Von Sarstedt hinaus in die große Welt

Im Stadtarchiv Sarstedt werden vielerlei alte und historische Dokumente aufbewahrt. Stadtheimatpfleger Werner Vahlbruch hat nun in einem Pass-Register des Amtes Ruthe gestöbert. Dabei fand er heraus, wie es in den Jahren 1844 bis 1849 um die Reisefreudigkeit der Einwohner von Sarstedt und von der Mühlenstraße bestellt war. Einige zog es für immer nach Übersee.

68 Reisedokumente wurden in diesem Zeitraum ausgestellt, berichtet Vahlbruch. Um einen Pass zu bekommen, musste der Bestimmungsort und der Reisezweck angegeben werden. Auch wer als Handwerksgeselle auf Wanderschaft gehen wollte, musste sich für seine Reise vom Amt Ruthe einen Pass ausstellen lassen.

So zog es einst den 18-jährigen Barbiergesellen nach Braunschweig, den Tischlergesellen Franz Hennies führt der Weg nur bis Hildesheim. Der Schuhmachergeselle Heinrich Paulmann ging nach Dresden, um dort eine neue Arbeitsstelle anzutreten. Orte in der näheren und weiteren Umgebung von Sarstedt, aber auch Hamburg, Bremen, Uelzen oder Düsseldorf sind zu jener Zeit die Zielorte der Sarstedter- und Mühlenstraßen-Bewohner.

Einige Sarstedter suchten aber auch den Weg in die neue Welt. Von Bremen aus ging es mit großen Passagierdampfern in Richtung Amerika, und wer nach Australien auswandern wollte, startete vom Hamburger Hafen aus. In der Zeit von 1844 bis 1849 wanderten zwanzig Personen aus. So wurde am 28. Oktober 1846 dem Bürger Heinrich Christian Pape, damals 50 Jahre alt, für seine Auswanderung nach Amerika ein Pass mit der Gültigkeit von einem Jahr ausgestellt. Ein Jahr später ließ er seine Familie, seine 47-jährige Ehefrau Marie, geborene Picker, und die fünf Kinder nachkommen. Auch den 28-jährigen Ökonom Carl Picker zog es im gleichen Jahr in die Ferne. Er schloss sich der Familie von Pape an.

Im April 1848 erteilte das Amt Ruthe der ganzen Familie des Franz Erich August Pape Pässe für die Ausreise nach Amerika. Pape, 23 Jahre alt, und seine Ehefrau Dorothea, geborene Fischöfer, die zwei Jahre alte Tochter und seine 27-jährige Schwägerin Eleonore Fischöfer, verließen Sarstedt.

Der 37-jährige Tischler Heinrich Tewes kannte bereits bei der Beantragung des Passes sein Ziel in Amerika, nämlich New Orleans. Für den Leineweber Christian Zelle aus der Mühlenstraße begann im Alter von 56 Jahren im April 1846 die große Fahrt in eine unbekannte Welt. Mit ihm wanderten seine Ehefrau Johanne, geborene Flebbe, und die zwölf und 14 Jahre alten Söhne aus.

Den Sohn des Sarstedter Arztes Dr. Zimmler, der 22 Jahre alte Carl Friedrich Theodor Zimmler, führte es sogar bis nach Australien. Nicht ganz so weit wanderte der 14-jährige alte Carl Zelle aus. Mit dem Pass Nummer 138 begann er eine Ausbildung in einer Tabakfabrik in Horsens auf Jütland in Dänemark.

Kontakt:
Stadtarchiv Sarstedt
Kirchplatz 2
31154 Sarstedt
Tel.:05066 / 63627
Fax: 05066 / 805-70

Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 2.2.2004

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