Auf diesen „Luxus“ konnte Barbara Thiel nicht verzichten. Eine Woche stöberte die Filmemacherin im Pinneberger Kreisarchiv, wälzte original Akten und kämpfte sich durch Zeitungsartikel. Der Insel Helgoland hat sich die 44-Jährige aus ganz unterschiedlichen Richtungen genähert. Gespräche mit Zeitzeugen – darunter der ehemalige Bürgermeister Henry P. Rickmers – mehrere Aufenthalte auf Deutschlands einziger Hochseeinsel und das Sichten von historischen Fotos und Filmaufnahmen. Das alles ist eingeflossen in ihren Film „Helgoland – 1807 bis 1967“. Entstanden ist eine einzigartige Filmchronik, die in bewegenden Bildern die bewegte Geschichte Helgolands nachzeichnet.
Auch die Trümmerräumung nach dem Zweiten Weltkrieg und die harte Zeit des Wiederaufbaus hat die Bremerin nicht ausgespart. Bei Günther Winkler, dem ehemaligen Baudirektor in der Pinneberger Kreisverwaltung, liefen zwischen 1952 und 1967 die logistischen Fäden dieses einzigartigen Projekts zusammen. Thiel hatte ihn in der Kreisstadt besucht und ließ Winkler über seine Erfahrungen beim beispiellosen Aufbau einer ganzen Gemeinde berichten. Dass das Eiland seit 1932 zum Kreis Pinneberg gehört, hat die Filmemacherin erst durch ihre Recherchen erfahren.
Ihr 60-minütiger Dokumentarfilm über Helgoland ist gleichzeitig ein kritischer Blick auf die deutsche Geschichte, allerdings immer unter dem Blickwinkel der „Lex Helgoland“. „Unter deutscher Herrschaft mussten die Bewohner und die Insel viel erdulden“, sagt Thiel. Das Bollwerk zur See, das Kaiser Wilhelm der II. 1890 postulierte, war der Beginn einer gigantischen militärischen Aufrüstung, die während der NS-Zeit ihren Höhepunkt fand. Zweimal war Adolf Hitler persönlich auf dem Eiland, das die Engländer nach der Besetzung noch bis 1952 als Bombenübungsziel für die Royal Airforce nutzten. Der Kampf um Helgolands Freiheit wurde auch vom Pinneberger Büro aus gelenkt. Appelle gingen an die UNO und sogar an den Papst.
1962 wurde die Insel offiziell als Nordseeheilbad anerkannt. Der Tourismus wurde wieder zum Rückgrat der Gemeinde. Die Idee eines Seebades ging bereits auf die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Mit der Helgoländer Vogelwarte und dem Meeresbiologischen Institut richtet Thiel ihren scharfen Blick auch auf die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt. Dabei darf der typische Hummerfang nicht fehlen. Helgoland, dass ist für die Filmemacherin „ein Ort, weit weg von dieser Welt, mit einem einzigartigen Erholungswert“.
Info:
Am Mittwoch, 18. Februar, stellt die Autorin ihren Film in der Pinneberger Landdrostei vor. Die Vorführung, die um 18.30 Uhr beginnt, ist kostenlos.
Die VHS-Videokassette kostet 25 Euro. Sie soll demnächst in den Buchhandlungen erhältlich sein.
Quelle: Pinneberger Tageblatt, 10.2.2004