Grimmaer Personennamen

Die Müllers waren schon im 16. Jahrhundert unter Grimmas Bürgern in der Mehrzahl, und sie blieben es auch 1940. Aber Meiers – ganz gleich, in welcher Schreibweise – spielten in Grimma so gut wie keine Rolle.

Der Sprachwissenschaftler Prof. Horst Naumann konnte am Sonntagnachmittag im Grimmaer Kreismuseum eine Menge an aufschlussreichen Fakten zu den Grimmaer Personennamen vermitteln, die seinem neuesten Buch zu Grunde liegen. Zum Glück hatte er die Bürgerlisten im Stadtarchiv bereits vor dem Hochwasser durchgesehen, denn die „falsche“ Tinte der Dokumente im Archiv ebenso wie im Standesamt hätte jetzt kaum noch etwas preisgegeben.

In seiner gewohnt verbindlichen Art präsentierte Prof. Naumann einige „Schmeckerchen“. Als Grimmaer Lokalpatriot pickte er zum Beispiel schon 1425 einen Hans Winkler heraus. 1630 ist eine Barbara Bergerin registriert, die Ehefrau des Amtmannes Matthias Berger. „Barbara ist doch die Mutter!“, kam sofort ein energischer Zwischenruf. Lächelnd verwies der Professor darauf, dass die Barbara damals zumindest in finanzieller Hinsicht mehr zu bieten hatte als ihr Gatte….

Auch wenn das Buch den Namen der Frauen ein eigenes Kapitel widmet, haben sie der Namenforschung offenbar weit weniger gebracht. Aber die Müllern und die Bergern, die gab es früher und gibt es immer noch. Und als es im 17. Jahrhundert Mode wurde, mehrere Vornamen zu tragen, überholten die Frauen die Männer gleich rapide.

Eigentlich hätte Prof. Naumann dieses Buch gerne in lockerer Form für die Grimmaer geschrieben, aber der Stoff ist zäh und kompliziert. Doch der Professor, der sein Sächsisch nie verleugnet, hat volles Verständnis dafür, wenn jemand seinen Namen „Pötzsch“ vielleicht nicht aussprechen konnte Der Schreiber notierte dann, was er hörte: „Beetsch“. Viele Varianten? Ein Name.

Der Sprachwissenschaftler beantwortet gern alle Fragen, nur nicht die nach der Herkunft der eigenen Familiennamen. Denn er arbeitete selbst von 1992 bis 2000 in der Familiennamenberatung der Gesellschaft für Deutsche Sprache mit und weiß, dass dort Kollegen von solchen Recherchen leben. Aber einen Tipp hat er gleich parat: Sein „Großes Buch der Familiennamen“ ist jetzt in 4. Auflage äußerst preiswert über jede Buchhandlung zu erwerben. Darin wird sich (fast) jeder wiederfinden.l Nach den „Orts- und Flurnamen der Kreise Grimma und Wurzen“ (1962) und den „Straßennamen der Stadt Grimma“ (1997) legt der bekannte Sprachwissenschaftler Horst Naumann mit den „Personennamen der Stadt Grimma/Sachsen“ (2003) nun die dritte wissenschaftliche Veröffentlichung vor, die Grimmas Geschichtsschreibung bereichert.

Quelle: Leipziger Volkszeitung, 24.2.2004

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