Die Arbeit des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar ist wegen Geldmangels gefährdet. Das Haus benötige rund 100.000 Euro an Spenden, um Projekte in diesem und dem kommenden Jahr fortführen zu können.
»Die drastischen Sparmaßnahmen im Haushalt 2004 der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen gefährden Projekte und Bestand der bedeutenden Dichternachlässe«, sagte die Leiterin der Handschriften-Abteilung, Roswitha Wollkopf, in einem Gespräch mit der dpa. Die Einrichtung in Weimar ist das älteste deutsche Literaturarchiv.
In einer Broschüre stellt das Archiv aus Geldmangel gefährdete Projekte – Internet-Präsentationen, Restaurierungen, Neuerwerbungen, Sicherheitsverfilmungen – vor. »Besonders dramatisch wirkt sich der totale Einstellungstopp auf die Internet-Vorhaben aus«, sagte die Historikerin und Archivarin. Von den derzeit drei Wissenschaftlern seien zwei in Altersteilzeit und schieden 2005 und 2006 aus, die dritte arbeite Teilzeit. »Um die Arbeit kontinuierlich fortsetzen zu können, brauchen wir schnellstens einen Nachwuchswissenschaftler.«
Der 1885 vom letzten Goethe-Enkel Walther an Großherzogin Sophie übergebene handschriftliche Nachlass seines Großvaters war die Geburtsstunde des Archivs. »Es verwahrt heute mehr als 120 Nachlässe von Schriftstellern, Wissenschaftlern, Komponisten und Künstlern sowie elf Nachlässe von literarischen Gesellschaften und Verlagen«, sagte Wollkopf. Dazu gehören die Nachlässe von Christoph Martin Wieland, Eduard Mörike, Ferdinand Freiligrath, Georg Büchner, Fritz Reuter, Friedrich Nietzsche und Franz Liszt.
Ebenso dramatisch sei die personelle Situation bei den Restauratoren. Die derzeit einzige Stelle sei nicht auf Dauer gesichert. »Bei den kostbaren Handschriften ist aber gerade eine kontinuierliche Pflege und Sicherung notwendig.« Von den etwa fünf Millionen Blättern aus dem 16. bis 20. Jahrhundert wiesen etwa 15 Prozent Schäden auf. Die Mehrzahl wie Verschmutzungen oder Risse seien leicht zu beheben.
»Ein größerer Teil der Handschriften von Goethe, Schiller oder Liszt ist jedoch durch brüchiges Papier oder Tintenfraß bedroht.« Dazu gehöre ein eigenhändiges Personenverzeichnis von Friedrich Schiller zu »Wilhelm Tell« mit Notizen zur Besetzung in einer Aufführung in Weimar, sagte die Expertin. Die Restaurierung sei mit Blick auf den 200. Todestag Schillers 2005 dringend geboten. »Das Archiv bekommt aus Deutschland, aber auch aus der Schweiz, vermehrt Anfragen zur Ausleihe von Faksimiles oder Originalen.«
Info:
Das Spendenkonto des Goethe- und Schiller-Archivs hat die Nummer 301023000, BLZ 820 510 00 bei der Sparkasse Mittelthüringen / Zahlungsgrund 99040.
Link:
Gefährdete Projekte des Goethe- und Schiller-Archivs Weimar
Kontakt:
Direktion Goethe- und Schiller-Archiv
Abteilung Erwerbung, Erschließung, Benutzung
Abteilungsleiterin
Frau Dr. Roswitha Wollkopf
roswitha.wollkopf@swkk.de
Tel. (0 36 43) 545-247
Hans-Wahl-Straße 4
99425 Weimar
Quelle: Ostthüringer Zeitung, 15.2.2004