Experten haben erstmals eine verschlüsselte religiöse Inschrift auf einem Ring aus dem Mittelalter entziffert. Der 5,1 Gramm schwere Silberring wurde vor mehr als 100 Jahren in Paußnitz (Sachsen) gefunden. Die Zeichen des mittelalterlichen Silberstückes bedeuten in mittelhochdeutscher Schrift «NAINE MI XPS», was so viel heißt wie «Verneine mich, Christus», sagte der Münchner Anthropologe Olav Röhrer-Ertl am Mittwoch in Halle.
Er interpretierte den Satz im Sinn einer religiösen Bittformel auch als «Vernichte mich, Christus», als Ausdruck innigster religiöser Hingabe zur Erlangung des Seelenheils. Der Ring habe wahrscheinlich einem Kreuzfahrer gehört.
Die Inschrift wurde in etwa einjähriger Arbeit von Experten aus Halle und München entschlüsselt. Nach Angaben von Röhrer-Ertl gibt es insgesamt 25 bis 30 Ringe mit solchen Inschriften, die aber alle noch nicht vollständig entziffert wurden. Jedes der zwölf Felder auf der Außenseite des Ringes ist mit einem Zeichen versehen. Als Vorbild für die Mehrzahl der Buchstaben, die mittels Verfremdung und Drehung verschlüsselt wurden, diente die bis ins 9. Jahrhundert verwendete eckige Auszeichnungsschrift irischer Handschriften.
Der Ring war im Februar 1898 von dem Gutsbesitzer Emil Schreiber in Paußnitz in einem kleinen Keramikgefäß mit zusammen rund 500 Silbermünzen gefunden worden. Der gesamte Schatz datiert aus der Zeit um 1150. Lange galt der Ring in der Fachwelt als verschollen. Erst im Jahr 2001 tauchte er im Rahmen einer wissenschaftlichen Sichtung der Münzbestände im Tresor des Museums Halle wieder auf.
Quelle: dpa, 11.02.2004