlich zugesicherten Beiträge mit gut 300.000 Franken aus der kantonalen Denkmalpflege (mit Gemeinde- und Bundesbeiträgen sind es insgesamt gegen eine Mio. Franken) nicht sehr stark angestiegen, was mit dem Fehlen von aufwendigen Grossprojekten zusammenhängt.
Denkmalpfleger Fredy Altherr interpretiert die Zunahme in wirtschaftlich eher schwierigen Zeiten als «Zeichen einer gut funktionierenden Bewilligungspraxis für Massnahmen an geschützten Bauten und Objekten». Bauwillige würden vermehrt auf die erforderliche Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege aufmerksam gemacht. Die fachliche Erfassung und sachkundige Betreuung von denkmalrelevanten Bauvorhaben wirke sich auf verschiedenen Ebenen positiv aus. Allen voran nennt der Denkmalpfleger die Sicherung der Bausubstanz und damit der Lebensqualität in den geschützten Ortsbildern und Kulturobjekten. Die Attraktivität des Kantons als Ausflugs- und Ferienziel verdiene die Anstrengungen ebenso wie das einheimische Gewerbe, das nur mit anspruchsvollen Sanierungsaufträgen sein traditionelles Wissen und Können erhalten könne.
Kantonsbibliothekar Matthias Weishaupt weist in seiner Berichterstattung auf die Betreuung zahlreicher Nachlässe hin und beklagt, dass meist eine systematische Erschliessung mit den zur Verfügung stehenden personellen Ressourcen immer wieder zurückgestellt werden müsse. Auch das Problem der Stellvertretung und Entlastung des Kantonsbibliothekars mit einer 80-Prozent-Anstellung bleibe ungelöst. Als neue Dienstleistung hat sich die Ausleihe von digitalisierten Bilddokumenten etabliert.
Auch im Staatsarchiv erfolgte der erste Schritt ins digitale Zeitalter mit der Einführung einer leistungsfähigen Datenbank. Den Bezug neuer Magazin- und Büroräume in Bankgebäude am Obstmarkt bezeichnet Staatsarchivar Peter Witschi als «Quantensprung». Kantonsbibliothek wie Staatsarchiv wissen auch um die Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit und haben zahlreiche Aktivitäten entwickelt.
Kontakt:
Kulturdirektion
des Kantons Appenzell A.Rh.
Sekretariat
Herr Michael Urech
Regierungsgebäude
9102 Herisau
Tel: 071 353 68 21
Fax: 071 353 64 97
ed@ed.ar.ch
Quelle: Tagblatt (Appenzeller Zeitung), 6.2.2004
Bewegte Sammlung auf der Insel Hombroich
Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit macht Dr. Volker Kahmen jetzt Führungen durch sein Kunst- und Literaturinstitut im Rosa Haus auf der Insel Hombroich. „Mein höchstes Gut war und ist, frei zu bleiben.“ Deswegen nur kurzeitige Bindungen an Arbeitgeber, an Verlage oder Kunstsammler, die sich von ihm gerne beraten ließen, aber seinen Lohn nicht in Mark und Pfennig, sondern in Bildern, Büchern oder Handschriften leisteten.
Bilder von René Magritte und Bruno Goller, Arbeiten von Gotthard Graubner, Erstausgaben von Goethe-Werken, Handschriften von Kafka, Lessing oder Rimbaud, Fotoarbeiten des Ehepaars Bernd und Hilla Becher und von Gisèle Freund, Radierungen, die höchstens noch ein zweites Mal auf der Welt existieren, Zeichnungen von Alberto Giacometti, ein umfangreiches Konvolut zum Schaffen von Else Lasker-Schüler – in Jahrzehnten hat der Literatur- und Kunstwissenschaftler Dr. Volker Kahmen ein Archiv herangebildet, dass selbst Leiter renommierter Institute und Archive staunen lässt.
Den größten Teil seines Bestandes hat er in eine Stiftung eingebracht, die ihren Platz im Rosa Haus auf der Insel Hombroich hat. Seit gut zwei Jahren richtet Kahmen das 1816 gebaute Haus als Kunst- und Literaturarchiv ein, „und ich werde wohl noch zehn weitere Jahre brauchen“, sagt er lächelnd. Nicht weil seine Arbeit etwa stockend voran ginge, sondern weil das Haus genauso wie seine Sammlung ständig in Bewegung bleiben soll.
Für Kahmen liegt die Funktion des Instituts nicht darin, in Vitrinen zu zeigen, was er besitzt, sondern er will für die „Augen der Besucher sichtbar machen, was in meinen Kopf steckt“. Und das sind vor allem Beziehungen. Zwischen Buchtiteln und Zeiterscheinungen, zwischen Schriftstellern und Bildenden Künstlern, zwischen Gemeinsamkeiten und Gegensätzen; zwischen Orten und Ereignissen.
Konkret sieht das es dann so aus, dass eine Giacometti-Zeichnung des Schriftstellers Arthur Rimbaud zu einer Erstausgabe von dessen „Trunkenem Schiff“ und weiter zu Guiseppe Ungaretti und dessen Übersetzern Paul Celan und Ingeborg Bachmann führt – und den Betrachter schließlich bei einer Handschrift von Martin Heidegger landen lässt, die Celan gewidmet ist, und dessen Arbeit wiederum das Thema von Ingeborg Bachmanns Promotion war … „Ich habe das Gespür dafür, weil ich darin lebe“, sagt Kahmen fast ein wenig hilflos – und kein anderer Satz könnte seine Verbundenheit mit der Sammlung besser ausdrücken als dieser.
„Das Sammeln ist einfach ganz tief in mir verwurzelt“, sagt er nachdenklich. Nicht, weil er etwas besitzen wollte, sondern weil ihn die Neugier trieb, der Sinn für Besonderes. Und sein „gutes Auge“, das er wohl schon als junger Kunst- und Literaturwissenschaftler gehabt haben muss, denn wenn er damals noch unbekannten, heute berühmten Künstlern die Kataloge formulierte, sucht er sich etwas von deren Werken aus. „Ich habe nie Geld genommen“, betont er und weiß dabei auch ganz genau, wie wichtig für ihn und seine Sammlung die vielen guten persönlichen Beziehungen zu Künstlern waren und sind.
Doch bei aller Begeisterung für seine Arbeit (die sich in jeder Minute seiner Führung ausdrückt) – Kahmen sieht sich eher als einen nüchternen Sammler. „Vielleicht liegt es daran, dass meine Eltern Naturwissenschaftler waren, und man von mir als Kind auch glaubte, ich werde einmal einer“, sagt er lächelnd. Immerhin hat der kleine Volker Bernstein, Mineralien und Versteinerungen gesammelt – und auch aufbewahrt, so dass jetzt einige Stücke daraus jetzt Goethes literarisch-naturwissenschaftlichen Ausflüge wunderbar ergänzen.
Die Vitrinen dafür hat ihm ein guter Freund gebaut, wie überhaupt die Renovierung des Rosa Haus ausschließlich mit Hilfe seines Freundeskreises bewältigt wurde, wobei sehr viel Wert auf Sorgfalt und Detailarbeit gelegt wurde. So respekt- und liebevoll, wie Kahmen mit seiner eigenen Sammlung umgeht, hat er sich auch dem Rosa Haus genähert; seine Schön- und Eigenarten behutsam hervorgekehrt und damit Gebäude und Inhalt zu einer harmonischen Einheit verbunden. Wer das neue Kunst- und Literaturinstitut betritt, findet sich wohl geborgen in einem Gesamtkunstwerk.
Führungen jeweils freitags nachmittags um 14 Uhr (maximal mit acht Personen) und nach Absprache (02182/2094)
Kontakt:
Stiftung Insel Hombroich
»Kunst parallel zur Natur«
41472 Neuss-Holzheim
Telefon (02182) 2094
eMail stiftung@inselhombroich.de
Quelle: Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 6.2.2004
Diskussion über Zukunft des Tübinger Stadtmuseums
Das Tübinger Stadtmuseum hat in seiner relativ kurzen Geschichte bereits eine beachtliche Serie von „Pleiten, Pech und Pannen“ hinter sich. Der negative Höhepunkt war in jüngster Vergangenheit die Diebstahl-Serie eines Mitarbeiters, die darauf folgende Entlassung der Museumsleiterin und der umstrittene Entschluss der Oberbürgermeisterin, einige der gestohlenen Grafiken nicht zurückzufordern, sondern stattdessen Geld zu nehmen. Doch auch das Konzept des Stadtmuseums selbst steht mittlerweile in der Diskussion. So liegen inzwischen gleich sechs Modelle auf dem Tisch, die dem Museum wieder in die Gänge helfen sollen.
Das TAGBLATT ließ auf einem Podium folgende verschiedene Experten zu Wort kommen:
- Brigitte Russ-Scherer, Oberbürgermeisterin von Tübingen
- Gottfried Korff, Kulturwissenschaftler und Ausstellungsmacher
- Martin Beutelspacher, ehemalige Stadtmuseums-Mitarbeiter und Leiter des Mindener Stadtmuseums
- Kirsten Fast, Chefin des Landesmuseumsverbandes und Leiterin des Stadtmuseums Esslingen
- Hans Otto Binder, Vorsitzender des Museums-Freundeskreises
Sechs Modelle für die Zukunft des Museums stehen zur Debatte:
Modell 1 – Kulturamt: 4 Wechselaustellungen im Jahr, davon 2 stadtgeschichtliche Zusammenarbeit mit der Universität und dem KünstlerbundAusbau des museumspädagogischen Programms, Ausbau des Museumsshops. Sparfaktor: 2 Wechselaustellungen weniger als bisher, Vermietung von Räumen, Einsparung von 2,5 Stellen auf 5,5 Stellen, Kürzungen der Leiterstellen auf ¾ und ½ Sekräteriatsstelle.
Modell 2 – Stadtarchiv: 1-2 stadtgeschichtliche Ausstellungen im Jahr, 2-3 Ausstellungen durch Kooperation. Sparfaktor: 3,5 Stellen weniger, also Personal auf 4,5 Stellen und wissenschaftliche Stellen um mindestens 1 BAT zurückgestuft, 110 000 Euro Einsparung im Jahr.
Modell 3 – Stiftung: Etwa 100 000 Euro Stiftungskapital aus dem Verkauf gestohlener Gegenstände, aus Versicherungssumme und Rückzahlungen des Diebes, Verkauf weiterer Sammlungsgegenstände, Umfang der Ausstellungstätigkeit offen und in Eigenverantwortung der Stiftung. Sparfaktor: keine BAT-Verträge, befristete Arbeitsverhältnisse.
Modell 4 – Managed by Kunsthalle: Zunächst befristeter Management-Vertrag mit der Kunsthalle, 1 stadtgeschichtliche Ausstellung pro Jahr, enge Kooperation mit dem Stadtarchiv, außerdem Kooperationsausstellungen, darunter auch Kunstausstellungen gemeinsam mit Galerien, Einrichtung eines Touristenbüros im Haus. Sparfaktor: Reduktion der Stellen um 3,25 auf 4,75, darunter ½ Leiterstelle, 1 Stelle für Sammlung und Inventarisierung, 100 000 Euro Personaleinsparung.
Modell 5 – Kooperation mit Reutlingen: Noch nicht präzisiert. Sparfaktor: Einkauf der Leitungsfunktion, Synergieeffekte.
Modell 6 – Stadthaus: Multifunktionales Forum, das Raum für Ausstellungen, Messen, Märkte, Workshops, Empfänge, Feste bietet. Kooperation mit Uni, Stadtarchiv, Verein der Freunde etc. Trägerschaft offen. Schaufenster aktueller wissenschaftlicher und lokaler Innovationen, Öffnung des unteren Geschosses durch größere Fenster, Stadthaus-Shop mit Infos über Tübinger Projekte und Initiativen, erweiterte Öffnungszeiten, Bildung eines Stadthausbeirates. Sparfaktor: 4 Stellen (eine Leitungsstelle, eine halbe wissenschaftliche Mitarbeiterstelle plus Kassen- und Aufsichtspersonal).
Die Modelle und andere Vorschläge und Meinungen zur Zukunft des Tübinger Stadtmuseums können aber auch online diskutiert werden: Diskutieren Sie online mit!
Kontakt:
Stadtmuseum Tübingen
72070 Tübingen
Kornhausstraße 10
Tel.: 07071/2041-711 u. 945460
Fax: 07071/945489
stadtmuseum@tuebingen.de
www.tuebingen.de
Quelle: Tagblatt, 5.2.2004
56. Westfälischer Archivtag am 16./17. März in Brakel
Der Westfälische Archivtag gehört zu den bedeutendsten regionalen Archivveranstaltungen in der Bundesrepublik. Der Archivtag ist an einem übergreifenden Rahmenthema ausgerichtet, das sowohl im historischen Kontext wie auch im Hinblick auf archivfachliche Detailaspekte behandelt wird. Die Teilnehmerzahlen bewegen sich zwischen etwa 150 und 200 Personen.
Das Rahmenthema des diesjährigen 56. Westfälischen Archivtages lautet:
„Verwahren, Erhalten, Nutzbarmachen – 15 Jahre Archivgesetz in Nordrhein-Westfalen“.
Programm:
16. März 2004
Eröffnung und Grußworte
Eröffnungsvortrag
PD Dr. phil. habil. Barbara Stambolis (Universität Paderborn): Des Krummstabs langer Schatten. Das Hochstift Paderborn als Geschichts- und Gedächtnislandschaft
1. Arbeitssitzung:
15 Jahre Archivgesetz NW – Bilanz und Perspektiven
Einführung und Moderation: Prof. Dr. Norbert Reimann (Westfälisches Archivamt, Münster)
- Prof. Dr. Janbernd Oebbecke (Kommunalwissenschaftliches Institut der Universität Münster):
Archivbenutzung in verändertem rechtlichen Umfeld - Dr. Alexander Dix (Landesbeauftragter für den Datenschutz und für das Recht auf Akteneinsicht in Brandenburg):
Gleiche Transparenz in Verwaltung und Archiven - Manfred Müller (Stadt Lichtenau):
Das Archivgesetz aus Sicht eines Bürgermeisters einer kleinen Kommune
Arbeitsgruppen:
Archivpraxis unter den Bedingungen der Archivgesetzgebung
- Verwaltungsinterne Öffentlichkeitsarbeit als archivisches Arbeitsfeld
(Moderation: Hans-Jürgen Höötmann, Westfälisches Archivamt, Münster) - Kooperation mit Schulen (Moderation: Dr. Susanne Freund, Institut für
vergleichende Städtegeschichte, Münster / Dieter Klose, Staatsarchiv Detmold) - Stadtmarketing und Archive (Moderation: Michael Gosmann, Stadtarchiv Arnsberg)
- Sammlungstätigkeit von Archiven (Moderation: Dr. Gunnar Teske, Westfälisches Archivamt, Münster)
Mittwoch, 17. März 2004
2. Arbeitssitzung: e-Government und Archive
Moderation: Dr. Mechthild Black-Veltrup (Staatsarchiv Münster)
- Dr. Lutz Gollan (Städte- und Gemeindebund NRW, Düsseldorf):
Gemeinschaftsprojekt e-Government NRW – Effizienz durch Kooperation - Dr. Gudrun Klee-Kruse (Nottuln):
Die digitale Signatur - Susanne Harke-Schmidt (Stadtarchiv Kerpen),
Martina Zech M.A. (Stadtarchiv Wesseling):
Einführung digitaler Archivierungssysteme – Mitwirkung der Archive - Andreas Kratz M.A. (DISOS GmbH, Berlin):
e-business in der Wirtschaft am Beispiel von Kreditakten
Aktuelle Stunde
Moderation: Prof. Dr. Norbert Reimann (Westfälisches Archivamt, Münster)
Sachstandsberichte zu aktuellen Fragen, u. a.:
– Katastrophenschutz, Notfallmaßnahmen
– Rechtsstreit um ein Kirchenbuch
Kontakt/Anmeldung:
Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Westfälisches Archivamt
Jahnstr. 26
48147 Münster
Tel. 0251 591-5779
Fax 0251 591-269
E-Mail: s.heil@lwl.org
Homepage: www.westfaelisches-archivamt.de
Kreisarchivarin mit der Liebe zur Insel
Zum 40. Todestag am 6. Februar 2004 erinnert die Ostsee-Zeitung an die Bergener Bürgerin, Studienrätin und Kreisarchivarin Magdalene Hänsel. Sie wurde am 26. Mai 1889 in Bergen (Rügen) als Tochter eines Rechtsanwalts und Notars geboren. Von Ostern 1895 bis Herbst 1903 besuchte Hänsel eine Privatmädchenschule in Bergen. 1903 bis 1905 war sie auf der Höheren Töchterschule in Altenburg/Thüringen. Danach besuchte sie von 1906 bis 1908 das Lehrerseminar in Stettin-Friedenshof und legte 1909 in Greifswald die Lehrerinnenprüfung ab. An den Universitäten Jena, München und Greifswald studierte sie von 1912 bis 1916 die Fächer Geschichte, Deutsch und Englisch und bestand 1917 in Greifswald ihre Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen.
In den 20er Jahren war Frl. Hänsel Lehrerin an der Höheren Mädchenschule in Bergen, wurde Studienassessorin und ab 1930 Lehrerin am hiesigen Gymnasium. Ihr großes Interesse und ihre Liebe galt der Geschichte ihrer rügenschen Heimat, der sie sich in ihrer Freizeit und ihren Studien widmete, was sich in zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichungen widerspiegelte. Die historische Kommission zu Pommern stufte Magdalene Hänsel 1936 als eine besondere Kennerin der Geschichte Bergens ein. Sie befasste sich insbesondere mit der Erforschung und Erfassung alter Rügener Flurnamen und arbeitete dabei eng mit Prof. Dr. Haas zusammen.
Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin war Magdalene Hänsel Kreisarchivarin im Stadtarchiv Bergen. In den „Monatsblättern“ der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde beschreibt Frl. Hänsel das Stadtarchiv Bergen. Sie erläutert, dass dieses Archiv leider über die Anfänge der Stadtgeschichte keine Auskunft geben kann, da die große Feuersbrunst 1690 alle Akten vernichtete. Noch vorhandenes Schriftgut ließ Bürgermeister Jendrich in einem Repertorium ordnen (1724-1740). Fräulein Hänsel schreibt, dass in der Folgezeit vieles durch Unachtsamkeit verloren ging. Das Stadtarchiv gibt aber über die Entwicklung der Stadt, die Verfassung, über Besitz, Rechtstitel, Stadtbild, Handwerk und Zünfte und die Bewohner Auskunft, bewahrt Stadtpläne auf (sogenannte Urbarien von 1787/88 vom Kirchenprovisor Huldberg und 1853 vom Regierungsfeldmesser Amtsberg), Einwohnerververzeichnisse seit 1767, Chronik der Stadt Bergen von Rektor Droysen und vieles mehr. Fräulein Hänsel schreibt in ihrem Beitrag, dass gerade in Pommern, wo die Quellen spärlich fließen, ein Überblick über die vorhandenen Bestände besonders wichtig ist. Diese Bestände zu sichten, ordnen und zu bewahren war Magdalene Hänsels besonderes Verdienst.
Quelle: Ostsee-Zeitung, 5.2.2004
Geplanter Umzug des Stadtarchivs Lübbecke scheitert erneut
„Ich will die Sanierung der Hauptschule, aber das Stadtarchiv will ich hier nicht“. Burghard Grote, Grünen-Politiker, machte seinem Ärger im Ausschuss für Schule, Kultur, Jugend und Sport Luft. Die Opposition unterstütze Grotes Ansicht, also wurde die Unterbringung des Lübbecker Stadtarchivs abermals vertagt.
Damit scheiterte der geplante Archivumzug aus dem Alten Rathaus in die Schule nun bereits zum fünften Mal. „Die SPD hat der Verwaltung den Auftrag gegeben, nach Alternativen zu diesem Standort zu suchen“, verkündete der SPD-Fraktionsvorsitzende Arnold Oevermann. Geschehen sei aber bislang nichts, also könne auch kein ein Beschluss gefasst werden.
Der Beschlussvorschlag beinhaltete, dass die Verwaltung beauftragt wird, mit der Schule ein Raumkonzept zu erstellen, das gleichzeitig eine Lösung für die Unterbringung des Archivs darstellen sollte. Außerdem sollte die Verwaltung ein Sanierungskonzept, das bis zum Jahr 2007 abgeschlossen sein sollte, für das Schulgebäude erarbeiten.
Drei mögliche Standorte innerhalb der Schule am Wiehenweg zieht die Verwaltung in Betracht. Ziel dieser Konzepte sei es, so wenig wie möglich in den Schulalltag einzugreifen, hob der Fachbereichsleiter Schule, Horst Heidrath, hervor.
Alle denkbaren Varianten wurden auch errechnet, zudem ein Vergleich zwischen Umbaumaßnahmen in der Schule sowie Anmietung im Telekomgebäude kalkuliert. Demnach würde die Stadt für den Bau in der Schule bei einer Nutzungsdauer von 20 Jahren 400.000 Euro investieren, bei gleicher Mietdauer müsste sie im Telekomgebäude knapp 800.000 Euro für die Miete bezahlen.
Auf Antrag der SPD wurde der Beschlussvorschlag abgelehnt und vertagt. Die CDU stellte sich dagegen hinter den Vorschlag der Verwaltung. Da die Schule in dieses Konzept miteingebunden werde, sei der Vorschlag annehmbar, meinte Uwe Kröger, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender.
Kontakt:
Stadtarchiv Lübbecke
Am Markt 3 (Altes Rathaus)
D-32312 Lübbecke
Telefon: 05741-298257
Telefax: 05741-90561
info@luebbecke.de
Quelle: NW Lübbecke, 5.2.2004
ARMA offline
Die Homepage der „Association of Records Managers and Administrators“ (ARMA) ist seit einiger Zeit nicht zu erreichen. Daher soll kurz darauf hingewiesen werden, was ARMA eigentlich darstellt. ARMA ist eine internationale informationswissenschaftliche Vereinigung aus Nordamerika mit über 10.000 Mitgliedern. Diese kommen aus dem Archivwesen verwandten Berufssparten, sind zumeist sog. „records manager“. ARMA kooperiert insofern u.a. mit Bibliothekaren und Archivaren. Neben dem derzeit im Netz nicht zu erreichenden Dachverband (www.arma.org) besteht die ARMA aus diversen Regionalgruppen („Chapter“), die sich v.a. über den nordamerikanischen Kontinent verteilen und teilweise eine jahrzehntelange Verbandstradition aufweisen.
Als nicht-kommerzieller Berufsfachverband des Informationsmanagements beschäftigt sich ARMA vor allem mit Fragen der Schaffung, des Gebrauchs, der Vermittlung und der Aufbewahrung von „Informationen“ und ihren Medien. Es geht dabei um Aufbewahrungsfristen und -modalitäten, um Fragen der Handhabung und Bewertung, sowie um die Problematik der Datenmigration („we are involved in optical imaging, document management, magnetic media, and micrographics“).
Die Gewährleistung der authentischen und zeitnahen Informationsvermittlung gemäß der gesetzlichen Bestimmungen hat sich die ARMA auf ihre Fahnen geschrieben, sich dafür einem Kodex fachlicher Grundsätze („Code of Professional Responsibility“) unterworfen.
Code of Professional Responsibility
„Preamble
Information and records management is that field within the information profession responsible for managing the creation, use, maintenance, and disposition of records generated in the normal functioning of all types of organizations.
The Association of Records Managers and Administrators (ARMA International) is a not-for-profit organization representing professionals in the field of information and records management. Its primary purpose is the advancement of records and information management through education and professional development.
Purposes of the Code
This code is intended to increase the awareness of ethical issues among information and records management practitioners and to guide them in reflection, decision making, and action in two broad areas of ethical concern: society and the profession.
The Social Principles
Because of their responsibilities to society, information and records managers:
- Support the free flow and oppose censorship of publicly available information as a necessary condition for an informed and educated society.
- Support the creation, maintenance, and use of accurate information and support the development of information management systems which place the highest priority on accuracy and integrity.
- Condemn and resist the unethical or immoral use or concealment of information.
- Affirm that the collection, maintenance, distribution, and use of information about individuals is a privilege in trust: the right to privacy of all individuals must be both promoted and upheld.
- Support compliance with statutory and regulatory laws related to recorded information
The Professional Principles
Because of their responsibilities to their employers or clients as well as to their profession, information and records managers:
- Pursue appropriate educational requirements for professional practice, including a program of ongoing education and certification.
- Accurately represent their education, competencies, certifications, and experience to superiors, clients, co-workers and colleagues in the profession.
- Serve the client or employer at the highest level of professional competence.
- Recognize illegal or unethical situations and inform the client or employer of possible adverse implications.
- Avoid personal interest or improper gain at the expense of clients, employers, or co-workers.
- Maintain the confidentiality of privileged information.
- Enrich the profession by sharing knowledge and experience; encourage public discussion of the profession's values, services, and skills.
- Are actively committed to recruiting individuals to the profession on the basis of competence and educational qualifications without discrimination.“
Die folgende Linkliste gibt einen ausschnitthaften Überblick über Kooperationspartner der ARMA:
- Academy of Certified Archivists www.certifiedarchivists.org
- AIIM International www.aiim.org
- American Library Association www.ala.org
- American National Standards Institute www.ansi.org
- Business Forms Management Association www.bfma.org
- Contingency Planning & Management www.contingencyplanning.com
- Library and Information Technology Association www.lita.org
- NARA, US National Archives & Records Administration www.archives.gov
- Professional Records & Information Services Management www.prismintl.org
- Society For Information Management www.simnet.org
- The Computing Technology Industry www.comptia.org
- The International Facility Management Association www.ifma.org
- The Society of American Archivists www.archivists.org
Protokolle der „Krieger-Kameradschaft 1873“ im STA Giengen
Der gewonnene Krieg von 1870/71 hatte für die Zeitgenossen eine zentrale Bedeutung. Durch die Gründung des Deutschen Kaiserreiches in Folge des Zusammenschlusses der kleindeutschen Staaten war ein alter Traum in Erfüllung gegangen. Der militärische Sieg über den „Erbfeind“ Frankreich und der Aufstieg zu einer europäischen Großmacht schuf in ganz Deutschland ein ausgeprägtes nationales Bewusstsein. Nach den gemeinsamen Entbehrungen im Felde und den militärischen Erfolgen schlossen sich ehemalige Kriegsteilnehmer in den ersten Friedensjahren auf örtlicher Ebene zu zahlreichen Veteranen- und Kriegervereinen zusammen.
In Giengen riefen 1872 die so genannten Ausmarschierten der Kriege von 1866 und 1870/71 ins Gasthaus zum Schlüssel zur Gründung eines Veteranenvereins auf. Zu den Mitgliedern zählten allerdings auch einige Altveteranen aus den napoleonischen Kriegen 1813/15. Von ihnen waren 1877 noch drei am Leben. Die feierliche und öffentlichkeitswirksame Fahnenweihe fand 1873 statt. Die Ausrichtung patriotischer Feiern wie der Sedan-Tag oder des Königs Geburtstag hatte sich der Verein zu einer seiner Aufgaben gemacht. In der Bevölkerung fanden sie großen Anklang.
Ein zweiter Zusammenschluss ehemaliger Kriegsteilnehmer zum so genannten Kriegerverein wurde im Jahr 1881 von 41 Kriegsteilnehmern in der Gaststätte zum „Bad“ ins Leben gerufen. Ihm schlossen sich 1924 die elf noch lebenden Mitglieder des sich auflösenden Veteranenvereins an. Sie fanden dort als Ehrenmitglieder Aufnahme. In der Folgezeit trug die neue Vereinigung den Namen „Veteranen- und Krieger-Verein“. Er hatte sich, ähnlich wie die „Vorgänger“, mit finanzieller Unterstützung der Stadt die Pflege der Kameradschaft sowie Hilfe für Mitglieder und deren Angehörigen im Krankheits-, Not- und Sterbefall zum Ziel gesetzt. Mit Familienausflügen, Weihnachtsfeiern, Waldfesten, Gedenkfeiern und anderen Veranstaltungen trat er an die Öffentlichkeit. Nach dem Ersten Weltkrieg wuchsen dem Verein neue Mitglieder zu. Im Jahre 1931 umfasste er immerhin noch 290 Personen bei rund 3.600 Einwohnern der Stadt.
In Folge der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 fielen die Vereine der Gleichschaltung zum Opfer. Der Krieger- und Veteranen-Verein wurde in „Kriegerkameradschaft 1873 im Kyffhäuserbund“ umbenannt und als Mitglied in den „Württembergischen Kriegerbund“ aufgenommen, der in der Organisation des NS-Reichskriegerbundes eingebunden war. Nur wenig ist von den Aktivitäten dieses Vereins in den Dokumenten des Stadtarchivs überliefert.
Umso höheren Stellenwert erhält dadurch ein Protokollband, der von 1934 bis 1945 geführt wurde. Dieses Buch wurde unlängst von Helmut Heiser aus Giengen dem Stadtarchiv zur Aufbewahrung übergeben. Der Band stellt nicht nur ein für Giengen relativ seltenes Dokument aus der Zeit des Nationalsozialismus dar, sondern spiegelt auch ein Stück Stadt-, Vereins- und Gesellschaftsgeschichte aber auch den Zeitgeist wider. Damals zeichnete als Vorstand Karl Mühlberger, der das Amt von Gottlieb Schmid im Oktober 1933 übernahm. Mühlberger starb im Mai 1944. Seine Nachfolge trat der Stellvertreter, nun „Kameradschaftsführer“ Ernst Finckh an. Am Anfang unterhielt der Verein noch eine Sterbekasse und leistete Krankenunterstützung. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges beschränkten sich die Aktivitäten vorwiegend auf die Teilnahme an Kundgebungen und Beerdigungen von Veteranen oder gefallenen Soldaten. Die Eintragungen im Protokollband enden mit dem Kriegsende in Giengen im April 1945, eine Woche vor dem Einmarsch amerikanischer Truppen in Giengen.
Kontakt:
Stadtarchiv Giengen
Kirchplatz 2,
89537 Giengen an der Brenz
Stadtarchivar Dr. Alexander Usler,
Tel. 07322/4803
Quelle: HZ online, 4.2.2004