Die Schweizer Unternehmen unterstützen die Kultur durch Sponsoring und Mäzenatentum mit rund 320 Millionen Franken pro Jahr. Der Löwenanteil der Kulturfinanzierung geht auf das Konto der Grossunternehmen, doch sind die kleinen Betriebe hinsichtlich Beitragshöhe pro Mitarbeiter am grosszügigsten. Dies geht aus einer schriftlichen Umfrage des Schweizerischen Bundesamtes für Statistik bei 7.500 Betrieben für das Jahr 2001 hervor, die jetzt in der NZZ vorgestellt wurde und die eine Wissenslücke schließt: Während über die Kulturausgaben der öffentlichen Hand relativ viel bekannt ist, da sie jährlich ausgewiesen werden, fehlten bisher genaue und aktuelle Informationen über die Kulturfinanzierung durch private Unternehmen und Haushalte.
In der Schweiz beteiligt sich fast jedes achte Unternehmen an der Kulturfinanzierung. Besonders hoch ist der Anteil bei den Firmen mit Sitz in der Deutschschweiz (15 Prozent). Wichtigste Geldgeber in Bezug auf die Branchen sind die Banken und Versicherungen, von denen 28 Prozent Kultur finanzieren. Der Anteil der Kulturfinanzierung wächst mit zunehmender Unternehmensgrösse. So weisen die grossen Firmen den höchsten Anteil auf (28 Prozent), gefolgt von den mittelgrossen (17 Prozent) und den kleinen Unternehmen (11 Prozent).
Die meisten Beiträge bewegen sich in der Grössenordnung zwischen 1.000 und 10.000 Franken. Die grossen Unternehmen sowie die Banken und Versicherungen bezahlen bedeutend höhere Beträge (zwischen 10.000 und 100.000 Franken oder mehr). Das durchschnittliche Unternehmen, das Kulturausgaben tätigt, leistet einen Beitrag von 2.000 Franken (Median).
Wie verteilen sich die Ausgaben der Firmen auf die verschiedenen Kultursparten? Die Bühnenkunst steht mit 46 Prozent an der Spitze, gefolgt von der Erhaltung der Kultur (Museen, archäologische Stätten, Archive) (20 Prozent) und der bildenden Kunst (19 Prozent). Die Audiovision, die Literatur und die Bibliotheken erhalten dagegen nur eine sehr bescheidene Unterstützung (jeder Bereich weniger als 5 Prozent). Vier von fünf Unternehmen unterstützen die unabhängigen Kulturschaffenden (Vereine, Privatpersonen). Der an sie geleistete Beitrag macht indessen nur einen Viertel des Gesamttotals aus. Rund ein Drittel geht an die etablierten Institutionen (Theater, Museen, Bibliotheken, Konzerthäuser).
Die Kulturfinanzierung findet vor allem in Form von Sponsoring statt, dessen Ziel – gemäss Definition der Studie – in erster Linie darin besteht, die Position einer Firma auf dem Markt zu festigen. Fast drei Viertel der Unternehmen (73 Prozent) praktizieren Sponsoring, während nur 37 Prozent der Unternehmen angeben, Mäzenatentum zu betreiben (als dessen primäre Absicht laut Studie die Förderung der Kunst genannt wird). Die für die beiden Finanzierungsarten aufgewendeten Beträge relativieren jedoch die Verteilung: Das Sponsoring beansprucht die Hälfte und das Mäzenatentum ein Drittel der Gelder. Der durchschnittliche von Mäzenen aufgewendete Betrag ist also höher als der durchschnittliche Sponsorenbetrag. 44 Prozent der Unternehmen unterstützen die Kultur auch mittels nichtfinanzieller Leistungen (Know-how, Räumlichkeiten, Publikationsplattformen), wobei dies nichts mit einem Mangel an Finanzmitteln zu tun hat, im Gegenteil: Je mehr Mittel eine Firma für die Kultur aufwendet, desto stärker hat sie auch die Tendenz, nichtfinanzielle Leistungen anzubieten.
Die Unternehmen unterstützen die Kultur nach eigenen Angaben vor allem aus einem Gefühl der gesellschaftlichen Verantwortung heraus. Der Banken- und Versicherungssektor stellt eine Kategorie für sich dar: Diese Unternehmen sehen in der Unterstützung der Kultur in erster Linie ein Kommunikationsmittel, mit dem sie ihren Bekanntheitsgrad erhöhen können (Marketing). Über ein eigenes Kulturbudget sowie extra Personal für die Kulturförderung verfügen, wenig überraschend, vor allem grosse Betriebe, die beträchtliche Summen aufwenden (über 100.000 Franken). Nur 9 Prozent der Unternehmen, welche die Kultur finanziell unterstützen, machen dies in Zusammenarbeit mit einem Partner (meist einem anderen Betrieb). Am ehesten zu einer Kooperation bereit ist der Banken- und Versicherungssektor. Insgesamt haben die Unternehmen die Tendenz, ihre finanzielle Unterstützung auf eine bestimmte Kultursparte zu konzentrieren. So vergibt mehr als die Hälfte (56 Prozent) ihre Mittel an eine einzige Sparte, während lediglich 2 Prozent mindestens fünf Sparten berücksichtigen. Eine besonders interessante, weil scheinbar im Gegensatz zu anderen Tendenzen stehende Feststellung ergibt sich bei der Analyse des Verhältnisses zwischen Unterstützungsbeitrag eines Betriebs und der Zahl seiner Mitarbeiter: Während der absolut grösste Teil der Unterstützungssumme von den wenigen Grossunternehmen stammt, sind die kleinen Unternehmen mit 400 Franken pro Mitarbeitenden am grosszügigsten (Median: 330 Franken).
Info:
Yvan Cuche, Valérie Friedrich, Eric Fragnière: Kulturfinanzierung durch die Unternehmen. Erhebung über die Kulturausgaben der Unternehmen in der Schweiz im Jahr 2001. Bundesamt für Statistik, Neuenburg 2003.
Quelle: Neue Zürcher Zeitung, 24.2.2004