Neue Räume und mehr Platz für Archivalien und Besucher, darüber freuen sich die Mitarbeiter des Stadtarchivs. Ein halbes Jahr nach ihrem Umzug haben sich Stadtarchivar Erich Kandler und wissenschaftlicher Mitarbeiter Professor Dr. Lutz-Dieter Behrends gut in den neuen Räumen eingelebt.
240 Meter Stellfläche umfasst die Bibliothek jetzt und fünf Arbeitsplätze für Benützer. Davon konnten die Mitarbeiter des Stadtarchivs früher nur träumen. „Wenn in den alten Räumen jemand kam, um etwas nachzuschlagen, musste er auf der anderen Seite meines Schreibtisches Platz nehmen“, erinnert sich Kandler. Mehrere Besucher hatten in den kleinen Räumen nicht Platz und ein Großteil der Bücher der heute in den Regalen der Bibliothek zugänglich ist, musste damals aus Platzgründen im Magazin gelagert werden.
Alte Lexika, Nachschlagewerke oder historische Zeitschriften und Zeitungen finden sich im Stadtarchiv – fesselnde Lektüre und wichtige Quellen für Hobby-Geschichtsforscher, Schüler, die an Facharbeiten schreiben oder Landkreisbürger, die die Chronik ihres Vereins verfassen. Vieles aus den alten Beständen stammt aus Schenkungen oder Nachlässen, für die Kandler und Behrends immer dankbar sind.
Seit 1. Oktober ist das Archiv im so genannten „Haus der Geschichte“ untergebracht. Es vereinigt die Archäologie, Heimat- und Denkmalpflege sowie das Stadtarchiv unter einem Dach und zwar gleich neben dem Neuen Rathaus in der Franz-Josef-Strauß-Straße. „Die kurzen Wege sind ein großes Plus“, findet Erich Kandler.
Mit der Heimat- und Denkmalpflege gibt es enge Berührungspunkte. Die Verwaltung bringt alte Akten zur Durchsicht in das Nachbarhaus. Kandler muss entscheiden: Lohnt es sich, sie aufzubewahren, haben sie historischen Wert? Kaum jemand weiß, dass im Archiv alte Baupläne bis 1950 lagern, alte Zeitungen wie der „Donaubote“ ab 1870 gesammelt wurden und sogar Protokolle von Stadtratssitzungen seit dem Jahr 1555 im Magazin verwahrt werden.
Der einzige Nachteil des Umzugs liegt für Kandler darin, dass sich das Magazin jetzt im Keller befindet und schwere Bände aus dem Bestand mitunter nach oben geschleppt werden müssen. Dafür braucht er das Brecheisen nicht mehr. Damit musste er früher die Rollregale zur Seite schieben, weil sie sich in den alten Boden im Stadtarchiv gegraben hatten.
In Kandlers Arbeitsraum befindet sich die Zeitungsausschnittssammlung. Das wird sorgfältig weitergeführt, wenn auch die moderne Technik ins Archiv Einzug gehalten hat. Mit einem neuen Computerprogramm werden alte Fotos und Postkarten gescannt und archiviert. „Dann brauche ich die alten Bilder nicht jedesmal in die Hand nehmen, wenn ich eins suche“, erklärt Kandler. Im Raum nebenan verfährt Archäologe Manfred Mittermeier genauso mit alten Zeitungsbänden. Sie werden abfotografiert und digitalisiert. So werden die alten Bände geschont und sind jederzeit im Computer verfügbar. Den Wegzug vom Stadtmuseum hat Kandler mit einem weinenden und einem lachenden Auge hinter sich gebracht: „Schließlich bin ich dort eingeschult worden und hatte dort meinen ersten Schultag.“ Das neue Stadtarchiv mag er dennoch nicht mehr missen.
Kontakt:
Stadtarchiv Deggendorf
Franz-Josef-Strauß-Straße 5
94469 Deggendorf
Quelle: Deggendorfer Zeitung, 13.2.2004