Kreisarchivar Wolfgang Burkhardt sitzt nachdenklich an seinem Schreibtisch im Dippoldiswalder Landratsamt. „Ich bin jetzt schon das 15. Jahr im kommunalen Archivwesen tätig. Dass ich kurz vor der Wende diese Richtung einschlug, war eine meiner besten Entscheidungen in beruflicher Hinsicht“, schätzt er ein.
Dazu gebracht hatte ihn sein Interesse an der Heimatgeschichte. „Wir leben in einer Region mit einer hochinteressanten Historie“, sagt er. Vieles davon gerate mit der Zeit unweigerlich in Vergessenheit. Doch das Wichtigste sollte bewahrt und für die Zukunft erhalten bleiben. Archive würden dazu einen wertvollen Beitrag leisten, und er sei froh, auf diesem Gebiet arbeiten zu dürfen.
Seine ursprüngliche Lebensplanung hätte ganz anders ausgesehen, berichtet der Archivar. Er wuchs in Freital als Sohn eines Stahlwerkers auf und erlernte den Beruf des Schlossers. Danach studierte er Maschinenbau und übte verschiedene Verwaltungstätigkeiten aus. „Nebenbei habe ich mich da schon immer mit Heimatgeschichte befasst, und das wusste man auch beim damaligen Rat des Kreises Freital“, erzählt Burkhardt. So sei ihm 1989 auch von dort aus die Frage gestellt worden, ob er nicht das Kreisarchiv übernehmen wolle. Es habe sich damals in einem erbarmungswürdigen Zustand befunden. Kurz entschlossen hätte er zugesagt, um die Einrichtung zu retten.
An der Berliner Humboldt-Universität erwarb sich Burkhardt eine Zusatzqualifizierung und im Dresdner Hauptstaatsarchiv absolvierte er einen berufsbegleitenden Lehrgang, um sich fit für seine neue Aufgabe zu machen. Als 1994 der Weißeritzkreis gebildet wurde, zog er mit seinen Unterlagen nach Dippoldiswalde und führt seitdem dort das neue Kreisarchiv.
Sein Büro in der Dr.-Friedrichs-Straße lässt den Heimatfreund erkennen. Die Wände zieren Plakate und Bilder von Wilhelmine Reichard, der ersten deutschen Ballonfahrerin aus Freital, sowie von Museen und Eisenbahnen der Umgebung. Burkhardt umgibt sich gern damit, denn so sind ihm liebe Dinge aus der Region immer nah. Doch der Kreisarchivar ist nicht nur ein Schwärmer. Der Liebe zur Heimat muss für ihn auch die Tat folgen. So hat er es als freiwillige Dienstaufgabe übernommen, halbjährlich die Treffen der Ortschronisten und Heimatforscher des Weißeritzkreises zu organisieren. „Dort befördern wir den Dialog untereinander und tauschen uns aus über neue Möglichkeiten der Heimatforschung und der Archivierung ihrer Belege.“
Aber auch privat steckt Burkhardt voller Elan. „Ich möchte kein Datum verpassen, das aus regionalhistorischer Sicht von Belang ist. Und dann überlege ich, wie es am besten den aktuellen Gegebenheiten zugeordnet werden kann“, erklärt er. Jetzt hat Wolfgang Burkhardt, der bei Insidern schon als „Heimatbesessener“ gilt, Freitals Wahrzeichen, das König-Albert-Denkmal auf dem Windberg, im Blick. Am 18. August wird es 100 Jahre alt. „Ich möchte, dass dieses Jubiläum in würdiger Form gefeiert wird“, sagt er und will die Freitaler dafür mobilisieren.
Kontakt:
Zentralamt Weißeritzkreis
Kreisarchivar Wolfgang Burkhardt
Dr.-Friedrichs-Str. 2
D-01744 Dippoldiswalde
Telefon: 03504-634 167/200
Wolfgang.Burkhardt@weisseritzkreis.com
Quelle: Sächsische Zeitung, 28.2.2004