Die große Resonanz erfreute den Ortsvorsitzenden des Oberpfälzer Waldvereins, Hans Sperrer, als er auf der Mitgliederversammlung am Dienstagabend die Diplom-Archivarin Petra Vorsatz als Referentin zum Thema „Die Wittelsbacher und Weiden“ begrüßte.
Schon von 1269 bis 1290 war Weiden wittelsbacherisch gewesen und es mit einer kurzen Unterbrechung auch bis 1918 geblieben, informierte Petra Vorsatz. Von 1421 an stand Weiden unter einer staatsrechtlich ungewöhnlichen Form des Kondominiums: Es wurde sowohl von den bayerischen als auch von den pfälzischen Wittelsbachern beherrscht. Immer wieder statteten die Wittelsbacher der Stadt Besuche ab, wie auch einen von Pfalzgraf Otto von Mosbach persönlich ausgestellte Urkunde belegt.
Mit dem Regimentsbrief bekam die Stadt eine neue Ratsverfassung, die bis 1802 im Wesentlichen ihre Gültigkeit behielt. Danach waren jährlich 13 Räte zu wählen. Sie bestimmten die städtischen Bediensteten, kümmerten sich um die Liegenschaften, hatten teilweise richterliche Gewalt, und ihnen oblag die Wahl baukundiger Vertreter. 1510 verlieh Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz der Stadt ein „vermehrtes“ Wappen: Zum Weidenbaum kamen der Pfälzer Löwe und die bayerischen Rauten hinzu. Wie ein roter Faden zog sich die Entgegennahme von Geschenken und Huldigungen der Herrscher sowie befohlene Abgaben durch die Jahrhunderte. Die Stadt war dadurch zeitweise enorm belastet.
Dafür wurden ihr zwar Privilegien und Rechte zugestanden, doch waren die immer wieder bei jedem neuen Herrscher neu zu bestätigen. Durch das Kondominium konnten die Weidener manch einseitigen Erlass durch Vorsprache beim anderen Herrscher annullieren. 1542 erließ Ottheinrich die protestantische Kirchenordnung. 1585 begann Pfalzgraf Friedrich mit dem Bau der Friedrichsburg bei Vohenstrauß, nachdem seine Pläne, in Weiden Residenz zu nehmen, von den Ratsherren bei Kurfürst Ludwig VI. von der Pfalz mit Erfolg hintertrieben worden waren. Rechnungen belegen, welche Anforderungen durch die zahlreichen Besuche der Herrscher an die Stadt gestellt wurden.
Petra Vorsatz gab so manche Kostprobe aus dem Stadtarchiv, in dem alles säuberlich vermerkt ist. Aus Anlass des Regierungsjubiläums von König Max I. im Jahre 1824 beispielsweise war vor dem Unteren Tor eine Jubiläumseiche gepflanzt worden. Unter ihr steht das Denkmal von Gustav von Schlör, der aus der kleinen Ackerbürgerstadt durch den Bau der Eisenbahn die Entwicklung zur Industriestadt ermöglichte. König Maximilian II. hatte 1862 durch seine Unterschrift die Genehmigung erteilt. Die Referentin erinnerte an Josefine Weiß, die 1887 dem Prinzregenten Luitpold mit einem Blumenbukett und einem Gedicht am Bahnhof begrüßt und mit einem goldenen Armreif beschenkt wurde.
Ebenso prachtvoll empfingen die Weidener 1897 den späteren König Ludwig III. Das Jahr 1918 brachte für Bayern das Ende der Wittelsbacher Monarchie. Ludwig III. ging ins Exil und hat nie abgedankt, da er sich nicht als König von Volkes, sondern von Gottes Gnaden empfand.
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Quelle: Oberpfalznet, 29.1.2004