Mit dem Thema „Zwangsarbeit im Kreis Mettmann“ setzt sich die gleichnamige Broschüre auseinander, die jetzt vom Arbeitskreis der Archive im Kreis Mettmann herausgegeben worden ist. Alleine im für den Kreis zuständigen Arbeitsamtsbezirk Düsseldorf waren 1944 fast 40.000 Zwangsarbeiter beschäftigt, in der gesamten Bundesrepublik waren es bekanntlich weit über 10 Millionen. Der Einsatz von Zwangsarbeitern wurde vor allem mit Fortdauer des Krieges wichtig, weil es dadurch zu immer stärkerem Arbeitskräftemangel kam. Zunächst wurden Kriegsgefangene zum Arbeitseinsatz nach Deutschland geschickt, später dann auch Zivilisten.
Eingesetzt wurden sie zunächst in der Landwirtschaft, später dann in allen Betrieben, vor allem der Rüstungsindustrie. „Kein Betrieb konnte es sich leisten, auf Zwangsarbeiter zu verzichten“, so Wolfgang Antweiler, Leiter des Hildener Stadtarchivs. Demzufolge gibt es auch keine Stadt im Kreis, die eine „weiße Weste“ hat. Allerdings ist die Vergangenheit unterschiedlich gut dokumentiert und aufgearbeitet. Ersteres ist vor allem auf Kriegsschäden und bewusste Aktenvernichtung zurückzuführen.
Vor allem seit der gerichtlichen Klage auf Entschädigung von in den USA lebenden ehemaligen Zwangsarbeitern steht das Thema wieder auf der Tagesordnung. Im Jahr 2000 wurde ein Gesetz verabschiedet, dass die Entschädigung regeln soll. Das Geld dafür stammt aus einem Fond der deutschen Industrie. Dennoch sind bis heute nicht alle Zwangsarbeiter entschädigt worden. Aber nicht nur die zahlreichen Briefe ehemaliger Zwangsarbeiter, die eine Bestätigung für die Entschädigungszahlungen benötigen, haben die Archivare zur Erstellung der Broschüre veranlasst.
Auch immer mehr Schulen wollten sich mit dem Thema lokal befassen. Die gesetzlichen Richtlinien sehen zwar in der Oberstufe die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus vor, aber in den Schulbüchern wird Zwangsarbeit nur am Rande behandelt und ohne den lokalen Bezug. Dabei sei vor allem für Jugendliche die Beschäftigung mit der Geschichte „vor der Haustür“ wichtig, wie Joachim Pieper, Archivpädagoge des Hauptstaatsarchivs Düsseldorf und Geschichtslehrer, anmerkt, der die Erstellung der Broschüre pädagogisch begleitet hat. Auch das häufig junge Alter der Zwangsarbeiter würde dabei helfen, dass sich die Jugendlichen in deren Lage versetzen könnten.
Auf knapp über 100 Seiten bietet die Broschüre jetzt die Möglichkeit, das Thema „Zwangsarbeit“ lokal aufzubereiten. Die Broschüre ist vor allem als Unterstützung für Geschichtslehrer gedacht, deren Richtlinien auch die Archivarbeit in der Klasse 12 festschreiben. Daher werden in der Broschüre auch mögliche Aufgaben und Projektideen vorgeschlagen. Aber auch alle anderen Interessierten sind angesprochen, sich mit der Geschichte „vor der Haustür“ zu beschäftigen. Eine CD-Rom enthält weiteres Datenmaterial, zum Beispiel Fotos. Sämtliche Dateien sind im Word-Format, so dass sichergestellt sein sollte, dass die CD an jeder Schule genutzt werden kann. Im Anhang der Broschüre befinden sich die Adressen und Öffnungszeiten der einzelnen Archive, die nach vorheriger Anmeldung allen Interessierten zugänglich sind.
Die Broschüre ist im Buchhandel zum Preis von 11,90 Euro erhältlich (ISBN 3-9808326-1-9).
Kontakt:
Kreisverwaltung Mettmann
Düsseldorfer Straße 26
40822 Mettmann
Tel.: 02104-990
Fax: 02104-994444
Quelle: Westdeutsche Zeitung, 7.2.2004