850 Jahre Hanstedt – Jubiläum geplatzt

Das hätte ziemlich peinlich werden können: Eine Geburtstagsfeier zu feiern, ohne Geburtstag zu haben. Es hatte sich schon ein Arbeitskreis gebildet, der sich mit der Organisation von Hanstedts 850-Jahr-Feier, die in ganz großem Rahmen im nächsten Jahr stattfinden sollte, beschäftigt. Auch die Vereine in der Gemeinde sollten mitmachen. Nun hat die Gemeindeverwaltung alle Verbände und Vereine angeschrieben, dass die große Party doch nicht steigen wird. Denn die Urkunde, die Hanstedts Alter belegen soll, meint einen ganz anderen Ort, fanden Experten heraus.

Rita Kaps, stellvertretende Gemeindedirektorin, sagt: „Hellhörig waren wir eigentlich schon geworden, als im Zuge der Recherchen für Jesteburgs Chronik Historiker darauf kamen, dass in unserer Urkunde aus dem Jahr 1155 mit dem Ortsnamen Haonstede nicht unser Hanstedt gemeint sein könnte.“ Bislang war die Gemeinde nämlich genau davon ausgegangen. Die Urkunde stammt aus den Unterlagen des Bistums Verden.

In der Urkunde heißt es: „Bischof Richtbert von Verden bekennt, dass er mit Zustimmung seines Erben, des Grafen Gebhard, Sohn des Bruders von Bischof Richtbert, den Verdener Domherren auf seinem erblichen Besitz einen Herrenhof in Haonstede mit allem Zubehör zum Nutzen der Konkredation der Heiligen Maria in Verden geschenkt hat.“

Nach der letzten Versammlung der Archivare des Landkreises Harburg im November 2003, wo das Thema zur Sprache kam, nahm sich Kreisarchivar Hans-Heinrich Wolfes des Themas an und legte die Unterlagen der Gemeinde den beiden anerkannten Fachleuten Dr. Klaus Richter, dem ehemaligen Archivdirektor im Staatsarchiv Hamburg, und dem Bötersheimer Urkundenforscher Heinrich Müller vor.

Die beiden kamen zu dem Ergebnis, dass mit Haonstede, an anderer Stelle ist in diesem Zusammenhang auch die Rede von Hohnstede, nicht das Hanstedt im Landkreis Harburg gemeint sein könne, sondern ein anderes Hanstedt in der Gemarkung der Stadt Helmstedt. In der heutigen Gemeinde Hanstedt lag nie der besagte Haupthof der Verdener Bischöfe. Die Bischöfe hatten hier nie Besitztümer.

Es stellte sich bei genauerer Recherche auch heraus, dass sich eine zweite urkundliche Erwähnung nicht auf Hanstedt im Kreis Harburg bezog, sondern auf einen Ort namens Hanstedt, der allerdings im Landkreis Uelzen liegt. In diesem Zusammenhang geht es um die urkundliche Erwähnung des Hanstedter Kirchspiels im Jahre 1197. Zu dieser Zeit war Hanstedt in der Nordheide noch kein eigenständiges Kirchspiel.

Also wird es keine 850-Jahr-Feier im nächsten Jahr in der Gemeinde Hanstedt geben. Die Gemeindeverwaltung konnte noch rechtzeitig alle Aktivitäten absagen. Gefeiert werden soll aber trotzdem. Wann, das bleibt die Frage. Gemeindedirektor Hans-Heinrich Höper: „Wann nun die erste urkundliche Erwähnung unseres Ortes erfolgt ist, bleibt weiteren Nachforschungen der Fachleute vorbehalten. Die Gemeinde wird ebenfalls weiter recherchieren, um nachweisbare Daten für ein künftiges Gemeindejubiläum zu erhalten.“

Link:
http://www.hanstedt-nordheide.de/

Quelle: Hamburger Abendblatt, 25.2.2004

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