Die Stiftung Weimarer Klassik will den Nachlass des Lyrikers Eduard Mörike (1804-1875) an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach (Link) verkaufen. Der seit 1882 in Weimar aufbewahrte Nachlass solle für zwei Millionen Euro veräußert werden, bestätigte Kunst-Staatssekretär Jürgen Aretz einen Bericht der «Thüringer Allgemeinen».
Damit will die Stiftung die Hälfte der vier Millionen Euro aufbringen, die sie zur Einigung des Landes Thüringen mit dem Herzoghaus Sachsen-Weimar und Eisenach beisteuern muss. Das Adelshaus verzichtete für 15,5 Millionen Euro auf alle Rückgabeansprüche von Kunst und Kultur, darunter auch große Teile des Goethe-und Schiller-Archivs.
Stiftungspräsident Hellmut Seemann hatte eingeräumt, dass man Mörike durchaus zum Kernbestand rechnen könne, aber nicht müsse. Die Landesregierung hatte nach dem Vergleich erklärt, dass keine für die Weimarer Sammlung wichtigen Bestände verkauft würden.
Aretz sagte auf Anfrage, die Entscheidung liege allein bei Seemann. Er habe ihm keine Weisung erteilt und sei auch nicht gefragt worden. Der Mörike-Bestand sei damals nur per Zufall nach Weimar gekommen. Mörike selbst habe nichts mit Weimar und Thüringen zu tun, sondern sei ein schwäbischer Dichter. In Marbach liege bereits der größte Teil seines Nachlasses.
Das Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv als ältestes deutsches Literaturarchiv verwahrt mehr als 130 Nachlässe von Schriftstellern, Wissenschaftlern, Komponisten, Künstlern, literarischen Verlagen und Gesellschaften. Dazu gehören die Nachlässe von Christoph Martin Wieland, Ferdinand Freiligrath, Georg Büchner, Fritz Reuter, Friedrich Nietzsche und Franz Liszt.
Quelle: dpa-Meldung, 24.2.2004; FAZ, 25.2.2004